Kapitel 24
,,Welches Rudel war das?", fragte Kaden als wir wieder im Anwesen saßen. Ich saß auf dem Sofa neben Kaden, während Matt im Raum hoch und runter liefen. ,,Ich weiß es nicht...aber wir werden es sicher gleich erfahren", sagte er und schluckte. Wir wartete nun schon fast eine Stunde, wobei wir bei jedem Geräusch im Haus zusammen zuckten und zur Tür rennen wollten. Das war doch krank. ,,Sie sind zwei Tage zu früh", beschwerte sich Kaden und verschränkte die Arme vor der Brust, bevor er sich zurücklehnte. ,,Beschwer dich gleich persönlich bei ihnen, das kommt sicherlich gut", konterte ich und Kaden verengte seine Augen zu Schlitzen, während er mir einen warnenden Blick zu warf. ,,Haltet den Mund", fuhr uns Matt an, welcher plötzlich regungslos im Raum stand. ,,Sawyer, Mentales Schutzschild hoch", es war fast nur ein Flüstern. Danach ging alles ziemlich schnell. Die Eingangstür schwang auf und Kaden und ich sprangen fast gleichzeitig von dem Sofa auf. Wir drei mussten uns zusammenreißen, um nicht zu der Tür zu rennen.
Mit schnellen Schritten verließen wir das Wohnzimmer und betraten den Eingangsbereich. Er war leer, lediglich die Tür war offen. ,,Fuck", fluchte Matt und wollte gerade die Tür schließlich, als ein raues Lachen hinter uns ertönte. ,,Werde doch nicht gleich so ausfällig, Matthew", erklang eine Stimme amüsiert und wir drehte uns ruckartig um. Oben auf dem Treppengeländer saß gelassen ein junger Mann. Er war komplett schwarz gekleidet, was seine dunkelroten Haare betonte, welche durch den Wind draußen etwas zerzaust waren. Über sein Gesicht, sowie über seine Arme waren Sommersprossen verteilt. Auf seinen Lippen lag ein breites Lächeln, während sein Blick über uns glitt. Seine dunkelgrünen Augen blieben auf mir haften und ich merkte ein Ziehen in meinem Kopf, als hätte er versucht in meine Gedanken einzudringen. Ein Alpha. ,,Du bist früh dran", sagte Kaden und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich lehnte mich leicht nach rechts, sodass sich unsere Schulter sich kurz berührten. Das eben war nicht ernst gemeint. Ich konnte es noch nicht, dass ich auch ohne eine Berührung Gedanken übertragen konnte, aber glaube meine Nachricht kam trotzdem bei Kaden ein. ,,Freundlich wie eh und je, Kaden. Nach meinem letzten Besuch hat sich ganz schön viel verändert", stellte der Fremde fest und lies sich elegant vom Geländer gleiten. ,,Ein neuer Alpha und zwei neue Betawölfe", der Blick des Fremden lag unangenehm auf uns und am liebsten, wäre ich ein Schritt zurück gegangen, aber das würde Schwäche zeigen. ,,Also, wer bist du, meine Hübsche?", fragte er und trat einen Schritt auf mich zu. Er nahm eine Strähne von meinen blonden Locken in die Hand und drehte sie um einen Finger. ,,Du bist in unserem Revier, also wäre es wohl höfflicher, wenn du dich zu erst vorstellst", sagte ich. Meine Stimme war fast nur ein Flüstern, aber er verstand mich. Auf seinen Lippen bildete sich ein Lächeln, bevor er meine Strähne los ließ und einen Schritt zurück lief. ,,Wie unhöflich von mir, ich bin Jaime. Der Alpha von einem prächtigen Rudel aus dem Norden", stellte er sich feierlich vor und deutete eine Verbeugung an. Kaden schnaubte neben mir, was Jaime ganz sicher nicht entging. ,,Wo ist der Rest deines Rudels? Du hättest sie ruhig mit rein bringen können", fragte Matt und Jaime riss den Blick von mir und Kaden. Ich war noch nie so froh gewesen, dass Kaden neben mir gestanden hatte. ,,Sie suchen noch einen perfekten Ort zum Übernachten", erklärte er unbeeindruckt und zuckte mit den Schultern. ,,Keine Sorge, wir machen euch die nächsten zwei Tage keine Umstände. Wir wissen selber, dass ihr noch mitten in den Vorbereitungen steckt, aber mich hat es in den Finger gekribbelt und ich konnte es gar nicht mehr aushalten her zu kommen und zu sehen, was du aus dem Revier deiner Familie gemacht hast", erklärte Jaime und warf Matt einen vielsagenden Blick zu. Er wusste etwas oder er spürte etwas. Genau das, was wir eigentlich vermeiden wollten. Scheiße.
,,Ich mag den Kerl nicht. Ich mochte ihn noch nie", erklärte Kaden, als er vor meinem Haus anhielt, um mich raus zulassen. Matt war nach dem Besuch von Jaime hektisch durch das Haus gerannt und hatte uns heimgeschickt. Weil Matt nicht verantworten wollte, dass ich alleine heim lief, was nun wirklich kein Problem für mich gewesen wäre, überredete er Kaden, dass er mich heimfuhr. ,,Woher kennt ihr euch? Ich meine es ist ja auch deine erste Jagd", fragte ich, als ich nach der Tasche griff, die zwischen meinen Beinen stand. ,,Matt und ich waren mal oben in den Bergen, um ihn einen Besuch abzustatten. Das ist irgendwie so ein Ritual, wenn es einen neuen Alpha gibt, muss dieser sich bei den beiden Rudeln vorstellen und beteuern, dass der Frieden gewahrt wird. Tja, da ich damals der Einzige Betawolf war, musste ich eben mit", erklärte Kaden schulterzuckend und ich öffnete die Tür. ,,Danke fürs Mitnehmen", sagte ich und stieg aus dem Wagen. Kaden nickte daraufhin nur und fuhr los. Was war eigentlich mit den anderen Wölfen passiert? Es konnte doch nicht nur Matts Familie geben, die noch die Tradition weiterführte und das Gen wirklich auslöste.
Ich kletterte hoch in mein Zimmer und ließ mich auf mein Bett fallen. Meine Muskeln streikten und wollten nichts mehr als Ruhe und Schlaf. Ich griff nach meinem Handy und schrieb Spencer eine Nachricht, damit er auf sich aufpasste. Das Jaime und sein Rudel zwei Tage früher auftauchte, war nun wirklich nicht geplant gewesen, vermutlich war Elijah noch in der Stadt, weshalb ich jeglichen Konflikt vermeiden wollte. Schließlich konnte ich mir sehr gut vorstellen, dass Elijah durchdrehen würde, wenn er Jaime zufällig über den Weg laufen würde, weil sich beide wahrscheinlich gegenseitig provozieren könnte.
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