Kapitel 22
Spencer und ich saßen auf einer der Bänke auf dem Schulhof. Heute war es ausnahmsweise trocken und die Sonne schien sogar. Während Spencer aus seinem blickdichten Becher trank, schaufelte ich mir den Auflauf in den Mund. Was das jetzt genau war, wusste ich selbst nicht, aber ich hatte Hunger. ,,Vollmond ist jetzt gerade Mal fünf Tage her und du schaufelst dir diese Pampe rein...Sawyer, das ist nicht gesund", meinte Spencer und rümpfte abwertend die Nase. Ich zuckte mit den Schultern und lehnte mich leicht zurück. ,,Vielleicht mach ich ja nochmal einen Wachstumsschub oder so", sagte ich und Spencer zog eine Augenbraue hoch. ,,Matt trainiert doch zur Zeit deine Gedankenkontrolle oder? Vielleicht zieht das Gen auch immense Kraft von deinem Körper", schlussfolgerte Spencer und ich verdrehte die Augen. Seit Vollmond hatten Spencer und Matt bei jedem Schritt, den ich tat, ein Auge auf mich, als würde ich mich jeden Moment wieder verwandeln. ,,Ja und das gute daran ist, dass ich jetzt ungewollte Besucher aus meine Geist einfach ausschließen kann", erklärte ich stolz und lächelte Spencer breit an. Endlich hatte ich meine Ruhe und Matt konnte nicht mehr mit irgendwelchen Sprüchen über meine Erinnerungen prahlen.
,,Kannst du jetzt auch schon gezielt Gedanken an jemanden schicken?", fragte Brie plötzlich und ließ sich neben Spencer fallen. Spencer warf einen fragenden Blick zu mir und ich zuckte unmerklich mit den Schultern. ,,Nein. Noch nicht", sagte ich schlicht und einfach und griff wieder nach meiner Gabel, um weiter zu essen. ,,Sonst würdest du Kaden wahrscheinlich auch noch ganz unschuldig Beleidigungen zu schicken", kommentierte es Spencer und ich musste schmunzeln. Seitdem wir den Deal mit Spencer und Elijah abgeschlossen haben, haben wir einen Waffenstillstand und Spencer geht wieder zu mir auf die Schule. Wenigstens einer, der mir mir den Scheiß hier erträglich macht. ,,Zum Glück hat sie das noch nicht gemacht", erwiderte nun eine tiefe Stimme und ich zuckte zusammen. Kaden ließ sich mit seinem Essen neben mir fallen. Was ist denn nun falsch gelaufen? Unmerklich ließ ich meine Gabel wieder sinken und griff nach meiner Wasserflasche. Hilfe? ,,Ach und was wäre wenn? Willst du sie dann anbellen und böse mit dem Schwanz wedeln?", fragte Spencer provokant und fixierte Kaden mit seinen Augen, während auf seinen blassen Lippen sich ein Lächeln abzeichnete. ,,Pass auf, was du sagst, Blutsauger", knurrte Kaden und wie aus Reflex trat ich ihn unter dem Tisch. Brie hatte anscheinend die selbe Idee gehabt, weshalb sie kurz auflachen musste, als Kaden einen lautlosen Fluch ausstieß. ,,Wieso sitzt du eigentlich hier? Und nicht bei den Rest deiner Freunde?", fragte ich und nippte an meiner Flasche, als wäre es eine ganz harmlose und belanglose Frage. ,,Ich hab ihn überredet mit hier her zukommen. Jetzt sind wir doch sowas wie ein Team, also sollten wir uns auch so verhalten", sagte Brie motiviert und ich musste mir ein Würgen verkneifen. Spencer sah mich an, als hätte er gerade an das Selbe gedacht. Sollten wir vielleicht Elijah auch zum Kaffeekränzchen einladen? Da freut er sich sicherlich. Zum Glück war die Pause schon fast vorbei gewesen und wir mussten nur kurz einen gezwungenen Smalltalk halten. Wenn Brie sich einmal was in den Kopf gesetzt hatte, wurde das auch durchgezogen...auf leidtragen von uns. Ich fragte mich wirklich, wieso Kaden das einfach so mit machte.
•••
,,Langsam fühle ich mich wirklich alt, wenn ich dieses Anwesen ansehe", meinte Spencer und betrachtete das graue Gebäude, welches von weitem einem Spukhaus mehr ähnelte als dem prachtvollem Anwesen, was es einmal war. ,,Und den Schuppen will Matt wirklich aufmotzen...und das in grob einer Woche? Sorry da braucht er mehr als nur begabte Vampirhände", sagte Elijah und zog seine Sonnenbrille vom Gesicht und hängte sie lässig an seinen T-Shirt Saum. Er hatte sich diesmal sogar die Mühe gemacht seine Pupillen zu verfärben. Dieses mal erstrahlten sie in einem hellen blau...was immer noch ziemlich unnatürlich wirkte, aber wenigstens etwas besser als das rot. Elijah steckte seine Hände in die Taschen seiner gefütterten Jeansjacke und wir machten die große Eingangstür auf.
Wie verabredet versammelten wir uns in dem Wohnzimmer. Wir waren zu spät. Hätten wir nicht mit Elijah diskutieren müssen, wären wir sicherlich pünktlich gewesen, aber nein der feine Herr hatte sich geweigert in den Werwolfbau zugehen. Tja, ich hatte halt gute Argumente, zum Beispiel, dass ich ihm die Miene nicht zeigen würde. Matt stand am Kamin, in welchem ein kleines Feuer vor sich hin knisterte und warf mir ein knappes Lächeln zu, als wir eintraten. Unter seinen Augen lagen tiefe Schatten. Hatte der Kerl in letzter Zeit, überhaupt mal ein Auge zu gemacht? Auf dem einen Sofa saßen Brie und ihre Mutter. Bries Mutter hatte eine Tasche vor sich stehen, von welcher ein starker Geruch ausging. Sie lächelte mich warm an und drückte mein Handgelenk als wir uns näherten. ,,Schön dich wiederzusehen, Sawyer", sagte sie herzlich und mich überfiel sofort eine Wärme. Brie war Ana wie aus dem Gesicht geschneidert. Am anderen Ende des Sofas saß Ian Murphy, welcher eine viel zu lockere Haltung an den Tag legte. Ihn ignorierte ich einfach, da ich ihm seine Schocktherapie immer noch übel nahm. Kaden stand an einen der großen Fenster und beobachte uns wachsam. Naja eher Elijah und Spencer. Mich ignorierte er als sei ich Luft. Soll mir recht sein. Ich ließ mich auf das andere Sofa fallen. Spencer tat es mir gleich. Elijah blieb stehen und hielt Abstand zu den anderen. Sein Blick war klar und so als wäre er gerade nicht im Raum. Langsam fragte ich mich wirklich, was ihn Werwölfe angetan haben, dass er so eine krasse Abneigung gegen sie hegte.
,,Danke, dass ihr alle gekommen seid", erklärte Matt etwas nervös und wusste nicht so recht, wo er seine Hände hin tun sollte. Erst steckte er sie in seine Hosentasche. Dann fummelte er an seinem grün-schwarzen Flanellhemd herum und dann verschränkte er schließlich seine Arme vor der Brust. ,,Ihr wisst alle, dass in gut einer Woche Ausgesandte von zwei weiteren Rudeln hier her kommen. Zur Krönung ihres Besuches wird eine Jagd veranstaltet. Theoretisch ist es nichts schlimmes...solange alles nach Plan läuft. Ana hat einige Kräuter und Samen in ihrer Tasche, mit welchen wir Plätze schützen, wo die anderen Rudel nicht herumschnüffeln sollen", erklärte Matt und deutete demonstrativ auf die Tasche zu Anas Füßen. ,,Zudem werden die beiden einige Schutzzauber auf diese Plätze legen. Ian wird sich darum kümmern, dass keine Wanderer in den Wäldern sind, solange wir jagen. Da wir das Anwesen und auch das Gelände herrichten müssen, bat ich auch euch, um eure Unterstützung. Ich weiß, dass es nicht selbstverständlich ist, dafür gewährleisten wir euren Schutz", wendete er sich nun an Spencer und Elijah. Spencer nickte daraufhin, während Elijah sich ein Augenrollen verkneifen musste. Er hatte schon angekündigt, dass er die Stadt verlassen würde, wenn die Rudel nur ansatzweise in der Nähe wären. ,,Ihr kennt eure Aufgaben. Noch irgendwelche Fragen?"
,,Wo werden die Rudelmitglieder eigentlich schlafen? Hier im Gebäude?", fragte ich und Matt musste etwas husten. ,,Naja...die Rudel leben etwas anders als wir. Etwas primitiver. Sie haben kein normales Leben wie wir. Während wir einen Job haben oder noch zur Schule gehen, wohnen sie irgendwo und ernähren sich vom Jagen, so wie normale Wölfe. Ich weiß nicht wie es jetzt drei Jahre später ist, aber wir müssen uns darauf einstellen, dass sie sich irgendwo auf dem Gelände etwas zum Schlafen suchen", erklärte Matt, bevor er den Anderen zu nickte, welche sich erhoben und ihren Aufgaben nach ging. Matt wirkte schon die ganze Zeit angespannt.
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