Kapitel 9
Kapitel 9
Die Nacht und auch der nächste Tag gehörten nur Janette und ihren Bedürfnissen. Mit ihrem Charme und ihrer verführerischen Art schleppte sie einen Mann nach dem anderen ab und fühlte sich so frei, als sie sich ihnen hingeben konnte. Das ließ ihre Gedanken fliegen und vergessen.
Eins stellte sie fest: Die italienischen Männer waren leidenschaftliche Liebhaber. Mit einigen konnte sie sich wegen der Sprache nicht verständigen, aber das brauchte sie beim Sex nicht. Da reichte die Körpersprache völlig aus.
In wie vielen Hotels sie in diesen Stunden gewesen war, konnte sie nicht zählen, aber das war auch unwichtig. Alles war nach Janettes Geschmack und sie war froh, nachgegeben und den freien Tag genommen zu haben.
Ihr neuestes Opfer, welches sie beim Mittagessen in einem Restaurant zufällig kennengelernt hatte, und sie vergnügten sich gerade in einem Hotelzimmer, als Janette eine Flügelbewegung vor dem Fenster wahrnahm.
Es war Lucien, der vor den großen Fenstern schwebte und ihr mit einer Handbewegung zu verstehen gab, dass er mit ihr sprechen wollte. Für ihn war dieses Hotel nicht geeignet, denn es besaß eher kleine Flure und auch keine Balkone, wo er landen konnte.
Janettes Augen verengten sich zu Schlitzen und all die Entspannung war in diesem Moment wie weggeblasen. Hatte sie es doch gewusst. Nicht einmal einen Tag hatte sie vor ihm Ruhe!
Mit einem entschuldigenden Gesichtsausdruck bat sie den heißen, italienischen Mann, von ihr herunterzugehen. Doch dieser schien gar nicht zu wollen. Egal, was sie sagte, er nagelte sie regelrecht unter sich fest.
Lucien konnte Worte ausmachen, die verrieten, dass sie ihm versprach, in ein paar Stunden wieder zurückzukommen. Das schien den Gigolo jedoch nicht zu interessieren, denn er stieß weiter munter in sie hinein.
Aber auch nur so lange, bis Janette ihren Dämonenschwanz zur Hilfe nahm. Mit ihm und ihrer Hand schaffte sie den Mann von sich herunter und sie nagelte ihn mit ihrem kräftigen Schwanz fest, sodass er sich nicht rühren konnte.
Schnell zog sich die Ärztin an, stark bedacht darauf, Lucien nicht anzusehen.
Dann beugte sie sich zu ihrem Liebhaber hinunter und streichelte sanft seine Wange. Die geflüsterten Worte konnte der Engel von draußen nicht hören, doch kurz bevor Janette das Hotelzimmer verließ, machte ihr Dämonenschwanz ein Zeichen, dass sie aufs Dach kommen würde. Gleich darauf war sie verschwunden.
Dort traf sie schließlich auf Lucien, der belustigt wirkte. "Die Menschen können deiner Anziehungskraft scheinbar nicht widerstehen", bemerkte er. Er selbst spürte sie sehr deutlich, aber war zu alt, um sich von seinen Instinkten leiten zu lassen. Dennoch kam er nicht umhin sich ab und an dabei zu erwischen, wie er ihren Körper mit den Augen verschlang.
Das schien sie gar nicht zu bemerken. Wohl auch, weil er immer eine Sonnenbrille trug. Bevor sie antwortete, richtete sich Janette ihre Kleidung, die noch nicht ordentlich saß. „Ich hoffe, Sie haben die Show genossen. Was wollen Sie an meinem freien Tag?", fragte sie mit den Händen in die Hüften gestemmt.
Sofort wurde Lucien wieder ernst. "Es wurde vor wenigen Stunden ein neuer Infizierter gefunden", informierte er knapp.
Die Ärztin murrte etwas, was wie von wegen freier Tag klang, aber sie nahm ihre Pflicht sehr ernst. „Wo? Ich brauche meine Tasche", sagte sie eifrig.
"Jemand wird sie dir zum Fundort bringen", erklärte er und holte sein Handy aus seiner Hosentasche, bevor er abnahm. Das Gespräch war kurz und ließ ihn besorgt die Stirn runzeln. Dann verstaute er das Handy wieder. "Es sieht aus, als hätten wir es dieses Mal mit einer Leiche zu tun. Er ist also nicht explodiert. Aber wohl ein Gestaltwandler."
Übermütig klatschte Janette in ihre Hände. Sie war zwar keine Pathologin, doch es würde sehr interessant werden. Vielleicht bekam sie jetzt die Chance, mehr über diese seltsame Krankheit herauszufinden. „Dann sollten wir los", meinte sie und rieb sich voller Vorfreude die Hände.
"Willst du, dass man die Leiche ins Labor bringt, oder sollen wir direkt zu ihrem Fundort?", wollte er wissen.
Für einen kurzen Moment überlegte sie. „Wenn, dann gleich ins Labor. Auf dem Weg dorthin kann ich nicht anfangen", entschied sich Janette. Dann musste ihre Tasche auch nicht gebracht werden.
"Gut, du musst aber noch etwas warten, bis die Spurensicherung fertig ist", sagte er. "Aber sie sollte fertig sein, bis wir im Labor ankommen."
Dagegen war nichts einzuwenden. Die Zeit würde sie nutzen, sich zurechtzumachen. So konnte sie nicht arbeiten. Allerdings sah Janette auf die Menschenmenge, die sich unter ihnen auf den Straßen tummelten. „Ich denke, fliegen fällt aus?", fragte sie vorsichtig.
"Nicht, wenn wir hoch genug fliegen", meinte er. "Zudem werden wohl die Medien voll von dir sein. Du warst heute nicht sonderlich unauffällig", fügte er hinzu, wobei so etwas wie ein Lächeln seine Lippen zierte.
Diese Bemerkung ließ die Ärztin schnauben. „Hallo? Ich habe mich zurückgehalten", bemerkte Janette mit verschränkten Armen. Eigentlich war es ihr egal, da niemand sie hier kannte. Lediglich in Asien war sie in einigen Teilen bekannt. „Lassen Sie das Grinsen. Es geht Sie nichts an, was ich in meiner Freizeit mache."
"Stimmt schon, aber ein Dämon mitten im Herrschaftsgebiet eines Erzengels ist schon unnatürlich und seltsam", bemerkte er und breitete seine Flügel aus.
Janette zuckte mit den Schultern und ließ ihre Flügel wachsen. „Dafür kann ich nichts", sagte sie gleichgültig. Wenn sich die Medien ihre Mäuler wegen ihr zerrissen, war das eben so. Die Ärztin würde nichts dagegen tun, denn deshalb war sie gewiss nicht hier.
Mit einem Nicken gab sie ihr Einverständnis, dass sie losfliegen konnten.
Beide hoben in die Lüfte ab und machten sich auf den Weg ins Labor.
Wie immer schwiegen sie und es wurde nicht besser, als sie auf dem Dach von Raphaels Residenz landeten.
"Ernährst du dich eigentlich auf diese Weise?", fragte Lucien plötzlich. Er hatte davon gehört, wusste aber nicht, wie viele Dämonen das taten und ob Janette dazu gehörte.
Dass er solch eine Frage stellte, erstaunte Janette wirklich. Bisher hatte er nichts persönliches gefragt, wenn sie arbeitete. Und das tat sie meistens.
Gemeinsam traten sie in den Fahrstuhl, der sich kurz daraufhin schloss und mit einem Läuten verkündete, dass sie auf den Weg nach unten waren.
Zuerst war sich Janette nicht sicher, ob sie etwas sagen sollte, doch es lag ihr nicht, zu lügen. „Ja, aber ich habe nichts gegen gutes und ausgiebiges Essen", meinte sie schulterzuckend.
"Dann sollten wir dafür sorgen, dass du regelmäßig diesem Teil von dir nachkommen kannst", meinte er, als hätte sie lediglich gesagt, sie brauche frisches Brot.
„Muss nicht sein", widersprach sie energisch. Gutes und vieles Essen reichte auch aus, auch wenn es noch lange nicht so nahrhaft war wie die Hingabe.
Jedoch würde Janette sich keine Möglichkeit entgehen lassen, jemanden zu verführen.
Lucien schmunzelte und fuhr sich leicht über die Lippen, bevor er ihr etwas näher kam und mit seinen Fingern ihren Arm entlangfuhr. "Ich bin mir sicher, dass du ein solches Angebot nicht ablehnen würdest", behauptete er mit rauer Stimme.
Diese eine Berührung reichte aus, um eine unsagbare Hitze durch Janettes Körper zu leiten. Beinahe schloss sie ihre Augen, doch sie sah Lucien von unten her verführerisch an. Das passierte bei Janette automatisch, weshalb sie gar nicht daran dachte, dass er Raphaels Stellvertreter war. „Da haben Sie völlig Recht. Ich werde keine Gelegenheit auslassen, doch die Arbeit steht trotzdem an oberster Stelle", erwiderte sie. Jetzt, da sie im Fahrstuhl waren, war es beinahe natürlich, dass sie dichter beieinander standen. Der schwarze Dämonenschwanz hob sich und fuhr Lucien sanft über seinen Arm. So, als würde er ihn einladen.
Ein raues Lachen ertönte. "Schön, dass du weißt, dass du dich auf deine Arbeit zu konzentrieren hast", meinte Lucien und ließ von ihr ab. Es war ein Test gewesen, denn wenn sie sich diesem Verlangen hingab, würde sie nicht so gut arbeiten. Die Arbeit sollte an erster Stelle stehen. Dennoch hatte es bei Lucien etwas ausgelöst, was er nicht beschreiben konnte.
Janette spürte ein Knistern zwischen ihnen, das sie beinahe aufstöhnen ließ. Sie liebte Berührungen jeglicher Art, doch das musste bis später warten.
Fast schon ungeduldig wartete sie, bis der Fahrstuhl die Nummer des Erdgeschosses anzeigte. Zuerst wollte sie ihre Tasche wegbringen und sich umziehen. Auch wenn sie allein im Labor war, wollte sie in dieser Kleidung nicht arbeiten.
Wenn etwas schieflief, würde sie diese ruinieren und das musste nicht sein.
"Sag, wenn du etwas brauchst", meinte Lucien und klang dabei verheißungsvoll. So, als würde er ihr anbieten, ihn zu vernaschen.
Für diese Worte bekam er einen Seitenblick von Janette zugeworfen, der ihn hungrig verschlang. „Erst nach der Arbeit", sagte sie und stolzierte mit erhobenen Haupt aus dem Fahrstuhl, um in ihr Zimmer zu gehen.
Der Engel lachte. "Du bist wirklich selbstsicher", behauptete er schmunzelnd.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top