Kapitel 7
Kapitel 7
In den nächsten Tagen ereigneten sich zahlreiche Fälle von Explosionen in den unterschiedlichsten Gegenden von Rom und Raphael hatte Mühe die Menschen zu finden, die infiziert waren. Diejenigen, die explodiert waren, hatten bereits hunderte getötet und die Angst breitete sich aus. Es war nicht gut, wenn das so weiter ging, doch bisher gab es weder einen Test, damit man die Leute fand, noch eine andere zuverlässige Art. Es war Zufall gewesen, dass das erste Opfer in einer Gegend gestorben war, wo es einen Engel auf sich aufmerksam gemacht hatte. Sonst hätten sie von dieser Epidemie wohl nie erfahren.
"Weißt du schon, wie lange die Menschen diesen Erreger ... oder was auch immer es ist ... im Blut tragen können, bevor sie explodieren?", fragte Lucien, der sein Handy wegsteckte, nachdem er eine Zusammenfassung der aktuellen Geschehnisse erhalten hatte. Wie die letzten Tage auch, war er bei Janette im Labor, auch wenn er sich danach sehnte, hinauf in die Stadt zu gehen und die Dinge dort zu regeln.
Die Angesprochene wiegte nachdenklich ihren Kopf hin und her, während sie durch ein Mikroskop sah, um die jüngste Blutprobe zu analysieren. Erst, als sie einige Informationen in eine Tabelle eintrug, zeigte sie mit dem Stift auf den Bildschirm. „Bei manchen ist die Konzentration höher, bei anderen niedriger. Ich vermutete, dass es an der eigenen Stärke des Körpers liegt, wie lange man durchhält", gab Janette zur Auskunft. Eines hatte sie mittlerweile herausgefunden: Die Infizierten hatten alle einen erhöhte Kohlenmonoxidwert. So, als wären sie mit Rauch vergiftet worden. Allerdings hatte es keine Brände in dieser Zeit gegeben.
"Glaubst du an eine Art Droge?", fragte Lucien, der endlich ein paar Dinge wissen wollte. Warten lag ihm nicht.
Als Antwort schüttelte die Ärztin den Kopf und strich sich über ihren Kopf. Noch hatte sie ein paar Verletzungen am Rücken, aber auch an ihrem Horn, sodass sie ihren Flügel nicht ausbreiten und fliegen konnte.
„Ich kenne bisher keine Droge, die solche hohen Kohlenmonoxid Vergiftungen hervorrufen. Wann genau ist eigentlich der erste Fall bekannt geworden?", fragte Janette und knabberte gedankenverloren an ihrem Kugelschreiber herum. Sie wusste, dass die Zeit drängte und doch fehlten ihr so viele Informationen.
Durch den Stress schlief sie nicht viel, sondern verbrachte oft die halbe Nacht im Labor. Dass Lucien beinahe die ganze Zeit dabei war, störte sie mittlerweile nicht mehr, da er wenigstens ruhig war und nicht ständig sprach.
"Vor etwa zwei Wochen", erklärte er. "Und wäre es denkbar, dass es eine neuartige, unbekannte Droge ist?", fragte er weiter. Immerhin wurden Menschen und andere Wesen kreativ, wenn es um diese Art des Vergnügens ging. Vor allem, weil bei Engeln, Gestaltwandlern, Dämonen und auch Vampiren die normalen Drogen kaum bis gar nicht wirkten.
Auf seine Frage hin nickte die Sukkubus. „Alles ist möglich", gestand sie und wollte genauere Informationen darüber wissen, wo der erste Fall eingetreten war. Vielleicht konnte man von dort zurückverfolgen, wie alles begonnen hatte.
Gino war bisher noch immer unterwegs, um diese Informationen einzuholen, doch bislang hatte er noch nichts Nennenswertes gefunden.
"Ich kann dich dorthin mitnehmen", schlug Lucien vor. "Wir haben die Gegend abgesperrt."
„Dieser Gino sollte dort sein, nicht wahr?", fragte die Ärztin, da sie ein Gespräch eher unfreiwillig mitbekommen hatte, als er und Lucien sich unterhalten hatten. Sie hoffte, dass er etwas herausgefunden hatte, was ihr weiterhelfen könnte.
"Ja, er ist gerade dort", stimmte Lucien zu. "Möchtest du es dir ansehen?"
„Sehr gerne", erwiderte Janette und stand auf, um sich zu strecken. Bevor sie jedoch gehen konnten, wollte sie ihre Tasche, die sie nun ständig mit sich herumschleppte, um alles dabei zu haben, packen.
Lucien deutete ihr an, dass sie das tun konnte. Es eilte nicht, denn die Umgebung war abgesperrt und alle Spuren gesichert. Zudem waren schon Leute darauf angesetzt, um herauszufinden, woher der Mann kam.
Sofort machte sich die Sukkubus daran, alles, was sie gebrauchen konnte, in die schwarze Tasche zu packen. Diese war ordentlich gepflegt und alles hatte seinen Platz, sodass sie schnell das Richtige finden konnte. In dieser Hinsicht war Janette sehr ordnungswütig. Alles musste an seinem Platz stehen, denn im Notfall würde eine Suche die schnelle Behandlung verzögern.
Schließlich war Janette mit dem Packen fertig und zog sich den Laborkittel aus, um sich einen neuen Kittel anzuziehen. Das war ihre Gewohnheit, dass sie immer adrett und seriös wirken wollte.
"Zieh dir bitte etwas Dunkles an", bat Lucien. "Wir werden heute hinfliegen. Es wäre besser, wenn dich niemand sofort sieht", erklärte er. Es war bereits dunkler draußen, weshalb weiße Kleidung mehr auffallen würde.
Überrascht davon zog Janette ihren Kittel wieder aus und nickte dann in Richtung Fahrstuhl. "Dann werde ich meinen Mantel holen", sagte die Sukkubus und ging bereits auf die Tür zu.
"In Ordnung", meinte er und folgte ihr. Sie würden dann wieder aufs Dach fahren, um von dort aus zu fliegen, also lag es auf dem Weg.
"Bitte warten Sie auf mich. Ich beeile mich", sagte die Ärztin, als sie nach oben fuhren. Sobald der Fahrstuhl im Erdgeschoss hielt, ging Janette geradewegs zu ihrem Zimmer, um ihren Mantel zu holen.
Lucien wartete derweil im Fahrstuhl, dass sie zurückkam. Vom Dach aus zu fliegen wäre sinnvoller. Dort würden sie gleich viel höher sein und die Zahl derer, die sie sehen konnten, verringern.
Wie versprochen kam die Ärztin schnell wieder zurück. Sie hatte sich einen langen, schwarzen Mantel übergeworfen, der aus einem sehr leichten Stoff war. Er war sogar leicht durchsichtbar.
"Danke", sagte Janette mit einem Lächeln, denn Lucien hatte ihr die Tür zum Fahrstuhl mit dem Fuß aufgehalten.
Als sie hineingeschlüpft war, ging es weiter zum Dach, wo beide in die kühle Luft hinaustraten. Es war noch nicht ganz dunkel, doch in den nächsten Minuten würde die Sonne hinter dem Horizont verschwunden sein.
Lucien breitete die Flügel aus und genoss für einen Moment den Wind, während er auf Janette wartete.
Diese ließ ihre Flügel am Kopf wachsen, nachdem sie sich erst einmal gestreckt hatte. Die meiste Zeit verbrachte sie im Labor, weshalb sie nicht sehr oft draußen war. Auch, weil es ihr tagsüber zu warm war. Wenn sie jedoch zu einem Patienten gingen, machte sie eine Ausnahme.
Als sie soweit war, schwang sich Lucien vom Dach und dann hoch in den Himmel. Dabei beobachtete er, ob sie ihm folgen würde oder nicht.
Janette folgte ihm wenige Sekunden später. Sie würde ihm den Vortritt lassen, da sie nicht wusste, wohin sie fliegen würden.
Ihre schwarzen Flügel mit dem Pink wirkten in der Dämmerung schimmernd und sie bewegten sich elegant, um Janette in der Luft zu halten.
Lucien wartete auf sie und gemeinsam flogen sie einige Zeit durch die Nacht, bis sie in die Nähe eines Hafens kamen. Dort setzte er zum Landeanflug an.
Elegant setzte Janette auf und sah sich aufmerksam um. Während des Fluges hatten sie nicht gesprochen. Im Allgemeinen war es sehr wenig, wenn sie sprachen. Wenn dann nur, wenn es um Informationen ging. Das war eigentlich auch in Ordnung, doch Janette sehnte sich auch nach einem schönen Gespräch. Es fehlte ihr, mit anderen zu kommunizieren. Auch das Kribbeln im Bauch war immer präsent.
"Im Hafen war der erste Fall?", fragte sie und richtete ihre Haare, nachdem sie ihre Flügel verkleinert hatte.
"Ja, hier war der erste Fall. Es war ein Schiffsarbeiter", erklärte er. "Er hat die Container von den Schiffen geladen", sagte Lucien und blickte sich um, bevor er sie zwischen den Containern hindurchführte. "Wir kontrollieren gerade alle angekommenen Container. Vielleicht findet sich dort etwas."
Plötzlich näherte sich ihnen eine schwarze Gestalt, die in der Dunkelheit zwischen den Containern nicht gut zu sehen war. Sofort blieb Janette wie angewurzelt stehen und ging nicht weiter.
Erst als sie Gino erkannte, seufzte sie erleichtert. Sie gab es ungern zu, aber das war unheimlich gewesen.
"Guten Abend Lucien, Janette", grüßte er beide mit dunkler Stimme.
"Hast du Neuigkeiten für mich, Gino?", fragte Lucien, der wie immer sehr themenorientiert war.
Dieser schüttelte lediglich den Kopf. "Es ist schwer, etwas herauszufinden, aber ich halte meine Ohren offen", versprach er mit dunkler Stimme.
"Was weiß man denn über denjenigen?", mischte sich Janette ein. Bisher hatte man ihr noch nicht sehr viele Informationen gegeben, aber sie ging davon aus, dass die Engel nicht mehr hatten.
"Das ist eines der Probleme. Niemand scheint zu wissen, wer er ist", erklärte Lucien. "Wir sind erst einmal damit beschäftigt herauszufinden, wer er überhaupt ist, bevor wir weiter machen können."
Diese Worte waren nicht gerade aufbauend. Die Zeit drängte und Janette spürte das Kribbeln, welches sie immer hatte, wenn sie wusste, dass es sehr dringend war. "Kann ich mich etwas umsehen?", fragte sie deshalb, denn das Herumstehen behagte ihr nicht.
"Ja, die Spurensicherung war schon hier und nach Drogen haben wir die meisten Container auch schon überprüft", stimmte Lucien zu. Im Grunde war sie nur hier, damit sie etwas herauskam und sich umsehen und ein Bild machen konnte.
Das schien die Ärztin auch zu brauchen, nachdem sie meistens im Labor war. Sie hatte sich nicht einmal die Zeit genommen, Raphaels Residenz ein wenig zu erkunden. Wahrscheinlich war ihr das nicht einmal gestattet.
Sie ließ die beiden Männer an den Containern stehen und marschierte zwischen den riesigen Metallbehältern hindurch. Dabei betrachtete sie diese so gut es ging. Das Flutlicht am Hafen gab hier genügend Licht, um etwas zu erkennen.
Dadurch, dass alles abgesperrt war, schien hier auch niemand zu sein. Dennoch konnte sie manchmal Ratten zwischen den Containern herumhuschen sehen.
Die meisten Container standen offen und waren leer. Nur sehr wenige waren verschlossen und einer war sogar mit Polizeiklebeband abgesperrt.
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