Kapitel 51
Kapitel 51
"Nicht ganz. Ich habe so eine Zusammensetzung noch nie gesehen", gab Janette unwillig zu. "Dieser Rauch ist eine seltsame Mischung, die sehr viel Kraft ausstrahlt."
Raphael nickte. "Dann sollte man das Gebiet absperren und mehr Forschung machen", sagte er und rieb sich das Kinn.
„Ich werde das veranlassen", versprach Michaela und musterte Lucien lächelnd. „Lange nicht mehr gesehen. Wie geht es dir?", fragte sie verschmitzt wirkend.
Der Engel machte eine wegwerfende Handbewegung. "Gut. Wie man sieht. Ich lebe."
„Etwas anderes habe ich von dir nicht erwartet", erwiderte Michaela grinsend und musterte Janette, die weiter ihre Proben untersuchte. Sie schien sich ablenken zu wollen.
Lucien behielt sie im Auge, widmete sich jedoch Michaela, da alles andere unhöflich gewesen wäre.
Der Erzengel seufzte und fuhr sich über die violetten Haare. „Ich hätte nie gedacht, dass so etwas in Afrika passiert. Hoffentlich finden wir heraus, was das Ganze verursacht hat", meinte sie seufzend und wandte sich an Raphael und Luxuria. „Wir sollten bei Tageslicht die Stelle inspizieren. Was meint ihr?"
Raphael nickte und auch Luxuria stimmte zu. "Absperren und bewachen, sollte etwas dort das verursacht haben", bestimmte die Höllendämonin.
„Wird gemacht", meinte Michaela fast schon fröhlich und salutierte, bevor sie ging.
Janette fragte sich, warum ein Erzengel so ... fröhlich war. Sie ging davon aus, dass die meisten eigentlich eher streng, kühl und distanziert waren.
Luxuria verdrehte die Augen und folgte Michaela. Sie würden sich morgen früh umsehen.
„Luxuria?", rief Janette der Höllendämonin hinterher.
Diese blieb stehen und wandte ihren Kopf zur Ärztin. "Ja?"
„Danke, dass du uns beschützt hast", antwortete Janette und sah für einen Moment zu Lucien. „Ich möchte mit dir später unter vier Augen reden, wenn du Zeit hast, Luxuria."
Die Höllendämonin nickte. "Und dafür musst du dich nicht bedanken."
Janette zuckte mit den Schultern. Für sie gehörte es so. Kurz darauf war die Höllendämonin verschwunden und sie wandte sich wieder den Proben zu. Dass Raphael noch da war, machte sie nervös. Bei ihm wusste sie nie, was bei ihm angemessen war. Bisher war Janette mit keinem Erzengel in Kontakt gekommen..
"Sobald du Ergebnisse hast, teil sie mir mit", wies Raphael sie an, bevor auch er ging.
Etwas murmelnd warf sie ihm einen Blick hinterher. Eigentlich hatte sie sich bei ihm bedanken wollen, dass er rechtzeitig gekommen war. Doch irgendwie hatte sie es nicht fertig gebracht. Woher hatte Raphael überhaupt gewusst, was passiert war? Und wo waren Adair und Gino gewesen?
Lucien kam auf Janette zu und schloss sie in die Arme.
Sofort schmiegte sie sich an ihn und seufzte. „Unsere Zeit ist bald zu Ende", flüsterte sie tonlos. Das war gerade das Schlimmste für sie.
"Das steht noch nicht fest", murmelte er an ihre Lippen.
Zart erwiderte sie den Kuss und stand auf, um ihre Arme um ihn zu schlingen. Zwar musste sie noch die Zusammensetzung des Rauches analysieren, doch die Minuten mit Lucien waren für sie zu wertvoll, um sie zu verschwenden.
Zudem konnte sie so noch etwas mehr Zeit hinauszögern.
Lucien atmete ihren Geruch ein und beruhigte sich langsam. "Ich hatte Angst davor, dich zu verlieren."
Die Ärztin löste sich ein Stück von ihm, um den Engel anzusehen. „Ich hatte auch Angst um dich", flüsterte sie heiser. „Aber für dich würde ich sterben. Du bist mir zu wichtig, dass ich alles stehen und liegen lassen würde, um dich jederzeit zu beschützen."
Lucien küsste sie heiß und innig. Mehr musste sie nicht wissen. Sein Kuss spiegelte all seine verzweifelten Gefühle wider.
Auch sie war verzweifelt. Sie wollte ihn nicht verlassen.
Dass sie so aneinander hängen würden, hätte wohl anfangs keiner gedacht. Stürmisch erwiderte Janette seinen Kuss und streichelte seine verletzten Flügel.
"Wir müssen uns ausruhen", sagte Lucien sanft. "Können deine Experimente etwas warten?"
Das konnten sie vielleicht. Doch so sicher war sich Janette bei dem leicht violetten Rauch nicht. Was, wenn es die Wirkung nach einer Weile verlor? Da sie das nicht wusste, zuckte sie mit den Schultern. "Das ist eine gute Frage ...", meinte sie langgezogen. Sich auszuruhen hörte sich auf jeden Fall verlockend an.
"Ich würde gern mit dir kuscheln", flüsterte Lucien an ihr Ohr.
Das verursachte eine Gänsehaut auf Janettes Körper und sie seufzte. Lucien hatte wohl Recht. Das Ausruhen und Kuscheln würde ihr sicherlich helfen, sich zu beruhigen.
Zustimmend nickte sie und meinte, dass sie die Proben vorsichtshalber wieder in ihrem Gürtel verstecken würde. Damit niemand Unbefugtes daran gehen konnte.
Der Engel nickte zustimmend und küsste ihre Wange.
Daraufhin packte sie das kleine Reagenzglas wieder ein und nickte Lucien zu, dass sie gehen konnten.
Dieser legte ihr den Arm um die Schulter. "Möchtest du dich waschen?"
"Ja, bitte. Ich fühle mich ... beschmutzt", meinte Janette angeekelt. "Du solltest dich auch waschen. Es hat dich ziemlich übel erwischt."
Lucien nickte und küsste ihr erneut auf die Wange. "Das sollten wir wohl", stimmte er zu und führte sie hinaus zum Fluss, damit sie sich waschen konnten.
Auch dieses Mal fühlte sie sich unwohl, wenn sie an die Krokodile dachte. Dennoch hatte die Begegnung mit Marco dafür gesorgt, dass die das kleinste Problem waren.
"Ich brauche frische Kleidung", murmelte sie, als sie sich auszog und ins Wasser tapste.
"Mittlerweile sollten deine Sachen gekommen sein", meinte Lucien beruhigend.
Das waren gute Neuigkeiten. Mit Blut bespritzt zu sein, war nie schön. "Lass uns gemeinsam baden", bat Janette lächelnd.
"Gern", antwortete er und führte sie zum Fluss, wo er hineinstieg und leise zischte. Das Wasser war sauber, konnte aber trotzdem Bakterien enthalten. Zum Glück waren Engel und Dämonen dagegen immun.
Das entlockte der Ärztin ein leises Lachen. "Aha, ich dachte, du bist gegen Schmerzen gefeit?", neckte sie ihn und streichelte seinen Rücken.
"Das schon, aber es ist trotzdem unangenehm", knurrte Lucien, der sich durch ihre Berührung wieder entspannte.
"Was du nicht sagst", murmelte Janette, die genau das Gleiche fühlte. Es brachte einige Vorteile mit sich, ein Engel oder Dämon zu sein.
Beide säuberten sich gründlich und so konnte Janette sehen, dass die Wunden an Luciens Körper zumindest nicht mehr ganz so schlimm aussahen.
Das beruhigte sie sehr viel, weil sie sich Sorgen um den Engel machte. Er lag ihr sehr am Herzen.
Als sie als dem Wasser stieg, nahm sie ihre schmutzige Kleidung und ging zu dem Zelt, in dem sie schlafen sollte. Janette ging davon aus, dass ihre Kleidung dorthin gebracht worden war.
Dort entdeckte sie auch einen Koffer, der neben ihrem Bett stand.
Sofort lief sie zu diesem und öffnete ihn. Zum Glück gab es einiges als Auswahl und sie wählte einen kurzen Rock sowie ein dünnes Oberteil. Das erschien ihr in der brütenden Tageshitze von Afrika angemessen. Zwar war es in der Nacht kühler, aber das mochte sie gerne.
Lucien kam zu ihr ins Zelt und zog sich ebenfalls um.
„So ist es schon viel besser", seufzte die Ärztin zufrieden und lächelte ihm zu. Dann breitete sie ihre Arme aus, damit er zu ihr kam.
Dieser stummen Aufforderung kam Lucien sofort nach und nahm sie fest in den Arm. Dabei sog er ihren Duft ein und entspannte sich.
„Hinlegen? Oder willst du zu Raphael?", fragte sie leise an seiner Halsbeuge. Sein Geruch war so entspannend und beruhigend, dass sie beinahe weinen musste.
"Wir legen uns hin und kuscheln", meinte Lucien und küsste ihre Stirn, bevor er sie in Richtung Bett führte.
Auf der Liege war nicht besonders viel Platz, weshalb sie Lucien zuerst hinlegen ließ und sich dann auf ihn legte. Mit ihren Armen und Beinen klammerte sie sich an ihn und seufzte glücklich.
Der Engel schlang seine Flügel um sie und hielt sie so fest, als hätte er Angst, dass sie wegrannte.
Ihr Gesicht war an seinem Hals vergraben und ihre Hand kraulten ihn am Kopf. Anfangs war sie sehr ruhig, doch schon bald spürte Lucien, dass heiße Tränen von seinem Hals auf die Liege tropfte.
Er begann ihren Rücken zu streicheln und sie zu beruhigen.
Dass er sie weinen ließ, fand sie sehr nett, denn im Moment konnte sie es nicht zurückhalten. Gerade jetzt war sie sehr empfindlich, weil ihr mehr und mehr bewusst wurde, dass sie nicht mehr lange zusammensein würden.
"Wir werden irgendeine Lösung finden", versicherte Lucien sanft.
„Ich hoffe es", schluchzte sie an seinem Hals. „Du bedeutest mir mehr als meine Arbeit und alles andere", behauptete Janette, meinte es aber wirklich ernst.
"Könntest du dir vorstellen eine Weile in Rom zu leben?", fragte Lucien leise.
„Ich würde dort für immer leben, wo du bist. Hauptsache bei dir sein", erklärte Janette mit tränennasser Stimme. Zwar liebte sie Asien, war sie doch dort aufgewachsen. Doch ihr Herz hatte sich jemanden ausgesucht, der nicht dort lebte.
"Dann finden wir einen Weg", murmelte er und küsste sie sanft.
Diesen Kuss erwiderte Janette erst zärtlich, dann inniger. Hätte irgendjemand vor einiger Zeit gesagt, dass sie sich in einen Engel verlieben würde, hätte sie gelacht.
Ihr Kuss wurde stürmisch, blieb aber trotzdem noch sanft.
Für einen Moment konnten beide vergessen, was vorgefallen war. Nur der Moment war wichtig. Und, dass sie zusammen waren.
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