Kapitel 31

Kapitel 31

Diese holte das Päckchen wieder heraus. "Du wirst nicht ohne diese Sachen in den Club gehen", erklärte sie. "Solltest du es doch tun, wird Raphael dich persönlich davon abhalten."

„Kann er versuchen. Sind bloß seine Leute, die darunter leiden", murrte Janette, die gerade einige Reagenzgläser und diverse Pipetten herausholte.

"Mag sein, aber die Tatsache, dass sich Lucien wirklich Sorgen um dich macht und sie sehr gute Freunde sind, wird ihn wohl in diesem Punkt stark beeinflussen", bemerkte Leandra, die Raphael näher stand, als manche vielleicht glaubten.

Wütend fuhr Janette zu ihr herum. „Mach dich nicht lächerlich. Lucien ist das kaltherzigste Arschloch der gesamten Welt. Niemand kann das toppen. Es hat ihn nicht zu interessieren, was der Dämonin passiert, nachdem sie sowieso zurück nach Asien geht. Er soll sich aus meinem Leben heraus halten", schnappte sie regelrecht. Das Reagenzglas in ihrer Hand zitterte, während sie sprach, was durchaus zeigte, dass sie in Aufruhr war.

"Lucien ist alles andere, als kaltherzig", behauptete Leandra und seufzte leicht. "Er wurde einfach schon zu oft verletzt, als das er ständig zeigt, was er fühlt."

„Das ist mir mittlerweile egal. Das gibt ihm nicht das Recht, es bei mir zu tun", knurrte die Ärztin und stellte das Glas schwungvoll auf dem Tisch ab. „Entweder hilfst du jetzt mit oder ich mache es allein. Aber ich will keine Störung", sagte Janette, während sie sich die Handschuhe anzog.

"Was hat er bei dir gemacht?", fragte Leandra ziemlich verwirrt.

Darauf antwortete Janette nicht, sondern stellte stattdessen die Musik an. Sie wollte nicht mehr darüber reden.

Selbst wenn Lucien in seinem Leben oft verletzt worden war, gab ihm das nicht das Recht, Janette deswegen genauso zu verletzen. Seine Reaktion am Vorabend hatte sie sehr verletzt, weshalb sie keine Lust mehr hatte, ihre restliche Zeit hier so zu verbringen. Sie würde sich beeilen, um den Fall zu lösen und dann wieder zurückzugehen.

"Du solltest nicht mit Lucien spielen", seufzte Leandra. "Er scheint dich wirklich zu mögen", erklärte sie. "Nur wird es schwer, wenn ihr euch nicht mehr sehen könnt."

„Fragt sich, wer mit wem spielt", murrte Janette. Sie nahm die Flasche und holte mit der Pipette die dunkelbraune Flüssigkeit heraus, um sie auf zwei Reagenzgläser zu verteilen. Das Einzige, was Lucien vielleicht gemocht hatte, war ihr unersättlicher Hunger nach Sex, aber nicht sie selbst.

"Ich weiß nicht, wie ich in eurer Situation reagieren würde", meinte Leandra. "Aber Lucien ist jemand, der lieber den Hass der Leute auf sich nimmt, als einer frau falsche Hoffnungen zu machen."

„Kannst du endlich deinen Mund halten? Es interessiert mich nicht mehr. Soll er zum Teufel gehen. Ich habe zu tun", sagte Janette mittlerweile genervt. Dass sie niemals zusammensein konnten, war ihr selbst bewusst. Dennoch hatte sich ein Funke Hoffnung, von jemanden geliebt zu werden, in ihr festgesetzt. Bis zum Vorabend. Dort war dieser Funke sowie ein Teil ihres Herzen gestorben, der Lucien für sich beansprucht hatte, ohne es zu wissen. Warum nur hatte sie gesagt, was sie fühlte? Weil sie durch das im Club realisiert hatte, dass Lucien derjenige gewesen war, denn sie gebraucht hatte? Oder immer noch brauchte, aber das wollte sie sich nicht eingestehen.

"Wenn du mich fragst, interessiert es dich doch sehr", kicherte Leandra.

Verärgert schlug Janette mit der flachen Hand auf den Tisch. „Leandra, entweder du hilfst oder bist ruhig. Ich habe keine Zeit für so einen Tratsch, sondern ernste Dinge zu tun", sagte sie ungehalten und nicht gerade freundlich.

"Ich helfe", kicherte sie erneut und faltete die Flügel eng an sich.

Da das geklärt war, begannen sie nun, den Trank zu analysieren. Stundenlang machte Janette mit Hilfe von Leandra Tests, doch alles, was sie herausfanden, war lediglich eine spezielle Mischung zur Luststeigung. Ähnlich wie Viagra, doch um einiges stärker. Drogen konnte Janette nicht feststellen und sie schnaubte frustriert, als sie den letzten Test abgeschlossen hatten. „Nichts", murrte sie. Den ganzen Tag war sie schlecht gelaunt gewesen, weshalb sie beschloss, jetzt schon am späten Nachmittag in den Club zu gehen und sich abzulenken.

Allerdings hielt Leandra sie davon ab und deutete auf das Päckchen. "Du wirst nicht ohne sie gehen."

Zähneknirschend nahm Janette dieses an sich und packte es nicht gerade liebevoll aus. Den Drang, es langsam und zärtlich zu tun, unterdrückte sie. Dazu war sie einfach zu aufgewühlt.

Es war ein wunderschönes Halsband aus feinem Samt. Schwarz und rot mit kleinen Steinen, die sehr schön aussahen und perfekt zu ihren Augen und Haaren passte. Schlicht, aber trotzdem schmuckvoll.

Frustriert schnaubte Janette über dieses Schmuckstück. Ausgerechnet ein Halsband. Das hatte so kommen müssen.

Es war allerdings sehr schön und würde auch gut zu ihr passen.

Lucien hatte es geschafft, mit diesem Schmuck ihre Laune noch weiter in den Keller rutschen zu lassen. „Ich bin weg", sagte sie zu Leandra und ging auf den Fahrstuhl zu. Sie sollte sich umziehen und Geld musste sie auch noch abheben, um den nächsten Trank zu bezahlen.

"Trag das Halsband", sagte die Engelsdame streng.

„Ja, ja", murmelte Janette missmutig und steckte es in ihre Tasche, als sie auf den Aufzug wartete.

"Solltest du es nicht tragen, wirst du Ärger bekommen", hörte sie Leandra noch rufen, bevor sich die Tür des Fahrstuhls schloss.

Missmutig zog sich Janette um und legte sich das Halsband um, bevor sie ihre Tasche schnappte und sich ein Taxi rief. Sie musste auf jeden Fall hier raus, bevor sie die Krise bekam. Eigentlich hatte sie sich, dank Lucien, doch ganz wohl gefühlt, doch das Gefühl war völlig weg. Ihr Herz tat so sehr weh, dass sie Ablenkung brauchte. Es war ihr egal, mit was.

Oder mit wem. Vielleicht konnte sie Lucien vergessen, wenn sie sich in ein Abenteuer mit einem Mann stürzte.

Von nun an sollte sie ihr Herz vor allem und jedem verschließen. Genau wie er. Dann würde sie wohl nicht noch einmal so enttäuscht werden.

Ungeduldig wartete sie auf das Taxi am Straßenrand und wies den Fahrer an, sie zu einer Bank zu bringen. Sie musste genügend Geld abheben, um bezahlen zu können.

Zum Glück hatte sie für die Zeit hier ein zusätzliches Konto, das von Luxuria finanziert wurde. So konnte sie sich so ziemlich alles leisten, was sie brauchte und die Höllendämonin würde es später mit Raphael abrechnen.

Einen Moment war sie versucht, so viel Geld wie möglich auszugeben, doch so war sie nicht.

Dennoch hob sie knapp zehntausend Euro ab, weil sie nicht wusste, wie viel der Besitzer haben wollte.

Es war besser zu viel als zu wenig zu haben. Zudem würde sie das, was übrig blieb, wieder zurückgeben.

Obwohl sie noch gar nicht wusste, wie oft sie kaufen würde. Ob sie heute Abend mit dem Besitzer sprechen würde, wusste sie noch nicht, obwohl er meinte, dass er immer irgendwo da war.

Sie hoffte sehr, dass sie ihn fand, damit sie das Mittel bekam und endlich ihre Arbeit beenden konnte.

Dann konnte sie so schnell wie möglich wieder zurück.

Das Auto hielt erneut und sie stieg aus, um den Club zu betreten, ohne sich großartig umzusehen.

Sie wusste, wo sie hinwollte, hielt aber trotzdem Ausschau nach dem Besitzer. In der Menschenmenge war er nicht leicht ausfindig zu machen.

Er war generell kein sonderlich auffälliger Typ. Eher jemand, der in der Menschenmenge unterging.

Da sie ihn nicht auf Anhieb fand, zog sie es vor, erst zu tanzen, bis sie erschöpft war und sich dann nach oben zurückzuziehen.

Durch die gute Musik und den eigentlich netten Menschen vergaß Janette den Engel. Aber nur äußerlich. Innerlich schrie ihr Herz nach ihm.

Sie wollte mit ihm tanzen und ihn spüren. Ihn riechen und hören. Es war zum Verzweifeln.

In Gedanken mahnte sich Janette zur Ruhe. Lucien war aus ihrem Leben. Sie hatte es selbst heraufbeschworen und er hatte es wohl akzeptiert.

Jedoch dachte sie über Leandras Worte nach. Mochte er sie wirklich? Warum hatte er es dann nicht gesagt? Weil er es nicht noch schwerer machen wollte?

Das würde zumindest zu ihm passen. Es tat ihr mittlerweile leid, dass sie ihn beschimpft hatte, doch die Enttäuschung war noch sehr real.

Selbst wenn er es ihr leichter machen wollte. Es tat trotzdem unglaublich weh.

Hätte sie das in ihrem Leben schon früher herausgefunden, hätte sie vermutlich jetzt ein Herz aus Stein. Wenn Janette ehrlich war, wäre es ihr sogar lieber gewesen, gar keine Gefühle für Lucien zu entwickeln. Doch jetzt konnte sie es nicht ändern. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie Gefühle, die nicht erwidert wurden. Zumindest nicht so, wie sie fühlte.

Erschöpft, weil die Gedanken zurückkehrten, holte sie sich einen Drink und ging nach oben auf die zweite Ebene. Zum ersten Mal ohne Begleitung.

Es fühlte sich nicht gut an und machte es nur noch schlimmer.

Sie wollte nicht daran denken, was hier passiert war.

Jedoch wurde es jede Minute schlimmer, in der sie allein war. Wie viel Zeit sie hier mit Lucien verbracht hatte ... Nur mühsam unterdrückte sie die Tränen, während sie an ihrem Drink nippte. Wie selbstverständlich war sie zu ihrem Platz gegangen, den sie immer gehabt hatten. Liebevoll strich sie über den samtigen Stoff und schluchzte leise. Dass Liebeskummer so weh tun würde, hätte sie nicht gedacht.

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