Kapitel 30
Kapitel 30
Die Ärztin schüttelte den Kopf, denn sie wollte so viel wie möglich von dem Trank herausfinden, bevor sie am nächsten Abend wieder im Club sein würde.
"Dann zieh dir wenigstens die Schuhe aus, damit du nicht fällst", bat er, ließ sie aber noch nicht los.
„Oh", brachte sie lediglich zustande und begann, den Reißverschluss der Stiefel herunterzuziehen, um aus ihnen schlüpfen zu können.
"Willst du dich nicht generell umziehen?", fragte er und löste nur widerwillig die Arme von ihr.
„Ich ... weiß gerade nicht", gestand sie und stellte ihre Stiefel in den Schrank, damit sie nicht im Weg waren. Dreimal holte Janette die falschen Schuhe heraus, bis sie endlich ihre Ballerinas in der Hand hielt.
Sie nahm aus ihrer Handtasche die kleine Flasche und ließ Lucien stehen, um sich mit ihrer Errungenschaft zurückzuziehen.
"Ich glaube, dass ich es nicht für eine gute Idee halte, dass du das jetzt tust", bemerkte der Engel und hielt sie auf. "Stell die Probe weg und dann wirst du dich ausruhen", entschied er und wirkte nicht, als würde er diskutieren wollen. "Die Probe braucht deine gesamte Aufmerksamkeit, aber du bist mit deinen Gedanken gerade wo anders."
Trotzig schüttelte Janette den Kopf. „Genau das brauche ich gerade: Etwas, was meine gesamte Aufmerksamkeit benötigt, damit ich nicht mehr darüber nachdenke, ob du Gefühle für mich hast oder nicht. Oder, was passieren wird, wenn das hier vorbei ist", erwiderte Janette ernst. Oft hatte sie das Gefühl, dass Lucien eifersüchtig war. Jedoch ging sie davon aus, dass er lediglich dominant war und seinen Partner nicht mit jemanden teilen wollte.
Er hielt sie weiterhin fest und hob mit zwei Fingern ihr Kinn an. "Du willst wirklich wissen, ob ich Gefühle für dich habe?", fragte er. "Denkst du das macht es nicht noch schlimmer?"
Erneut zuckte sie mit den Schultern, antwortete jedoch, dass sie es wissen wollte. Ihrer Meinung nach konnte es nicht noch schlimmer werden.
Für einen Moment überlegte Lucien, ob er sagen sollte, dass sie ihn nicht interessierte. Dass er keine Gefühle für sie hegte, in der Hoffnung, dass er es ihr einfacher machen würde. Doch es wäre eine Lüge. Die Wahrheit wäre allerdings auch nicht besser. Dann wüsste sie, dass sie eine Chance hatte. Dass sie es beide wollten, ohne dass sie es konnten. Würde es ihr die Möglichkeit nehmen, ein neues Leben zu beginnen? Nach ihm. Oder würde es sie immer wieder hindern? Lucien wusste es nicht.
Da er nichts sagte, riss sie sich von ihm los und ließ ihn einfach stehen. Bisher war sie noch nie von einem Mann so begehrt worden. Egal ob Gefühle im Spiel waren oder nicht, die Situation war nicht einfach. Die Sukkubus erwartete nicht, dass ihre Gefühle erwidert werden würde , doch ein einziges Mal in ihrem Leben hätte sie sich gewünscht, von jemanden geliebt zu werden. Zu wissen, wie es sich anfühlte, sein Herz an jemanden zu verlieren und das Gegenstück zum anderen Herzen zu sein. „Ich habe zu tun", sagte sie mit krampfhafter Stimme, als würde sie um ihre Beherrschung kämpfen.
Erneut packte Lucien sie und hob sie einfach hoch. "So werde ich dich nicht experimentieren lassen", erklärte er streng.
Janette jedoch war aufgebracht und ihr Schwanz gab ihm eine kräftige Ohrfeige. „Ich will jetzt allein sein und meine Tests machen", knurrte sie ihn sauer an.
Davon ließ sich Lucien jedoch noch beeindrucken. Er warf sie sich einfach über die Schulter. Da sie die Probe bereits abgestellt hatte, würde das schon gehen. Zudem glaubte er nicht, dass diese irgendwie verfiel. "Mag sein, aber nicht in diesem Zustand."
„Ich warne dich, Lucien", knurrte Janette eindringlich und drückte sich gegen ihn. Eigentlich könnte sie seine Flügel packen, da er dort sehr empfindlich war, doch sie würde ihn dort nicht verletzen. „Ich will bis morgen Ergebnisse haben und die machen sich nicht von allein."
"Janette. Diskutier nicht mit mir", sagte er ernst. "Du bist völlig durch den Wind."
„Hau einfach für heute ab, damit ich mich beruhigen kann", rief sie wütend. So würde sie sich tatsächlich nicht beruhigen können.
Lucien lief mit ihr in den Fahrstuhl. "Gut, aber du wirst in deinem Zimmer bleiben. Wag es nicht, ins Labor zu gehen und zu experimentieren."
So kräftig sie konnte, wehrte sie sich gegen seinen Griff und nutzte sogar ihren Schwanz. „Nein. Ich will hier bleiben, meine Tests machen und dich weder hören noch sehen, du Arschloch", schrie sie ihn an und konnte nicht verhindern, dass ihr Tränen an ihren Wangen herabliefen. Dieser verfluchte Engel hatte es geschafft, all ihre Gefühle und ihr Leben auf den Kopf zu stellen!
"Du weißt, dass ich dich hier unten nicht allein lassen werde. Wenn du mich also nicht sehen willst, solltest du nicht hier sein", meinte er und klang sehr verärgert.
„Von mir aus stehe an der Tür, aber lass mich in Ruhe!", rief sie aufgebracht. „Aber ich werde meine Tests machen!"
Lucien knurrte. "Nein", wiederholte er. "Du wirst keine Tests in diesem Zustand machen", damit trat er in den Fahrstuhl und dieser setzte sich in Bewegung.
Anstatt noch weiter zu diskutieren, blieb sie ruhig, verfluchte den idiotischen Engel jedoch in Gedanken.
Dieser fuhr mit ihr auf der Schulter nach oben und betrat ihr Zimmer, wo er sie vorsichtig absetzte. "So. Und jetzt wirst du dich ausruhen. Sonst binde ich dich ans Bett."
„Hau ab", fauchte sie Lucien regelrecht an und warf eine ihrer Taschen nach ihm. „Es war der größte Fehler, auf Luxurias Rat zu hören", murmelte sie und ging geradewegs ins Badezimmer.
Lucien folgte ihr nicht, zog sich sogar zurück, um ihr Freiraum zu geben, würde aber nicht zulassen, dass sie das Zimmer allein verließ.
Die Badezimmertür fiel krachend ins Schloss und er konnte sogar vor ihrer Tür hören, wie Janette fluchte. Sie war nicht gerade leise dabei, ihrer Wut freien Lauf zu lassen.
Kurz war es ruhig, bevor sich die Tür einen Spalt öffnete. „Du bist das kälteste Arschloch, was ich je gesehen habe. Zwischen uns wird nichts mehr sein", fauchte sie und schlug die Tür hinter sich zu.
Lucien versteifte sich und schwieg. So war es besser. Für sie war es so besser. Das versuchte er sich einzureden. Sie würde besser damit klarkommen, wenn sie dachte, dass er sie nicht wirklich mochte. Doch das würde dafür sorgen, dass er selbst seine Gefühle nicht mehr zulassen durfte. Dabei vermisste er sie schon jetzt.
Da sie keine Chance hatte, das Zimmer zu verlassen, blieb ihr nichts anderes übrig, als dort zu bleiben. Jedoch entfachte das ihren Zorn erst recht, weshalb sie die ganze Nacht nicht schlief, sondern heulte.
Kapitel 9
Am nächsten Morgen war Janette ein bisschen verwundert, dass Lucien tatsächlich nicht da war. Aber das tat ihr gut. Je weniger sie mit ihm noch zu tun hatte, desto besser war es.
Jedoch war sie noch immer verstimmt und missmutig, als sie ins Labor kam und dort nicht wie sonst den Engel vorfand.
Stattdessen war da eine junge Engelsfrau mit dunkelblauen Haaren, die zu einem festen Knoten gebunden waren. Ihre saphirblauen Augen strahlten sie förmlich an und der Kittel, den sie trug, verriet, dass sie eine Forscherin war. "Du bist also Janette", sagte sie und kam leise kichernd auf sie zu. "Ich bin Leandra. Ich bin Raphaels Forschungsleiterin und freue mich sehr, dass du hier bist und ich dich endlich einmal kennenlernen darf."
Schnell sah sich die Angesprochene um und ging sicher, dass Lucien nicht mehr da war. „Freut mich", erwiderte sie kurz angebunden. Wenn nun diese Frau hier war, konnte sie sich endlich beruhigen. Wie es aussah, hatte Lucien endlich verstanden, dass Janette ihn nicht mehr sehen wollte.
Sie ging zu ihrem Schrank und holte sich einen sauberen Kittel heraus, um sich für die Arbeit vorzubereiten.
"Mich auch. Ich bin echt neugierig und freue mich sehr, dass ich dir bei deinen Experimenten zusehen und vielleicht auch helfen kann", sagte die Engelsfrau, die scheinbar kein Problem damit hatte, dass Janette ein Dämon war.
Abschätzend warf sie Leandra einen Blick zu. „Es gibt bisher nicht viel zu sehen", erwiderte die Ärztin und knirschte mit den Zähnen. War das Luciens Rache? Ihr jemanden zur Seite zu stellen, der ständig sprach? Gewiss, Janette war an sich genauso, doch hier hatte sie angefangen, die Ruhe zu genießen, wenn sie etwas untersuchte.
"Ach wirklich?", fragte Leandra. "Das ist aber schade", meinte sie und schlenderte auf Janette zu. "Wir werden wohl noch einige Zeit miteinander verbringen. Jetzt, wo Lucien abgezogen und auf eine Mission geschickt wurde."
Diese Nachricht kam Janette sehr gelegen, doch sie zuckte leicht zusammen. Nein, es war das Beste. Für beide. Sie durfte nichts anderes mehr denken.
„Ich gehe heute Abend in den Club und muss vorher herausfinden, was in dem Trank enthalten ist", sagte sie, um von Lucien abzulenken.
"Lucien hat darum gebeten, dass du nicht ohne backup in diesen Club gehst", erklärte Leandra. "Es sind spezielle Schmuckstücke mit Peilsender für dich angefertigt wurden", sagte sie und deutete auf ein Päckchen, das auf dem Tisch stand. "Lucien hat sie ausgesucht. Du sollst sie möglichst an der Haut tragen. Somit kann ich dich überwachen."
Wenn es sein musste ... Janette nickte lediglich und schnappte sich die Flasche, die noch auf dem Tisch stand, anstatt sich die Schmuckstücke anzusehen.
"Willst du sie dir nicht ansehen?", fragte Leandra überrascht und fast schon enttäuscht.
„Jetzt nicht. Es gibt wichtigere Dinge", winkte Janette ab. Schon allein, dass Lucien sie ausgesucht hatten, schreckte sie ab, es zu öffnen.
"Wirklich?", fragte Leandra und folgte Janette. "Soweit ich weiß hat Lucien noch nie jemanden Schmuck geschenkt. Ob nun mit oder ohne Peilsender."
„Ach, schleimt er sich jetzt etwa ein?", fauchte Janette ungehalten. Diese Art von Masche kannte sie bereits. Geschenke machen, um einen Abschied leichter zu machen. Sie nahm das Päckchen und warf es direkt in den Müll. „Er kann sich seinen Schmuck an den Hut stecken."
Mit diesen Worten ging Janetter an Leandra vorbei in das eine Labor, um die Tests vorzubereiten. Wie weh ihr das Ganze gerade tat, konnte die Engelsfrau wohl nicht im Geringsten ahnen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top