Kapitel 3

Kapitel 3

"Könnt Ihr mir vielleicht mehr darüber sagen?", fragte sie hoffnungsvoll. So, wie Raphael klang, war es etwas, was wohl noch relativ unerforscht war.

Er machte eine Handbewegung zu Lucien. "Er wird dir das Labor zeigen und dich über die Dinge, die gerade hier vorgehen, aufklären. Ich hoffe dir ist bewusst, dass du darüber schweigen wirst?", fragte er und klang streng und kalt.

Ein Kopfnicken war Janettes Antwort. "Natürlich. Alles, was passiert, steht unter meiner Schweigepflicht", bestätigte sie mit gerunzelter Stirn. Wie kam er darauf, dass sie jemanden etwas davon erzählen würde? Hatte Luxuria ihm nicht gesagt, dass Janette ihre Arbeit sehr ernst nahm?

"Es geht nicht nur um deine Arbeit. Es geht um alles, was du vielleicht hier sehen oder hören wirst", sagte er noch einmal und klang noch immer streng.

"Das habe ich mitgezählt. Nicht nur das, was ich als Ärztin mache", erwiderte Janette mit schief gelegtem Kopf. Noch immer fragte sie sich, warum er annahm, dass sie jemanden etwas erzählen würde. Wahrscheinlich, weil sie ein Dämon war.

Er fixierte sie mit seinem Blick, bevor er entschieden nickte. "Dann wird dich Lucien jetzt zu den Laboren bringen", erklärte er und der Engel, der sein Stellvertreter war, trat an sie heran.

"Wenn du mir bitte folgen würdest", sagte er mit dunkler Stimme und Janette konnte nicht genau erkennen, ob er sie ansah, da seine verspiegelte Sonnenbrille sie etwas irritierte.

Im allgemeinen mochte sie Menschen, die Sonnenbrillen in Gebäuden trugen, nicht sonderlich. Es ergab für sie keinen Sinn, außer wenn derjenige Augenentzündungen hatte. Davon ging sie bei Lucien jedoch nicht aus.

Bevor sie Lucien folgte, nickte sie Luxuria mit einem Lächeln zu und verbeugte sich noch einmal vor Raphael, bevor sie mitsamt Koffer hinter dem Stellvertreter herging.

Dieser betrachtete sie kurz und dann den Koffer. "Ich zeige dir zuerst dein Zimmer", entschied er, als sie beide im Fahrstuhl standen und nach unten fuhren.

Janette wusste nicht, dass die Laboren im Keller waren und ihr Zimmer extra im Erdgeschoss lag.

So allein mit dem großen Engel im Fahrstuhl zu stehen, machte sie unruhig. Angst vor den Engeln verspürte Janette nicht, aber einen mächtigen Respekt. "Danke", flüsterte sie heiser und räusperte sich. Was war auf einmal mit ihr los? So kannte sie sich selbst nicht, dass ihre Stimme wegbrach. Dafür wurden ihre Schmetterlinge im Bauch umso mehr.

Es war auf jeden Fall gut, wenn sie ihren Koffer zuerst wegbringen konnte anstatt ihn mitzunehmen. So leicht war er jedenfalls nicht.

Schließlich hielt der Fahrstuhl und die beiden stiegen aus. Hier war der Flur zwar ebenfalls mit einem riesigen Wandgemälde verziert, doch es bestand aus kleinen, farbigen Mosaiken und sogar die Fenster wurden mit in das Meisterwerk eingearbeitet.

Der Boden war ebenfalls bemalt und wirkte, als würde man über Steine in einem Fluss gehen.

Ihre Verwunderung über den Geschmack der Engel zeigte Janette nicht. Nur mühsam unterdrückte sie einen erstaunten Ausruf. Sie mochte schöne Dinge, aber mit solchen hatte sie definitiv nicht gerechnet. Ihr Dämonenschwanz zuckte voller Freude und am liebsten wäre Janette herumgetanzt. Im allgemeinen war sie fröhlich und tanzte gerne.

Schließlich öffnete Lucien ihr eine Tür, die wohl in ihr Zimmer führte. Wobei Zimmer untertrieben war. Es war ein Vorraum, der Eleganz ausstrahlte. Edle Teppiche und Möbel, die wohl aus Massivholz waren. Gleichzeitig wirkte es hell, aber nicht modern.

"Wow", rutschte es der Ärztin heraus und sie schloss sofort wieder den Mund. Mit dem Koffer in der Hand trat sie durch den Vorraum, den sie eingehend musterte. Dann widmete sich Janette dem restlichen Raum, der sie wirklich verzauberte. Ein großes, gemütlich und weich aussehendes Bett war für sie der persönliche Höhepunkt, denn so gern sie auch arbeitete, sie mochte es auch, gut zu schlafen. Ein großer, dunkler Schrank, in dem sie all ihre Kleider unterbringen konnte, stand dem Bett gegenüber. Von der Seite, wo ihr Bett stand, führte eine Tür weiter, doch sie wusste nicht, zu was. Deshalb erkundigte sie sich bei Lucien, während sie ihren Koffer auf das Bett, welches eine hübsche Tagesdecke besaß, ablegte.

"Eine Tür führt ins Bad, die andere in ein kleines, persönliches Labor", erklärte er kurz angebunden, aber mit dieser leicht rauchigen, verführerischen Stimme.

Ein Schmunzeln erschien auf Janettes Gesicht. Dass sie ein eigenes Bad haben würde, fand sie sehr gut, denn sie liebte es, ausgiebig zu baden und ihre Seele baumeln zu lassen.

Jedoch war sie auch erstaunt, dass sie ein eigenes Labor haben würde. Umso besser, so konnte sie mehrere Versuche machen, ohne gestört zu werden.

"Solltest du etwas benötigen, was du hier nicht findest, dann sprich mich an. Solange du hier bist, bin ich für dich verantwortlich", erklärte Lucien, der das Ganze scheinbar sehr ruhig und gelassen nahm. Als wäre es nicht weiter wichtig und trotzdem gab er ihr das Gefühl wichtig und besonders zu sein.

Das, was sie ab und zu benötigte, sprach Janette nicht aus. Aber ihr Mund wurde bei dem Gedanken feucht und beinahe sabberte sie sogar.

Dennoch nickte die Ärztin lediglich und trat an die Balkontür, um diese zu öffnen. Sofort schlug ihr die Wärme ins Gesicht und für einen Moment schloss sie die Augen. Die Sonne war bereits untergegangen, doch es war noch zu hell, um die Sterne zu entdecken.

"Ich packe später meinen Koffer aus", sagte sie zu Lucien und gab ihm damit den Hinweis, dass sie weitergehen konnten.

Dieser nickte. Er mochte es, wenn die Leute wussten, was sie wollten und diese junge Dame schien arbeitsam zu sein. Das war von Vorteil. "Dann stelle ich dir jetzt diejenigen vor, die an dem Projekt arbeiten. Es ist geheim und du wirst die einzige Forscherin sein", erklärte er ruhig. "Neben mir sind lediglich zwei von Raphaels inneren Kreis an deiner Seite", erklärte er.

Daraufhin nickte Janette und wirkte aufgeregt. Sie konnte es nicht erwarten, die anderen kennenzulernen. Dennoch fragte sie sich, ob sie lediglich als Forscherin eingeteilt sein würde oder mehr tun konnte. So ganz war sie bisher nicht dahinter gekommen.

Lucien nickte erneut und führte sie schließlich wieder aus ihrem Zimmer hinaus und in den Fahrstuhl. Dann ging es weiter abwärts und schließlich ging mit einem Läuten die Fahrstuhltür wieder auf und sie traten in ein großes, unterirdisches Labor. Ähnlich dem, was sie von Luxuria kannte.

Die gelblichen Augen von Janette begannen bei diesem Anblick zu leuchten. Was ihr ausnehmend gut gefiel war, dass alles ordentlich, sauber und geräumig war. Alles stand an seinem Platz und sie sah, dass es einen großen Tisch gab, auf dem sie wohl sehr viele Experimente vornehmen konnte.

Lucien führte sie weiter zu zwei Männern, die gerade vor einer Scheibe standen und sich unterhielten. Dahinter konnte sie einen Mann erkennen, der irgendwie ungesund aussah. Es war allerdings schwer zu sagen, was mit ihm war, denn die beiden Männer versperrten ihr die meiste Sicht.

Zuerst konnte Janette den einen Mann fast gar nicht erkennen, da seine weißen Flügel mit den orangefarbenen Federn ihn aussehen ließen, als würde er in Flammen stehen. Sehr ungewöhnlich für einen Engel.

Erst, als dieser den Kopf zu dem schwarzhaarigen Mann neben ihm wandte, erkannte Janette, dass seine weißgrauen Haare kurz geschnitten waren.

Seine dunkle Stimme sprach etwas von Vorsicht, doch so richtig konnte Janette die Worte nicht verstehen, da er sehr gedämpft sprach.

Der andere Mann, dessen schwarzen Haare zu einem Zopf gebunden war, nickte daraufhin. Beide schienen die Ankömmlinge nicht zu bemerken, doch beide drehten sich zeitgleich um, sobald Lucien und Janette näher waren.

„Lucien", grüßten sie beide den Stellvertreter und warfen einen kurzen Blick auf Janette.

"Das hier ist Janette. Sie ist die Ärztin, die Raphael besorgt hat", erklärte Lucien und deutete auf besagte. "Das hier ist Adair", meinte Lucien und deutete auf den Engel mit den orangefarbenen Flügel. "Das neben ihm ist Gino", stellte Raphaels Stellvertreter den schwarzhaarigen Mann vor.

Beide begutachteten die Sukkubus genau, bevor sie nickten. Ganz so begeistert waren sie nicht unbedingt, dass eine Dämonin helfen sollte, doch wenn es Raphaels Anweisung war, würden sie sich fügen.

Die dunklen Augen von Adair musterten sie weiterhin ausgiebig, als wollte er in ihre Seele sehen, während Gino beinahe gelangweilt dastand und schließlich auf den Kranken nickte.

"Das ist einer der ... Problemfälle", erklärte Lucien. "Adair hat ihn gefangengenommen und er scheint ansteckend zu sein", erzählte der Engel weiter und faltete seine Flügel eng an seinen Rücken, während er den Mann hinter der Scheibe betrachtete.

Dieser schien sich vor Schmerzen zu krümmen, doch plötzlich hielt er sich beide Hände an den Kopf und schrie etwas völlig Unverständliches. Durch die schalldichten Scheiben war jedoch nur ein leises Gemurmel zu hören.

Der Mann wirkte unruhig und so, als würde er von etwas gehetzt werden. Aber auch, als würde er etwas suchen. Doch was?

Nachdenklich sah Janette auf die Person und legte den Kopf schief. "Was wisst Ihr über diese Krankheit", fragte sie mit Neugier in der Stimme. Bisher war sie noch keinem begegnet, der so reagiert hatte. Nur, wenn Drogen im Spiel waren.

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