Kapitel 23
Kapitel 23
Die dunklen Haare steckte sie sich halb nach oben und ließ provokant ein paar Strähnen über die Schultern fallen.
So angezogen, verließ Janette nach einer halben Stunde wieder ihr Zimmer.
Dort erwartete sie ein Engel, der Lucien ähnlich war. Er hatte eine Sonnenbrille auf und definitiv Luciens Statur. Allerdings waren seine Haare kurz und wirkten verwegen. Das Kupfer passte hervorragend zu den rostfarbenen Flügeln.
Zudem lehnte er lässig an der Wand, wie es sonst nur Lucien konnte.
Ein schmutziges Grinsen erschien auf Janettes Gesicht, als sie sich dem Engel elegant näherte und von vorne umrundete. „Sieht gut aus, Eisklotz", bemerkte Janette frech und zupfte an seinem Haar. „Allerdings stehen dir lange Haare besser. So siehst du zu ... warm aus", neckte sie Lucien.
Er nahm die Sonnenbrille ab und blickte sie aus seinen eisgrauen Augen an. "Ich bin überrascht, dass du es so leicht bemerkt hast", sagte er und klang nicht so desinteressiert wie sonst.
„Du könntest wie ein Penner gekleidet sein. Aber deine Sonnenbrille und lässige Art, dich an die Wand zu lehnen, verrät dich", behauptete Janette, die lange genug Zeit gehabt hatte, ihn genau zu studieren.
"Das mag wohl stimmen, aber das liegt nur daran, dass du mich mittlerweile so gut kennst", sagte er entschieden.
Frech grinsend streckte sie ihm die Zunge raus und zeigte in Richtung Ausgang. „Lass uns gehen. Es gibt Wichtigeres zu tun, als über das Aussehen zu diskutieren", sagte sie in einem befehlerischem Ton.
"Wie du sagst", meinte er schulterzuckend und setzte sich in Bewegung.
„Diese Diskussion verschieben wir auf später. Im Labor", sagte sie verführerisch und kicherte, bevor sie stehen blieb und ihn vorausgehen ließ.
Statt zu fliegen entschied sich Lucien wieder für das Auto. Was war praktischer, weil es in dieser Gegend, wo der Club war, nicht genug Möglichkeiten zum Landen gab. Als Raphael sich damals dieses Territorium ausgesucht hatte, hatte hier noch nie ein Engel residiert und nur wenige hatten hier gelebt.
Die Adresse hatte Gino und Adair ihm bereits zukommen lassen, weshalb sie auch gleich losfahren konnten. Auf dem Weg zum Club wollte Janette von ihm an einer Ampel wissen, ob sie sich irgendwie bestimmt verhalten musste. Hier in Italien war es anders als bei ihr zuhause.
"Nein. Jeder weiß, dass du nicht hier lebst. Ich bin einfach nur dein ... Abendessen", meinte er schulterzuckend.
Nachdenklich sah sie auf die Ampel, wie diese auf Grün schaltete und Lucien Gas gab. „So? Dann müsste ich aber nicht in einen Club gehen. Vor allem nicht in diesen", bemerkte Janette mit hochgezogenen Augenbrauen.
"Du versuchst halt dein Jagdgebiet zu erweitern", meinte Lucien schulterzuckend. "Zudem kann ich dich auch überredet haben."
Möglich war alles. Dennoch machte sich die Sukkubus Gedanken darüber, wie sie wohl fragen sollten. Sie war der Meinung, dass es wohl nicht gut war, sofort nach der Veranstaltung zu fragen, sondern eher öfters in den Club zu gehen, die Leute zu beobachten und erst dann aufmerksam auf sich zu machen.
"Such dir einen Namen für mich heute Abend aus", meinte Lucien. "Ich werde wohl jedes Mal etwas anders aussehen."
„Was ist dir lieber? Stinkstiefel oder Eisklotz?", fragte Janette lachend und neckte ihn. Bei ihr hieß er grundsätzlich so. Dennoch überlegte sie bereits, wie sie ihn nennen konnte. Ob es ein italienischer Name sein sollte?
Der Engel lachte, wobei es abgehackt klang. "Das wird schwierig werden mit diesen Namen."
„Ab sofort bist du Giovanni", sagte Janette frech grinsend. „Ein Mafioso, der die Arme Sukkubus abschleppt", meinte sie mit schelmischen Grinsen.
"Wie du willst", lachte er und setzte sich seine Sonnenbrille auf. Seine Augen waren das, was er nicht ändern konnte.
Zufrieden lachte Janette und hielt sich die Strähnen aus dem Gesicht. Da sie im Cabrio fuhren und der warme Wind ihr diese um die Ohren wehte, war das das Einzige, um nicht das Make-up zu versauen.
"Du kannst es heute ruhig genießen, wir sehen uns nur um", meinte Lucien nüchtern.
Mit einer abwinkenden Handbewegung meinte die Ärztin, dass sie wohl beinahe täglich dorthin gehen mussten, um nach und nach die Informationen herauszufinden.
"Wahrscheinlich. Ich hoffe dir wird es nicht so schnell langweilig", meinte Lucien mit diesem, ihm eigenen, Lächeln, das immer etwas Herablassendes hatte.
„Da es dein Vorschlag war, uns dort einzuschleusen, wirst du danach geradestehen und mich dafür entschädigen", verlangte die Sukkubus mit lustvoller Stimme.
"Sicherlich", erwiderte er ebenso lustvoll.
Zufrieden über seine Antwort grinste Janette und sah sich in der Gegend um. Hier war sie noch nicht gewesen, weshalb es sehr interessant war, wo Lucien entlangfuhr. Dieser Stadtbezirk war nicht in der Nähe von Raphaels Residenz, was ein Grund dafür war, dass Janette das erste Mal hier war.
Bisher hatte sie sich nie weit weg von Raphaels Residenz begeben. Auch weil sie sich hier nicht sonderlich auskannte.
Schweigend fuhren sie weiter, bis Lucien vor einem Gebäude hielt, das nicht den Anschein gab, ein Club zu sein. Auf den ersten Blick wirkte das Haus unscheinbar und alt, doch es standen eine Menge Menschen vor der Eingangstür, über dem ein Schild prangte.
Außerdem waren da Wachleute, die definitiv nicht ganz menschlich waren.
Das Schild Club de Luxe blinkte groß über ihren Köpfen und beinahe hätte Janette ihren Kopf geschüttelt. Es wirkte irgendwie kitschig, aber gleichzeitig auch anziehend. Wie war das möglich?
Jeder, der den Club betrat, bekam eine Art Stempel auf den Handrücken gedrückt, damit die Leute wieder hineinkamen, wenn sie rauchen gewesen waren. Der Stempel war dunkelblau und trug die Initialen CdL, sowie einen Drachenkopf. Somit wusste jeder, in welchem Club man gewesen war.
„Bist du bereit, Giovanni?", fragte sie den Engel mit dem kupferrotem Haar und nahm ihre kleine Handtasche.
"Das wird lustig", meinte er nüchtern und stieg aus, bevor er ihr die Tür öffnete.
„Selbst schuld", kommentierte Janette frech und stieg aus. Ihr Gang zur Tür war ganz anders als im Labor. Verführerisch schwang sie die Hüften und ließ provokant ihren Schwanz wedeln. So, wie sie es immer tat.
"Machst du das absichtlich?", fragte Lucien rau und reichte ihr den Arm, bevor er sich zu einem Eingang nur für Engel begab.
Janette nickte nur, ließ sich aber nicht davon abbringen. So war sie, wenn sie in Clubs, Bars und Diskos ging. Sie ließ generell ihren Charme spielen und verführte alles, was sich ihr in den Weg stellte.
Allerdings hatte sie dieses Mal die Rechnung nicht mit Lucien gemacht. Er legte ihr eine Hand um den Rücken und zog sie etwas an sich.
„Hey, pfusche mir nicht in mein Spiel", murmelte sie, schmiegte sich aber an ihn, um glaubhaft zu wirken.
"Wir sind zusammen hier", erinnerte er sie sanft, aber mit einem Unterton, den Janette kaum beschreiben konnte. Er war kalt und warnend.
„Sind wir", erwiderte Janette flüsternd. „Aber ich spiele mein Spiel, um an Informationen zu kommen. Oder denkst du, die geben mir freiwillig Insiderwissen, wenn ich nur mit dir spreche?", fragte sie nachdenklich.
"Heute sprichst du nur mit mir. Wir sind neu und sollten einfach genießen. Alles andere kommt später", bemerkte er und küsste ihre Haare.
„Stinkstiefel, du bist nicht mein Partner oder Vater", murrte Janette, die bereits ihre Augen nach potenziellen Opfern herumschweifen ließ.
"Du hast zugestimmt", säuselte er. "Exklusiv", erinnerte er sie.
„Ich bin trotzdem nicht dein Eigentum", beharrte die Sukkubus. Oder hatte er genau das gemeint?
"Sicher, dass du das nicht bist?", fragte er mit sanfter Stimme, die ihr irgendwie die Nackenhaare aufstellte.
„Nicht auf dem Papier", hauchte sie an seine Lippen. „Wir sollten einen Vertrag machen", schlug sie verschmitzt vor.
"Ach so? Was würdest du in diesem Vertrag denn regeln?", wollte er wissen und streifte ihre Lippen kurz mit seinen.
„Einiges", hauchte sie. „Das können wir später regeln."
"Dann bin ich gespannt", sagte er schnurrend.
„Unter anderem, was das Eigentum angeht", bemerkte sie leise und sah zur Eingangstür für die Engel.
"Ich denke, dass du dich ganz gut mit einem Halsband und einer Leine machen würdest", schnurrte er und fuhr ihren Rücken entlang.
„Sadist", meinte sie mit einem Seitenblick.
"Immer", sagte er zufrieden und ließ sich die Hand stempeln, damit sie endlich eintreten konnten.
Auch Janettes Hand wurde gestempelt und ihnen wurde die Tür geöffnet.
Sie traten in einen schwach beleuchteten Flur, der Janette an ein Bordell erinnerte. Rötliche Lichter waren an den Wänden angebracht und sie musste grinsen.
Da Musik aus der Richtung am Ende des Flurs kam, nickte sie dorthin. „Sollen wir?", fragte sie Lucien leise.
"Ja gern", meinte Lucien.
Also hakte sich die Ärztin bei ihm ein und ging mit ihm den Flur entlang.
Als sie den Raum, aus der die Musik drang, betraten, war es total überfüllt. Menschen, aber auch Engel, Dämonen und Gestaltswandler bewegten sich auf der Tanzfläche, während an der Bar eifrig ausgeschenkt wurde.
Der DJ legte flotte Tanzmusik auf und entführte die Anwesenden damit in eine andere Welt.
Sofort fiel auf, dass der Club auf mehrere Stockwerke verteilt war. Unten konnte man tanzen, während auf der nächsten Ebene viele Sitzgelegenheiten angeboten wurden. Diese erreichte man über eine Treppe an der Seite des Raumes.
"Sieht gemütlich aus", meinte Lucien nüchtern, schien aber durchaus interessiert.
„Und so viele, die wir beobachten können", fügte Janette hinzu, die ihren Blick aufmerksam umherschweifen ließ. In dem Haufen würde es sicherlich Anhaltspunkte geben. „Tanzen? Oder lieber einen Drink?"
"Tanzen, dann Trink", entschied Lucien, der interessiert daran war, wie gut Janette tanzen konnte.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top