Kapitel 14

Kapitel 14

"Mag sein", sagte er und wartete, bis ein älterer Engelsheiler kam, um sich Janette anzusehen.

Sein forsches Auftreten erinnerte Janette an Lucien, doch mit dem Heiler ging sie wesentlich freundlicher um und erklärte, was vorgefallen war. Dabei versuchte sie, Lucien völlig auszublenden.

Der Heiler nahm ihre Blutproben und heilte schließlich ihre Wunde, damit sie sich komplett schloss und keine Keime mehr eindringen konnten.

Auch die Klauenspuren wurden von ihm beseitigt. Die Heilung war wirklich seltsam und fühlte sich unangenehm an. Es kribbelte so, als würden tausend Ameisen über sie krabbeln.

War es, weil sie bisher noch nie von einem Engel geheilt worden war? Bisher war sie auch noch nie so verletzt gewesen. Seine Macht fühlte sich in ihrem Körper nicht angenehm an. Das zeigte, dass sie völlig unterschiedlicher Rasse waren.

Jedoch hielt Janette geduldig still, denn sie wusste, dass es schneller vorbei war, wenn sie kooperativ war.

"Fertig. Aber du solltest dich noch ausruhen. Wir wissen nicht, ob er vielleicht irgendwas in deinem Körper verändert hat", sagte der Heiler ruhig.

Auf seine Worte hin versuchte sie, in sich hinein zu hören und Veränderungen festzustellen. Anschließend schüttelte Janette ihren Kopf und meinte, dass lediglich das Kribbeln der Heilung unangenehm war. Ansonsten fühlte sie sich wie bisher.

"Das ist gut, trotzdem solltest du aufpassen", meinte der Heiler streng.

Das würde sie machen, aber die Proben mussten untersucht werden, weshalb Janette aufstand und gehen wollte. Allerdings nicht, ohne sich bei dem Heiler bedankt zu haben.

Dieser nickte höflich und kurz darauf stand Lucien an ihrer Seite.

„Lassen Sie mich in Ruhe", grummelte Janette missmutig. Von jetzt an würde sie keine freien Tage mehr nehmen. Es war wirklich nervig, dass Lucien immer und überall präsent war.

"Ich denke nicht", meinte er und folgte ihr, mit den Händen in den Hosentaschen.

Sie konnte auch nicht seinen Blick sehen, denn wie immer trug er eine Sonnenbrille. Sogar bei bewölktem Wetter trug er sie und Janette hätte zu gerne gewusst, warum.

„Dann bleibe ich gleich hier, wenn Sie mich nicht in Ruhe lassen", murrte sie unglücklich. Vielleicht konnte sie auch hier die Gerätschaften nutzen, wenn sie die Proben holte.

"Willst du nicht in dein Labor gehen?", fragte er sanft.

„Nur, wenn Sie mich endlich in Ruhe lassen!", verlangte Janette scharf. Seine ständige Anwesenheit nervte sie mittlerweile richtig.

"Ich bin da, um auf dich aufzupassen", sagte er nüchtern. "Und das werde ich tun."

Die Ärztin grummelte, dass sie einfach eine Pause von ihm brauchte. Es war schon ein Wunder, dass sie allein in einem Zimmer wohnte. Ohne Wachhunde, die ihr ständig folgten.

"Dann versuch nichts dummes anzustellen", meinte er nüchtern. "Ich kann dich nicht immer retten.

„Es war Ihr Vorschlag, einen freien Tag zu nehmen", bemerkte sie vorwurfsvoll, während sie auf der Suche nach dem richtigen Flur in Richtung Labor war. „Ich habe Sie auch nicht gebeten, mich zu beschatten und zu retten."

"Ich habe dich nicht beschattet. Ich wollte Leonardo überwachen", meinte Lucien nüchtern.

Frustriert schnaubte die Sukkubus. „Was für ein Zufall", erwiderte Janette schnippisch. Daran glaubte sie nicht, da es bereits schon einmal vorgekommen war, dass er plötzlich aufgetaucht war.

"Gut, vielleicht lasse ich dich beschatten", meinte er schließlich.

Als ob sie das nicht geahnt hatte! Theatralisch warf sie ihre Hände in die Höhe und funkelte Lucien an. Von wegen freie Tage. Das würde sie ab jetzt nicht mehr tun, soviel war sicher.

"Übrigens will dich Luxuria besuchen kommen", bemerkte Lucien, der ihr noch immer dicht auf die Pelle rückte.

Janettes gelbliche Augen begannen, zu strahlen. Luxuria ... Bei ihrem Namen musste die Ärztin lächeln. Wenigstens einer, mit dem sie sich verstand. Auf die Höllendämonin freute sie sich, doch im Moment war sie wegen Lucien in Aufruhr. Seine Aufdringlichkeit führte dazu, dass Janette ihn von sich schubste.

Dieser zog sie allerdings in einer Bewegung mit sich mit. "Bist du wirklich so sauer, weil ich die Menschen als unwichtig abgestuft habe?", fragte er.

Tief atmete Janette ein, bevor sie versucht ruhig verlangte, dass er sie loslassen sollte. Auf seine Frage würde sie nicht antworten. Wenn er erst jetzt bemerkte, warum sie sauer war, war das definitiv nicht ihr Problem.

Lucien strich ihr provozierend über den Rücken, bevor er sie losließ.

Die Ärztin schlug sogar halbherzig nach seiner Hand, bevor sie von ihm abrückte. "Lassen Sie ihre Finger von mir", knurrte Janette verärgert. Seltsamerweise fühlte es sich plötzlich nicht mehr so an wie zuvor, als sie von der Berührung erregt geworden war. Das verwirrte sie richtig.

Er hob die Hand und tippte ihr damit auf die Nase. "Du", sagte er langgezogen. "Machst dir zu viele Gedanken um Dinge, die gar nicht so sind", behauptete er.

Widerwillig wischte Janette seine Hand weg, als wäre er eine lästige Fliege.

Lucien lachte lediglich. "Manchmal glaube ich, dass du die Worte falsch verstehen willst", bemerkte er und zuckte die Schultern, bevor er sie wirklich in Ruhe ließ.

Mit ihren gelblichen Augen fixierte sie den Engel für einen Moment. „Wenn Sie keine Ahnung von meiner Arbeit haben und nicht wissen, weshalb ich diesen Beruf ausübe: Halten Sie sich daraus. Es ist meine Angelegenheit, ob ich Menschen behandele oder nicht. Im Gegensatz zu Ihnen bin ich nicht so kaltherzig", behauptete Janette und wandte sich von ihm ab.

"Ich habe nie etwas dagegen gesagt, dass du Menschen behandelst. Es hat mich nur gewundert", sagte er belustigt. Diese Frau hatte wirklich Feuer.

Schnaubend machte sie eine wegwerfende Handbewegung und ließ ihn dann einfach stehen, um zu ihrem Labor zu gehen.

Lucien folgte ihr, aber in einem weiteren Abstand.

So gut es ging, ignorierte sie den Engel, der sie wirklich wütend machte. Die Art, wie er sie wie ein Kind behandelte, ging ihr auf die Nerven. Sicherlich war sie froh, dass er ihr geholfen hatte, aber trotzdem nervte er sie.

Das schien aber nicht einmal zu interessieren.

Sich bei Luxuria zu beschweren würde auch nichts bringen. Schließlich hatte Janette zugestimmt, hierher zu kommen, um zu helfen. Außerdem lag es ihr auch am Herzen, den Menschen zu helfen, damit nicht noch mehr litten.

Aber auch das schien nicht der Punkt zu sein, weshalb man sie gerufen hatte. So wie die Engel mit den Menschen umgingen, war sicherlich nicht ihre Priorität, diese zu schützen.

Wahrscheinlich ging es lediglich um ihre eigene Rasse. Der Rassenerhalt war immer sehr wichtig, was sie auch verstehen konnte. Dennoch lebten sie mit den Menschen zusammen und sollten diese genauso achten.

Nach einigem Suchen fand sie den Weg zu ihrem Labor, doch bevor sie dorthin ging, suchte sie ihr Zimmer auf, um sich umzuziehen. So würde sie garantiert nicht arbeiten.

Eine schnelle Dusche würde ihr gut tun und sie hoffentlich von dem Geschehen des Tages reinwaschen.

Jedoch ließ sie sich dabei nicht so viel Zeit wie sonst, denn die Proben waren sicherlich schon im Labor. Deshalb beschränkte sie das Duschen auf fünf Minuten und kam nach weiteren fünf frisch angezogen heraus. Janette hielt auf den Fahrstuhl zu und beschloss, sich mit Arbeit abzulenken, da die Dusche nicht den gewünschten Effekt gebracht hatte.

Natürlich war auch Lucien in der Nähe, den sie gekonnt ignorierte.

Er schien sie ebenfalls soweit zu ignorieren, dass sie ihre Ruhe hatte, was Janette sichtlich begrüßte.

Ohne auf ihn zu warten, fuhr diese mit dem Fahrstuhl nach unten und betrat die kühlen Räume des Labors, die im Moment ihre zweite Heimat war.

Ihre Tasche stand bereits auf dem Tisch, weshalb sie auch sofort anfing, sich dementsprechend zu kleiden, bevor sie diese anfasste.

Sie arbeitete gewissenhaft und untersuchte die Proben auf alles, was ihr in den Sinn kam.

Jedoch fand sie auch hier nicht unbedingt etwas außergewöhnliches. Frustriert lehnte sich Janette nach einiger Zeit auf ihrem Stuhl zurück und verschränkte die Arme hinter ihrem Kopf. "Das gibt es einfach nicht", murmelte sie zu sich selbst, weil sie absolut nichts Nennenswertes herausfinden konnte.

"Keine Fremdstoffe im Körper?", fragte Lucien. "Er ist zwar nicht der erste Gestaltwandler, aber hast du bei den anderen Menschen vielleicht Zeichen von angefangener Wandlung bemerkt?", fragte er. "Ich weiß nicht, wie vertraut du mit dem Wandlungsprozess bist, aber vielleicht hat ein Engel oder Dämon versucht diese Menschen zu wandeln und es ist ... schiefgelaufen", schlug er vor.

Nach kurzem Überlegen antwortete Janette, dass sie lediglich die erhöhten Werte hatte feststellen können. Genauso wie das schwarze Blut. Mehr Anzeichen gab es bisher nicht, was sie dermaßen ärgerte. Bei einigen Infizierten waren die Werte viel höher gewesen, weshalb sie davon ausging, dass diese schon länger erkrankt waren.

"Also keine schiefgelaufene Wandlung", murmelte Lucien. Dabei hatte er gehofft, dass das Gerücht vielleicht doch stimmte.

Als Antwort schüttelte Janette den Kopf und legte diesen anschließend auf ihren Armen ab. Sie starrte auf einen Punkt vor sich und ging noch einmal alle Ergebnisse durch, die sie bisher herausgefunden hatte. "Wann kommt Luxuria?", fragte sie nachdenklich.

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