Prolog, Entführung -Riley- Teil 2.

- Riley -  

Ich hielt mir dann den Finger vor den Mund und die Unbekannte nickte mir zu. Wenn sie jetzt herum schreien würde, wenn ich den Schlüssel holte, dann war ich so gut wie tot. Ganz leise öffnete ich die Tür einen Spalt breit und schlüpfte in den Raum dahinter. Hannes, Willy und Anton hörten laut Musik und saßen - langen - auf dem Sofa und tranken Bier.

„Eines sag ich euch mit Bestimmtheit, der Kleine, der hat wirklich was drauf." Hörte ich die Laute Stimme von Willy. „Dafür dass er der Sohn dieser alten Schlampe ist, hat er wirklich was im Kopf. Die Alte säuft sich schon seit Jahren die Birne weg und sind wir mal ehrlich, für genug Geld würde die auch mit jedem schlafen. Wenn die uns wirklich so viel zahlen, wer weiß, vielleicht schaue ich Morgen einmal bei ihr vorbei und lasse einige Scheine liegen. Das Gesicht von ihm will ich einfach sehen, dass wer das Geld wahrlich wert, wenn ich seine Mutter vögle." Sie lachten alle drei und ich versuchte es so gut es nur ging, die Worte zu ignorieren, sie waren nicht für mich bestimmt und ich durfte mich nicht bemerkbar machen. Ganz langsam schlich ich mich auf den Schlüssel zu, er hing an der Wand. Willy war sehr durchschaubar und hängte alles Wichtige dort an die Wand. So betrunken wie er oftmals war, würde er sich sonst am nächsten Tag nicht mehr daran erinnern. „Aber die Rotzgöre hat mir heute wirklich offen ins Gesicht gesagt das ihm 50 Pfund zu wenig sind. Weil so eine Entführung mehr abwerfen muss. Ich habe ihm versprochen, das er Morgen nochmals etwas bekommt. Also was sagt ihr, wie viel drücken wir dem Jungen noch ab?" lauthals fingen sie an darüber zu reden wie viel sie mir den noch geben wollten. So viel zu wir Teilen alles gleich auf, dachte ich bitter. Schnappte mir den Schlüssel und schlich wieder zurück zur Tür. Aber immerhin sollte ich jetzt keine Angst mehr haben müssen. Sie betrogen mich, also konnte ich sie betrügen. Auf dem Weg zurück sah ich etwas sehr Praktisches an der Wand stehen, der Baseball Schläger lud geradezu ein und so packte ich ihn und schlich wieder hinaus. Schloss ganz leise die Tür und trat stumm dann zum Schloss, öffnete es und betrat die kleine Zelle, kniete mich vor ihr nieder und holte mein Klappmesser aus der Hosentasche. Schnitt ihr damit vorsichtig die Panzertape-Fußfessel durch und ließ es wieder in der Hose verschwinden. Stand dann auf und hielt ihr die Hand hin. So dumm auch die Armfesseln loszuschneiden war ich nicht. Nicht ganz so glücklich über ihre Lage, nahm sie meine Hand und ich half ihr auf. Ließ sie vor mir die Zelle verlassen und schloss wieder ab, den Schlüssel warf ich dann einfach hinter der Kiste den Spalt hinunter, schnappte den Baseball-Schläger und schritt hinter ihr her. Wir schwiegen beide bis wir wieder vor dem Hangar standen. Der Regen prasselte noch immer hinunter und wir konnten nichts dagegen unternehmen.

„Wo willst du dein magisches Portal erschaffen?" fragte ich ein wenig schroff. Die Erkenntnis, dass mich meine sogenannten Freunde auch nur verarschten schlug mir nicht gerade positiv auf die Stimmung.

Die Blonde schaute sich um hielt mir dann ihre Fesseln hin. „Mit diesen kann ich gar nichts erschaffen." Erklärte sie dann und hob leicht ihre grünen Augen. „Auch ist es kein Portal, sondern ein Tor." Verbesserte mich die dumme Kuh noch.

Widerwillig zog ich erneut das Messer heraus und so schnitt ich auch die letzten Fesseln auf. Notfalls hatte ich immer noch meinen Baseball-Schläger. Wieder verschwand das Messer in meiner Hosentasche und sie rieb sich ganz kurz ihre beiden Handgelenke.

„Wie lange brauchst du?" fragte ich sie dann einfach, stellte den Schläger kurz an die Hauswand und holte mir erneut eine Zigarette. Sie hingegen strafte mich mit einem finsteren Blick.

„Schon wieder eine?" fragte sie mich, anstellte meine wirkliche Frage zu beantworten.

„Das geht dich nichts an Bitch, kümmere dich um das verdammte Tor." Zischte ich säuerlich. Nein innerlich war ich verletzt, meine „Freunde" hatten mich benutzt, belogen und betrogen. Natürlich konnte ich es ihr nicht sagen und genau so wenig jemandem anderen. Aber es schmerzte bitterlich.

„Zehn Minuten." Erklärte sie mir dann und fing an leise etwas vor sich hin zu murmeln. Paffend stand ich unter dem Dach der Lagerhalle und schaute zu wie sie ihre Formel sprach. Das Licht beleuchtete uns nur ganz sanft und ich staunte wahrlich nicht schlecht als nach zehn Minuten das Licht anfing zu flackern und auf einen Schlag ganz auffiel, wir standen beide im Dunkeln und ich konnte für den Moment nur den prasselnden Regen hören, bis sich vor mir langsam etwas öffnete. Ein gleißendes Licht war zu sehen und dann als ich zwei dreimal blinzelte, sah ich einen großen Torbogen. Fassungslos sah ich die Dame vor mir an und schritt auf sie zu.

„Das ist ja wirklich eine Tür" brachte ich gerade noch heraus. Ich konnte es einfach nicht fassen.

„Ja." Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht und sie nahm langsam meine Hand. Zog mich leicht Richtung Tor. „Hattest du nicht gesagt, dass du die Welt sehen willst?" fragte sie und ich konnte gerade noch nach dem Schläger greifen. Dann zog sie mich schon voran. Kurz spürte ich den Regen und dann nach dem Tor, da war es trocken. Verwundert blickte ich mich um. Wir standen im Wald und dieser sah alles andere als gesund aus. Die Blätter vielen schwarz von den Bäumen und die Stümpfe fingen an zu vermodern. Es sah einfach nur grauenhaft aus. Das Gras war braun und dürr und der Himmel über uns grau.

„Das ist ja grauenhaft." Entfuhr es mir doch ein wenig entsetzt.

„Ja." Sie trat ein paar Schritte vor und ich folgte ihr. Dabei bemerkte ich jedoch nicht dass die Tür hinter uns schon wieder verschwunden war, ich war hier gefangen und wusste es nicht einmal. „Ich hatte dir gesagt dass ich die Prinzessin eines fernen Landes bin und dass es meine Hilfe braucht. Meine Mutter hat mich ausgesendet um nach Nestor zu suchen, wenn jemand uns helfen kann, dann er. Aber ich finde ihn in eurer Welt nicht."

„Du suchst einen Typen?" fragte ich verwirrt. „Weißt du wie viele Menschen es auf der Erde gibt? Den findest du niemals. Gib lieber gleich auf und versuche mit deinem Feind zu verhandeln." Knurrte ich leise.

„Er würde alles zerstören. Der Fürst der Dämonen kennt keine Gnade. Kein Leben auf unserer Seite würde er dulden, dieser Mann ist grauenvoll und daher muss ich Nestor finden, egal wie schwer es auch sein mag." Schwelgte sie in süßen Träumen.

„Die Welt ist grauenhaft, am besten gewöhnst du dich gleich daran Prinzessin."

Der Blick der Blonden wanderte wieder zu mir hinüber und trotz meinen harten Worten, hatte sie ein Lächeln auf den Lippen. „Ich habe das Leben tausender in meinen Händen, ich werde nicht so schnell aufgeben. Du hast mich jetzt immerhin auch gerettet. In dem Zusammenhang kann sie Welt nicht immer nur grausam sein."

„Doch." Das waren meine letzten Worte als ich durch den Wald schritt und anfing mit dem Schläger alles nieder zu mähen. Zurück? Wo hin wollte ich schon zurück? Da konnte ich mir genauso gut eine neue Welt anschauen und bei meinem Glück würde ich nicht lange leben. Oder die strahle Prinzessin würde mich vielleicht mit ihrer plötzlichen guten Laune töten, wer wusste es schon. Jedenfalls hatte sie mir vorher weniger positiv eingestellt besser gefallen.

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