Gefangen in mitten von Feinden -Soraija- Teil 1.

–Soraija-

 Mein Blick wanderte wieder nach vorne zu dem kleinen Jungen, der mit seinem Schläger willkürlich ums ich schlug. Nein, ich hatte mir alles total anders vorgestellt. Jetzt mit dem Jungen hier zu sein, das war alles einfach nicht so wie ich es geplant hatte. Er war viel zu jung und wer mir auch keine Hilfe und trotzdem, der Kleine war meine einzige Chance gewesen zu entkommen, dem endgültigen Tod zu entfliehen. Daher musste ich diese Unannehmlichkeiten auf mich nehmen, es war für mein Volk, für das Königreich und sobald ich den Jungen wieder in seiner Welt abgeschoben hätte, könnte ich mich wieder meiner Aufgabe widmen. In genau Vierundzwanzig Stunden würde ich das nächste Portal öffnen können und dann wer ich ihn für immer los. Zwar würde es meine Suche nach Nestor ein wenig verzögern aber da gab es weitaus schlimmeres. Stumm schritt ich hinter dem Jungen her, dass beste war wohl wenn er sich ein wenig abreagieren würde, irgendwann wer seine Wut wohl auch verfolgen. Wenigstens war er deutlich jünger als ich und daher schätzte ich, dass in eins zwei Stunden alles wieder vorbei sein würde.

Zu meinem Glück fing der Kleine jedoch schon eine halbe Stunde später an zu schwächeln und senkte dann doch endlich seinen Schläger. Vielleicht war jetzt auch seine düstere Laune ein wenig verschwunden, immerhin hatten mir seine Worte nicht wirklich gefallen. Sicherlich lag ein großer Funke Wahrheit darin und die Welt war nicht gerecht, aber außer mir war nur die Königin – meine Mutter – in der Lage Portale in die Welt der Menschen zu öffnen und diese konnte ihren Posten nicht verlassen. So durfte und konnte ich mich nicht einfach so aufgeben, ich musste Kämpfen und für alles was mir etwas bedeutete.
„Geht es wieder ein wenig besser?" fragte ich den Kleinen. Der aber nur mit einem kurzen Murmeln antwortete. „Wie heißt du denn?" versuchte ich es ein kleines Gespräch aufzubauen. Selbst wenn ich ihn bald wieder los war, ein Tag war eine lange Zeit und da wollte ich wenigstens seinen Namen wissen.

„Riley." Erklärte er mir leise und warf einen verstohlenen Blick zu mir hinüber. Schaute dann aber wieder weg. Ich wusste genau was er gesehen hatte und strich mir die Haare hinter die spitzen Ohren. Der Zauber war langsam verschwunden und so konnte der Junge alles klar und deutlich sehen. Wer er nicht so wütend gewesen, dann hätte er sie sicherlich schon früher erkannt. „Was bist du den und was ist dies bitte für ein Land?" fragte der Dunkelhaarige dann doch.

„Soraija." Stellte ich mich zuerst vor, auch wenn er nicht nach meinem Namen gefragt hatte, so war es mir doch lieber dass er wusste wie ich hieß. Vielleicht würde er jetzt auf so Kraftausdrücke wie Bitch, Hure und wer weiß was er alles sonst noch wusste, verzichten. „Ich bin eine Elfe und dies ist das Königreich meiner Mutter. Kamadesh ist sein Name und mein Vater herrschte über dieses Königreich bevor er vor gut zwölf Jahren gegen den Dämonenfürsten in den Krieg zog. Astaroth hatte die Macht sieben Jahre zuvor an sich gerissen und wollte unser Königreich erobern. Vater hatte diesen Krieg verloren und seit dem greifen die Dämonen uns immer wieder an, sie zerstören unser Land und richten unsere Bevölkerung zu Grunde. Daher muss ich alles versuchen um es aufzuhalten." Erklärte ich ihm ein wenig die Geschichte meines Landes und meiner Aufgabe.

„Okay, und was für Wesen leben den in diesen Ländern wenn du eine Elfe bist? Trolle, Orks und Zwerge?" wollte er von mir wissen und ich musste sofort ein wenig lachen.
„Nein. Unser Volk besteht aus Elfen, Kobolden und Feen. Im Dämonenreich gibt es noch Vampire – auch wenn die noch nie gemeinsam mit den Dämonen gekämpft haben – und die Guhle. Grauenhafte Wesen die sich im Grunde nur von den Toten ernähren, sie sind nicht wirklich gefährlich, aber auch nicht wirklich hübsch anzusehen." Ein wenig Faszination konnte ich in dem Gesicht des Jungen sehr wohl erkennen, auch wenn er für den Moment nichts sagte. Vielleicht war es auch gut gewesen das ich gerade ihm in meine Welt geholt hatte. Wegen seines jungen Alters war er wohl aufgeschlossener gegenüber Magie und übernatürlichen als jemand in meinem Alter.

„Wie alt bist du denn?" fragte ich Riley dann doch.
„Zwölf, aber bald werde ich dreizehn." Erklärte er. Sein Blick blieb wieder an meinem Gesicht hängen, auch wenn ich bemerkte wie er versuchte ja nicht auf meine Ohren zu starren. „Wie alt bist den du eigentlich? Oder werdet ihr älter als wir?"
Leicht musste ich lachen, strich mir wieder die blonden Haare aus dem Gesicht. „Man fragt doch eine Frau nicht nach ihrem Alter." Versprach ich ihm.
„Pah, bei uns wollen die Frauen doch immer Gleichberechtigung, wieso soll es da unhöflich sein nach dem Alter zu fragen." Platzte es doch wieder aus dem Kleinen heraus und man bemerkte eben doch wieder wie vorlaut er war.
„Neunzehn." erklärte ich ihm. „Aber die Männer mit denen du unterwegs warst – zur so späten Stunde – sie waren doch um einiges älter als du? Warum gibst du dich mit solchen Leuten ab?" hackte ich nach.

Sofort verfinsterte sich das Gesicht des deutlich jüngeren und ich konnte sehen das es ein Thema war über das er gerade wahrlich nicht reden wollte.
„Geht dich nichts an." War dann auch seine barsche Antwort darauf. „Ich bin müde, können wir uns nicht irgendwo ein Platz zum Schlafen suchen?" fragte er mich und Riley hatte sehr wohl Recht. Es war schon spät und selbst wenn in meinem Land noch immer Tag war, so waren wir beide schon etliche Stunden wach.
„Ich weiß, wo wir vielleicht übernachten können." War alles was ich sagte und ich schritt an dem Dunkelhaarigen vorbei durch den düsteren Wald. Es war der Grenzwald zwischen den Königreichen und kein sicherer Ort, aber daran konnte ich gerade nichts ändern und trotzdem glaubte ich das sich unweit von uns eine alte Hütte befinden sollte. Mit Hilfe meiner Magie – ohne hätte ich sie wohl niemals gefunden – spürte ich den Weg auf und führte den Jungen ganz langsam durch das Dickicht des Waldes. Schweigend folgte er mir und umso weiter wir voranschritten umso düsterer wurde der Wald. Das Blätterdach lichtete sich immer mehr und die Baumstämme wurden immer verkümmerter. Es war kein guter Ort zum Schlafen, aber wer würde uns wohl schon so nahe an der Grenze erwarten? Niemand.

Dann endlich nach gut einer halben Stunde Fußmarsch, erblickte ich die kleine Hütte. Sie schien – anders als der Wald – noch recht gut aus zusehen. Langsam schritt ich auf die Tür zu, packte den Türknopf und zog sie auf. Im Innern war alles dunkel und langsam trat ich ein. Auf den Möbeln lag eine dicke Schicht Staub, aber sonst wirkte sie als ob sein Besitzer gleich wieder zurückkommen würde. Leise trat ich ein, nahm die Kerze vom Tisch und zündete sie mit einem Streichholz an. Riley war mir gefolgt, hatte die Tür hinter sich zugemacht und schaute sich gelangweilt um. Nur einen Augenblick schaute ich weg, inspizierte den nächsten Schrank und dann krachte und schepperte es schon hinter mir. Entsetzt fuhr ich herum und erblickte den Jungen mit seinem Baseballschläger der damit die Gegenstände auf der Kommode weggefegt hatte und gerade zum nächsten Regal schritt, seinen Schläger wieder erhob.
„Riley!" schrie ich laut und der Junge hielt schnell inne. „Wir sind hier Gäste, wir können doch nicht alles kurz und klein hauen!" entfuhr es mir, ich stand jetzt direkt vor dem Jungen und er sah mich mit finsteren Blick an.

„Die Bewohner kommen doch eh nicht zurück, entweder sind sie verreckt oder wohnen jetzt ganz so anders." Murrte der Kleine nur und wandte sich von mir ab. Hob wieder seinen Schläger und würde das Regal trotz meiner Worte kurz und klein schlagen. Ohne lange zu zögern griff ich nach dem Schläger und in diesem Moment drehte sich der Schwarzhaarige um, holte aus und der Baseballschläger traf mich am Kopf. Sofort spürte ich den Schmerz und sackte vor ihm zusammen, hielt meine Hand an die Stelle wo er mich getroffen hatte und spürte nur noch meinen pochenden Schädel. Unfähig mich zu wehren kniete ich vor dem Jungen, dass er mir das Ding um den Kopf schlagen würde, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Da war ich wohl zu unachtsam, oder hatte den Jungen einfach unterschätzt.  

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