7| Jäger Und Gejagte
Einige Monate später, irgendwo auf der Welt
Seit Stunden liefen sie nun schon durch den Wald. Trotz ihrer enormen Schnelligkeit konnten sie ihren Verfolgern nicht entkommen. Wenn das so weiter ging, würden sie bald ans Ende ihrer Kräfte kommen, doch es half nichts. Sie mussten fliehen oder kämpfen und letzteres hielt keiner von ihnen für eine gute Idee. Sie wussten nicht, was genau ihre Verfolger waren, aber sie hatten sieben von ihnen erwischt und getötet.
Für die vier übriggeblieben war es ein seltsames Gefühl die Beute zu sein, waren sie doch sonst die Jäger. Sie hatten die fremden Wesen nicht einmal richtig zu Gesicht bekommen. Wie Schatten schienen sie sich zwischen den Bäumen zu bewegen. Es machte den Anschein, als wäre der Wald die perfekte Umgebung für diese Biester, weswegen die gejagten diesen so schnell wie möglich verlassen wollten. Alles, was sie bisher von ihren Verfolgern wussten, war, dass sie sehr groß zu sein schienen und sich auf vier Beinen fortbewegten. Und sie hatten nur ein Ziel, ihre Beute, die Blutsauger, zu töten.
Die kleine Gruppe gelangte an einen breiten reißenden Fluss. Fieberhaft überlegten sie, wo sie nun hin sollten. Schlussendlich entschieden sie sich dafür einfach in den Fluss zu springen, auch wenn die Strömung sie sofort mitreißen würde und sie nicht wussten, wohin sie der Lauf bringen würde. Aber alles wäre besser, als von den Bestien getötet zu werden.
Das kühle Wasser riss sie unbarmherzig mit sich, kaum das sie reingesprungen waren. Immer weiter trieben sie flussabwärts, wobei sie durch den Sog immer wieder unter Wasser gezogen wurden. Nach einigen Kilometern tauchten Felsbrocken auf, gegen die sie geschleudert wurden und Verletzungen davon trugen. Doch ihre Körper waren zu ihrem Glück in der Lage solche schnell wieder zu heilen, weswegen sie die Schmerzen hinnahmen. Die Strömung und der Sog wurden plötzlich immer stärker und kurz darauf fielen sie auch schon den langen Wasserfall hinab.
Für einen kurzen Moment, der sich wie eine Ewigkeit anfühlte, wurden sie unter Wasser gedrückt und konnten nicht mehr auftauchen. Als sie es schlussendlich an die Oberfläche schafften, schwammen sie hinüber zum Ufer des Sees, in dem sie sich nun befanden. Dort angekommen schauten sie hoch zum Wasserfall und erschraken. Die Bestien sahen aus wie Wölfe, nur dass sie etwa doppelt so groß waren. Und dann geschah etwas, dass keiner von den Blutsaugern erwartet hätte. Die Wölfe veränderten, verformten sich, bis schließlich menschliche Gestalten dort oben standen. Auch wenn sie keine Anstalten machten den Blutsaugern zu folgen, so sahen sie zu, dass sie so schnell wie möglich hier wegkamen.
»Was glaubt ihr, was das für Wesen waren?«, fragte eine Blutsaugerin, während sie hastig am Fluss entlang, der vom See weiter führte, durch den Wald liefen. Sie hofften, dass er sie aus diesem Gebiet herausführte.
»Ich weiß es nicht. Wir können nur hoffen, dass wir die fürs Erste abgehängt haben«, erwiderte der Anführer der kleinen Gruppe. Er hatte wie die anderen schwarze Haare, welches bei ihm bis zu den Schultern fiel. Wie bei seiner Art üblich hatte auch er blasse makellose Haut. Nur seine leuchtend grünen Augen stachen bei ihm heraus.
»Hast du auch einen Plan, was wir jetzt machen sollen? Unsere Gruppe ist um mehr als die Hälfte geschrumpft, nur wegen der Biester«, fluchte der jüngere Bruder des Anführers. Im Gegensatz zum älteren hatte er braune Augen und trug sein Haar kürzer, sonst waren sie äußerlich kaum voneinander zu unterscheiden.
»Wir werden denjenigen aufsuchen, der uns erschaffen hat. Vielleicht kann er uns weiter helfen«, erwiderte der Anführer. Die anderen schienen mit dem Vorschlag einverstanden zu sein. Allerdings blieben ihnen auch sonst keine anderen Optionen. Die Brüder hatten zwar keine Ahnung, wer sie überhaupt geschaffen hatte, doch waren sie auf eine seltsame Art mit ihm verbunden, die sie sich nicht erklären konnten. Daher wussten sie ganz genau, wo sie hin mussten. Die anderen der Gruppe wurden hingegen von ihnen selbst erschaffen.
Der Anführer erhoffte sich von seinem Erschaffer mehr über diese Wolfswesen zu erfahren und ob es noch andere Dinge gab, die ihnen gefährlich werden könnten. Außerdem war er zuversichtlich, dass sie dort auch Schutz finden würden.
Etliche Tage liefen sie durch die Lande. Ihre vermeintlichen Verfolger bekamen sie dabei nicht mehr zu Gesicht. Dennoch waren sie sich stets bewusst, dass sie nicht sicher waren. Während ihrer Flucht durch Babylon stießen sie noch auf zwei weitere Gruppen von Blutsaugern, die dasselbe hatten durchmachen müssen. Auch sie waren von diesen Wolfswesen stark dezimiert worden. Mittlerweile liefen sie an der Küste Lydiens* entlang.
Dem Anführer und seinem Bruder kam es seltsam vor, dass noch andere Blutsauger dasselbe Ziel wie sie hatten. Wurden die alle wirklich vom selben erschaffen? Eine Frage, die sie sich immer wieder stellten. Mysteriöser wurde es jedoch, als die anderen beiden ihrer Gruppe ihnen mitteilten, dass sie ebenfalls eine übernatürliche Bindung zu der Richtung spürten, in die sie unterwegs waren und das diese immer stärker wurde, je länger sie diese beibehielten.
Gut 15 Tage dauerte ihre Reise bis sie die Stadt erreichten, in der sie ihren Erschaffer deutlich spürten. Sie folgten dem unsichtbaren Band. Das Verhalten der Menschen hier kam den inzwischen elf Blutsaugern seltsam vor, denn sie machten ihnen Platz und manche neigten sogar ihre Köpfe zum Zeichen des Respekts. So etwas hatte tatsächlich noch keiner von ihnen erlebt. Doch würden sie hier noch einige andere Überraschungen erwarten, von denen sie nichts ahnten.
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Hallo, eine kurze Erklärung, für diejenigen, die es vielleicht nicht wissen.. Lydien war der frühere Name der heutigen Türkei 😊
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