24| Wer Zuletzt Lacht...
Sie war so sehr von dem Geschehen in der Kugel gefesselt, dass sie nicht merkte, wie der Dämon hinter ihr näher an sie herantrat. Er packte sie am Arm und zog sie auf die Beine. Grob drückte er die schöne Dämonin gegen die Felswand und streifte mit einer Hand begierig über ihren Körper. Sie spürte sein Verlangen. Mit aller Kraft versuchte sie ihn von sich zu stoßen. Doch egal was sie tat, sie schaffte es nicht.
Er neigte seinen Kopf zu ihr hinunter. Seine Lippen legten sich auf ihre. Sie versuchte den Kopf wegzudrehen, doch er hielt sie eisern fest. Ninurta dachte an Luzifer und weitere Tränen kullerten über ihre Wangen.
Der Dämon wischte sie zärtlich fort. »Ich weiß nicht, ob ich mich freuen soll, dass du dich gegen mich wehrst oder verärgert«, sagte er mit einer amüsierten Stimme.
Ninurta schaute ihn nur aus großen Augen an. Sie hatte seine Stimme sofort erkannt. Jetzt war ihr auch klar, was ihr an dem Kampf seltsam vorgekommen war. Es waren Luzifers Bewegungen und die Art wie er gekämpft hatte. Außerdem fiel ihr nun auf, dass er in der Kugel weiße Flügel gehabt hatte. »Was ist hier eigentlich los?«, wollte sie wissen.
Der Dämon löste seine Gestalt auf und vor ihr stand tatsächlich Luzifer. Er lächelte sie nur an und gab ihr einen innigen Kuss, ehe er ihr antwortete, »Dass in der Kugel war nicht ich. Es war ein Dämon, der die Fähigkeit hat die Gestalt von jemandem anzunehmen. Wenn er dies tut, kann er auch einen Teil der Fähigkeiten desjenigen kopieren. Der leblose Körper, den du da siehst, ist nur eine realistische Kopie meines Körpers.«
Kurz nachdem er ihr das sagte, tauchte ein Dämon auf, der sehr erschöpft zu sein schien. Es war Asag, der Dämon, dessen Identität Luzifer in den letzten Monaten angenommen hatte. »Du hast gute Arbeit geleistet«, lobte Luzifer ihn. Asag grinste.
»Wozu das alles?«, fragte Ninurta an die beiden gewandt.
»Um die Kräfte des Königs genauer in Augenschein zu nehmen und um ihn noch mehr zu verwirren als er es sowieso schon ist. Zusätzlich hat ihn dieser falsche Kampf auch noch weiter geschwächt. Noch glaubt er, den Kampf gewonnen zu haben, aber das Lachen wird ihm gleich vergehen und du wirst mir dabei helfen.«
Ninurta sah ihn verwundert an. »Wie soll ich Euch helfen?«
Er lächelte sie wieder an und erklärte ihr seinen Plan. »Asmodeus brachte mich auf die Idee«, er wandte sich Asag zu, »Sobald wir weg sind, wirst du den Zauber auflösen und die leblose Kopie verschwinden lassen.« Der Dämon nickte und Luzifer löste sich mit Ninurta in Luft auf.
Sie tauchten außerhalb des Thronsaals wieder auf. »Bist du bereit?«, fragte Luzifer, Ninurta nickte und lächelte ihn an. Sie war froh, dass sie ihm helfen konnte.
Währenddessen im Thronsaal
»Sein Körper ist weg!«, schrie Belphegor aufgebracht. Der Herrscher und die anderen Dämonen sahen fassungslos auf die Stelle, an der zuvor noch Luzifers toter Körper lag.
»Was wird hier eigentlich gespielt?«, brüllte Caacrino wütend.
»Du glaubst doch nicht, dass ich so leicht zu besiegen wäre, oder?«, meinte Luzifer hinter ihm plötzlich amüsiert.
Während alle anderen Anwesenden erleichtert aufatmeten, knurrte der König wütend. Er ließ eine Feuerkugel entstehen und warf diese auf Luzifer. Als ihn die Kugel traf, zerfloss sein Körper und ließ nur eine Pfütze zurück. Was zum.., dachte Caacrino fassungslos. Doch dann dämmerte es ihm. Offenbar hatte Luzifer sich eine Fähigkeit der Meeresdämonin zu nutze gemacht und sie eine Spiegelung von ihm erschaffen lassen. Wütend drehte sich der Herrscher um die eigene Achse. Immer wieder tauchten Erscheinungen von Luzifer auf, die Caacrino eine nach der anderen zerschlug. Je mehr er von diesen Illusionen Angriff, umso schwächer wurde er und genau das war Luzifers Plan.
Doch auch Ninurta verließ allmählich die Kraft. Luzifer bemerkte es und sagte ihr, dass sie sich nun ausruhen sollte. Er selbst teleportierte sich in den Saal und zog sein Schwert. Caacrino griff ihn sofort an, aber Luzifer blockte den Angriff ab.
»Hast du dich also endlich entschieden doch noch selbst zu kämpfen?«, fragte er Luzifer zornig.
Doch dieser lächelte nur grimmig. Luzifer stürmte mit seinem Schwert auf den Herrscher zu. Caacrino versuchte den Angriff abzuwehren, konnte aber nicht verhindern, dass ihm die Klinge tief in den Arm schnitt. Sofort wirbelte Luzifer herum und konnte dem König eine weitere Wunde in den Bauch zufügen.
Der Herrscher stieß einen wütenden Schrei aus. Er sammelte Schatten um sich herum und griff damit Luzifer an. Der wiederum errichtete um sich herum eine Blase aus hellem Licht, welches die Schatten zerriss. Er ließ einen Teil der Lichtenergie in sein Schwert fließen und griff erneut Caacrino an. Dieser wich aus.
Immer wieder schlugen sie aufeinander ein. Doch die Bewegungen des Königs wurden immer langsamer. Allmählich verließen ihn die Kräfte, während sein Gegner kein einziges Anzeichen von Erschöpfung zeigte.
Dann erzielte Luzifer einen sicheren Treffer. Er rammte Caacrino das Schwert direkt unterhalb des Brustkorbs ein und schnitt ihm damit einmal quer über den Bauch. Der Herrscher ging in die Knie. Ungläubig sah er auf die tiefe Wunde, aus der unaufhörlich Blut floss. Verzweifelt versuchte er die Wunde zu heilen, aber Luzifer setzte sofort nach. Er hob sein Schwert und wollte es Caacrino ins Herz rammen, doch der König packte die Klinge und schleuderte sie zusammen mit Luzifer gegen die nächste Wand.
Schnell rappelte sich der Engel wieder auf. Er spürte wie mit einem Schlag fremde Energie in seinen Körper floss. Luzifer fragte sich, woher diese so plötzlich kam. Doch dann wurde es ihm klar. Er schaute seinen Gegner siegessicher an.
Caacrino spürte die neue Kraft, die nun von dem Engel ausging. Unglaube zeigte sich in seinen Zügen. Der Engel sammelte die ihm gegebene Energie, vermischte sie mit seiner eigenen Kraft und ließ sie auf seinen Gegner los. Der König versuchte vergeblich den Angriff abzuwehren, was nicht zuletzt an seinem geschwächten Zustand lag. Caacrino wollte noch etwas sagen, aber er brachte nur noch ein krächzen zustande. Er sackte in sich zusammen. Seine Augen wurden glasig, sein Körper entflammte und ließ nichts als Asche von ihm zurück.
Im Thronsaal herrschte absolute Ruhe. Doch dann brach Jubel aus. Caacrinos Tod löste eine Schockwelle aus, die durch die gesamte Unterwelt raste. Jeder der sie spürte wusste, dass der Herrscher tot war. Vor dem Palast hielten die Kämpfenden inne. Die Soldaten des ehemaligen Königs ließen ihre Waffen fallen. Der Krieg war endgültig vorbei. Erschöpft und erleichtert ließen sich die Truppen beider Seiten auf den Boden fallen. Eine neue Zeit würde nun anbrechen.
Auch die Erzdämonen, die alles beobachtet haben, spürten die Schockwelle. »Caacrino ist endlich tot. Gut das Luzifer mit unseren zusätzlichen Kräften umgehen konnte«, meinte Asmodeus. Er war, genau wie die anderen, erleichtert. Lange hatten sie darauf gehofft, das eine neue Ära anbrechen würde. All ihre Hoffnungen auf eine bessere Zukunft lagen nun in den Händen des gefallenen Engel.
»Dann gibt es jetzt nur noch eins zu tun«, meinte Chronos, der Erzdämon des Feuers.
»Ja, lasst uns aufbrechen«, stimmte Asmodeus zu. Sie standen von ihren Plätzen auf und verschwanden.
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