15| Glück und Sorge
Astaroth verbrachte die nächsten Tage ausschließlich mit Amora. Sie kamen sich in dieser Zeit immer näher und es gab fast nichts mehr, was sie nicht von dem jeweils anderen wussten. Camael war noch am selben Tag wie Luzifer abgereist, da er ahnte, das er seine Schwester ohnehin kaum noch zu Gesicht bekommen würde. Aber das war für ihn auch in Ordnung, denn er hatte sie noch nie so glücklich gesehen.
Dialen hatte in der Zwischenzeit auch Samael ausfindig gemacht. Der Blutsauger hatte sich aus Neugier in der Stadt Atlantis niedergelassen. Tatsächlich hatten auch er und Astaroth schon von ihr gehört. Die Bewohner Athens sprachen immer wieder davon, dass Atlantis schon viele Gebiete erobert hatte, außerdem sollen die Menschen, die dort lebten, besondere Fähigkeiten haben. Daher wurde sie auch als Stadt des Lichts oder als Hort der Götter bezeichnet. Allerdings wurde neuerdings auch gemunkelt, dass die Altlanter vorhätten Athen anzugreifen. Ein paar Menschen waren auch schon bei Astaroth erschienen, um ihn um Hilfe zu bitten. Der Prinz hatte sie allerdings immer wieder damit abgewimmelt, dass er darüber nachdenken würde.
Samael durfte derweil in Atlantis bleiben. Astaroth und auch sein Vater sahen darin kein Problem. Vor allem, da der Blutsauger seinen Hunger mittlerweile kontrollieren konnte.
Der Prinz war ganz froh darüber, dass Haus nur für sich und seine Gefährtin zu haben. Abgesehen natürlich von Dialen der nun wieder immer in seiner Nähe blieb. Die Zeit hier war für Astaroth das schönste Erlebnis seiner bisherigen Existenz. »Ich hoffe, das diese Zeit nie vorübergeht«, murmelte er glücklich.
»Hast du was gesagt?«, kam es von Amora die gerade wieder das Gemach betrat.
»Ich habe nur laut gedacht«, lächelte er sie warm an. Er betrachtete sie in ihrem weißen Kleid, welches für ihre grazile Gestalt für seinen Geschmack etwas unvorteilhaft geschnitten war. Es machte ihrer Schönheit jedoch keinen Abbruch. »Weißt du eigentlich, wie wunderschön du bist?«, raunte er, während er langsam auf sie zuging und sie mit seinen dunklen Augen fixierte.
Amoras Atem beschleunigte sich sofort, wenn er sie so ansah. In seinem Blick lag so viel Verlangen aber auch Liebe, was sie jedes Mal aufs neue schwach werden ließ. Sie ging ein paar Schritte rückwärts und stieß mit dem Rücken gegen die Wand. Astaroth legte einen Arm um ihre Hüfte und presste sich an sie, während seine Lippen die ihren berührten. Erst war es nur zärtlich, wurde verlangender, bis Amora sich keuchend von ihm löste. »Ich kann nicht«, hauchte sie außer Atem.
Der Prinz wusste sofort, was sie meinte. »Amora, ich hatte nicht vor mit dir zu schlafen«, beruhigte er sie sanft. »Also, nicht, dass ich es nicht wollen würde, aber.. «
»Ich weiß, dass du das nicht wolltest«, unterbrach sie ihn. »Darum geht es auch nicht. Nur, ich will es, aber ich hab Angst davor.« Sie senkte betrübt den Kopf.
Ihre Aussage überraschte Astaroth. Er hatte angenommen, dass sie noch nicht bereit für diesen Schritt war, was für ihn auch vollkommen in Ordnung war. Der Prinz war einfach nur froh, sie überhaupt endlich bei sich zu haben. Doch das Amora selbst diesen Schritt tun wollte, wusste er nicht. Aber er konnte auch ihre Angst verstehen, es war immerhin ihr erstes Mal und er würde alles dafür tun, um es für sie perfekt zu machen. Er konnte nicht ahnen, dass er ihre Angst falsch interpretierte. »Es gibt nichts, wovor du Angst haben musst. Ich verspreche dir, dass ich ganz vorsichtig sein werde und wenn es dir zu viel wird, kannst du es auch jederzeit beenden.«
Amora lächelte ihn gequält an, während sie sich an ihn schmiegte und ihren Kopf an seine Brust lehnte. Astaroth schlang die Arme um sie und streichelte zärtlich ihren Rücken. »Ich habe keine davor, mich dir hinzugeben«, sprach sie nach einer Weile. »Ich will nur nicht von dir getrennt werden.«
Der Prinz löste sich von ihr und sah sie irritiert an. »Wieso solltest du von mir getrennt werden?«
»Verstehst du es denn nicht? Du bist nun mal ein Dämon und dazu noch Luzifers Sohn und ich ein Engel. Glaubst du wirklich, Gott wird diese Verbindung einfach so hinnehmen?« Während sie sprach, ging sie an ihm vorbei durch den Raum. Ihre Stimme klang dabei immer verzweifelter.
»Er hat keine andere Wahl, als es zu akzeptieren«, erwiderte Astaroth. »Gerade du solltest wissen, das nicht einmal Gott einen Seelenbund entzweien kann.«
»Aber er kann uns trotzdem voneinander trennen.«
Der Prinz seufzte resigniert. Er ging zu ihr rüber und schlang von hinten seine Arme um sie. »Das wird nicht passieren«, versuchte er sie zu beruhigen. »So grausam kann nicht mal Gott sein.« Amora wandte sich ihm zu und blickte ihn zweifelnd an. Als sie ihn dann fragte, ob er sich da wirklich sicher sei, bejahte er und meinte, sie solle sich nicht so viele Sorgen machen. Astaroth war zuversichtlich, das sich ihre Befürchtung nicht bewahrheitete.
Ein paar Tage ohne seinen Seelenverwandten auszukommen, war noch im Rahmen des ertragbaren. Aber wenn man Wochen oder sogar Monate voneinander getrennt war, wuchs die Sehnsucht immer weiter an, bis es einfach nur noch schmerzte. Der Prinz glaubte nicht, dass Gott so kaltherzig sein konnte. Außerdem war er sich sicher, dass er sie schon längst getrennt hätte, wenn es ihm etwas ausmachen würde. Während er länger darüber nachdachte, kam ihm wieder in den Sinn, was ihm sein Vater erzählt hatte. Engel konnten normalerweise nicht nur diese Gefühle nicht empfinden, sie durften es auch gar nicht. Das traf natürlich auch auf sexuelles Verlangen zu. Ein Gedanke kam ihm plötzlich in den Sinn, der ihm sorgen machte. »Sag mal«, begann Astaroth zögernd. »Wenn wir diesen Schritt wagen würden, würde man dich dann aus dem Himmel verbannen?«
»Mit großer Wahrscheinlichkeit sogar«, erwiderte Amora. »Aber das wäre mir egal. Eigentlich könnten wir dann sogar wirklich richtig zusammen zu sein. Dein Vater hätte doch bestimmt nichts dagegen, mich in der Unterwelt aufzunehmen, oder?« Der Prinz erwiderte, dass Luzifer sich wahrscheinlich sogar noch freuen würde, was ihr ein Lächeln ins Gesicht zauberte.
»Willst du es wirklich riskieren?« Astaroth konnte sich einfach nicht vorstellen, dass sie ihre Heimat und alles hinter sich lassen würde, nur um bei ihm zu sein. Auch wenn er spüren konnte, dass sie es ehrlich meinte.
»Ja unbedingt«, lächelte sie schüchtern. Sie war bereit, auch wenn in ihr immer noch die Angst verankert, Gott könne sie trennen. Aber sie hoffte einfach, dass Astaroth recht behielt und schob ihre bedenken zur Seite. Irgendwann würde es ohnehin geschehen, das wusste sie. Denn seine Berührungen, seine Nähe, sein Geruch machten sie schon fast wahnsinnig. Sie wusste, dass sie dem nicht mehr lange widerstehen konnte. Amora beobachtete ganz genau, wie der Prinz auf sie zu kam.
Mit einem Arm zog er sie an sich, während seine andere Hand sich sanft in ihren Nacken legte und küsste sie Leidenschaftlich. Seine Hand strich zärtlich über ihre Schulter und schob dabei den Träger ihres Kleides hinunter. Ihre Lippen lösten sich voneinander und sie spürte seine an ihrem Hals, wo er leichte Küsse über ihre zarte Haut hauchte. Sie genoss dieses Gefühl, dass Kribbeln, das ihren Körper durchzog, wann immer er sie berührte.
Behutsam streifte er ihr das Kleid vom Körper, sodass sie nun vollkommen nackt vor ihm stand. Langsam wurde sie doch etwas nervös und sie hoffte, dass er das nicht merkte. Er hob sie hoch und trug sie zum Bett, wo er sie vorsichtig hinlegte. Anschließend zog auch er sich gänzlich aus und legte sich dicht neben sie. »Denk dran, du kannst jederzeit abbrechen«, erinnerte er sie lächelnd, woraufhin sie ihn nur dankbar ansah. Amora streichelte über seine Brust, seinen Bauch, was ihm sichtlich gefiel. Sie lagen eine Weile einfach nur so nebeneinander und streichelten sich gegenseitig, bis Astaroth sich über sie beugte und ihr Küsse aufs Schlüsselbein hauchte. Amora schloss ihre Augen und sog jede Berührung von ihm in sich auf. Seine Lippen gingen auf Wanderschaft immer tiefer ihren Körper hinab, bis er ihre empfindlichste Stelle berührte. Unwillkürlich biss sie sich dabei auf die Lippe. Astaroth verwöhnte sie mit seiner Zunge und vernahm zufrieden ihr immer lauter werdendes Stöhnen. Jedes Mal, wenn sie kurz davor war, die Schwelle zu übertreten, ließ er von ihr ab und streichelte die Innenseite ihrer Schenkel.
»Bitte – quäle mich – nicht so«, kam es stockend zwischen ihrem beschleunigten Atem von ihr. Sie hatte jegliche Sorge verdrängt und auch ihre Nervosität war wie weggeblasen. Seine Berührungen waren alles, war sie noch wahrnahm. Der Prinz lächelte amüsiert, erwiderte jedoch nicht. Stattdessen legte er sich über sie und küsste Amora verlangend, während er gleichzeitig behutsam in sie eindrang. Ihr Körper bäumte sich auf und ihre Finger krallten sich in seine Schultern. Er ließ ihr Zeit, sich an das Gefühl zu gewöhnen, ehe er anfing sich langsam in ihr zu bewegen.
Sie konnte die Gefühle nicht beschreiben, die just in diesem Augenblick ihren Körper durchfluteten. Es war ein wahres Feuerwerk, welches sich nach und nach in ein Inferno verwandelte, je schneller er in sie stieß. Ihr Verstand setzte aus und sie gab sich ihm vollkommen hin. Beide spürten, wie sich ihre Seelen endgültig miteinander verschmolzen und es fühlte sich unbeschreiblich gut an. Sie begann zu zucken und kurz darauf entrang sich ein erlösender Schrei aus ihrer Kehle, der scheinbar alles um sie herum zum Explodieren brachte. Fast zeitgleich erreichte auch Astaroth seinen Höhepunkt.
Erschöpft ließ er sich neben seiner liebsten nieder und zog sie fest in seine Arme. Glücklich schmiegte sie sich an ihn. »Ich hoffe, ich hab dir nicht weh getan«, sprach er nach einer Weile ernsthaft besorgt.
Amora hob ihren Kopf und blickte ihn an. »Nein, es war perfekt. Nur deine Folter war gemein«, fügte sie hinzu und schaute ihn dabei gespielt böse an.
»Was hast du erwartet?«, lachte Astaroth darauf. »Ich bin nun mal ein Dämon, das Quälen liegt in unserer Natur«, setzte er augenzwinkernd hinzu, was ihm einen leichten Schlag gegen die Brust einfing. Zu ihrem Missfallen schien ihn das aber nur noch mehr zu amüsieren.
»Für dich war es nicht ganz so gut wie für mich, oder?«, wollte sie dann von ihm wissen. Als er wissen wollte, wie sie darauf kam, sprach sie weiter. »Du hast selbst gesagt, dass du schon viele Frauen hattest. Ich meine, die hatten doch sich mehr Erfahrung als ich und«, ehe sie weiter sprechen konnte, wurde sie von Astaroth unterbrochen.
»Ja, ich hatte schon viele. Aber nichts davon ist auch nur annähernd mit dem Vergleichbar, was wir gerade hatten. Das mit dir war einfach«, begann er und machte eine kurze Pause, um die richtigen Wörter zu finden. »Es war viel intensiver als alles, was ich bisher erlebt habe. Und auch wenn du mir das jetzt nicht glaubst, aber für mich war das mein bisher schönstes Erlebnis.«
Amora sah die Aufrichtigkeit in seinen Augen und lächelte glücklich. Sie wollte gerade ihre Lippen auf seine senken, als sie spürte, wie plötzlich etwas nach ihr griff. Panik machte sich in ihr breit, als sie die unsichtbare Macht erkannte. »Astaroth!«, rief sie flehend. Auch er hatte die fremde Macht gespürt. Doch er wusste instinktiv, wem sie gehörte. Er hielt sie fest umklammert, aber es half nichts. Gegen diese Macht konnte er nichts ausrichten. Hilflos musste er mit ansehen, wie sie sich in seinen Armen in Luft auflöste, bis sie schließlich gänzlich verschwunden war.
Astaroth blieb vollkommen allein zurück und blickte entgeistert zu der Stelle, an der sie zuvor noch gewesen war. Er spürte, wie sich ein Gefühl von Verlust in ihm breit machte. Er hätte auf sie hören sollen. Aber er hatte geglaubt, dass sich ihre Befürchtungen nie bewahrheiten würden. Verzweiflung machte sich in ihm breit, doch auch Zorn keimte nach dem ersten Schock in ihm auf. Gott hatte Amora gegen ihren Willen in den Himmel zurückgeholt. Er hatte es tatsächlich gewagt sie voneinander zu trennen. Aber er würde sie wiederbekommen, egal was er dafür tun musste. Das schwor er sich in diesem Augenblick.
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