14| Luzifer kehrt Heim

Am nächsten Morgen kam Luzifer von seiner Verhandlungen mit Ištar zurück. Die Unterredung hatte ziemlich lange gedauert und war für ihn sehr nervenaufreibend gewesen. Denn die Göttin hatte ständig versucht, ihn zu bezirzen, was ihr allerdings gründlich misslang. Irgendwann hatte sie aufgegeben und sie kamen endlich zu einer Einigung. Sie hatten einen Waffenstillstand vereinbart, der allerdings nur unter ihnen beiden galt. 

Als Luzifers Blick auf das Meer hinausging, entdeckte er am Strand etwas, dass seine schlechte Laune sofort besserte. Astaroth saß mit dem Rücken zu ihm gewandt und hatte Amora in seinen Armen. Dieser Anblick rettete dem König wahrlich den Tag. Er überlegte, ob er zu ihnen gehen sollte, entschied sich letzten Endes aber dagegen. Die beiden sollten ihre Zweisamkeit genießen. 

 »Dein Gespräch mit ihr hat wohl geholfen«, erklang Ninurtas glückliche Stimme hinter ihm. »Ist es nicht schön, dass nun unsere beiden Söhne glücklich sind?« 

 »Vorerst zumindest«, erwiderte Luzifer darauf ohne sich zu seiner Gefährtin umzudrehen. Er machte sich noch immer Gedanken um Sharons Vision. 

»Ich glaube, du machst dir zu viele Gedanken.« Sie stellte sich neben ihn berührte zärtlich seinen Arm. 

 »Amora ist nun mal ein Engel. Du glaubst doch nicht, dass mein Vater diese Bindung einfach akzeptieren wird, oder?«

Ninurta wollte gerade etwas erwidern, aber da kam Astaroth schon auf sie zu. Amora folgte ihm dichtauf. »Ich hätte dich früher zurückerwartet«, begrüßte der Prinz seinen Vater. »Lief alles gut mit Ištar?« Luzifer erzählte ihm in allen Einzelheiten von dem Gespräch. Anschließend meinte der König noch, dass er gleich in die Unterwelt zurückkehren würde. Astaroth können aber noch so lange in dieser Welt bleiben wie er wollte. Das stimmte nicht nur den Prinzen glücklich. Auch wenn Amora ein wenig traurig darüber war, das Luzifer schon gehen wollte. 
Bevor der König aufbrach, wollte er noch wissen, wo sich Samael befand. Astaroth wusste es nicht. Wenn er genau darüber nachdachte, hatte er den Blutsauger schon seit geraumer Zeit nicht mehr gesehen. Aber er versprach seinem Vater nach ihm zu suchen. 

Von jetzt auf gleich löste Luzifer sich in Luft auf und stand nun im Thronsaal seines Palastes. Sharon saß auf dem Thron und sah ziemlich genervt aus, was den König schmunzeln ließ. Er ahnte schon, warum sein Sohn sichtlich Mühe hatte, die Beherrschung zu bewahren. Denn vor dem Thron stand Zepir, einer der zehn Dämonenfürsten. Dieser Schattendämon konnte einen wirklich den letzten Nerv kosten. Luzifer beschloss, dem jungen Prinzen zu helfen. Er meinte zu Zepir, das dieser später wiederkommen solle, da er nun einiges mit seinem jüngsten zu besprechen hätte. Der Schattendämon verließ nur widerwillig den Palast. 

Nachdem dieser gegangen war, erzählte er Sharon von den Neuigkeiten. Als er ihm sagte, dass die Gefährtin seines Bruders ein Engel sei, weiteten sich die Augen des Prinzen. Auch ihm kam sofort seine Vision in den Sinn und er machte sich große Sorgen. Zu Recht, wie Luzifer fand. Der König verweilte nicht lange in seinem Palast, da er auch noch mit seinem treuesten Berater über die Entwicklung der Blutsauger sprechen wollte. Also teleportierte er sich nach dem Gespräch mit seinem jüngsten direkt zu ihm. 

Hinter Baal tauchte er wieder auf. Der Höllenfürst saß an einem Tisch und starrte gedankenverloren auf ein durchsichtiges Gefäß. Luzifer erkannte darin eine rötliche Flüssigkeit, in der etwas Seltsames schwamm. »Was ist das?«, wollte der König wissen, nachdem er näher herangetreten war. 

Baal zuckte erschrocken zusammen. Er hatte Luzifers Anwesenheit gar nicht registriert, was für den Dämon sehr unüblich war. »Das ist alles, was mir von meiner Gefährtin geblieben ist«, erwiderte der Höllenfürst dann betrübt. Als er daraufhin Luzifers verwirrten Gesichtsausdruck bemerkte, erklärte Baal, das dies ein Fötus sei. Als damals das große Sterben, wie die Herrschaft des ehemaligen Königs genannt wurde, begann, war seine Gefährtin schwanger gewesen. Aus Angst, dem ungeborenen könnte etwas geschehen, entschieden sie sich, es auf magische Weise aus ihrem Leib zu entfernen. Sie wollten es bis zum Ende der Schreckensherrschaft an einem sicheren Ort aufbewahren. Seine Gefährtin hatte vorgehabt es in Zeiten des Friedens, auf die sie alle gehofft hatten, auszutragen. Doch dazu sollte es nie kommen. 

Seine Familie war Tod. Das einzige, was in seiner Existenz je von Bedeutung gewesen war. Genommen, ohne jeglichen Grund. Seine Frau war einfach nur zur falschen Zeit, am falschen Ort gewesen. Und seine beiden Söhne hatte man ihm wegen Nichtigkeiten genommen. Es erfüllte ihn noch immer mit Trauer und Wut, wenn er daran zurückdachte. 

Es war das erste Mal, das Baal ihm gegenüber seine Gefährtin erwähnte. Vorher hatte er sie nie erwähnt. Allerdings spürte Luzifer, wie schwer es dem Höllenfürsten fiel, darüber zu sprechen, weswegen er es verstehen konnte. Als der König dann noch erfuhr, dass Todesdämonen ausschließlich mit ihren seelenverwandten Nachwuchs zeugen konnten, stutze er. Auch davon, hörte er zum ersten Mal. Aber das erklärte ihm auch, warum Baal bis heute keine weiteren Kinder gezeugt hatte. 

Nachdenklich schaute Luzifer den Fötus in dem Gefäß an. »Könnte das ungeborene auch nur von deiner Gefährtin ausgetragen werden?«, wollte er dann wissen. 

 »Nein, das austragen könnte jede x-beliebige Dämonin machen. Ich hab es nur einfach noch nicht über mich gebracht eine geeignete dafür zu suchen. Vielleicht werde ich irgendwann dazu bereit sein, wieder Vater zu werden. Aber jetzt ist dafür noch nicht der richtige Zeitpunkt.« 

Der König beließ es dabei. Er sah Baal an, dass ihm das Thema sehr nahe ging und ihn die Erinnerung schmerzte. Daher beschloss Luzifer, das Thema zu wechseln und kam zu dem Grund seines Besuchs. Der Höllenfürst staunte nicht schlecht, als er von den weiteren Plänen des Königs hörte. 

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