14| In Lebensgefahr

Sharon und Thelia erklärten ihren Begleitern, was sie erlebt hatten. Sie endeten mit den steinernen Tischen und damit wie sie letztendlich den anderen helfen konnten. Auch die anderen Dämonen erzählten von ihren Erlebnissen. Zusammen überlegten sie ihr weiteres vorgehen. Keiner von ihnen hielt es für eine gute Idee weiter getrennt vorzugehen. Nur zusammen konnten sie gegen die Bestien bestehen. Und das taten sie auch. 

Da Sharon und Thelia sich schon mit den Tischen aus kannten, erschufen sie einen sicheren Weg hinaus. Dennoch blieben sie auf der Hut. Sie wussten noch immer nicht, wer am Anfang die Wände verschoben hatte. Die Lamia war sich jedoch sicher, dass sie die ganze Zeit beobachtet wurden. Anders konnte sie sich das nicht erklären. Sie ahnte ebenfalls, dass, wer es auch immer war, nun wieder zu den steinernen Tischen zurückkehren würde. Daher mussten sie so schnell wie möglich den sicheren Weg passieren, bevor sich die Wände erneut verschoben. 

Doch kaum hatten sie einige Meter hinter sich gebracht, als das altbekannte knirschen begann. Ruckartig blieben sie stehen. Der Weg hinter ihnen war nun versperrt. Dafür befanden sich nun links und rechts von ihnen neue Wege. Dennoch saßen sie in der Falle. Ein Dutzend Bestien stellten sich ihnen entgegen. Jeder von ihnen nahm Angriffshaltung ein. »Wir müssen diese Biester töten!«, schrie Astaroth über seine Schulter den anderen zu. 

 »Keine gute Idee«, widersprach Gusion. Alle sahen ihn irritiert an. »Wenn wir einen Töten, werden zwei neue erschaffen!« 

So ist das also, fluchte Thelia in sich hinein. Jetzt verstand sie, warum aus dem einen roten Punkt plötzlich zwei wurden. »Was sollen wir dann tun?«, sprach sie die Frage aus, die sich jeder von ihnen stellte. Irgendwas mussten sie sich einfallen lassen. Tatsache war jedoch, dass sie ums Kämpfen nicht drumherum kamen. 

Wie aufs Stichwort preschten die Bestien nach vorne und griffen die Gefährten mit gefletschten Zähnen an. Sie hatten alle Hände voll zu tun. Es dauerte nicht lange, bis sie Verletzungen davon trugen. Blut spritzte auf den Boden und die Wände. Während Thelia mit ihren vier Schwertern ein Monster nach dem anderen bekämpfte, überlegte sie Fieberhaft, wie sie diese Wesen ausschalten konnten. Dann kam ihr eine Idee. »Was, wenn wir versuchen diese Monster bewusstlos zu schlagen?!«, schrie sie über den Kampflärm hinweg. 

Sharon wehrte gerade einen Gegner ab, als er antwortete, »Dazu müssen wir erst ihre Schwachstelle finden!« 

»Am Rücken, dort wo die zwei Köpfe zusammen wachsen, gibt es eine extrem weiche Stelle. Vielleicht funktioniert es, wenn man diese drückt!«, sprach Gusion außer Atem. 

Astaroth fackelte nicht lange und sprang auf den Rücken der Bestie, die ihm am nächsten stand. Das Monster bäumte sich auf, versuchte seinen unfreiwilligen Reiter abzuwerfen. Doch Astaroth rammte sein Schwert Tief in den Rücken seines Gegners, um besseren halt zu haben. Blut spritzte ihm ins Gesicht, doch das interessierte ihn nicht. Schnell fand er die besagte Stelle und drückte. Wie auf Knopfdruck fiel das Monster zu Boden und blieb regungslos liegen. Ungläubig starrte der Prinz auf seinen Gegner hinab. Auch die anderen konnten kaum glauben, was sie da sahen. Es hatte tatsächlich funktioniert. 

Doch der kurze Moment des Staunens blieb nicht unbemerkt. Eine der Bestien nutzte es augenblicklich. Sie schmetterte Dialen mit einem Prankenhieb gegen eine Mauer. Blut lief ihm von der Stirn über das Gesicht. Eine weitere Bestie wollte sich auf ihn stürzen und zerfleischen, doch bevor es ihn erreichte sprang Diabolo dem Biest in die Seite und tötete es aus Reflex. Zwei neue Monster entstanden. 

Dann schien endgültig Chaos auszubrechen. Jedoch wussten die Gefährten nun, wie sie die Monster ausschalten konnten. Allerdings war es nicht immer so leicht auf die Rücken ihrer Gegner zu kommen. Vor allem, da die Monster relativ schnell durchschauten, was sie vorhatten. 

Dennoch schafften sie es, mit viel Mühe, Eins nach dem anderen Kampfunfähig zu machen. Dabei kamen auch sie ziemlich an ihre körperlichen Grenzen. Nachdem sie auch die letzte Bestie unschädlich gemacht hatten, gönnten sie sich einen Moment der Ruhe. Jeder von ihnen hatte Prellungen, tiefe Kratzer und sogar gebrochene Knochen davon getragen. Dazu kamen noch die unzähligen blauen Flecken. Nichts, dass nicht nach ein paar Minuten geheilt sein würde. Nur die Brüche würden ihnen länger zu schaffen machen. Doch um diese in Ruhe heilen lassen zu können, mussten sie das Labyrinth so schnell wie möglich verlassen. Denn keiner von ihnen wusste, wie lange diese Monster noch ohnmächtig bleiben würden. Und sie wollten nicht mehr hier sein, wenn sie aufwachten. 

Also rappelten sie sich unter Schmerzen auf und machten sich auf den Weg. Kaum hatten sie ihre gefallenen Gegner hinter sich gelassen, als die Wände sich erneut bewegten. Der Weg hinter ihnen war nun versperrt. Vor ihnen befand sich nun ein langer Gang, der einzige offene Weg. Gezwungenermaßen gingen sie ihn entlang. Sie waren stets wachsam, da sie nicht wussten, ob noch mehr Bestien im Labyrinth lauerten. Nach kurzer Zeit machte der Gang eine Biegung nach links. Anschließend bog er nach rechts. Das ging endlos so weiter. 

Thelia blieb indes immer weiter zurück. Sie hatte Schmerzen, die nach jedem Schritt stärker zu werden schienen. Die junge Lamia musste sich eine schlimme innere Verletzung zugezogen haben. Seit der letzten Verschiebung stand das Labyrinth vollkommen still und reglos da, was zusätzlich an ihren Nerven zerrte. Allmählich konnte sie nicht mehr weiter. Ein metallener Geschmack füllte ihren Mund. Ihre Umgebung schien sich plötzlich zu drehen. Dann wurde ihr gänzlich schwarz vor Augen. 

Sharon, der sich aus einem Gefühl heraus umdrehte, sah gerade noch, dass Thelia dabei war umzukippen. Er hechtete sofort zu ihr, aber er war nicht schnell genug, um sie vor dem Aufprall auf den Boden zu bewahren. Der Prinz kniete sich neben sie und drehte sie vorsichtig auf die Seite. Rote Flüssigkeit tropfte aus ihrem Mund auf den Boden. Er versuchte sie zu Heilen, doch ohne seine Magie funktionierte das natürlich nicht. Sharon rüttelte an ihr und versuchte sie wach zu bekommen. Erfolglos. Hilflos spürte er, wie das Leben langsam aus ihr wich. Tränen der Verzweiflung liefen ihm übers Gesicht. Das erste Mal in seinem Leben weinte er. Die Zeit schien still zu stehen. Er bekam kaum mit, wie die Anderen zu ihm eilten. 

Astaroth versuchte ebenfalls sofort Thelia zu heilen, nur um festzustellen, dass es nicht klappte. Der Anblick seines Bruders erschütterte ihn. Sein Blick war glasig und er war blasser als sonst. Doch was Astaroth so zu schaffen machte, war der Schmerz in seinen Augen. Fieberhaft überlegte er, wie er der Lamia helfen konnte. Er konnte nicht zulassen, dass die Gefährtin seines Bruders starb. Denn auch wenn der Seelenbund zwischen ihnen noch nicht gefestigt war, so würde der Verlust ihn doch innerlich zerstören. Allerdings kam ihm nichts in den Sinn, was er tun könnte. Wieso mussten sie auch hier ohne ihre Kräfte durch?, fragte Astaroth sich, während sich seine Hände zu Fäusten ballte. 

Niemand der fünf Dämonen bemerkte, wie Diabolo sich lautlos davon machte. 

Zur gleichen Zeit

Dunkelheit erfüllte den großen leeren Saal. Wobei leer nicht der richtige Ausdruck war. Denn die Finsternis lebte. Unzählige Schatten schwebten durch den gesamten Raum. Nur dort wo Sterne zu tanzen schienen, trauten sich die Schatten nicht hin. Eine leuchtende Kugel schien dort zu schweben. Nur wer in der Lage war, die Dunkelheit zu durchdringen, konnte sehen, dass dort eine Gestalt stand und die Kugel in seinen Klauen hielt. Seine leuchtenden Augen richteten sich starr auf die Geschehnisse darin. 

Seit die Prinzen samt ihrer Begleiter seinen Palast verlassen hatten, beobachtete er sie. Asmodeus Neugier war einfach zu groß. Er wollte, nein, musste wissen, ob sie seine Mutter fanden. Seinen Geschwistern hatte er bisher nichts von dem Vorhaben der Prinzen erzählt. Nicht das er etwas vor ihnen Geheimhalten wollte, aber er wollte ihnen einfach keine falschen Hoffnungen machen. Nur Samahin wusste bescheid. 

Der Kampf zwischen den Bestien und den Gefährten war gerade vorbei. Der Erzdämon musste zugeben, dass sie sich gut geschlagen hatten. Doch nach einer Weile fiel ihm etwas auf. Thelia schwächelte. Von jetzt auf gleich fiel sie in sich zusammen. Asmodeus fragte sich, ob er sich zu ihnen begeben sollte. Es war mehr als deutlich, dass die Lamia im Sterben lag. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Dämonen, würde ihm dieser Ort nicht die Kräfte rauben. Doch sein Instinkt riet ihm es nicht zu tun. Außerdem bemerkte Asmodeus Diabolos Abgang. Er verfolgte den Weg des Barghests durch die Kugel hindurch. Und dann geschah das unvorstellbare. Ein schwaches Lächeln legte sich in die dunklen Züge des Erzdämons. Dies schien doch sehr interessant zu werden. 

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