13| Nähe

Astaroth konnte sein Glück kaum fassen. Noch immer hielt er Amora in seinen Armen und sie schien es auch noch zu genießen, zumindest schmiegte sie sich an ihn. Das war schon mal ein guter Anfang, wie er fand. Nach einer Weile löste er sich dennoch sanft von ihr. Sein intensiver Blick traf den ihren. 

Amora glaubte sich mal wieder in seinen dunklen Augen zu verlieren. Die Art, wie er sie ansah, ließ ihr Herz schneller schlagen. So voller Wärme und Liebe. Sie fühlte sich auf eine Weise zu ihm hingezogen, die ihr im positiven Sinne beinahe den Verstand raubte, sie aber auch gleichzeitig verwirrte. Seine Hand legte sich auf ihre Wange und hob dabei leicht ihren Kopf an. Sie schloss die Augen und genoss dieses Gefühl. Normalerweise hätte Amora sich spätestens jetzt abrupt von ihm gelöst, aber sie wollte sich nicht mehr dagegen wehren. Seine Nähe und ihre Gefühle fühlten sich einfach zu gut an, um falsch zu sein. Nein, sie war sich sicher, dass sie jetzt, in diesem Augenblick, genau richtig war. Sie öffnete ihre Augen und sah sein warmes lächeln. Als sein Gesicht ihrem langsam näher kam, durchflutete Hitze ihren Körper. Ihre Atmung beschleunigte sich, da sie ahnte, was er vorhatte. Kurz bevor seine Lippen ihren trafen, schloss sie die Augen, um nur diese Gefühle wahrzunehmen. 

Astaroth war von seinen eigenen Gefühlen überwältigt. Zu sehen, wie sehr sie seine Berührungen genoss, war weit mehr, als er erwartet hatte. So sehr sie ihn vorher auf Abstand gehalten hatte, schien sie nun jegliche Zweifel und ihr Misstrauen vergessen zu haben. Er konnte sich nicht vorstellen, dass dies nur an dem Gespräch lag, dass sie zuvor miteinander geführt hatten oder welches sie mit seinem Vater hatte. Doch was auch immer ihren Sinneswandel bewirkt hatte, er wollte nicht weiter darüber nachdenken, sondern diesen Moment einfach in vollen Zügen auskosten. Ehe er wusste was er tat, senkten sich seine Lippen auf ihre. Anfangs nur ganz zart, doch als sie ihn noch immer nicht wegstieß, sondern den Kuss sogar erwiderte, wurde er mutiger. Er zog sie an sich und vertiefte den Kuss. 

Erst als Astaroth mit seiner Zunge gegen ihre Lippen stieß, löste sie sich keuchend von ihm. Amora hatte mit einem Chaos an Gefühlen zu kämpfen, die sie alle nicht verstand. Sie fühlte sich mit einem Mal überfordert mit den ganzen neuen eindrücken. Der Prinz sah ihr an, dass sie erschöpft war. Er lotste sie sanft zum Bett, wo er ihr bedeutete sich hinzulegen. Sie kam seiner Aufforderung nach. Er selbst stellte sich einen Hocker neben das Bett und setzte sich darauf. 

Amora schaute ihm dabei etwas irritiert zu. »Warum legst du dich nicht neben mich?«, wollte sie von ihm wissen, woraufhin der Prinz ihr mit einem kurzen Lachen antwortete. 

 »Glaub mir, ich würde nichts lieber tun als das. Aber zum einen möchte ich dich nicht noch mehr überfordern und zum anderen traue ich mir gerade selbst nicht. Und ich möchte nichts tun, wozu du sicher noch nicht bereit bist«, erklärte er ihr ehrlich. 

 »Woher willst du wissen, dass ich überfordert bin?« Sie setzte sich auf und schaute ihn neugierig an. Er schien mit sich zu hadern, denn er zögerte mit der Antwort. 

 »Ich – nun ja – ich kann es spüren«, brachte Astaroth schließlich heraus. 

Diese Antwort irritierte Amora. Sie fragte sich, wie er das spüren konnte. War das etwa eine seiner Fähigkeiten? Konnte er die Empfindungen von anderen spüren? Doch dann schoss ihr noch ein anderer Gedanke durch den Kopf. Ninurta hatte ihr erzählt, dass Seelenverwandte in der Lage waren die Gefühle und sogar Gedanken des jeweils anderen lesen zu können. Konnte das sein? War Astaroth ihr Seelenverwandter? Aber dann müsste sie auch in der Lage sein, seine Gefühle zu spüren. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich ganz auf ihn. Es dauerte ein wenig bis sie tatsächlich etwas spürte. Anfangs nur schwach, doch so mehr sie sich darauf einließ, desto intensiver spürte sie es. Leidenschaft und Liebe. 

 »Du hast es also endlich bemerkt«, stellte Astaroth zufrieden fest. Überrascht öffnete sie ihre Augen wieder und sah ihn mit großen Augen an. 

 »Du hast es gewusst?«, wollte sie von ihm wissen, worauf er bestätigend nickte. »Aber wie – seit wann?« Daraufhin erzählte ihr der Prinz von seiner Reise durch das Land der Prüfungen und seiner Vision, die er bei der Quelle der Weisheit gehabt hatte. Wenngleich er bei letzterem viele Details ausließ. Dafür erzählte er ihr, dass ihr Gesicht das letzte gewesen war, was er gesehen hatte. Nachdem er geendet hatte, saßen sie schweigend da. Amora hatte plötzlich ein schlechtes Gewissen, weil sie ihm so misstraut hatte. Wie jedes Wesen wusste auch sie, dass ein Seelenbund das kostbarste Gut überhaupt war. So etwas fand man nur ein einziges Mal in seiner Existenz. Ein Band, so stark, dass nur der Tod es zu zerreißen vermag. Genauso wusste sie, dass der Bund erst richtig gefestigt war, wenn man sich dem jeweils anderen vollkommen hingab. Ein Gedanke, der sie erröten ließ.  

 Natürlich blieb dies von Astaroth nicht unbemerkt. »Ich kann mir schon vorstellen, woran du gerade denkst«, meinte er mit einem anzüglichem Grinsen. Als sie beschämt den Kopf senkte, wusste er, dass er ins Schwarze getroffen hatte. Er stand auf und setzte sich neben sie aufs Bett. »Keine Sorge, ich würde nie etwas tun, was du nicht willst oder zu dem du noch nicht bereit bist.«
Amora schaute ihn an und sah die Ehrlichkeit in seinen Augen. »Ich mach dir einen Vorschlag«, meinte er plötzlich. »Du bestimmst das Tempo, einverstanden?« 

Sie lächelte ihn an und bejahte seine Frage. Amora legte ihren Kopf auf seinen Schoß und schloss ihre Augen, während Astaroth ihr zärtlich übers Haar strich. Keiner von beiden hatte sich je glücklicher gefühlt, als in diesem Moment. Noch ahnten sie nicht, dass ihr Glück nicht von langer Dauer sein würde. 

---------------------------------------
Hi, ich würde gerne mal eine ehrliche Meinung zum letzten Kapitel und diesem hier haben, weil ich mir nicht ganz sicher bin, ob die Emotionen so gut rüber kamen, oder ob ich was hätte besser machen können.

Würde gerne von euch wissen, wie ihr das seht 😊 Schreibt einfach in die Kommentare eure ehrliche Meinung und vielen dank im voraus,
Lg, eure Denise S. Winter

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top