7| Endlose Suche

Vor vielen Jahren 

Seit Monaten irrten sie nun schon durch die Tiefen des grünen Tals. Dies war die einzige Gegend in ganz Iauian, in der es Pflanzen und Bäume gab. Jedoch gab es auch Höhlen, die Größtenteils von gefährlichen Wesen bewohnt wurden. Doch egal wie gefährlich es auch war, sie mussten jede davon in Augenschein nehmen. Sie durften nichts übersehen. 

Zumal für die sieben Dämonen kaum etwas gefährlich werden konnte. Denn jeder von ihnen war ein Todesdämon. Nach den Erzdämonen die mächtigsten Dämonen der Welt. Für gewöhnlich verließen sie ihre Heimat nie. Doch der Höllenfürst Baal selbst hatte sie gemeinsam mit zwei Blutdämonen auf diese Mission geschickt. Allerdings waren diese beiden einem Düsterdrachen in Za'eočsian zum Opfer gefallen. Für die Todesdämonen war dies nicht weiter von Bedeutung. Sie hatten sich nicht mal die Mühe gemacht den Blutdämonen zu helfen, sondern haben sie einfach ihrem Schicksal überlassen. Ihrer Meinung nach waren es Opfer, die gebracht werden mussten. 

Davon abgesehen waren die Todesdämonen ohnehin lieber unter sich. Sie unterschieden sich nicht nur äußerlich, sondern auch charakterlich sehr von anderen Dämonen. Es gab nur drei Dämonen, die je die wahre Gestalt eines Todesdämons gesehen haben. Für alle anderen blieb dieses Volk ein Mysterium. Außerhalb der Hölle hielten sie stets ein menschliches Aussehen bei. 

Ein Brüllen erklang plötzlich im Tal und ließ die kleine Gruppe kurz innehalten. Dem Klang nach zu urteilen handelte es sich um einen Pflanzendrachen. Anders als es der Name vermuten ließ, ernährten sie sich von Fleisch. Ihren Namen erhielten sie durch ihre hellgrünen Schuppen, deren Maserung entfernt an Pflanzen Ranken erinnerten. Durch ihre Farbe konnten sie sich trotz ihrer ca. 9 Meter Länge in dieser Umgebung perfekt tarnen. Man bemerkte sie meist erst, wenn es zu spät war. Flügel besaßen sie keine. 

Die Dämonen lauschten aufmerksam, aber bis auf das Zwitschern der Vögel war nichts zu hören. Also setzten sie ihren Weg fort. Sie hatten immerhin einen wichtigen Auftrag zu erfüllen. Unter allen Umständen mussten sie den schwarzen Tempel finden. Keiner wusste, was aus ihrer Göttin geworden war, doch die Todesdämonen hofften wie viele andere, dass sie sich im Tempel befand. Darüber nachdenken, in welcher Verfassung sie sich befand, wollte keiner der Sieben. Wichtig war erstmal, dass Sartana gefunden wurde. Für alles andere war später noch Zeit. 

Neben Za'eočsian hatten sie auch schon in Se'cian nach dem Verbleib des Tempels gesucht. Jedoch vergeblich. Nun schien auch Iauian ein Reinfall zu sein. Danach blieben nur noch zwei Reiche. Während ihrer Reise hatten sie schon oft daran gezweifelt überhaupt je fündig zu werden. Doch aufgeben kam nicht infrage. 

Nach einigen Tagen änderte sich die Umgebung zusehends. Das grüne saftige Gras wurde weniger und machte rotem trockenem Boden Platz. Am Himmel zogen nach und nach rote Wolken auf. Das Grenzgebiet zeichnete sich durch abgestorbene und vertrocknete Vegetation aus. Man nannte dies auch 'die verdurstende Wüste'. Dann endlich hatte die Gruppe das Feuerreich Tseořien erreicht. Ein Land, das man leicht mit der Hölle verwechseln könnte, wenn man es nicht besser wusste. 

Für die Gruppe war es jedoch unverständlich, wie man hier Leben konnte. Mit jedem Schritt, den sie gingen, wurde der Gestank nach Schwefel stärker. Doch das war das letzte, was sie störte. Es war viel mehr die erdrückende Hitze, die ihnen gar nicht gefiel. Todesdämonen bevorzugten die Kälte. 

Sie suchten die Umgebung ab. Wenn sie hier nicht fündig wurden, blieb nur noch Zeožiaen, das Wasserreich. Das schönste Land von allen. Zumindest für andere Dämonen. Die Sieben ahnten nämlich bereits, dass es ihnen dort nicht gefallen würde. Deswegen hoben sie es sich bis zum Schluss auf. In der stillen Hoffnung nicht dorthin zu müssen. Doch sie wünschten sich noch aus einem anderen Grund hier endlich fündig zu werden. Denn sie durchkämmten diese Welt schon seit Jahrhunderten. Ein Nachteil, wenn man alles zu Fuß begehen musste. Zwar hätten sie auch mit Kutschen reisen können, aber dann wäre die Wahrscheinlichkeit etwas zu übersehen um einiges höher. Ergo blieb ihnen nichts anderes übrig. 

Am Horizont sahen sie weißen Dampf aufsteigen. Dort mussten sich die heißen Quellen befinden. Jede davon war mindestens 150° heiß. Drei von ihnen gingen darauf zu. Die restlichen vier begaben sich in entgegengesetzte Richtung zu den Flammenbergen. So gut wie jeder dieser Berge war ein aktiver Vulkan. In der Nähe dieser Bergkette hatte auch Chronos, der Erzdämon des Feuers, seinen Sitz. Er war der Einzige, der sich dort dauerhaft niedergelassen hatte. Auf ihrem Weg sahen sie sich aufmerksam um. Jeder Winkel, jedes mögliche Versteck wurde genauestens unter die Lupe genommen. Dabei ließen sie keinen Stein auf dem Anderen. Jedoch ohne Erfolg. Der schwarze Tempel blieb weiterhin verschwunden. 

Noch immer war es ein Rätsel wie es der ehemalige Herrscher Caacrino überhaupt geschafft hatte ihn verschwinden zu lassen. Er musste einen wahrlich mächtigen Zauber dafür benutzt haben. Doch der neue König hatte noch nichts dergleichen im Palast gefunden. Vermutlich hatte Caacrino alles, was damit zusammenhing, vernichtet. Genaues wusste aber niemand. Die Göttin wäre wohl die Einzige, die alles aufklären könnte. Doch nicht einmal die Erzdämonen wussten, was aus ihr geworden war. Sämtliche Dämonen sehnten sich nach ihrer Rückkehr. 

Viele Jahre suchten die Todesdämonen ganz Tseořien ab. Sie befragten wie immer auch andere, die ihren Weg kreuzten, ob sie etwas Besonderes gesehen hätten. Manche verneinten, andere gaben an etwas gesehen zu haben. Vor allem in den vier großen Städten gab man ihnen viele Anhaltspunkte. Sie gingen jedem Hinweis nach, aber auch dies blieb wie jedes Mal ohne Erfolg. 

Nachdem sie sich sicher waren in diesem Reich auch nicht fündig zu werden, trafen sie sich im Lavatal wieder um gemeinsam nach Zeožiaen zu reisen. Aber der Weg zur Grenze war beschwerlich. Der Boden in diesem Tal war weich. Teilweise so sehr, dass man Gefahr lief darin zu versinken. 

Doch nach einigen Tagen hatten sie den Rand erreicht. Ein Fluss aus einer schwarzen zähflüssigen Masse trennte Tseořien von Zeožiaen. »Wie sollen wir darüber kommen?«, wollte einer wissen. Darauf hatte ihr Anführer Labartu auch keine Antwort. Da sie keine Flügel besaßen, konnten sie nicht darüber hinwegfliegen. Eine Brücke war auch nirgends zu sehen. Ihre einzige Möglichkeit war es, sich zu Teleportieren. Was allerdings gefährlich war, da man das andere Ufer durch die weiße Nebelwand nicht sehen konnte. Aber es half ja nichts. Auf gut Glück versuchten sie es. 

Von jetzt auf gleich hüllte sie dichter Nebel ein. Sie konnten nicht mal mehr die Hand vor Augen sehen. Orientierungslos setzten sie einen Fuß vor den Anderen. Wobei sie hintereinander her gingen und sich am jeweiligen Vordermann festhielten, um ja nicht verloren zu gehen. 

Einen Tag wanderten sie durch den Nebel, bis dieser sich endlich lichtete. Vor ihnen erstreckten sich die Paradiesfälle. Eine beinahe runde hohe Felswand schloss das Tal ein. An den Wänden fiel das Wasser vom Kristallmeer hinab in den klaren See, der fast das gesamte Tal einnahm. In dessen Mitte befand sich eine wunderschöne Insel. Die Landschaft schien sich über ihren Köpfen zu spiegeln. Vielleicht war dies auch so. Dieses Reich hatte seine ganz eigene Magie. Die meisten Dämonen, die hier lebten, waren freundlich und gutmütig. Sie besaßen als einzige auch die Fähigkeit zu heilen. Daher wurde Zeožiaen auch 'das Land der Heiler' genannt. 

Einer der Sieben entdeckte auf der Insel eine Gestalt. Die Haut des Wesens war dunkelblau. Ein silbernes Muster zog sich wie eine Tätowierung darüber. Langes weißes Haar wehte im leichten warmen Wind. Silberne Hörner thronten auf seinem Haupt. Eine Hand umklammerte einen silbernen Dreizack. Es war Samahin, der Erzdämon des Wassers. Er schien auf die Gruppe zu warten, denn er winkte sie mit einem Mal ungeduldig zu sich. Daraufhin begaben sie sich dorthin, indem sie sich erneut teleportierten. 

Vor ihm sanken sie ehrfürchtig auf die Knie. Hinter Samahin tauchte nun auch Asmodeus, der Erzdämon der Finsternis, auf. Von allen fünf war er der mächtigste. Auch war sein Anblick am furchteinflößendstem. Doch so schaurig sein Anblick auch war, so schön war sie gleichzeitig auch. Hunderte Sterne schienen auf seiner pechschwarzen Haut zu funkeln. In seinem glatten ovalen Gesicht erkannte man außer den glühend hellen Augen nichts. Nur wenn er seinen Mund zu einem Lächeln verzog, sah man die weißen spitzen Zähne. 

Er war es auch, der als erster sprach. »Wir wissen, weshalb ihr hier seid. Keiner von euch ist dazu gemacht lange unter Wasser zu bleiben, weswegen es für euch schwierig werden dürfte, das gesamte Reich abzusuchen.« 

Labartu erhob sich. »Und was erwartet Ihr jetzt von uns? Wenn Ihr glaubt, dies würde uns an unserer Suche hindern, irrt Ihr Euch.« 

Asmodeus wollte etwas erwidern, aber Samahin kam ihm zuvor. »Nicht doch. Wir haben beschlossen euch mit unseren Kräften zu helfen. Immerhin ist das hier mein Reich und ihr seid nicht die Einzigen, die den Tempel finden wollen.« 

»Warum helft ihr uns dann erst jetzt?«, wollte Labartu nun wütend wissen. »Und solltet ihr nicht eigentlich wissen, wohin der verschwunden ist?!« 

»Auch wenn viele von euch das glauben, aber wir sind nicht allwissend!«, schrie Asmodeus genervt. Am liebsten hätte er diesen Todesdämon für seine Respektlosigkeit in Stücke gerissen. Doch sein Bruder Samahin hatte Mental eingegriffen und ihn in letzter Sekunde beruhigen können. Zwischen den Erzdämonen bestand ein besonderes Band, welches kein normaler Dämon je würde verstehen können. »Selbst wir wissen nicht, wie der Tempel und unsere Mutter verschwunden sind«, sprach Asmodeus nun ruhiger weiter. »Zwar haben wir eine vage Vermutung, wie Caacrino es geschafft haben könnte, aber um uns zu versichern, müssen wir den Tempel finden.« 

Die Todesdämonen dachten über diese Worte nach. Labartu ignorierte dabei wissentlich, dass der Erzdämon seine erste Frage einfach übergangen hatte. Wobei er sich diese auch selbst beantworten konnte. Denn die einzige Aufgabe der Erzdämonen war es, die Unterwelt zu beschützen. Solange diese nicht in Gefahr war, griffen sie auch nicht ein. Von daher konnten die Todesdämonen wohl dankbar sein, dass die beiden ihnen überhaupt ihre Hilfe anboten. 

Die Gruppe wusste, dass sie hier ohne Hilfe wirklich aufgeschmissen waren. Keiner von ihnen würde wohl in der Lage sein die Tiefen des Meeres zu erkunden. Samahin hingegen hatte dafür eine Lösung. Und so entschlossen sie sich dieses Land gemeinsam durchforsten. Doch es würde viele Jahre dauern, bis die Suche abgeschlossen wäre. 

Wenn sie hier auch nicht fündig wurden, blieb nur noch eine Gegend. Dort würde jedoch niemand freiwillig hingehen. Denn das Einzige, was ein jeder dort finden würde, war der Tod. 

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Hi, kurze unterbrechung..

Ich würde gerne wissen, wie euch die Geschichte bisher gefällt? Habt ihr evtl. Fragen oder gar Verbesserungsvorschläge? Dann nur raus damit, ich beiße auch nicht, versprochen :P

Freue mich schon über eure Rückmeldungen!

Lg, eure Denise S. Winter

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