18 - Blutige Seen
Seen soweit das Auge reichte. Sie waren jedoch nicht mit Wasser gefüllt, sondern mit Blut. Mit dem Blut jener, die hier ihr Leben gelassen hatten. Intensiver metallener Geruch schlug ihnen entgegen. Thelia unterdrückte ein würgen. Die anderen Dämonen schienen mit dem Gestank weit besser umzugehen. Denn sie rümpften nur kurz die Nasen.
Sie liefen durch das Tor. Der braune Boden unter ihren Füßen war weich und pulsierte. Es fühlte sich fast so an, als würde er Leben. Wenn man genau hinsah, erkannte man feine Linien, die sich wie Adern darüber zogen. Vielleicht waren es sogar welche. Thelia wollte lieber nicht so genau darüber nachdenken. Was auch besser war. Andernfalls hätte sie bemerkt, dass der Boden nichts weiter als Muskeln waren. Hin und wieder sah man aber auch Augen, die sich bewegten und auch zugenähte Münder und Nasen. Von Überall her erklang ein grausiges Stöhnen. Die Dämonen wussten nicht das Schatten diese Geräusche verursachten. Schatten die diejenigen ins Verderben locken wollten, die es wagten hier her zu kommen.
Unbehelligt setzten sie ihren Weg fort. Nach und nach wurden sie voneinander getrennt, ohne es zu bemerken. Thelia bemerkte nach einer Weile, dass sie mit Diabolo alleine war. Stimmen, schrecklich verzerrt, drang in ihren Kopf ein. Flüsterten ihr boshafte, grausame Dinge zu. Dann sah sie Sharon aus dem Nichts vor sich auftauchen. Erleichtert wollte sie zu ihm laufen, doch seine Augen blickten voller Kälte auf Sie herab.
»Du dummes törichtes Ding«, sprach er emotionslos zu ihr. »Du bist meiner nicht würdig, wirst es nie sein. Dachtest du wirklich, du würdest mir etwas bedeuten? So ein schwachsinn. Du bist nichts weiter als ein Zeitvertreib.«
Seine Worte schmerzten sie tief in ihrem Herzen, brannten sich in ihre Seele. Das konnte er nicht ernst meinen. Das muss ein Trugbild sein, redete sie sich immer wieder ein. Sie überlegte Fieberhaft, wie sie die illusion beim letzten Mal zerstört hatte. Dann fiel es ihr wieder ein. Zielstrebig ging sie auf ihn zu und verpasste Sharon eine saftige Ohrfeige. Doch anders als sie erwartet hatte, verschwand er nicht, sondern brach in schallendes Gelächter aus. War das doch echt? Der junge Prinz warf ihr weitere verletzende Worte an den Kopf.
Tränen traten ihr in die Augen. Sie wollte es nicht hören, wollte das er aufhörte. Dunkelheit umgab sie immer mehr. Immer wieder flehte sie ihn an endlich still zu sein. Doch Sharon machte erbarmungslos weiter. Bis sie verzweifelt zu Boden sank. Ihre Tränen tränkten den Boden. Der Schmerz drohte sie zu erdrücken. Dann flammte mit einem mal Hass in ihr auf. Sie nahm eines ihrer Schwerter fest in die Hand und stürmte auf Sharon zu. Die düsteren Stimmen in ihrem Kopf jubelten lautlos.
Diabolo riss erschrocken die Augen auf, als ihre Klinge tief in sein Fleisch Schnitt.
Dialen und Gusion standen sich angriffsbereit gegenüber. Auch wenn er sich das nicht erklären konnte, Dialen war wütend auf den Schattendämon. Aber auch Gusion schien mit einem mal eine unbändigen Hass auf seinen vermeintlichen Gegner zu haben. Sie wussten Beide nicht wieso, doch war für sie Klar, was sie spürten. Neid. Neid in seiner reinsten, niederträchtigsten Form.
Wie auf Kommando stürzten sie sich auf den jeweils anderen. Ein Kampf auf Leben und Tod entbrannte, indem es nur einen Sieger geben konnte. Blut spritzte, Knochen brachen. Immer und immer wieder. Keiner wich vor dem anderen zurück. Würde sich niemals diese Blöße geben.
»Du bist so ein dämlicher Ignorant Sharon!«, Brüllte Astaroth seinen Bruder an.
»Ich kann doch auch nichts dafür, dass du zu blöd bist deine Gefährtin zu finden!«, schrie Sharon zurück.
Das war zu viel. Astaroth schlug seinem Bruder mit geballter Faust ins Gesicht. Blut Spritzte aus der Nase des jungen Prinzen. Ja, er war eifersüchtig auf Sharon. Ihn mit Thelia zu sehen tat weh. Er wollte auch endlich dieses Glück erfahren, konnte an nichts Anderes mehr denken. Wieso konnte er sie nicht endlich in seinen Armen halten? Was musste er tun, um sie zu finden?
Sharon hatte bisher immer Verständnis für seinen großen Bruder gehabt. Doch nun reichte es ihm. Wieso konnte Astaroth sich nicht einfach für ihn freuen? Warum musste er immer alles so kompliziert machen? Der junge Prinz sah gerade noch, wie sein Bruder sein Schwert zog und konnte dem Angriff gerade noch so ausweichen. Eine neue Welle der Wut schwabbte über ihn hinweg und er zog nun ebenfalls seine Waffe, um sich zu verteidigen. Klirrend trafen die Schwerter immer wieder aufeinander.
Irgendwann schaffte es Astaroth seinem Bruder die Klinge aus der Hand zu schlagen. Ohne zögern setzte er nach und stieß sein Schwert in Sharons Brust. Quälend langsam fiel der getroffene zu Boden und blieb reglos liegen.
Zur gleichen Zeit, Iscaeria
Nervös lief er in der Bibliothek auf und ab. Schon mehrmals hatte er versucht, Kontakt zu seinen Söhnen herzustellen, vergeblich. Allmählich machte Luzifer sich sorgen. Unruhe breitete sich in ihm aus. Er wusste das etwas nicht stimmte, doch es war zu fahrig um es greifen zu können.
Wie aus dem Nichts tauchte Asmodeus vor ihm auf. »Das müsst Ihr Euch ansehen«, sprach er ohne Begrüßung und ging auf einen großen Tisch in der Mitte des Raumes zu. Dort angekommen plazierte er seine Kugel und ließ darüber einen magischen Bildschirm erscheinen.
Was Luzifer darauf zu sehen bekam, erschütterte ihn zutiefst. Er sah, wie Sharon zu Boden fiel. Sein Erstgeborener stand dort. Sah erschrocken auf seinen verletzten Bruder. Seine Klinge benetzt von Sharons Blut.
»Das kann nicht sein«, flüsterte der König mehr zu sich selbst. Wie versteinert stand er da und beobachtete das Geschehen. Quälend langsam schienen die Sekunden zu verstreichen. Sekunden, die sich wie Minuten dahinzogen. Luzifer wollte, nein, musste zu seinen Söhnen. Er musste Sharon helfen. Ihn vor dem Tod bewahren. Denn auch ein Dämon überlebte einen Stich ins Herz nur sehr selten.
Doch Asmodeus hielt den König zurück. Hinderte ihn daran etwas zu unternehmen. Luzifers Augen nahmen einen glühend roten Ton an. Wie kann es dieser Erzdämon nur wagen, sich mir in den Weg zu stelle?, dachte er wütend. Mit einem gewalltigen magischen Kraftstoß donnerte er Asmodeus gegen eines der Bücherregale, welches durch den enormen Aufprall zu bruch ging. Bücher prasselten auf den Erzdämon nieder.
Luzifer löste sich indessen in Luft auf. Erstaunt stelle er fest, dass er sich, trotz der teleportation, noch immer in seiner Bibliothek befand. Asmodeus hatte einen Zauber gewirkt. Einen, der Luzifer daran hinderte den Palast zu verlassen. Diese Erkenntnis erzürnte den König. Er war kurz davor sich auf den Erzdämon zu stürzen. Doch Asmodeus' nächsten Worte ließen den König innehalten. Worte, deren Bedeutung nur langsam ihren Weg in sein Bewusstsein drangen. Seine Augen nahmen wieder den typisch dunlen Ton an. Luzifer drehte sich wieder zum Bildschirm. Eine Szenerie spielte sich dort ab, die ihm für immer in Erinnerung bleiben wird.
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