Kapitel 2 - Caradhras

Níniel Prov:

Am frühen Morgen zog ich meine Gewänder eilig an und hatte wie immer Schwierigkeiten beim Binden des Korsetts. Es behinderte meine Beweglichkeit zwar nicht doch dennoch hatte ich manchmal das Gefühl. Jedoch bestand meine Mutter darauf. Die rotbraune Lederhose und die schwarzen Stiefel, die an den Waden endeten verliehen meinem Aussehen eine gewisse Eleganz und Ehrfurcht. Den Taillengürtel mit dem Kurzschwert meines Vaters band ich darüber und es folgte der braune Umhang mit der Kapuze. Am Oberarm befestigte ich einen Reifen und der schwarze Handschuh für die Führung des Bogens durfte nicht fehlen. Die Haare ließ ich offen und flechtete wie immer eine Strähne über den Kopf nach hinten. Als ich mich so reisefertig vor dem Spiegel stehen sah, entkam mir ein Seufzen und mit schüttelndem Kopf ging ich hinaus.

Mein Weg führte mich zum Stall, um noch einmal nach Ascar zu sehen. Der Hengst schnaubte leise, als er mich erblickte und wusste sichtbar was nun folgen würde. Ich öffnete die Box und ging gefolgt von ihm hinaus. Sanft legte ich meine Hand auf seine Stirn und strich hinunter zu seinen Nüstern. „Lauf heim, meldir vilui nîn.", flüsterte ich ihm zu, ehe er seinen Kopf senkte und aus dem Stall galoppierte. Lächelnd gesellte ich mich schließlich zum Treffpunkt und unterhielt mich mit Merry, Pippin, Sam und Gimli, die schon am Tor von Imladris warteten. Wobei der Zwerg sich mit seinen Worten eher zurückhielt. Ein braunes Pony war mit Proviant vollgepackt und stand dösend neben Sam. "Oh Ihr müsst unbedingt das Auenland besuchen kommen. Es ist um diese Jahreszeit noch viel schöner als sonst-... oder war es doch im Frühling", plauderte Pippin vor sich hin. Schmunzelnd zog ich erneut meinen Umhang zurecht: "Ich denke das Auenland ist zu allen Jahreszeiten sehenswert."

Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, sah ich wie Legolas elegant die Treppen zu uns hinunterlief und als dann alle versammelt waren, kam Elrond mit seinen Kindern und weiteren Elben, um uns zu verabschieden: „Der Ringträger macht sich nun auf die Suche nach dem Schicksalsberg. Euch, die ihr mit ihm geht, wird kein Eid und keine Verpflichtung auferlegt weiter zu gehen, als ihr wollt. Lebt wohl und haltet fest an eurem Ziel. Möge der Segen der Elben und Menschen und aller freien Völker euch begleiten." Er senkte sein Haupt und legte seine Hand auf sein Herz.

Legolas, Aragorn und auch ich erwiderten den Gruß. „Cuio vae.", flüsterte ich und der braunhaarige Elb nickte nur. Ich drehte mich um und folgte meinen Gefährten auf die lange und gefahrvolle Reise nach Mordor. Ich hörte wie Frodo zu dem Zauberer wisperte: „Gandalf. Mordor, liegt das rechts oder links?" Ich musste lächeln und ging zu den Beiden nach vorn. Der Istari lehnte sich zu dem Hobbit vor und antwortete ebenso leise: „Links." Als Frodo entschlossen weiter ging und Gandalf sich wieder aufrichtete, sah er schmunzelnd zu mir. Ich legte meine Kapuze auf meine Kopfmitte, so dass man mein Gesicht sehen konnte und erwiderte seinen Blick.

Wir verließen Imladris und gingen den schmalen Pass Richtung Nebelgebirge hinauf. Vorne ging der Zauberer zusammen mit Frodo. Dahinter folgten ich und die restlichen Hobbits, ebenso der Zwerg. Legolas ging vor Boromir und am Schluss folgte Aragron mit Lutz dem Pony. Nach dem Pass überquerten wir die Ebenen mit den Burgen aus dem ersten Zeitalter. Mit der Zeit löste sich unsere Formation immer mehr und am Ende lief ich bei Sam, der nun das Pony führte. Vor uns ging der Elb und hinter uns die Menschen. Ich erinnerte mich an Gandalfs Worte: „40 Tage müssen wir den Pfad westlich des Nebelgebirges folgen. Wenn uns das Glück hold ist wird die Pforte von Rohan noch offen für uns sein."

Als wir Rast auf ein paar Felsen machten, brutzelte Sam etwas in seiner Pfanne und übergab Frodo etwas zu essen. Dieser saß, wie ich auf einem der Steine und beobachtete wie Merry und Pippin mit Boromir den Nahkampf trainierten. Aragron saß unten bei ihnen, rauchte Pfeife, beobachtete die Hobbits und rief Pippin Tipps zu. „Beweg deine Füße.", sagte er gerade, als Boromir sich mit diesem einen Kampf lieferte. Merry kam wieder dazu, in der einen Hand sein Schwert, in der anderen einen Apfel. Mit vollem Mund lobte er ihn: „Gar nicht schlecht Pippin." „Danke.", gab Peregrin zurück. Nun war Merry dran und ich lächelte als er auf der Stelle hüpfte und gleichzeitig versuchte die Hiebe zu parieren.

Die Füße von mir gestreckt und überkreuzt, sah ich zu Gandalf der gerade mit Gimli redete. Ich stütze mich auf meine Arme, die ich auf den Stein etwas hinter mir legte. Der Wind fegte mir sanft durch die Haare, als ich meine Kapuze ablegte und gegen die Sonne blinzelte. „Würde mich jemand nach meiner Meinung fragen, was natürlich keiner tut wie ich weiß, dann würde ich vorschlagen, dass wir einen Umweg machen. Gandalf wir könnten durch die Minen Morias gehen. Mein Vetter Balin würde uns einen königlichen Empfang bereiten.", versuchte der Zwerg sein Glück. „Nein Gimli, den Weg durch Moria, würde ich nur einschlagen, wenn ich keine andere Wahl hätte.", antwortete der Zauberer mit seiner Pfeife in der Hand.

Ich sah wie Legolas auf einen großen Stein sprang, um dann in die Ferne zu sehen. Seinem Blick folgend, sah ich wie etwas Dunkles im Himmel schnell auf uns zukam. Ich wollte gerade aufstehen, um zu ihm zu laufen, als Boromir, Pippin ausversehen in den Finger schnitt und dieser das Schwert mit einem „Au" fallen ließ, wodurch meine Aufmerksamkeit wieder auf das Spektakel gezogen wurde. „Oh verzeih mir.", entschuldigte Boromir sich und ging auf den kleinen Hobbit zu. Dieser trat ihm gegen das Schienbein. Auch Merry stürzte sich nun auf den Mann und es entstand eine spielerische Rangelei am Boden. Die drei lachten und als Aragorn dem Mann aufhelfen wollte, zogen ihn die Hobbits auch zu sich auf den Boden.

Nun stand ich auf und schritt zu dem Elb. Elegant sprang ich auf den Felsen, auf dem er stand und bekam kurz einen Blick von ihm geschenkt, ehe er auf die dunkle Wolke zeigte. Ich sah mir das Spektakel genauer an. „Was ist das denn?", fragte Sam müde und bekam eine Antwort von dem Zwerg: „Gar nichts. Wohl nur ein Wolkenfetzen." „Der sich aber schnell bewegt. Und gegen den Wind.", hörte ich Boromirs Stimme. „Crebain aus Dunland!", rief Legolas dann und sprang vom Felsen. „In Deckung!", schrie Aragorn und zog Frodo und Sam mit sich, der gerade das Feuer gelöscht hatte. In Windeseile versuchte wir uns hinter Felsen oder unter spärlichen Gebüschen zu verstecken.

Ich zwängte mich in einen Felsspalt im Boden und sah hinauf, als die Vögel über uns hinweg flogen und wieder umdrehten, um in der Richtung zu verschwinden aus der sie gekommen waren. Als kein Gekrähe mehr zu hören war, vernahm ich Gandalfs Stimme: „Das sind Späher Sarumans. Sie kundschaften den Weg im Süden aus." Die Gefährten kamen aus ihren Verstecken und ich kletterte den Spalt wieder hinaus. Als ich fast oben angekommen bin, streckte sich mir eine Hand entgegen. Ich sah hinauf und blickte in Legolas' Gesicht. Dankend nahm ich seine Hilfe an, und richtete mich dann auf. „Wie wollt Ihr nun vorgehen, Olórin.", fragte ich und richtete meinen Gürtel mit dem Schwert. Der Zauberer sah mich nachdenklich an: „Diesen Namen habe ich eine Ewigkeit nicht mehr gehört." Unsere Gefährten sahen uns verwirrt an. „Wie dem auch sei.", sagte Gandalf, als ich nur lächelte, „Wir müssen über den Pass des Caradhras gehen." Ich sah zu dem hohen schneebedeckten Berg und merkte das Zweifeln der Hobbits neben mir. 

Der Anstieg wurde schwer, da der Schnee bereits auf halben Weg den Hobbits bis zu den Knien ging. Die Vier kämpften sich wacker weiter durch das eiskalte Weiß und mir schwirrte der Kopf mit vielen Gedanken und Botschaften meines Vaters. Diese zu ignorieren gefiel mir gar nicht, doch ich konnte nun unmöglich hier weg. Dennoch musste ich mir dringend etwas einfallen lassen. Ich musste mit meinem Vater sprechen und dafür gab es zwei Möglichkeiten, von denen eine jedoch in meinen Augen nicht in Frage kam. Da ich quasi schon entschieden hatte, beschleunigte ich meine Schritte und lief wie Legolas über den Schnee an meinen Gefährten vorbei, um mit dem Zauberer zu reden. "Olórin, ich bitte Euch um eine kurze Pause. Es betrifft eine äußerst wichtige Angelegenheit.", sprach ich mit klarer Stimme und fügte ein geflüstertes "Vater" hinzu, welches nur er verstehen konnte. Mit Ausnahme der neugierigen Ohren des Elben hinter ihnen natürlich. Gandalf grummelte etwas unzufrieden, wies den anderen jedoch an eine kurze Rast zu machen. Mit einem dankbaren Blick entfernte ich mich etwas von der Gruppe, setze mich auf den Schnee und wickelte mich in meinen Umhang, dessen Kapuze ich aufsetzte. Ich schloss die Augen, senkte den Kopf und faltete die Hände im Schoß. 

Als ich in meinem Kopf nach meinem Vater rief, ließ Dieser nicht lang auf sich warten. Eine angenehme Kälte umschloss mein Gesicht und ich spürte Vaters Hände an diesen Stellen. "Tochter dein Schicksal ist gewebt. Du tust das Richtige und dennoch fehlst du hier. Deine Pflicht muss getan werden, du weißt wovon ich rede.", schnitt die Stimme meines Vaters in die Stille. Leicht atmete ich durch den Mund aus und konnte förmlich die kleine Wolke die mein Atem hinterließ spüren. "Meine Pflichten werde ich nicht vernachlässigen. Ich werde lediglich den Ort wechseln von wo aus ich sie erledige. Was bedrückt dein Gemüht Vater? Ich spüre wie du dich quälst.", fragte ich in die Stille meiner Gedanken und erhielt sogleich eine Antwort: "Es wird viel Tod in den nächsten Monaten auf Mittelerde herrschen. Deine Anwesenheit ist von großer Wichtigkeit, um die Toten zu geleiten. Doch der bevorstehende Krieg wird auch an deinen Kräften zerren meine liebe Tochter. Denk an meine Worte, du musst dich entscheiden wenn der Tag gekommen ist." Die letzten Worte hallten in meinem Kopf und ich öffnete die Augen, um von grellem Weiß getroffen zu werden. Wohlwissend was auf mich zu kam, stand ich auf, klopfte mir den Schnee vom Mantel und machte mich auf den Weg zurück zu den Anderen.

Als ich bei ihnen eintraf, sah ich wie Boromir, Frodo den Ring zurück gab und das Aragorn die Hand von seinem Schwertknauf nahm. Ich musste nicht nachfragen, um zu wissen was passiert war. Deswegen ließ ich Gandalf wissen, dass wir nun weiter reisen konnten und sprach den ermüdeten Hobbits Mut zu. Der Schnee wurde höher, wie die Luft dünner. Die Hobbits und Gimli hatten fast keine Chance mehr, als wir auf dem schmalen Pass des Caradhras wanderten. Der Schnee reichte ihnen bis zur Brust und Gandalf marschierte voraus, wodurch glücklicherweise eine recht tiefe Spur entstand. Doch trotz allem mussten Boromir und Aragorn schon bald danach die Hobbits, jeweils einen an einer Schulter, hochnehmen. Wir Elben hatten es da einfach, weshalb Legolas über den Schnee vor zu Gandalf spazierte und mich am Schluss des Zugs ließ, um aufzupassen das keiner zurück blieb. Nach einiger Zeit wurde der Wind immer stärker und fegte wild umher. Durch das Gebrause konnte man selbst als Elb nur schwer das Rufen einer Stimme hören. Ich konzentrierte mich auf die Worte und erkannte, dass es sich um eine Zauberformel handelte. Auch Gandalf schien Legolas' Worte gehört zu haben und schrie gegen den Wind: "Das ist Saruman!" Ein paar Steine flogen von oben herunter und schlugen knapp neben uns auf. "Er versucht den Berg zum Einsturz zu bringen! Gandalf wir müssen umkehren!", rief Aragorn gegen den Wind. Doch der Zauberer schüttelte den Kopf und ließ ein entschlossenes "Nein" von sich hören. Er stieg aus seiner Spur und versuchte mit einer Zauberformel den Berg zu erhalten. Doch die dunklen schweren Gewitterwolken sollten unser Schicksal ändern. 

Wie auf Kommando schlug ein heftiger Blitz in die Spitze des Berges und ließ Steine und Unmengen an Schnee auf uns regnen. "An den Berg!", schrie ich und drückte mich zusammen mit Gimli an den Felsen. Unglaublich schweres Gewicht traf mich auf den Rücken und ließ mich auf die Knie sinken. Gefühlte Minuten vergingen, als ich mit Hilfe aus dem riesen Schneehaufen gebuddelt wurde. Boromir griff nach meiner Hand und half mir auf. "Danke", lächelte ich ihm zu, als ich eine Hand aus dem Schnee strecken sah. "Oooooh!", rief ich und lief so gut es ging hinüber, um Sam vom Schnee zu befreien. Unweit schüttelte sich Gimli das Weiß aus dem Bart und langsam kamen alle Gefährten wieder an die Oberfläche. Und schon kam Chaos in die Gemühter meiner neuen Freunde. "Wir müssen den Berg sofort verlassen. Schlagen wir uns zur Pforte von Rohan durch. Und dann über die Westfold zu meiner Heimatstadt.", rief Boromir. "Die Pforte von Rohan führt uns zu nah an Isengard heran!", erwiderte Aragorn. "Überschreiten können wir den Berg niemals. Gehen wir unter ihm hindurch. Lasst uns den Weg durch die Minen von Moria gehen.", mischte sich Gimli nun ein.

Mein Blick glitt zu dem Zauberer und ich wusste was er dachte. Sein Gesicht spiegelte Sorge und auch Angst wider. Er fürchtete sich vor den Minen. Die Zwerge haben zu gierig und zu tief geschürft. Sie weckten Schatten und Flammen in der Dunkelheit von Khazad-dûm. Gandalfs Blick senkte sich zu Frodo. "Lasst den Ringträger entscheiden.", sprach er mit angespannter Stimme. Frodo starrte ihn fassungslos an und sah zu Sam und den anderen Hobbits. Ihr quälender Blick schien seine Entscheidung zu beeinträchtigen. "Frodo?", forderte der Graue. Der Hobbit blickte zu ihm auf und sagte mit fester Stimme: "Wir werden durch die Minen gehen." Gandalfs Hoffnung schwand sichtbar: "Dann ist es beschlossen."

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