Vatergefühle?
Oder: Sleepover 2.0
Schüchtern sah Eri immer wieder von ihrem Aufgabenheft auf, hinüber zu Aizawa, der dabei war den Unterricht für den nächsten Tag vorzubereiten und vertieft in seinen Unterlagen brütete. Eigentlich wollte sie ihm etwas sagen, um genauer zu sein, hatte sie eine Frage, die sie ihm stellen wollte, allerdings wusste sie nicht so recht, wie sie es anstellen sollte. Bisher hatte sie zwar ein gutes Verhältnis zu dem Mann aufgebaut, allerdings war sie immer noch ziemlich schüchtern, wenn es um gewisse Angelegenheiten ging. Dabei hatte sie sich vorgenommen, ein großes Mädchen zu sein, und den Dunkelhaarigen selbst um Erlaubnis zu fragen, anstatt immer die Jugendlichen vorzuschicken und machen zu lassen, wenn sie eine Idee hatten und sie einbinden wollten. Sie hatte jedoch keinerlei Erfahrung damit, wie man das am besten machte. Vielleicht war es doch eine miese Idee gewesen. Aber wenn sie nicht mit ihm redete, konnte sie den heutigen Abend jedoch vergessen. Das war wohl eine logische Konsequenz dafür, dass sie sich nicht traute.
„Gibt es einen Grund, wieso du aufgehört hast, die Schriftzeichen zu üben, die ich dir aufgemalt hatte?", fragte Eraserhead plötzlich, ohne von seinen Unterlagen aufzusehen oder damit aufzuhören, sich Sachen zu notieren. Er klang nicht streng, oder böse, es war eine ernstgemeinte Frage, und dennoch zuckte Eri zusammen, als sie sich ertappt fühlte. Manchmal war sie erstaunt darüber, wie Aizawa schon kleinste Bewegungen wahrnahm, und es sich nicht anmerken ließ. Vermutlich war er deswegen auch ein so erfolgreicher Held.
Nun, da er wusste, dass sie etwas bedrückte, konnte sie keinen Rückzieher machen. Also rutschte sie von ihrem Stuhl und ging auf ihn zu. Dennoch fiel es ihr schwer, mit der Sprache rauszurücken, sodass sie still vor ihm stehen blieb, bis er seinen Stift beiseitelegte und sich ihr zuwandte. Eigentlich hasste er es, wenn jemand Zeit verschwendete, vor allem wenn es seine war. Allerdings hatte er auch gelernt, dass er manchmal Geduld haben musste, vor allem mit Kindern. Wenn man sie drängte, zogen sie sich nur weiter zurück, und man kam niemals ans Ziel. Abwartend sah er sie an.
Tief luftholend faltete das Mädchen die Hände hinter dem Rücken und biss sich danach kurz auf die Unterlippe, ehe sie sich einen Ruck gab. „Ochaco und Mina haben mir erzählt, dass sie eine Pyjamaparty machen wollen, und gefragt, ob ich kommen möchte. Sie wollten dich um Erlaubnis bitten, aber das wollte ich alleine machen", gestand sie, „schließlich will ich das auch lernen." Wenn sie ein normales Leben führen wollte, musste sie auch so etwas lernen.
Shota unterdrückte ein Lächeln und musterte Eri ein wenig, was sie schüchtern zu Boden sehen ließ. Es war schön zu sehen, dass sie lernen wollte, eigenständiger zu werden. Aber zu einer Party mit jugendlichen Mädchen zu gehen? Er war sich nicht sicher, ob das so eine gute Idee war. Allerdings wollte er ihren neu dazu gewonnenen Mut nicht sofort dämpfen, in dem er sofort absagte. „Hm", machte er stattdessen nachdenklich und sah zu dem kleinen Tisch hinüber, an dem sie gesessen hatte, „hast du denn deine Aufgaben erledigt?"
„Noch nicht ganz", gab sie zu und folgte seinem Blick. „Nun, wenn du sie zu Ende bringst und ich mit meinen Vorbereitungen fertig bin, dann können wir dort vorbeisehen. In Ordnung?", fragte Aizawa und fand sich kurzerhand in einer Umarmung wieder, ehe Eri sich umwandte und schnell zu ihrem Heft zurückeilte. „Aber achte darauf, es richtig zu machen", mahnte er sie noch. Schließlich hatte es keinen Grund, wenn sie überhastet etwas hinfetzte, nur weil sie schnell zu der Party wollte.
Sein Lächeln nun nicht mehr unterdrücken könnend, beobachtete er sie, wie sie konzentriert die Zunge zwischen die Lippen klemmte und über ihrem Heft brütete. Ob sie wohl, wenn sie älter wurde, auch so einfach handzuhaben war? Überrascht über diesen Gedanken wandte er sich schnell wieder seiner eigenen Arbeit zu. Wie kam er denn auf so einen Gedanken? Schließlich wusste er gar nicht, ob Eri lange hierbleiben würde, auch wenn er nichts dagegen hätte. Mittlerweile hatte er sich gut damit arrangiert und auch Eri schien gut mit ihm klar zu kommen, auch wenn er wohl kein Mustervormund war und sie etwas Besseres verdient hätte. Solange sie ihre Macke allein nicht kontrollieren konnte, würde sie noch bei ihm bleiben, was danach passierte, stand in den Sternen. Daher war es absurd, darüber nachzudenken, wie sie wohl als Teenager sein würde.
Fortsetzung folgt ...
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