Überraschung!

Die Nacht war lang. Der Fall, an dem er gearbeitet hatte, war endlich in die Phase gelangt, in der der Zugriff erfolgen musste und konnte. Nach all der vielen harten Arbeit der letzten Tage war es ihm ein Vergnügen gewesen, das Drecksschwein endlich hochnehmen zu können, dass eine billige Form von Trigger an Jugendliche verkauft hatte und manche davon sogar zum Dealen einspannte. Nicht auszumalen, was passiert wäre, wenn einer seiner Schüler an diesen Typen geraten wäre. Immerhin hatte sich dieser Drogendealer in letzter Zeit oft vor dem Schulgelände herumgetrieben, in der Hoffnung hier Käufer zu finden, oder weitere Jugendliche, die er soweit manipulieren konnte, dass sie für ihn das billige Trigger vertickten. Allein die Tatsache, dass dieser Kerl die Frechheit besessen hatte, so etwas in Betracht zu ziehen, hatte Aizawa rasend gemacht. Nur zu gerne hatte er an diesem Fall mitgearbeitet.

Nachdem Tsukauchi den Dealer abgeführt hatte, und sie es geschafft hatten, auch ein paar Hintermänner zu erwischen, hatte es eine Menge Papierkram zu erledigen gegeben, den Shota nur zu gerne abgearbeitet hatte, um die Sache schnell zum Abschluss zu bringen. Auch wenn es bedeutete, dass er erst spät nach Hause kommen würde. Dass er dafür allerdings die gesamte Nacht bis zum nächsten Morgen verbringen würde, hätte er nicht angenommen. Glücklicherweise hatte Nemuri sich bereit erklärt, auf Eri aufzupassen, damit sie nicht alleine war.

Dementsprechend müde kam der Dunkelhaarige an diesem Morgen zurück ins Lehrerwohnheim, mit dem Wunsch sich nur mehr auf sein Bett fallen zu lassen, und einfach zu schlafen. Da es nach wie vor Wochenende war, und er mit dem Ende dieses Falls keinen neuen am Laufen hatte, war an dem Wunsch auch nichts verkehrtes. Als er über die Schwelle des Wohnheimes trat, hob er nur kurz die Hand zum Gruße, um den Anwesenden einen guten Morgen zu wünschen, bevor er sich in sein Zimmer verkrümmelte. Er war schrecklich müde und wollte keinesfalls in ein Gespräch verwickelt werden, um keine wertvolle Minute seiner Schlafenszeit zu vergeuden.

Erst als er sich jedoch in Richtung der Zimmer wenden wollte, merkte er, dass sich niemand im Gemeinschaftsraum aufhielt. Zumindest auf dem ersten Blick nicht. Erst als er näher hinsah, bemerkte er, dass sich nur eine Person in diesem Raum befand. Eri saß auf dem Boden am Couchtisch, ihre Zunge angestrengt dreinblickend zwischen die Lippen geklemmt, während sie auf einem Blatt Papier malte. Verwundert sah Shota sich um, doch er konnte niemanden erkennen, der ein Auge auf das Kind hatte.

„Guten Morgen, Eri. Wo ist denn Nemuri?“, wollte Aizawa daher sofort wissen, nachdem er näher an das Kind herangetreten war. Vielleicht war die Dunkelhaarige auf nur kurz weg, um etwas zu holen, oder auf der Toilette. Allerdings fand es Shota nicht okay, dass sie Eri einfach allein ließ. Auch wenn es nur für einen kurzen Augenblick war, konnte man ja nie wissen, was passieren könnte.

Als das Mädchen Shotas Stimme hörte, sprang sie sofort auf und lief auf den Erwachsenen zu. „Du bist wieder da!“, rief sie laut aus und sprang in seine Arme, ohne abzuwarten, ob er sie auch auffangen würde. So sehr vertraute sie ihm bereits. Daher war es auch kein Wunder, dass er sie tatsächlich auffing und hochhob. Für gewöhnlich fiel ihm das einfach, aber so müde, wie er war, musste er ein Stöhnen unterdrücken. War sie schon immer so schwer gewesen? Auf jeden Fall war sie seit ihrem Einzug hier gewachsen. „Tante Nemuri musste weg“, erklärte sie und lächelte breit, „aber du bist endlich hier!“ Freudig schlang sie ihre Arme um seinen Hals.

Ein wenig perplex über die schwungvolle Begrüßung, versteifte er sich kurz, ehe er eine Hand auf ihren Hinterkopf legte und sanft über ihre Haare strich. „Wie lange bist du schon allein?“, bohrte Shota weiter nach. Doch auf diese Frage erhielt er keine Antwort. „Und wo sind die anderen Lehrer?“ Immerhin sollte Toshinori hier sein und auch Hizashi, da er seinen freien Tag hatte. Ob er noch im Bett war? Meist schlief der Blonde an diesen Tagen bis nach Mittag. Weil er selbst im Moment keinen Schlaf bekam, brachten ihn seine Beine kurzerhand zum Zimmer des Voiceheros, noch ehe Eri ihm eine Antwort geben konnte.

Sofort riss er die Tür zum Zimmer des Mannes auf. Er war bereit einmal in seinem Leben der Laute zu sein, um Hizashi aus dem Schlaf zu reißen, damit er auf Eri aufpassen konnte, während Shota selbst ins Bett ging. Doch im Raum befand sich niemand. „Alle sind heute weg“, erklärte Eri ihm einfach, „Onkel Toshi ist bei Deku, Tante Nemuri und Hizashi mussten irgendewas erledigen. Und die anderen arbeiten oder so.“ Nachdenklich kratzte sie sich am Kinn und zuckte mit den Schultern. So genau wusste sie auch nicht, wo alle hin waren.

Shota seufzte schwer, während er das Zimmer wieder verließ. „Wieso lassen sie dich denn allein?“, fragte er und musste sich zusammenreißen, um nicht wütend zu reagieren. Immerhin hatte Eri es nicht verdient, seinen Ärger abzubekommen. Sie konnte nichts dafür, dass alle ausgeflogen zu sein schienen und sie einfach allein ließen. Wie konnten seine Kollegen nur so unverantwortlich sein? Sie alle wussten, dass sie auf Eri aufpassen sollten, wenn er selbst keine Zeit dazu hatte. Dass sie nicht einmal Mirio darum gebeten hatten, kurz her zu kommen, war töricht. Aizawa konnte einfach nicht verstehen, wieso sie alle einfach weg waren. „Wenn sie wieder da sind, können sie etwas erleben“, murrte Shota, nach einer Weile.

Müde gähnend setzte er Eri wieder auf dem Boden ab, und wollte in sein Zimmer verschwinden, ehe er an der Tür innehielt. Wenn er sich jetzt aufs Ohr haute, wäre er nicht besser als die anderen. Dann könnte er ihnen am Ende keine Moralpredigt halten. Seufzend wandte er sich zu dem Mädchen, das ihn nach wie vor breit grinsend ansah. Dafür, dass sie bisher allein war, schien sie ziemlich gut gelaunt. Hatte er etwa schon so weit auf sie abgefärbt, dass sie lieber ohne Gesellschaft blieb? Aber dafür war sie viel zu anhänglich wenn sie bei ihm war.  „Kann ich dich zu einem Nickerchen überreden?“, fragte er in der Hoffnung, dass er doch eine Lösung finden könnte.

Die graue Mähne flatterte herum, während sie den Kopf schüttelte. „Bin doch erst aufgestanden!“, berichtete sie und grinste ihn weiterhin an, „können wir irgendwas spielen? Oder einen Ausflug machen? Tante Nemuri wollte eigentlich mit mir zum Katzencafé, aber dann hatte sie was anderes vor!“ Erwartungsvoll sah sie ihn an. Vielleicht hatte er einen Vorschlag, was sie tun könnten. Immerhin war es ein schöner Tag und ein Sonntag obendrein, und die letzten Tage hatte er nicht sehr viel Zeit für sie gehabt. Da war es doch ganz klar, dass sie erwartete nun ein bisschen Zeit mit ihm verbringen zu können, wo sonst keiner da war.

Ein Grummeln unterdrückend, dachte Shota nach. So erwartungsvoll wie sie ihn ansah, konnte er einfach nicht Nein sagen. Wie konnte er nur so ein Pech haben, wo er doch nun endlich ein wenig Zeit für ein paar ruhige Minuten hatte? Sobald Kayama und Yamada wieder da waren, würde er ihnen die Leviten lesen. „Gib mir nur ein paar Minuten“, bat er sie. Auch wenn er so etwas selten machte, weil er seine Zeit lieber für andere Sachen nutzte, wie zum Beispiel schlafen, schnappte er sich ein paar frische Klamotten und verschwand im Badezimmer der Lehrer. Eine schnelle und kalte Dusche machte ihn wieder etwas wacher und wusch den Dreck der letzten Mission von seinem Körper.

Wenig später stand er mit zusammengebundenen und noch feuchten Haaren vor Eri, und half ihr sich umzuziehen, da sie noch im Schlafanzug gesteckt hatte. Anscheinend hatte Nemuri es nicht einmal für nötig gehalten, dass sich das Kind umzog. Was wohl passiert wäre, wenn Shota noch später zurückgekommen wäre? Er konnte einfach nicht aufhören darüber nachzudenken, wie unverantwortlich das Verhalten seiner Kollegen war. Eri war an die UA gekommen, um in Sicherheit zu sein. Aber so vermittelten sie ihr keinesfalls dieses Gefühl. Dabei war es so wichtig, ihr nach allen Strapazen, die sie durchleben musste, Halt und Geborgenheit zu geben. Gerade seine Freunde und auch Toshinori sollten das verstehen. Genauso sollten sie wissen, dass sie nach so einer Aktion der Zorn des Aizawa treffen würde.

Es war jedoch schwer über Rache nachzudenken, während man in einem Café saß und von Katzen umringt war. Da sie die einzigen Besucher waren um diese Uhrzeit, galt ihnen die volle Aufmerksamkeit aller Katzen, die sich hier herumtrieben. Dieser Umstand stimmte sogar Shota Milde. Wer konnte schließlich noch einen Groll hegen, wenn man das Glück hatte, über das weiche Fell von so vielen süßen Wesen zu streicheln und dabei auch noch Eris glückliches Gesicht dabei beobachten zu dürfen. Dabei vergaß er sogar fast, wie müde er tatsächlich war.

~*~*~*~

Nach dem Aufenthalt im Café, wo Eri ihn dazu überreden konnte, ein Stück Schokoladentorte mit ihr zu teilen, zogen sie weiter. Sie gingen spazieren, besuchten ein paar Läden und eine Spielhalle. Immer wenn Shota sie dazu bewegen wollte, wieder zurück aufs Schulgelände zu gehen, fiel ihr ein neuer Ort ein, den sie unbedingt besuchen wollte. Hauptsache sie konnte eine Menge Zeit mit ihm verbringen. Zumindest kam es ihm verdächtig so vor, als ob sie somit all die Stunden wegmachen wollte, die sie in letzter Zeit nicht miteinander verbracht hatten. Dabei sah er sich doch nach wie vor nur als eines: einen Lehrer, der ihr beibringen musste, ihre Fähigkeit unter Kontrolle zu bringen. An Tagen wie diesen fiel es ihm allerdings schwer, bei diesem Gedanken zu bleiben. Tatsächlich musste er zugeben, dass sie ziemlich viel Spaß hatten, auch wenn die Müdigkeit in ihm immer stärker wurde.

Es war bereits fast später Nachmittag, und der Film, den Eri unbedingt im Kino sehen wollte, ging zu Ende. Bisher war sie noch nie in einem Kino gewesen, weswegen er ihr die Bitte nicht abschlagen wollte und sogar einen Eimer Popcorn gekauft hatte, der größer schien als das Mädchen. Nur leider hatte er weniger als die Hälfte des Films mitbekommen. Der Schlaf hatte ihn schlussendlich doch eingeholt.

Vorsichtig stupste das Kind ihn schließlich an, was ihn hochfahren ließ. „Der Film ist vorbei, ich glaube wir müssen gehen“, meinte sie und sah sich kurz um. Die anderen Besucher waren längst dabei, den Saal zu verlassen. Also erhob sich auch Shota. „Es wird Zeit zur UA zurückzukehren“, sagte er und streckte sich ein wenig, ehe er den halbvollen Popcorneimer und das Stofftier, welches sie in der Spielhalle gewonnen hatten, hochhob und Eri an die Hand nahm, „wir sind lange genug unterwegs!“ Es war keine Bitte, und wäre sie eine Schülerin seiner Klasse, hätte er noch angefügt, dass er keine Widerrede duldete. Würde sie sich weigern, wäre er im Moment sogar soweit, sie einfach auf seine Schulter zu setzen und zurück zum Schulgelände zu tragen.

Doch anstatt ein weiteres Ausflugsziel vorzuschlagen, legte sie kurz den Kopf schief, dachte nach und nickte dann. „Okay“, erklärte sie sich dazu bereit seiner Bitte nachzukommen. Auch sie hatte mittlerweile genug und es war Zeit, nach Hause zu gehen. Der Tag war schön, und sie fühlte sich ebenso langsam müde. Dementsprechend gähnte sie nun auch schon. „Schaffst du es überhaupt noch zurück?“, fragte Aizawa besorgt. Ohne auf ihre Antwort zu warten, stellte er kurz das Popcorn weg, hob Eri auf seine Schulter und setzte den Weg dann fort. „Danke“, murmelte das Mädchen verschlafen, und fischte sich ein paar Popcorn aus dem Eimer, „der Tag war richtig schön.“ Diese Worte zauberten Shota ein leichtes Lächeln auf die Lippen. Ja, der Tag war wirklich schön gewesen, was aber nicht hieß, dass er sich deswegen nicht schon wahnsinnig auf sein Bett und das Nickerchen freute, dass er bisher noch immer nicht machen konnte.

Mit diesem Gedanken schafften sie es schnell zum Gelände der Schule zurück. Es war bereits dunkel, normal für diese Jahreszeit, und die Laternen auf den Wegen leuchteten hell. Umso mehr fiel es da auf, dass die Lichter im Lehrerwohnheim aus waren. „Sind die noch immer alle weg?“, entfuhr es Aizawa viel zu laut, ehe er seufzte. Dabei hatte er gehofft, endlich vom Babysitting abgelöst zu werden, um seinen wohlverdienten Schlaf nachholen zu können. Also würde er noch eine Weile mit Eri Zeit verbringen. Ob sie das restliche Popcorn bei einem weiteren Film aufessen wollte? Dabei wäre es wohl besser, ihr etwas Besseres zum Abendessen zu geben, wenn er nicht wollte, dass ihr von all dem Popcorn schlecht wurde.

Der Umstand, dass das gesamte Wohnheim in Dunkelheit lag, ließ seinen Ärger wieder anwachsen. Wieso waren alle unterwegs und wieso wusste er nichts davon? Hatte er ein wichtiges Lehrermeeting oder einen geheimen Auftrag verpasst? Aber dann hätte Hizashi es ihm längst unter die Nase gerieben, weil er Termine nicht einhalten konnte, oder er etwas wusste, was Aizawa nicht wissen durfte. Doch weder Nemuri noch der Blondschopf hatten ihm eine Nachricht hinterlassen oder auf seine Nachrichten reagiert. Es schien fast so, als ob alle wie vom Erdboden verschluckt waren, und das bereitete ihm langsam Sorgen. Für gewöhnlich meldeten seine Freunde sich immer und ständig, selbst wenn er es nicht wollte oder keine Zeit für einen Plausch hatte. Heute jedoch war alles still.

„Na schön. Abendessen, dann Zähneputzen und ab ins Bett? Was hältst du davon?“, fragte er nach oben gewandt, während er die Tür öffnete und ins Lehrerwohnheim eintrat. Eri war auf den letzten Metern so furchtbar still gewesen, dass er annahm, sie würde inzwischen schlafen. Vielleicht kam er ja doch endlich ins Bett, wenn sie schon so müde war.

Als sie jedoch den Gemeinschaftsraum betraten, erhellte sich plötzlich der Raum. „ÜBERRASCHUNG!“ Erschrocken stolperte Shota kurz zurück, als vor ihm das gesamte Kollegium und die Schüler seiner Klasse standen. Ein paar Luftschlangen sausten auf ihn zu, Konfetti wurde geworfen und hinter ihnen hing ein Banner auf dem in großen Lettern „Happy Birthday“ stand. Sofort wandte er sich um, um zu sehen, ob hinter ihm noch jemand anderes stand, der gerade den Raum betreten haben könnte, während die Menschen vor ihm begannen, ein Glückwunsch-Lied anzustimmen. War er im falschen Film? Oder saß noch im Kino und schlief tief und fest? Immerhin wirkte das hier wie der Beginn eines Albtraums auf ihn.

Hinter ihm stand jedoch keiner, und seltsamerweise kam sein Name in dem Lied vor, weswegen er es aufgab, sich nach jemanden umzusehen, dem dieser ganze Auftritt gewidmet sein könnte. „Alles Gute!“, rief auch Eri über ihm in sein Ohr und umarmte seinen Kopf, bevor er sie runternahm und auf dem Boden absetzte. „Überraschung!“, wiederholte sie lachend.

So langsam dämmerte es ihm tatsächlich, dass dieser ewig lange Ausflug wohl nur eine Art Ablenkung gewesen sein könnte, um ihn aus dem Wohnheim zu lotsen. Aber wozu? Was sollte dieser Aufwand, der ihm zu gelten schien? Vollkommen verwirrt starrte er in die Runde, und sah fassungslos Hizashi und Nemuri an, die auf ihn zuliefen. „Heey! Das Geburtstagskind ist da! Dann kann die Party ja steigen!“, verkündete Yamada und ließ den Sektkorken der Flasche in seinen Händen knallen, schenkte ein Glas ein, ehe er es an Shota reichte. „Wieso guckst du denn so böse?“, fragte Nemuri amüsiert. Natürlich wussten die beiden, dass eine solche Feier nicht nach Shotas Geschmack war, aber sie hatten die Schüler nicht davon abhalten können, etwas zu organisieren. Also musste Aizawa da nun durch, ob er wollte oder nicht.

Dabei war es allein die Schuld von Yamada und Kayama, dass die Schüler überhaupt Wind davon bekommen hatten, dass ihr Klassenlehrer Geburtstag hatte. Vor einer Woche hatten sich die beiden lautstark im Lehrerzimmer über mögliche Geschenkideen unterhalten, und erst zu spät bemerkt, dass genau in diesem Moment Yagi gefolgt von Izuku und Katsuki den Raum betreten hatte. Natürlich waren die Ohren des Grünschopfs sofort riesig geworden, als er hörte, dass der Geburtstag ihres Lehrers anstand und er wollte sofort das Datum in Erfahrung bringen. Bakugo schien das Ganze weniger zu interessieren, viel eher war er genervt davon, dass sein Mitschüler sich für solche unwichtigen Dinge begeistern konnte. Obwohl die beiden Lehrer damals sofort geahnt hatten, dass diese Sache ein übles Nachspiel für sie beide haben würde, ließen sie sich sofort auf die Planung und die Ideen ein, die der Junge einbrachte, ehe er seine Klasse involvierte, die sich ebenso freudig ans Planen machte.

Als Aizawa merkte, dass auch die anderen Schüler und Kollegen auf ihn zukamen, griff er nach dem Glas, das Hizashi ihm gereicht hatte, und kippte es in einem Zug hinunter. So viel Aufmerksamkeit war ihm furchtbar unangenehm, aber sich vor den Schülern zu betrinken war leider auch keine Möglichkeit. Doch anstatt ihn zu überlaufen und mit Gratulationen zu überschütten, riefen sie gemeinsam im Chor „Alles Gute!“ und grinsten ihn an. Zumindest blieb ihm das Händeschütteln und die Umarmungen erspart.

Nur Eri schlang ihre Arme um seine Beine. „Ist doch alles super gelaufen, oder?“, fragte sie breit grinsend und sah zu ihm hoch. Für sie war der gesamte Tag ein großer Spaß gewesen und sie freute sich, eine so wichtige Rolle dabei gespielt zu haben, auch wenn ihr anfangs unwohl bei dem Gedanken war, ihn anzulügen. Doch Deku hatte ihr erklärt, dass es nichts mit Lügen zu tun hatte und sie Aizawa-Sensei damit eine große Freude bereiten würde. Sein Gesicht sah jedoch nicht danach aus, jedoch wusste Eri längst, dass ihr Vormund kein überschwänglicher Mensch war, und Gefühle und Emotionen gerne zurückhielt.

„Die Schüler wollten es sich nicht nehmen lassen, deinen besonderen Tag zu feiern“, erklärte Nemuri und schloss Shota in ihre Arme. „Wir wären mit dir nur essen gegangen“, versicherte Hizashi sofort, in der Hoffnung seinen Freund dadurch milde zu stimmen. Immerhin war die Party nicht auf ihren Mist gewachsen. Aizawa grummelte nur, und löste sich aus der Umarmung seiner Freundin. „Ich bin sauer auf euch …“, zischte er leise, sodass nur die beiden es hören konnten, ehe er merkte, dass sich Toshinori und Izuku ihnen näherten und etwas in den Händen hielten.

„Alles Gute, Shota! Wir hoffen, dass die Überraschung gelungen ist“, verkündete Toshinori und hielt die Torte hoch, die er und sein kleiner Schüler mit sich trugen. Eigentlich war Aizawa drauf und dran gewesen, ihnen seine richtige Meinung darüber mitzuteilen, als sein Blick auf die Torte fiel. Sie hatte die Form einer Katze. Es schien tatsächlich so, als ob sie ihn mit dieser Party nicht nur ärgern wollten, sondern sich wirklich Gedanken gemacht hatten. Perplex starrte er auf das Ungetüm aus Schokolade, das eindeutig Schnurrhaare aus Lakritz hatte. „Möchtest du sie gleich anschneiden?“, fragte Hizashi amüsiert, der Shotas Blick bemerkt hatte.

Eigentlich war die Katzentorte ein wenig zu schade darum, um sie zu zerstückeln, aber es wäre unlogisch etwas Essbares aufzuheben, nur weil es hübsch aussah. Am Ende kam es doch dann ohnehin nur in den Müll. Also willigte er ein, schnitt das erste Stück ab, was seltsamerweise großen Jubel unter den Anwesenden auslöste. Danach zerstreute sich zum Glück die Menge und teilte sich in Grüppchen auf, die sich untereinander unterhielten. Die Aufmerksamkeit lag somit nicht mehr auf ihm.

Ohne dem Tisch mit den Geschenken eines Blickes zu würdigen, ließ er sich aufs Sofa fallen. Nur zu gerne hätte er endlich seine Augen geschlossen, um zu schlafen, doch plötzlich nahmen seine Freunde neben im Platz und grinsten ihn dämlich an. „Wie konntet ihr Eri nur alleine lassen?“, fragte er sie sofort wütend und warf einen kurzen Blick zu dem kleinen Mädchen, das im Moment freudig ein paar Schülern über den tollen Tag berichtete, den sie mit Aizawa verbracht hatte.

„Genau genommen, war sie gar nicht allein“, verteidigte sich Nemuri, „wir waren in der Küche, als du nachhause gekommen bist.“ „Dann habt ihr sie angestiftet zu lügen?“, fragte er fassungslos. „Es war eine logische Unwahrheit“, meinte Hizashi belustigt. Außerdem hatte sie im Prinzip nicht gelogen. Sie hatte ihm ja gesagt, dass die anderen etwas zu tun hatten und arbeiteten. Sie hatte also nur einen Teil der Wahrheit erzählt. „Ihr seid furchtbar“, murmelte Shota seufzend und lehnte sich müde zurück, „ihr wisst ganz genau, dass ich diese Aufmerksamkeit hasse.“

„Wissen wir, aber deine Schüler waren nicht zu bremsen“, entschuldigte sich Nemuri, „aber dafür konnten wir für dich und Eri einen schönen Tag arrangieren!“ „Außerdem wissen wir auch, dass du sowieso vergessen hast, welcher Tag heute ist“, fügte Hizashi belustigt an. Tatsächlich hatte er damit recht. Shota hatte nicht einen Gedanken daran verschwendet, dass schon wieder ein Jahr vorüber war. Geburtstage waren für ihn einfach sinnlos, vor allem wenn es um seinen eigenen ging. Erneut gähnte er, was ihn jedoch nicht davon abhielt, seine Freunde mit einem finsteren Blick zu bedenken.

Als sich vor ihnen jemand räuspernd Aufmerksamkeit verschaffen wollte, sahen alle drei auf. Vor ihnen stand Iida, der ein Paket in der Hand hielt, während seine Klassenkameraden alle hinter ihm standen. „Aizawa-Sensei, wir möchten ihnen ein Geschenk überreichen, für das wir alle zusammengelegt haben. Im Namen der 1-A wünsche ich ihnen alles Gute!“, erklärte der Schulsprecher und hielt Shota das Geschenk hin. Da der Dunkelhaarige nicht selbst danach griff, nahm Hizashi es entgegen und stellte es ihm auf den Schoß. „Komm schon, mach es auf“, flüsterte der Blonde ihm zu. In seinen Augen glitzerte die Neugierde. Was die Schüler wohl für ihn besorgt hatten?

Um nicht unhöflich zu sein, setzte Aizawa sich etwas auf, und begann das Paket zu öffnen. Seine Augen wurden groß, als er sah, was sich darin befand. Ein neuer Schlafsack! Ein teures Komfortmodell sogar. „Damit Sie ein wenig weicher liegen, wenn Sie ein Nickerchen machen“, erklärte Ochaco grinsend, wir haben ihn unter Eris Anweisung auch etwas verziert.“ Tatsächlich war auf der Vorderseite ein Katzengesicht aufgemalt worden. Er würde wohl ein ernstes Wörtchen mit dem kleinen Mädchen reden müssen, wenn sie anderen erzählte, dass er Katzen liebte. „Dankeschön“, murmelte er fasziniert. Es kam nicht oft vor, dass er sich für etwas bedankte. Meist waren Geschenke wirklich nutzlos, aber hier hatten sie sich wirklich Gedanken gemacht. „Möchten Sie ihn gleich ausprobieren?“, fragte Tsuyu lächelnd.

Natürlich hätte ihn niemand auf diesen Gedanken bringen müssen, denn er begann bereits von allein, den Reißverschluss zu öffnen, um in den warmen Schlafsack zu klettern. „Schlafen Sie gut!“, wünschte Izuku breit grinsend. Dabei war Shota längst eingeschlafen, noch ehe er den Reißverschluss wieder ganz hochziehen konnte. Schief lächelnd übernahm Hizashi den Rest, und zog den Verschluss bis nach oben hoch, ehe er Shota einen Kuss auf die Stirn setzte. „Den Schlaf hat er sich verdient“, meinte Nemuri.

Währenddessen ging die Party weiter, auch wenn das Geburtstagskind längst auf dem Sofa eingeschlafen war. Auch wenn Shota es niemals zugeben würde, war der Tag doch ziemlich toll gewesen und die Überraschung ziemlich gelungen. Der Plan seiner Freunde hatte gut funktioniert, auch wenn er nach wie vor allen einen Vortrag halten würde, wieso man ein Kind niemals alleine lassen sollten, auch nicht für ein paar Minuten.

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