Jeder hat vor etwas Angst!

Eigentlich hätte es ein angenehmer Abend werden sollen. Izuku und seine Freunde hatten sich dazu bereit erklärt, auf Eri aufzupassen, als Aizawa mit Kayama bei einer Mission hinzugezogen wurden und schnell wegmussten und Yamada als Gastmoderator bei einer Show auftrat. Natürlich blieb da noch Yagi über, der oft auf das Mädchen aufpasste, wenn die anderen drei Erwachsenen verhindert waren, doch seine Gesundheit war an diesem Tag nicht die Beste, weswegen der Grünhaarige sich nur zu gerne anbot, um zu helfen. Es bedeutete schließlich immer eine Menge Spaß, einen Tag mit dem kleinen Mädchen verbringen zu können, das nur durch seine Hilfe gelernt hat zu lächeln. Immer wieder fand er einen neuen Weg, um sie zum Lächeln zu bringen und manchmal machte er es sich zur Hauptaufgabe ihr mindestens dreimal ein Lächeln zu entlocken.

Da es immer noch eine Menge Dinge gab, die der Sechsjährigen bisher verweigert worden waren, war es also kein großes Wunder, dass Ochaco und Izuku mittlerweile eine Liste mit Dingen angefertigt hatten, die Eri unbedingt erleben sollte, um doch noch eine angenehme Kindheit genießen zu können. Darunter fiel auch der Besuch eines Kinos. Seit ihrem Einzug hatte das Mädchen das Gelände der U.A. nicht verlassen und kannte somit kaum andere Orte als das Wohnheim, das Schulgebäude und den grauen, kalten Bunker, in dem Chisaki das Kind damals festgehalten hatte. Daher war sie unglaublich aufgeregt, als Toshinori ihnen ein Formular unterschrieb, das ihnen erlaubte das Gelände zu verlassen. Nur zu gerne hätte der ehemalige Profiheld die Jugendlichen begleitet, doch Izuku war der Meinung, dass er sich nicht überanstrengend sollte. Was sollte außerdem schief gehen? Es war doch schließlich nur ein einfacher Kinobesuch.

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„Es tut mir leid", schniefte Eri traurig und wischte sich mit dem Ärmel ihres Pullovers übers Gesicht. Immer noch kullerten Tränen über ihre Wangen, obwohl sie eigentlich keinen Grund dafür hatte, zu weinen. Niemand hatte ihr etwas getan, und dennoch flossen die kleinen salzigen Tropfen aus ihren Augen, während ihr Körper leicht zitterte. Dabei war es unlogisch so zu reagieren. Eri war sich sicher, dass Aizawa ihr das sagen würde.

Um sie zu trösten ging Izuku in die Knie und schloss seine Arme um die Kleine. „Es ist wirklich kein Grund, sich zu entschuldigen", versicherte er ihr und drückte sie etwas fester an sich, während er kurz hilfesuchend zu Ochaco sah, die ein Taschentuch aus ihrer Tasche zog, und Eri reichte, nachdem der Grünschopf sie wieder losgelassen hatte.

„Wir hätten bedenken müssen, dass so ein großer dunkler Kinosaal, mit so vielen Leuten und die Lautstärke noch zu viel für dich ist", merkte Tsuyu an und legte ihre Hand auf den Kopf des Kindes, während sie zu ihr hinab lächelte. Auch Ochaco war in die Hocke gegangen, um Eri das Taschentuch zu reichen und ihr beim Naseputzen zu helfen.

Tatsächlich hatten sie sich den kleinen Ausflug anders vorgestellt. Schließlich hatten sie extra einen Film ausgesucht, der für das Kind geeignet war, und hatten einen großen Eimer Popcorn gekauft, um Eri das bestmöglichste Erlebnis zu ermöglichen. Doch sobald die Lichter gedimmt wurden, nachdem der Kinosaal sich gefüllt hatte, und die Lautstärke voll aus den Boxen dröhnte, war die Grauhaarige erschrocken zusammengezuckt. Sofort hatte sie sich die Ohren zu gehalten und sich klein gemacht. Es war einfach zu viel auf einmal gewesen. Auch wenn sie bereits den ein oder anderen Filmeabend mit Eri verbracht hatten, war ein Film in einem großen, dunklen Saal mit so vielen anderen Menschen doch etwas ganz anders. Daran hätten sie denken müssen.

„Es tut uns leid, kleine Eri", entschuldigte sich Iida, „wir hoffen, dass du uns nicht böse bist."

„Ja, du kannst auch das ganze Popcorn haben", erklärte Todoroki, der den Eimer festhielt.

Nachdem die Jugendlichen bemerkt hatten, dass es Eri nicht sonderlich gut ging, hatte Izuku sie sofort auf den Arm genommen, ehe sie alle den Kinosaal verlassen hatten. Für alle war klar, dass keiner ohne Eri weiter den Film ansehen wollte. Immerhin wäre es unfair ihr gegenüber, wenn sie nun weiterhin Spaß hätten, wenn es ihr eindeutig schlecht ging.

Erneut schniefte das Mädchen und sah zu den Jugendlichen auf. „Ihr hattet euch so gefreut, aber ich hab es kaputt gemacht ... wie immer", flüsterte sie leise und rieb sich die Augen. Sie wollte aufhören zu weinen, doch es ging nicht. Diese dummen Tränen. Dabei war allein sie an allem schuld. Es war also sinnlos zu weinen.

„Es ist wirklich okay, Eri", versuchte Ochaco das Kind zu beruhigen und etwas aufzumuntern, „alles ist in Ordnung! Wir versuchen es einfach wann anders noch einmal." Auch wenn das Geld nun futsch war, das die Braunhaarige gespart hatte, war es wichtiger, dass es dem kleinen Mädchen gut ging, dem sie erneut ein Taschentuch reichte und freundlich anlächelte.

„Wir werden einfach zurück zum Wohnheim gehen und uns dort einen Film angucken. Dort sind nur wir und Popcorn haben wir auch", schlug Izuku vor und reichte dem Kind seine Hand.

„Vielleicht will auch All Might mitgucken", meinte Tsuyu. Ihr war nicht verborgen geblieben, dass Eri mittlerweile eine gute Beziehung zu ein paar Lehrern aufgebaut hatte. Vielleicht beruhigte sie die Anwesenheit eines Erwachsenen und nahm ihr endlich ihre Angst.

Tatsächlich nickte das Mädchen stumm, schniefte noch einmal, ehe sie nach Izukus Hand griff. Es tat ihr wirklich leid, dass sie wegen ihr das Kino schon nach wenigen Minuten verlassen mussten, doch es konnte immer noch ein schöner Abend werden, wenn sie sich nun zusammenriss. Sie wollte nicht erneut irgendetwas kaputt machen, nur weil sie plötzlich Angst bekam. Sonst, so befürchtete sie, würden die Schüler sie wohl nicht mehr bei sich haben wollen. Am Ende würde man sie irgendwo anders hinbringen, damit sie niemanden mehr etwas kaputt machen konnte.

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Auf dem Rückweg zum Schulgelände begannen die Jugendlichen bereits damit, Vorschläge vorzubringen, welchen Film sie im Wohnheim ansehen könnten, der auch für Eri geeignet war, und sie aufmuntern konnte. Irgendetwas Witziges wäre wohl angebracht. Komödien mochte jeder. Izuku hatte auch schon eine kurze Nachricht an Yagi geschickt, dass sie bereits auf dem Heimweg waren und ihn zu einem Filmeabend einladen wollten. Der Grünhaarige hoffte, dass sein Mentor sich inzwischen etwas besser fühlte. Auch wenn er zuvor versucht hatte vor den anderen zu verbergen, dass es ihm heute nicht sonderlich gut ging, war es Midoriya nicht entgangen, dass der plötzliche Wetterumschwung dem Blondschopf nicht bekam.

Versunken im Gedanken an den Lehrer, entging es Izuku, dass etwas auf ihn zuschoss. Glücklicherweise hatte Shoto längst bemerkt, dass jemand sie verfolgt hatte und sie zunächst nur beobachtete. Wer auch immer ihre Ruhe störte, war eindeutig bewaffnet, und ging zum Angriff über. In der Eiswand, die Todoroki schnell hochgezogen hatte, steckte ein silbernes Messer. Vollkommen überrascht von dem Angriff war der Grünschopf zurückgezuckt.

„Nicht schon wieder, quack", seufzte Tsuyu. Wieso musste jeder Ausflug, den sie machten, in einem Angriff eines Schurken enden? Es war fast so, als wäre die 1-A Klasse vom Pech verfolgt. Im Moment hatten sie jedoch Glück, dass es wohl nur ein übermütiger Straßengangster war, der die Jugendlichen für eine einfache Beute hielt.

Doch da täuschten sie sich leider. Der Messerwerfer war nicht alleine. Plötzlich waren sie umringt von vier weiteren Angreifern, die immer näher auf sie zukamen. „Verdammt, wo kommen die plötzlich her?", fragte Iida, der wohl ebenso nicht bemerkt hatte, dass sie seit dem Verlassen des Kinosaals verfolgt wurden.

Für Izuku war es im Augenblick egal, woher diese aufdringlichen Personen kamen. Für ihn war es viel wichtiger, Eri in Sicherheit zu wissen. Ängstlich klammerte sich das Mädchen an sein Hosenbein. Der Schurke, der auf die beiden zukam, war besonders riesig und löste böse Erinnerungen in ihr aus. Midoriya konnte spüren, wie sie zitterte und sich immer fester in sein Bein krallte. Ihm war wohl bewusst, dass er verhindern musste, dass diese Schurken Eri erschreckten. Immerhin lief sie sonst Gefahr, ihre Macke unkontrolliert freizusetzen und das wäre für sie alle nicht sonderlich von Vorteil. „Tenya! Nimm Eri auf deinen Rücken und lauf zurück zur U.A.", wies Izuku seinen Klassenkollegen sofort an, „und hol Hilfe!"

Auch wenn man dem Blauhaarigen sofort ansehen konnte, dass er es satt hatte, ständig nur als Laufbursche missbraucht zu werden, verstand er allerdings, worauf der Grünhaarige hinaus wollte. Sie mussten unbedingt vermeiden, dass Eri ihre Macke einsetzte. Außerdem würde Aizawa sie vierteilen, wenn er herausfand, dass das Mädchen in Gefahr geraten war und sie es nicht geschafft hatten, sie zu beschützen. „Ich werde dich beschützen, ja? Aber du musst dich festhalten", erklärte er dem Kind, während er vor ihr in die Knie ging, damit sie aufsteigen konnte.

Doch ehe das passieren konnte, griffen die Schurken an und stürzten sich auf die fünf Jugendlichen und das Kind. Für die Heldenschüler galt es nun, Eri um jeden Preis zu beschützen, während sie sich in den Kampf stürzten. Natürlich musste der größte Angreifer sich gerade Izuku aussuchen, der One for All aktivierte, nachdem er Eri schnell auf seinen Rücken gezogen hatte, weil sie zur Salzsäule erstarrt schien. Sollte sie unbedacht ihre Macke aktivieren, wusste er bereits, wie er damit umzugehen hatte. Er konnte das Risiko niemand anderen zumuten.

Eri war jedoch im ersten Moment starr vor Angst, weswegen sie die Augen fest zukniff, während sie sich um Izukus Hals festklammerte und hoffte, dass das alles nur ein böser Traum war. Immer wieder sagte eine kleine böse Stimme in ihren Gedanken, dass das alles nur ihre Schuld war. Schließlich hatten sie das Kino nur wegen ihr verlassen. Wären sie noch im Film, hätten die Schurke ihnen niemals aufgelauert. Es war alles nur ihre Schuld.

Immer schlimmer wurden ihre Schuldgefühle. Vielleicht würden die Angreifer ja weggehen, wenn sie zu ihnen ging. Es war schließlich ihre Schuld, dass sie ihnen gefolgt waren, oder etwa nicht? Vielleicht würde es ihnen ja ausreichen, nur sie zu bestrafen. Immerhin war es bei Overhaul auch so. Solange sie artig war, passierte den anderen nichts. Es war immerhin ebenso eine große Angst: Was, wenn die anderen nun nur wegen ihr schwer verletzt wurden? Es war alles ihre Schuld.

Die Last wurde immer größer auf ihren kleinen Schultern und sie hatte das Gefühl, erdrückt zu werden. Es wurde immer schwerer für sie zu atmen. Sie wollte schreien. Nur mehr schreien, damit alles aufhörte. Der Lärm um sie herum war unerträglich. Zu allem Überfluss begann ihr Horn zu jucken. Kein gutes Zeichen.

Doch genau in jenem Moment, als alles unerträglich schien und sie das Gefühl hatte zu explodieren, wurde es plötzlich still. Das Jucken war weg, ebenso wie die lauten Schreie. Stattdessen lag plötzlich eine Hand auf ihrer Schulter. Jemand griff nach ihr, und nahm sie sachte von Izukus Rücken.

Langsam öffneten sich Eris Augen. Angst erfüllt sah sie sich um, wollte schreien und weinen. Alles auf einmal. Doch anstatt eines fremden Gesichts, das einem Schurken gehörte, war es Aizawa, der sie in seinen Armen hielt, und sie besorgt musterte. Ohne weiter darüber nachzudenken, schlossen sich ihre Arme um seinen Hals, während sie bitterlich zu weinen begann.

~*~*~*~

Zurück im Wohnheim der 1-A Klasse, saßen Izuku, Ochaco, Tsuyu, Shoto und Tenya auf dem Sofa und sahen erwartungsvoll zu ihren Lehrern, die vor ihnen standen. Glücklicherweise war niemand schlimm verletzt worden. Nur Schürfwunden und Prellungen waren die Blessuren, die sie davon getragen hatten. Ganz im Gegenteil zu den Schurken, die nicht nur von den Schülern ordentlich eins auf die Nase bekommen hatten, sondern ebenso von Present Mic und Eraserhead, die als Verstärkung plötzlich aufgetaucht waren.

Die Mission, an der Aizawa teilgenommen hatte, war früher beendet gewesen als gedacht, ebenso wie die Show, die Yamada moderiert hatte. Daher war es kaum verwunderlich, dass Yagi die beiden darüber informiert hatte, als er eine Nachricht von Izuku erhalten hatte. Für die Erwachsenen war klar gewesen, dass es Eri im Kino wohl nicht sonderlich gut ergangen war. Außerdem brauchte man für den Weg zwischen Schulgelände und Kino nur ein paar Minuten, weswegen sie sofort in Alarmbereitschaft waren, als die Zeit verstrich, ohne dass einer der Jugendlichen auftauchte. Ihr Gefühl hatte sie tatsächlich nicht belogen. Schon von weitem war das Geräusch eines Kampfes zu hören gewesen, und nachdem Shota sehen konnte, dass Eri sich ängstlich an Izuku klammerte, war er schneller am Ort des Geschehen gewesen, als es für einen normalen Menschen üblich war.

Seit er sie vom Rücken des Schülers genommen hatte, ließ ihn das Mädchen nicht mehr los. Der Dunkelhaarige saß auf einem der Sofas und drückte das Kind ganz fest an sich. „Es ist alles in Ordnung. Du bist in Sicherheit", versuchte er sie zu beruhigen. Sanft strich er ihr über den Rücken, während er aufsah, um zu Hizashi und Toshinori zu sehen. Auch wenn sein Blick nicht offensichtlich einen hilflosen Ausdruck hatte, wussten die beiden Blondschöpfe doch, dass ihr Kollege ein wenig überfordert schien, auch wenn man es ihm nicht direkt ansah. Doch sie kannten ihn mittlerweile gut genug, um die kleinsten Anzeichen dafür zu erkennen.

Also ließ Yamada sich neben ihm nieder und legte ebenso einen Arm auf Eris Rücken. „Es ist okay, Little One." Sie hatte scheinbar große Angst. Vermutlich war es das Trauma, dass sie durch die Yakuza erlitten hatte. Nachdem, was der Voicehero von der Rettungsaktion gehört hatte, dürfte der Kampf von eben sie daran erinnert haben. Solche alten Erinnerungen waren immer besonders fies. Hizashi hatte selbst bereits einiges durchmachen müssen, allerdings war er damals älter gewesen als das Kind, das sein Gesicht in der Halsbeuge seines Freundes verbarg.

„Nein", schniefte Eri, „es ist meine Schuld ..." Sie schluchzte so verzweifelt, dass ihr erneut die Luft wegblieb. „Wenn ich nicht so ein Angsthase gewesen wäre, wäre das nicht passiert ... es tut mir so schrecklich leid!" Alles war ihre Schuld. Izuku hatte eine große Schramme am Arm und sie war schuld daran. Ebenso wie an Iidas blauem Auge und an den anderen Verletzungen, die die anderen davon getragen hatten. Nur wegen ihr. Weil sie nach Hause wollte.

„Du kannst nichts für diesen Angriff, Eri." Zu Aizawas anderer Seite ließ sich nun Toshinori nieder, und versuchte sein Gesicht nicht zu sehr zu verziehen, weil er Schmerzen hatte. Im Moment war es viel wichtiger dafür zu sorgen, dass das Mädchen sich beruhigte und besser fühlte. Doch auch er wusste nicht weiter. Sie hatten Eri bereits unzählige Male versichert, dass es nicht ihre Schuld war, doch sie wollte sich nicht beruhigen.

Unsicher sah Midoriya kurz zu seinen Mitschülern, ehe er entschied sich zu erheben und vor Aizawa in die Hocke ging, und Eri vorsichtig auf die Schulter tippte. „Du hattest Angst in dem dunklen und lauten Saal. Das ist vollkommen okay, Eri. Genauso ist es okay Angst vor Schurken zu haben", begann er zu erklären, „jeder hat vor etwas Angst." Er war sich nicht vollkommen sicher, ob es das war, was das Mädchen quälte, doch er wollte den Versuch wagen. Immerhin hatte ihr bestimmt noch niemand erklärt, dass es in Ordnung war, Angst zu haben und sich vor etwas zu fürchten.

Tatsächlich schien auch Shota im Moment ein Licht aufzugehen. Eri hatte bisher des Öfteren Anzeichen dafür gezeigt, sich vor der Dunkelheit zu fürchten. Sie schlief oft bei ihm ein, während er noch arbeitete, wo er das Licht hatte. Und wenn er es einmal schaffte, sie in ihrem Zimmer zu Bett zu bringen, ließ er bereits aus Gewohnheit das kleine Licht auf dem Schreibtisch an. Eri hatte Angst und schien sich dafür zu schämen.

„Ihr habt alle aber keine Angst", erwiderte sie sofort und schniefte erneut, „alle sind mutig, nur ich nicht. Und deswegen passiert immer etwas Schlimmes ..." So vieles hatte sie bereits kaputt gemacht, nur weil sie Angst hatte. Der Schurkenangriff ging immerhin auch auf ihre Kappe.

Leise gluckste Izuku. „Das stimmt doch nicht, Eri! Jeder hat Angst", wiederholte er und kratzte sich kurz am Kinn, „ich hab zum Beispiel Angst, dass ich niemals ein Held werde ... und das Aizawa-Sensei mich von der Schule wirft!" Schnell wich er dem Blick aus, dem der Dunkelhaarige zuwarf.

„Das stimmt! Aizawa-Sensei ist furchtbar angsteinflößend", fügte Ochaco an und zuckte zusammen, als Shota auch sie böse ansah. Das bestätigte ihre Aussage doch nur.

„Klasse. Sagt ihr sowas nur, während ich versuche sie zu beruhigen ...", murrte der Undergroundhero und klang dabei tatsächlich fast ein bisschen beleidigt.

Neben ihm gluckste Hizashi leise. „Weißt du, Little One, ich hab riesige Angst vor Insekten. Diese Krabbelviecher kann ich einfach nicht ertragen", erklärte er ihr und schauderte allein bei dem Gedanken an das Krabbelgetier und kratzte sich sofort am Arm. Nur zu gerne wäre er nun aufgesprungen und unter die Dusche gehüpft. Allein die Erinnerung an die Abschlussprüfung der A-Klasse reichte aus, um ihn ins Schwitzen zu bringen und sich zu wünschen, sich mit einer Drahtbürste abzuschrubben.

Langsam löste Eri sich von Shotas Schulter, ehe sie kurz einen Blick auf den Blondschopf neben ihnen warf. Natürlich war ihr nicht entgangen, wie Yamada oft kreischte, wenn er irgendwo eine Spinne sah oder einen Käfer. Selbst wenn es ein hübscher Schmetterling oder ein Marienkäfer war, flippte er vollkommen aus. Ebenso hatte sie auch mitbekommen, dass Aizawa oft sehr furchteinflößend auf seine Klasse wirkte. Sie alle hatten also tatsächlich auch vor etwas Angst. Nachdenklich wanderten ihre roten Augen dann zu dem Dunkelhaarigen, den sie musterte. „Aber du hast vor gar nichts Angst", stellte sie fest und runzelte die Stirn. Der Undergroundhero wirkte immer furchtlos. Er war immer da, machte die Insekten weg, vor denen Yamada sich fürchtete, ließ in ihrem Zimmer das Licht an damit die Dunkelheit wegblieb und versuchte immer alle Probleme der anderen zu lösen. „Also hat nicht jeder Angst."

Ein belustigtes Schnauben entfuhr Shota im ersten Moment, als er diese Feststellung hörte. Eri schien sich so sicher mit ihren Worten zu sein, dass es ihm fast leidtat, ihr zu wieder sprechen. Auch wenn er es nur ungern im Beisein seiner Schüler tat, musste er ihr doch ein Geständnis machen. „Ich habe genauso Angst, Eri", gab er also ihr zu liebe vor allen zu. Prompt spürte er alle Blicke auf sich, doch er konzentrierte sich nur auf das Kind. Seine Schüler spitzten bereits neugierig die Ohren, wovor ihr Sensei wohl Angst haben könnte. „Heute hatte ich zum Beispiel Angst, dass euch, vor allem dir etwas passiert. Dass ich zu langsam bin und zu spät komme. Dass ich ..." Als er merkte, wie seine Kehle plötzlich trocken wurde, brach er ab.

Ja, Shota Aizawa hatte Angst. Panische Angst sogar. Davor, erneut zu langsam und zu schwach zu sein, um jemanden zu retten, der ihm etwas bedeutete. Angst davor, Eri zu verlieren, oder einen seiner Schüler oder Freunde. Denn auch wenn er oft so tat, als würde ihn nichts und niemand kümmern, machte er sich um alle Sorgen, und das ständig.

Erstaunt starrte Eri ihn mit großen Augen an, ehe sie ihre Arme wieder um seinen Hals schlang und ihn drückte. „Uns geht es ja gut. Du musst keine Angst haben", versicherte sie ihm. Mit einem Mal schien aller Kummer, der sie zuvor noch gequält hatte, verflogen zu sein. Immerhin konnte sie sich nun auf jemand anderen konzentrieren. Jeder hatte Angst, auch die Helden, zu denen sie aufsah, und die so stark wirkten.

Vorsichtig drückte Shota das Kind, und konnte nicht verhindern, dass seine Mundwinkel leicht nach oben wanderten, als er merkte, dass sie sich beruhigt hatte. „Big Softie", murmelte Toshinori mit einem Schmunzeln auf den Lippen, während die anwesenden Schüler überrascht dreinsahen.

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