Alptraum
(Dadzawa zur Abwechslung mal mit Katsuki ^__^)
„Ist es euer Ernst? Muss ich euch jeden Abend erklären, dass ihr ab zehn ins Bett gehen sollt?" Mit verschränkten Armen stand Shota im Gemeinschaftsraum des Wohnheimes seiner Klasse und scheuchte die letzten Schüler auf, die noch immer herumsaßen und keinerlei Anstalten machten, in ihre Zimmer zu gehen. „Denkt ihr denn, dass ich nichts besseres zu tun habe, als euch ins Bett zu schicken? Ihr wisst, dass ich mich ungern wiederhole!", gab er sauer von sich, und warf Kaminari einen giftigen Blick zu, als dieser es wagte den Mund aufzumachen und etwas sagen wollte. Aizawa konnte sich vorstellen, welches Kommentar der Blondschopf nun vom Stapel lassen wollte, doch es würde ihm ohnehin nur eine Strafarbeit einbringen.
Tatsächlich hatte Shota heute nicht wirklich etwas Besseres vor. Da Hizashi frei hatte, kümmerte sich der Voicehero um Eri und las ihr eine Gute-Nacht-Geschichte vor, was das Mädchen immer sehr gefiel. Natürlich hatte sie auch nichts dagegen, wenn Shota ihr vorlas, doch Yamada konnte den verschiedenen Figuren in der Geschichte andere Stimmen verleihen und ihnen mehr Leben einhauchen. Das machte die Sache für das Kind natürlich viel interessanter und spannender. Ein bisschen beneidete der Dunkelhaarige seinen Freund dafür.
„Kommt schon!", wiederholte Shota streng und schaffte es somit, auch noch Mineta und Mina aus dem Sofa zu bekommen, damit sie endlich in Richtung ihrer Zimmer davon stapften. Es war wirklich mühsam, jeden Abend dem Aufsichtsdienst nachzugehen und feststellen zu müssen, dass die Schüler einfach nicht dazu lernten. Vielleicht sollte er beim nächsten Mal einfach Midnight mitnehmen, und sie bitten, ihre Macke einzusetzen, damit die Jugendlichen einfach mal an Ort und Stelle einschliefen und am nächsten Morgen allesamt verwundert wach wurden. Schade, dass sie noch nicht in diesem Alter waren, in dem sie Rückenschmerzen bekommen würden, wenn der Untergrund, auf dem sie lagen, zu hart war.
Grummelnd schritt er den Gang des dritten Stockwerks entlang, nur um sicher zu gehen, dass mittlerweile alle im Bett oder zumindest ruhig waren, als er ein lautes Krachen vernahm. Shota seufzte und rollte mit den Augen. Wieso konnten die Schüler es nicht verstehen, wie sich Nachtruhe genau definierte und das sie still zu sein hatten ab diesem Zeitpunkt? Da der Lärm aus dem Jungentrakt zu kommen schien, bog er verärgert um die Ecke. „Was soll dieser Krach?", motzte er wütend Kirishima an, der seinen Kopf aus seinem Zimmer gesteckt hatte.
Erschrocken zuckte der Junge zusammen, als er seinen Lehrer entdeckte. „Tut mir leid Sensei! Ich glaube Katsuki ...", versuchte er zu erklären, doch der Klang einer Explosion ließ ihn verstummen. Sofort eilte Shota auf die Zimmertür des eben genannten Jungen zu und riss sie ungehalten auf. „Im Wohnheim ist die Nutzung eurer Macke ...", begann er zu schimpfen, während er eintrat und das Licht anmachte. Als sein Blick jedoch auf Bakugo fiel, verstummte er. Der Junge lag schweißgebadet auf seinem Bett, wandte sich mit verzerrter Miene hin und her und murmelte leise vor sich hin.
„Er hat schon wieder einen Albtraum", seufzte Eijiro neben Aizawa und wollte an seinem Lehrer vorbei, um seinen Freund zu wecken, doch der Dunkelhaarige streckte seinen Arm aus, um ihm den Weg zu versperren. „Ich kümmere mich darum. Geh ins Bett", wies er den Schüler an, der kurz zu zögern schien, ehe er nickte und tat, was man ihm gesagt hatte.
Erst als er sicher war, dass der andere Junge weg war, schloss Shota die Tür und ging auf Bakugo zu, setzte sich neben ihm aufs Bett und begann sachte an seiner Schulter zu rütteln. „Katsuki wach auf." Doch es gab keinerlei Reaktion. Stattdessen begann der Junge zu zittern und lauter zu murmeln. „Nein ... es ist ... ich wollte das nicht", schluchzte er, woraufhin Aizawa kräftiger an seiner Schulter rüttelte, was jedoch nur den Effekt hatte, dass Bakugo sich heftiger wandt.
„Nein bitte ... nein ... NEIN!", brüllte der Blondschopf letztendlich, fuhr hoch und fasste Shota am Arm, bevor eine laute Explosion den Raum erfüllte. Den Schmerz, der sich in seinem Arm ausbreitete, ignorierend, schlang er seine Arme um Bakugo, der heftig atmete und schluchzte, aber endlich wach zu sein schien.
Wie auch bei Eri, wenn sie aus einem heftigen Albtraum erwacht war, begann er sachte über den Rücken des Jungen zu streichen, bis dieser sich etwas beruhigt hatte. „Alles ist gut, du bist in Sicherheit", redete er beruhigend auf den Schüler ein. Noch vor einem Jahr hätte Aizawa wohl jedem ins Gesicht gelacht, wenn er ihm erklärt hätte, dass er sich irgendwann so um seine Schüler kümmern würde. Vermutlich hätte er das auch noch vor einem halben Jahr gemacht. Er konnte sich noch gut erinnern, wie hilflos er sich gefühlt hatte, als Eri ihren ersten schweren Albtraum gehabt hatte, doch mittlerweile wusste er schon, was zu tun war.
Dennoch war es ein bisschen seltsam, den Jungen im Arm zu halten und zu trösten, der sonst immer vorlaut war und nach vorne preschte, weil er der beste und größte Held aller Zeiten werden wollte. Natürlich sprach ihm das nicht das Recht ab, auch verletzlich sein zu dürfen, doch es war einfach eine bizarre Situation. Es musste schon etwas sehr Schlimmes vorgefallen sein, was den Heldenanwärter so sehr verstört hatte, dass er so heftig davon träumte. Wobei sich Shota tatsächlich denken konnte, was das war.
Schweigend saßen sie eine Weile da, ehe sich Katsuki wieder gefangen hatte und sich aus der Umarmung löste. „Möchtest du darüber reden?", fragte Shota aufmerksam, auch wenn er vermutlich bei dem sonst sehr verschlossenen Jungen kein Glück damit haben würde. Schließlich verstand er nur zu gut, dass man oft nicht über etwas sprechen wollte, er war da genauso, aber als Lehrer musste er dennoch versuchen, herauszufinden, was seine Schüler bedrückte. Vor allem dann, wenn es scheinbar nicht das erste Mal war, dass Bakugo schlecht träumte. „Du weißt, dass Reden hilft oder?"
Peinlich berührt wandte der Blondschopf seinen Blick ab und schien nachzudenken. „Es ist einfach nur ein alberner Traum", versicherte er und blickte kurz auf seine Handfläche, „bescheuert um ehrlich zu sein."
„Dafür scheint es dich aber ganz schön mitzunehmen. Woran gibst du dir die Schuld?", fragte Shota gerade hinaus und ließ den Jungen nicht aus den Augen. Den gemurmelten Worten nach zu folgen, schien Katsuki sich für etwas die Schuld zu geben, was ihn schwer belastete. Mit solchen Dingen kannte Aizawa sich sehr gut aus. Oft genug hatte er mit diesen inneren Dämonen zu kämpfen, die einen nie wieder losließen. Ein sechzehnjähriger Junge sollte sich mit so etwas noch nicht auseinandersetzen müssen.
Schuldbewusst starrte Katsuki weiter auf seine Handflächen und biss sich auf die Unterlippe, ehe er endlich aufsah. Seine Augen schwammen in Tränen. „Es ist meine Schuld, dass er zurücktreten musste. Meine verdammte Schuld!" Noch immer schien ihm der Traum so sehr zu verfolgen, dass er komplett aufgelöst war. „Alle sind auf mich los ... sie hassen mich ..."
Verwundert runzelte Shota kurz die Stirn. Entgegen jeder Meinung, die sich Aizawa bisher über Bakugo gebildet hatte, schien es dem Jungen doch sehr wichtig zu sein, was andere über ihn dachten. Dabei hatte er immer angenommen, dass es dem Blondschopf egal war und er nichts auf die Meinungen anderer gab. Nun das Gegenteil zu erfahren, war interessant, aber es ließ Shota auch verstehen, wieso es den Jungen so mitnahm. „Du bist nicht schuld daran. All Might ging aus eigenen Stücken auf die Suche nach dir. Außerdem war es nur eine Frage der Zeit, bis sein Zustand sich soweit verschlechtert hätte, dass er zurücktreten musste", begann er zu erklären. Schließlich war dem ehemaligen Profihelden am Ende nicht einmal mehr eine Stunde geblieben, in der er seine Muskelform aufrecht erhalten konnte. Irgendwann wären seine Kräfte ohnehin aufgebraucht gewesen. „Du solltest dir nicht die Schuld an etwas geben, wofür du nichts kannst. Wenn ich an diesem Abend besser auf euch alle aufgepasst hätte, wäre es nicht soweit gekommen", erinnerte er ihn und unterdrückte ein Seufzen, „du solltest aufhören darüber nachzudenken." Natürlich wusste, dass so etwas einfacher gesagt als getan war.
Dennoch nickte Bakugo langsam und wischte sich mit dem Ärmel seines T-Shirts übers Gesicht. „Wenn Sie hiervon irgendjemanden erzählen, dann ..." „Killst du mich, hm? Du kannst es ja versuchen", scherzte Aizawa trocken und war froh, dass der Junge langsam wieder er selbst zu werden schien. Selbstverständlich würde er hiervon niemanden erzählen. Es würde ihm ja ohnehin niemand glauben, dass er einen Jugendlichen getröstet hatte. „Wenn du jemanden zum Reden brauchst, kannst du jederzeit zu mir kommen", erklärte er dem Jungen und verschränkte die Arme, was ihn allerdings kurz zusammenzucken ließ. Noch bevor Katsuki es bemerken konnte, erhob sich Shota von der Matratze. „Schlaf jetzt und versuch nicht weiter darüber nachzudenken!"
Ein wenig verwundert über den plötzlich Aufbruch, starrte der Junge seinen Lehrer kurz an, ehe er nickte. „Gute Nacht", murrte er nur, ehe er leise ein „Danke" anfügte. Auch Aizawa wünschte ihm eine gute Nacht, machte das Licht aus und verließ den Raum.
Erst als er draußen im Gang stand, ließ er den Blick auf seinen Arm sinken. Sein T-Shirt hatte ein Loch und darunter konnte er ziemlich deutlich eine Brandwunde erkennen. Zum Glück hatte Bakugo nicht mitbekommen, was passiert war, ansonsten würde sich der Junge nur noch mehr Vorwürfe machen. Aizawa selbst würde darüber kein weiteres Wort verlieren. Stattdessen beendete er seine Runde im Wohnheim der Schüler und kehrte anschließend zurück in jenes der Lehrer, wo er die Wunde versorgte und versuchte das T-Shirt irgendwie zu flicken, auch wenn es irgendwie unmöglich schien. Hoffentlich würde Bakugo keine solche Albträume mehr haben, oder musste sich in Zukunft einfach vor der Macke des Jungen hüten, und aufpassen, dass er ihn nicht mehr fest packte, wenn er schlecht träumte. Er konnte nur froh sein, dass weder Katsuki selbst, noch einer der anderen Schüler verletzt worden war.
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