Kapitel 5

Marco's Sicht:

Ich sehe Nick verwirrt an. "Wie Sir hat keine?" "Naja, bis auf ihre Freundin Nele und Ömer hat sie niemanden und Ömer ist ja nicht mehr in der Schule." erklärt er. Nele kenne ich, ein sehr nettes Mädchen. Aber ich dachte, dass viele Freundinnen hat. "Sie hat alle verloren." Ich stehe vom Sofa auf und laufe nach oben. Leise öffne ich die Tür und sehe Ömer und Lilly in ihrem Bett liegen. Eng umschlungen kuscheln sie miteinander und schlafen. Lilly hat geweint, das sehe ich sofort. Ömer öffnet die Augen und sieht mich verpennt an. "Oh, hallo." sagt er verlegen und sieht dann zu Lilly, die seelenruhig in seinem Arm liegt und schläft. "Wie spät ist es?" "20 Uhr." Er nickt und streckt sich vorsichtig. "Kann ich kurz mal mit dir reden?" Ich nicke verwirrt und er steht vorsichtig auf, um Lilly nicht zu wecken. Wir verlassen leise ihr Zimmer und gehen nach unten in die Küche. "Hat Lilly dir von heute erzählt?" "Nein, Nick hat es mir erzählt." Er nickt. "Hör zu, Lilly ist ziemlich fertig. Sie liebt diese Schule aber ihre Mitschüler machen sie jeden Tag total fertig. Keine Ahnung, ob dir das aufgefallen ist aber sie ist schon total dünn und neben der Spur." "Ich weiß. Ich habe jetzt erst einmal Urlaub und da werde ich mich mehr um sie kümmern. Ich arbeite zu viel." seufze ich und gehe zum Kühlschrank, um mir etwas zu trinken zu nehmen. "Ömer, ich weiß, dass ihr euch sehr gern habt. Man sieht es euch an. Nur verletz sie bitte nicht sonst muss ich dir leider sämtliche Gliedmaßen brechen." Er sieht mich schmunzelnd an. "Lilly und ich haben nichts miteinander, falls du das denkst. Sie ist leider nur meine beste Freundin." "Leider?" Er nickt und gießt sich auch was in ein Glas. "Ich mag Lilly mehr als mir lieb ist und ich habe Angst, dass das unsere Freundschaft kaputt macht. Ich habe mit ihr darüber geredet und sie hat gesagt, dass sie Zeit braucht und die werde ich ihr geben. Lilly ist kein Mädchen für eine schnelle Nummer. Mit Lilly möchte man sein Leben verbringen." Ich sehe ihn erstaunt an. Scheinbar hatte ich dir ganze Zeit ein falsches Bild von ihm, was meine Tochter betrifft. "Ihr habt meinen Segen. Aber wie gesagt. Weint sie wegen dir breche ich dir irgendwas." "Ay ay Chef." grinst er. "Oh, und ich soll dir von meiner Mutter sagen, dass ihr morgen alle zum grillen zu uns kommen sollt." fügt er hinzu. "Okay, danke. Was ich dich eigentlich fragen wollte: wenn Lilly immer zu mir sagt, dass sie bei Freunden war, wo war sie wirklich?" Er seufzt. "Eigentlich sage ich dir das ungerne, weil sie dir das lieber selber sagen sollte aber das wird sie eh niemals tun. Auch nicht, wenn du sie direkt fragst. Sie ist auf dem Friedhof und lernt dort, redet mit ihrer Mom." Ich sehe ihn mit großen Augen an. "Was?" frage ich leise. "Ja. Sie sagt, dass sie dort das Gefühl hat geliebt zu werden." Ich setze mich auf den nächstbesten Stuhl und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. "Marco, machen wir uns doch nichts vor. Du bist noch lange nicht darüber hinweg und auch Lilly nicht. Lilly braucht eine Mom, eine weibliche Bezugsperson und wenn sie die hier nicht hat geht sie natürlich zum Grab ihrer Mutter." Er hat recht, ich bin auch nach 16 Jahren noch nicht darüber hinweg und komme noch nicht damit klar, dass Jen nicht mehr da ist. Selbst Scheidung wäre mir lieber, als dass sie tot ist. Manchmal frage ich mich was wäre, wenn sie die Chemo weiter gemacht hätte und zwar gleich nach der Geburt von Nick und Lilly. "Was soll ich denn nur tun?" frage ich, eher zu mir selbst. "Sei mehr für Lilly da. Sie braucht dich mehr denn je." Ich nicke. "Danke, dass du mir das gesagt hast, Ömer." "Für mich ist das selbstverständlich. Sorry, dass ich das jetzt so sage aber ich liebe deine Tochter und ich würde alles für sie tun." Ich lächle ihn leicht an. "Na los, geh schon wieder zu ihr. Nicht, dass sie denkt, du hättest sie einfach so alleine gelassen." "Okay, danke." lächelt er und geht wieder nach oben. So ganz gefällt mir der Gedanke, dass meine Tochter einen Freund hat nich nicht aber sie wird eben auch erwachsen. Ich gehe zurück in die Stube, wo Marcel, Robin und Nick sitzen und reden. "Und?" "Lilly schläft und Ömer kümmert sich um sie." "Ömer?" fragt Marcel amüsiert. "Ja, Ömer." knurre ich und er lacht. Ich seufze und setze mich auf's Sofa. "Wollen wir heute etwas bestellen? Ich habe Helena frei gegeben und ich habe keine Lust zu kochen." schlage ich vor. "Bin dabei." ruft Nick und läuft los, um die Bestellkarte zu holen. "Schreib mal Ömer einer sms und frag ihn, was er essen möchte." sage ich zu Nick und er macht es. "Er will 'ne Salamipizza." Ich nicke. "Und was bestellen wir für Lilly?" "Salat." sagt Nick, ohne von seinem Handy aufzusehen. "Salat? Nein, das arme Kind muss was auf die Hüften kriegen." Er verdreht die Augen und nimmt den Zettel wo drauf steht was wir essen wollen. Er ruft mit seinem Handy an und geht dann nach oben. "Ich finde es amüsant wie du verzweifelt versuchst einen Typen von deiner Tochter fernzuhalten." schmunzelt Marcel. "Jaja lach du nur. Hättest du eine Tochter würdest du mich verstehen." "Ich habe aber einen Sohn und solange er kein unschuldiges Mädchen schwängert ist alles gut." lacht er. Ich verdrehe die Augen und gehe zur Tür, als es klingelt. Ich gebe dem Typ das Geld und nehme das Essen mit rein. "Nick! Ömer!" brülle ich hoch in der Hoffnung, dass sie mich hören. Ömer kommt sofort runter, gefolgt von Lilly, die sehr verschlafen aussieht. Nick hingegen kommt nicht. Ich nehme mein Handy und schreibe ihm eine Nachricht. Sofort reagiert er und kommt runter. "Sorry, Dad, ich hab Musik gehört." Ich nicke und gebe ihm sein Essen. "Und was ist für mich?" fragt Lilly und ich zeige auf den Döner. Eine Weile sieht sie ihn nur an, nimmt ihn dann aber. Ich lächle sie liebevoll an aber sie sieht schnell weg. Wir beginnen zu essen und ab und zu sehe ich Lilly an, die lediglich das Gemüse auf ihren Döner sammelt, an dem keine Soße dran ist. "Lilly, bitte iss ordentlich du bist doch schon viel zu dünn." Sie sieht mich erschrocken an. "Na los. Keiner verlässt den Tisch ehe alle aufgegessen haben also los." Sie presst die Lippen aufeinander und sieht mich weiter an. So hat ihre Mutter mich immer angesehen, als sie sich gefragt hat, ob es mein Ernst ist, was ich sagte und dann sauer auf mich war. Ich sehe sie schmunzelnd an. "So hat deine Mutter immer geguckt, wenn sie sauer auf deinen Vater war. Also jeden Tag." lacht Marcel und beißt amüsiert in seine Pizza. Lilly sieht von mir zu Marcel und scheint nicht zu wissen was sie davon halten soll was er gerade preisgegeben hat. Sie seufzt kaum merklich und beginnt "normal" zu essen. Zufrieden lächelnd lehne ich mich zurück und esse auch weiter. "Ich schaff nicht mehr." jammert Lilly nach etwa einer halben Stunde, nachdem sie sich bereits 10 Minuten gequält hat. "Ist okay." Ich ziehe sie in meine Arme und sie schmiegt sich sofort an mich. "Ich hab dich lieb, Dad." "Ich dich auch, meine Kleine, ich dich auch."

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