Kapitel 47

Jen's Sicht:

Mein Gott, ich bin so aufgeregt. Tief durchatmen. Ein. Und aus. Nochmal. Komm schon, Jen, du schaffst das! Reiß dich gefälligst zusammen, Reus! Du bist eine starke Frau und keine Pussy! Mach dir nicht ins Hemd! Mein Gott, ich drehe vollkommen durch. "Schatz!" Ich zucke zusammen. "Was denn?" Ich sehe Marco an. "Ich rede seit ungefähr 5 Minuten mit dir." Er lächelt mich sanft an und kommt auf mich zu. "Ist alles okay mit dir?" Ich schüttle den Kopf. "Mir ist schlecht." Er grinst. "Vielleicht ist das ja ein gutes Zeichen?" Ich verdrehe die Augen und drücke ihn leicht weg. Mir ist nicht nach lachen zumute. Und an ein Kind will ich jetzt auch nicht denken. Auch nicht daran, dass ich schwanger werden will oder es bin oder was weiß ich! "Schatz?" Ich sehe ihn wütend an. Wieso kann er nicht einmal kurz leise sein? "In 10 Minuten werden die Türen aufgemacht. Ich wollte dir nur sagen, dass du langsam runter kommen solltest." sagt er leise und verlässt mein neues Büro. Ich seufze. Mann! Ich bin einfach so aufgeregt und gestresst. Und jetzt maule ich auch noch meinen Ehemann an der für meinen Stress am wenigstens was kann. Okay, atme tief durch gehe ihm hinterher, entschuldige dich und eröffne deinen scheiß Laden! Ich seufze,straffe die Schultern und gehe runter. Auf in den Kampf. "Schatz? Es tut mir leid. Ich bin nur so aufgeregt." Marco lächelt mich sanft an. Er kommt auf mich zu und legt seine Arme um mich. "Ich weiß. Aber ich weiß auch, dass du das hier gleich perfekt meistern wirst. Ich bin stolz auf dich, Jen." "Danke." hauche ich und er küsst mich leidenschaftlich. Mein Bauch kribbelt wie verrückt. Wie sehr ich ihn doch liebe! Meinen Ehemann. Nur meiner. "Los, draußen warten ganz viele Frauen und Männer die hoffen, dass sie hier heute ihr perfektes Outfit für ihren perfekten Tag finden." Er hält mir seine Hand hin und ich ergreife sie lächelnd. Auf in den Kampf.

"Was haben Sie sich vorgestellt?" frage ich lächelnd. "Naja, vielleicht etwas im Meerjungfrauenstil?" antwortet meine Kundin, um die ich mich gerade persönlich kümmere. "Und wie soll es unten rum ausgestellt sein?" "Am liebsten mit Tüll." "Ich denke ich wüsste da etwas." sage ich nachdenklich und verschwinde. Nachdem ich gefunden habe was ich gesucht habe gehe ich zurück und zeige das Kleid der Kundin. "Oh mein Gott!" haucht sie und lässt ihre Hand vorsichtig über den Stoff gleiten. "Das ist ja der Wahnsinn." "Wollen Sie es anprobieren?" Sie nickt eifrig also gehe ich mit ihr in die Umkleide und helfe ihr in das Kleid. "Etwas zu klein." seufze ich. "Aber das kann ich anpassen. Dauert nicht einmal eine Stunde." "Echt?" fragt sie verblüfft. Ich nicke lächelnd. Sie zeigt es ihren Freundinnen und auch die sind hin und weg. Genau das ist es, was ich wollte. Diese Frauen glücklich machen. "Schatz? Kommst du mal bitte? Ich möchte dir jemanden vorstellen." Stress. So viel Stress! Ich nicke. "Entschuldigen Sie mich bitte." sage ich zu meiner Kundin und gehe Marco hinterher. Er legt seinem Arm um mich und stellt mich einem Mann und einer Frau vor. "Die beiden möchten gerne ein Geschäft mit dir machen." "Ach so?" die zwei nicken. "Wir verkaufen hochwertige Stoffe die für Brautkleider geeignet sind und wären daran interessiert mit Ihnen zusammen zu arbeiten." erklärt die Frau. Ich schürze die Lippen. Dazu muss Ihnen klar sein, dass ich die Stoffe niemals zu hohen Preisen kaufen werde. Ich möchte den Frauen ermöglichen ein Brautkleid zu bekommen, welches es nur ein einziges mal gibt. Und zwar jeder Frau. Nicht jede kann sich ein zu teures Kleid leisten und daher möchte ich hochwertige Stoffe verwenden und trotzdem preiswerte Kleider herstellen." Sie nicken. "Ihre Idee gefällt uns. Und genau deswegen möchten wir mit Ihnen zusammen arbeiten." Ich lächle. "Dann schicken sie mir einfach demnächst eine Preisliste." "Das werden wir." nickt der Mann und lächelt. "Wir freuen uns." fügt er hinzu. Wie geben uns zum Abschied die Hand und dann verschwinden sie wieder. "Wow. Mal sehen was das wird." grinse ich. "Tja, ich denke, dass du mit deinem Laden groß rauskommen wirst." "Werde ich wohl." kicher ich. "Na los, kümmere dich weiter um deine Kunden." "Okay. Bis später." Ich küsse ihn und verschwinde wieder.

"So, mein Schatz. Jetzt haben wir noch ein Interview und dann Feierabend." Interview. Mein Gott auch das noch! Der Laden ist bereits geschlossen aber wir werden hier noch ein Interview haben. Hab ich da eine Lust zu! Ich verdrehe die Augen und gehe mit Marco und dem Fernsehteam in mein Büro, wo wir es und auf den Sofas bequem machen. "Seien Sie einfach ganz normal. Und sehen Sie mich an, nicht dir Kamera." erklärt die Reporterin. Marco und ich nicken und sie eröffnet dir Show. Keine Lust! "Heute sind wir bei Marco und Jennifer Reus." höre ich sie sagen und versuche jetzt aufmerksam zu sein. "Also, ihr Zwei, was hat das mit eurer Ehe auf sich? Die Presse schreibt viel in letzter Zeit. Was genau davon stimmt?" Marco beginnt zu reden. "Jennifer und ich haben, wie wohl bekannt ist, vor fast 17 Jahren geheiratet. Etwas später hatte ich dann allerdings bekannt gegeben, dass meine Frau von mir gegangen ist und ich deswegen auch mit dem Fußball aufgehört habe und mit unseren gemeinsamen Kindern hier hergezogen bin. Vor einer Weile haben Jennifer und ich uns wieder gesehen. Ich konnte es erst nicht glauben. Immerhin dachte ich, dass sie vor 16 Jahren gestorben ist und die Beerdigung und all das! Aber es gab für das alles eine schreckliche Erklärung." "Marco und ich lieben uns immer noch wie damals. Andere würden womöglich erst einmal auf Abstand gehen und sich langsam wieder annähern aber das ging bei uns einfach nicht. Er ist mein Ehemann und wieso sollten wir uns voneinander fern halten, wenn wir uns immer noch so sehr lieben? Es würde uns beide nur verletzen. Es wäre vermutlich etwas anderes, wenn Marco nach all den Jahren bereits eine neue Frau gefunden hätte aber das hat er nicht und ich hatte auch keinen neuen Mann an meiner Seite also bin ich bei ihm und den Kindern eingezogen und sorge dafür, dass Zuhause alles rund läuft." Jana, die Reporterin, lächelt uns an. "Das klingt beinahe wie ein Liebesfilm direkt aus Hollywood." "Ja, viele sehen das so. Ich nenne es einfach Glück. Ich bin so unendlich glücklich darüber Jennifer wieder bei mir zu haben. Ich war ziemlich unglücklich ohne sie." Er nimmt meine Hand und lächelt mich liebevoll an. Ich erwidere sein Lächeln sofort. "Wie läuft es bei euch Zuhause? Nimmst du Zuhause die klassische Rolle der Hausfrau ein, Jennifer?" fragt sie mich, was mich schmunzeln lässt. "Ab und zu. Nur im Moment nicht, da ich viel mit der Eröffnung des Ladens zu tun hatte. In dieser Zeit hat mir unsere Haushälterin Helena unter die Arme gegriffen. Sie arbeitet schon eine ganze Weile für meinen Mann und ich bringe es nicht übers Herz die Arme Frau zu entlassen. Zumal sie mir eine sehr große Hilfe ist. Ich verdanke ihr vieles. Unter anderem, dass sie meinem Mann und meinen Kinder geholfen hat, als ich nicht da war." erkläre ich. "Sie sind ein sehr berühmter Mann, Marco. Wie stehen Sie dazu, dass Ihre Frau heute ihren eigenen Laden eröffnet hat? Viele wohlhabende Männer wollen, dass ihre Frauen nicht arbeiten." Marco runzelt kurz nachdenklich die Stirn. "Sie war von unserer Beziehung bereits eine hervorstechende, berühmte Designerin. Ihr Traum ist es Frauen schöne Kleider für ihren großen Tag anzufertigen. Wieso sollte ich ihr das verbieten? Sie würde nur unglücklich werden und das ist das letzte was ich will. Als Jennifer mir von ihrem Traum erzählte, habe ich alles in Bewegung gesetzt, damit sie ihn verwirklichen kann. Die letzten zwei Monate hat sie so hart gearbeitet, hat so viel für den heutigen Tag gemacht. Wir hatten viel Stress aber es hat sich gelohnt. Sehen Sie sie sich doch einmal an! Sie strahlt so glücklich und genau das ist es, was mich auch glücklich macht." Ich werde rot. Wie sehr ich ihn doch liebe! "Dass sie nach all den Jahren noch so verliebt sind ist sehr schön. Viele wünschen sich das. Was können sie anderen Paaren raten, wie man eine Beziehung oder Ehe frisch hält?" Marco und ich sehen uns an. "Nicht klammern. Über alles reden. Das Übliche eben. Ich wüsste nicht, was wir anders gemacht hätten." sagt Marco und sieht dabei nachdenklich aus. "Naja, wahrscheinlich hat uns meine Krankheit damals so fest zusammen geschweißt. Und dann musste Marco 16 Jahre damit leben, dass ich nicht mehr lebe, obwohl ich es ja getan habe. Die meisten Menschen wissen erst, dass man jemanden wirklich liebt, wenn etwas schlimmes passiert. Marco und ich sind damals eine Beziehung eingegangen, obwohl wir beide wusste, dass diese nicht von langer Dauer sein wird. Ich hatte jeden Tag Angst den nächsten nicht mehr zu erleben. Krebs ist unberechenbar. Ich hatte Glück. Großes Glück. Mein Tumor ist einfach verschwunden. Die Ärzte konnten sich das nicht erklären. Aber als das festgestellt wurde, wurde ich bereits für tot gehalten. Es war alles sehr schwierig. Marco hat mich aber nie alleine gelassen. Er war immer für mich da. Ich guten wie in schlechten Zeiten. Und das, obwohl wir gar verheiratet waren. Dazu kam, dass ich schwanger war. Auch das hat uns sehr fest zusammen geschweißt. Es ist traurig aber vermutlich war meine Krankheit der Grund für unsere jetzt perfekte Ehe." Marco streichelt mir über meinen Oberschenkel. Ich bin den Tränen nahe. Es war ei e harte Zeit für mich. Und auch für ihn. "Jetzt perfekt?" fragt Jana. "Ja, schließlich waren wir 16 Jahre lang irgendwie geschieden, ohne es zu wollen. Aber jetzt ist alles perfekt. Ich bin glücklich, Marco ist glücklich, die Kinder sind es auch." Sie nickt. "Sie sagten »Marco ist glücklich« woran erkennen Sie das, Jennifer?" "Sehen Sie ihn sich an. Allein an seinen Augen sehe ich es. Seine entspannt, lässige Haltung. Das leichte schiefe Lächeln, welches sich immer wieder auf seine Lippen schleicht. Es gibt so vieles. Aber vor allem sind es eben seine Augen, die so glücklich strahlen." er nimmt wieder meine Hand und hebt sie sich an die Lippen, um sie zu küssen. "Was hat sich in eurer Beziehung beziehungsweise in eurer Ehe geändert? Im Vergleich zu damals, meine ich." Ich stoße nachdenklich Luft aus. "Marco ist kein Fußballer mehr. Er fährt jeden Tag ins Büro, nicht mehr zum Training und am Wochenende zu Spielen. Das ist schön komisch. Vor allem, weil es immer sein größter Traum war Titel zu gewinnen. Dass ich der Grund für den Abbruch seiner Karriere bin macht mich traurig. Ich fühle mich schuldig. Er hat wirklich gar nichts mehr mit Fußball am Hut. Seine ganzen ehemaligen Kollegen sind noch so weit gekommen. Und haben auch jetzt noch sehr viel mit Fußball zu tun. Marco gar nicht mehr. Es ist ziemlich komisch für mich. Und eben, wie schon gesagt, auch ziemlich traurig. Was hat sich noch geändert? Ich glaube nichts weiter. Nur das eben. Und das ist eine ziemlich große Änderung." Jetzt kann ich nicht mehr anders. Die Tränen kullern über meine Wangen. "Entschuldigung." entschuldige ich mich und nehme mir ein Taschentuch, um mir meine Tränen wegzuwischen. Marco lächelt mich etwas traurig an und legt seinen Arm um mich. Auch Jana lächelt mich traurig an. "Gut, kommen wir zur letzten Frage." sie hält kurz inne, sieht dann Marco unsicher an. "Wie stehen Sie zu dem, was Jennifer gerade gesagt hat?" Er atmet tief durch. "Ich vermisse den Fußball natürlich auch. Sehr sogar. Ich wusste nicht, dass es Jen so sehr beschäftigt. Aber vielleicht ändert sich das ja eines Tages und ich habe wieder etwas mit Fußball zu tun." Ich sehe ihn lächelnd an. "Ich bedanke mich vielmals für dieses Interview. Und ich denke, dass es viele Fragen beantworten konnte." Sie beendet ihre Show und bedankt sich nochmal bei uns. "Ich liebe dich, Jen." Er küsst mich und drückt mich fest an sich. Nie wieder will ich ohne ihn sein. Das würde ich nicht überleben.

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