Kapitel 43
Jen's Sicht:
"Was ist das?" fragt Marco neugierig. "Nur so eine Idee." murmel ich und verdecke schnell die Entwürfe. Er stellt sich hinter mich und küsst meine Schulter. "Zeig es mir." befiehlt er sanft. Ich seufze und nehme das Blatt von meinem Entwurf. Er nimmt ihn sich und sieht ihn neugierig an. "Ein Brautkleid?" Ich nicke verlegen. "Wieso entwirfst du ein Brautkleid?" fragt er lächelnd. "Naja, ich dachte, wenn ich nicht mehr heiraten kann und mir das schönste Kleid aussuchen kann, mache ich eben die schönsten Kleider für andere schöne Bräute." "Das verstehe ich nicht ganz." sagt er verwirrt. "Wäre es vielleicht möglich JC Designs aufzugeben und einfach ein Brautmodengeschäfft zu eröffnen, welches ausschließlich Einzelstücke führt, welche sich jeder leisten kann? Jede Braut soll einzigartig sein. Und jede soll die Möglichkeit haben an ihrem großen Tag ein Kleid zu tragen, welches niemand anders haben wird. Verstehst du was ich meine? Ich will jede Frau zu einer einzigartigen Braut machen." "Das wünschst du dir?" Ich nicke. "Wow. Das ist wirklich eine wundervolle Idee. Natürlich ist da möglich." lächelt Marco. "Aber ist das nicht zu viel?" Ich runzle die Stirn. "Wieso sollte es?" "Naja, was ist, wenn du schon schwanger bist?" Ich verdrehe die Augen. "Selbst dann muss man mich nicht in Watte packen, Marco." "Das weiß ich. Aber wir müssten erst die Grundlage schaffen, Kleider herstellen, das Geschäft einrichten und und und. Meinst du nicht damit sollten wir warten, bis wir unser Baby haben?" Ich drehe mich um und ziehe eine Mappe hervor, die ich ihm verlegen überreiche. Stirnrunzelnd öffnet er sie und blättert durch. Anschließend sieht er mich mit großen Augen an. "Die sind ja der Wahnsinn!" Ich zucke verlegen mir den Schultern. "Du hast mich überzeugt." murmelt er konzentriert und blättert weiter durch meine Entwürfe. "Also hilfst du mir?" Er nickt. "Aber erst machst du einen Test." Ich verdrehe die Augen. "Marco, es ist zwei Wochen her, dass wir das erste mal wieder miteinander geschlafen haben. Der Test kann das wahrscheinlich noch gar nicht beurteilen!" "Bitte." bettelt er und setzt seinen Hundeblick auf. "Du bist unmöglich." brumme ich und stehe auf. "Wo hast du ihn?" Er grinst und zieht ihn aus seiner Arschtasche seiner Hose. Der Kerl ist unmöglich! Ich nehme ihm den Test weg und gehe durch unser Schlafzimmer in unser Bad. Nachdem ich dann den Test gemacht habe und mir die Hände gewaschen habe verlasse ich das Bad und drücke Marco den Test in die Hand. Ja, er hat vor der Badezimmertür gewartet. "Wir lange müssen wir warten?" "Bis da was angezeigt wird." "Haha." macht er. "Ja was denn? Soll ich jetzt sagen zwei Minuten und du heulst mir dann die Ohren voll, wenn es nach zwei Minuten noch nicht raus ist?" Er murmelt etwas unverständliches vor sich hin. Ich gehe zurück ins Arbeitszimmer und setze mich wieder, um weiter an meinem Entwurf zu arbeiten. "Blau." sagt Marco und sieht mich erwartungsvoll an. "Was?" frage ich daraufhin. "Was heißt das?" "Woher soll ich das wissen? Du hast doch die Anleitung in deiner Arschtasche da." sage ich und zeige mit meinem Bleistift auf seine Jeans. "Ach ja." murmelt er und holt sie hervor. Ich beobachte ihn dabei. Augenblicklich erschlaffen seine Schultern. "Negativ." sagt er traurig. Ich lächle. "Macht doch nichts. Das wird schon noch." Er sieht mich an. "Willst du etwa kein Baby? Es kommt so rüber als würdest du dich freuen, dass er negativ ist." Ich verdrehe die Augen. "Es ist schade. Aber nun mal nicht zu ändern. Du machst mich völlig fertig, Marco. Jeden Tag willst du mit mir... schlafen, tust es dann auch und... Naja, vielleicht ist mein Körper einfach überfordert und weiß gar nicht wohin mit all den... Spermien." Er lacht. Ich liebe es, wenn er lacht. "Also ist es dir zu viel?" "Ehrlich?" "Ich bitte darum." "Ja." gebe ich zu. "Warum sagst du dann nichts?" "Weil ich dir nicht widerstehen kann." flüstere ich, woraufhin er grinst. "Babysex ist süß. Zu viel davon führt zu Diabetes." Wieder lacht er. "Ach Baby. Ich liebe dich doch." haucht er und küsst meine Wange, als er wieder hinter mir steht. "Wenn du schon da stehst kannst du mir auch gleich eine schöne Massage geben." grinse ich ihn an. "Mit vergnügen. Arbeite einfach weiter und entspanne dich dabei." Noch einmal küsst er meine Wange und dann massiert er sanft meinen Nacken, meine Schultern, meinen Rücken. Oh man tut das gut! Ab morgen werde ich wissen was es heißt Alltag mit Familie Reus zu haben. Lilly und Nick gehen morgen wieder in die Schule, da die Sommerferien nun vorbei sind. Lilly geht es mittlerweile wieder etwas besser. Sie hat noch viele Tränen vergossen. Vor allem, als Chris beerdigt wurde, aber Marco und ich haben sie so gut wir konnten aufgebaut und Ömer war jeden Tag hier, um sie abzulenken. Er ist wirklich ein toller Kerl. Das ich wusste damals schon, dass er mal ein Frauenheld werden würde. "Mom?" Ich sehe hoch und da steht Lilly in der Tür. "War der Test positiv?" Ich drehe meinen Kopf zu Marco, der mich entschuldigend angrinst. "Nein, mein Spatz, war er nicht." lächle ich. "Och schade. Dad! Streng dich gefälligst an!" Ich lache. "Echt mal, streng dich an!" er sieht uns gespielt beleidigt an. "Nicht schmollen, Dad." kichert Lilly und hopst wieder davon. "Du hast es ihr also gesagt, ja?" "Möglich." "Du bist und bleibst unmöglich, Marco Reus." "Liegt in der Familie." Ich lache. Da hat er wohl recht.
Lillys Sicht:
Seufzend schmeiße ich mich in mein Bett und überlege. Was kann ich heute noch machen? Mom und Dad lass ich lieber in Ruhe die sollen zusehen, dass ich eine kleine Schwester bekomme. Mein Bruder nervt mich nur und jemand anderen habe ich nicht. Naja, ich könnte Ömer anrufen. Aber ich habe Angst, dass er sich Hoffnungen macht. Ich weiß ja, dass er etwas von mir will aber ich kann das einfach nicht. Ich liebe Chris einfach zu sehr. Ich hätte es ihm sagen sollen bevor es zu spät ist. Aber der Zug ist längst abgefahren. Wir hätten darüber reden können. Ich hätte Chris da rausgeboxt. Ich hätte sogar eine Falschaussage gemacht, damit er nicht ins Gefängnis muss. Alles hätte ich getan! Wieso musste er sich unbedingt das Leben nehmen? Ich liebe ihn doch durch seine Tat nicht weniger! Ich drehe mich um und sehe Mom in der Tür stehen. "Ist alles in Ordnung?" Ich mag ihre sanfte Stimme. Wie gern hätte ich sie als Kind abends bei einer Gutenachtgeschichte gehört. "Ja." sage ich leise. Sie lächelt etwas und kommt zu mir. "Worüber denkst du schon wieder nach?" Sie streichelt mit über die Stirn. "Über nichts." lüge ich. Wieder lächelt sie. "Lügen ist eine Sünde, mein Spatz." Mist. "Eine Sünde?" Sie nickt. "Und was kann ich dagegen tun?" "Mir die Wahrheit sagen." Ich seufze. Ich komme ja doch nicht drum herum. "Es geht um Chris. Ich hätte alles dafür getan, damit er nicht ins Gefängnis muss." Mom schüttelt den Kopf. "Wenn Chris gewollt hätte, dass du ihn da raus boxt, dann hätte er dich darum gebeten. Er konnte und wollte es aber nicht. Er hat scheinbar eine Grenze gefunden, über die er nicht hinweggehen kann. Wenn das Fass ab überlaufen ist, dann ist der Mensch dumm und macht Dinge, die er nicht tun sollte. Chris hatte scheinbar eine sehr dunkle Vergangenheit und wenn er es nicht schafft damit fertig zu werden sieht er eben nur diesen Ausweg. Ich sage es wirklich ungern aber du darfst ihm nicht länger nachtrauern. Er hat einen weg gewählt, den niemand rückgängig machen kann. So ist das nun mal. Jeder geht irgendwann von dieser Welt. Der eine früher, der andere später. Es war Chris' eigener Wille diesen weg zu gehen." Ich nicke und wische mir die Tränen aus dem Gesicht. "Danke, Mom." schniefe ich. Sie schüttelt den Kopf. "Du musst dich nicht bedanken. Nicht dafür." Ich nicke. "Was hast du da vorhin im Arbeitszimmer gemacht?" frage ich nach einer Weile. "Ich habe etwas gearbeitet." lächelt sie. "Kann ich so was auch?" Sie zieht überrascht die Augenbrauen hoch. "Wollen wir es probieren?" Ich nicke sofort. "Dann komm." lächelt Mom und steht auf. Ich stehe ebenfalls auf und gehe ihr hinterher. Dad steht vor dem Panoramafenster, sieht raus und telefoniert. "Komm her, ich zeig es dir." flüstert Mom und setzt sich an den Schreibtisch. Ich stelle mich neben sie und sehe ihr zu wie sie innerhalb weniger Minuten eine große, schlanke Frau zeichnet und ihr dann ein wunderschönes langes Kleid "anzieht". "Das ist ja der Wahnsinn." schwärme ich. "Und eigentlich nicht schwer. Nur kann es eben nicht jeder." Da hat sie recht. Sie hat Talent! "Komm, versuch es selbst." Ich nicke und setze mich auf den Stuhl. Vorsichtig beginne ich einfach drauf los zu zeichnen. So wie es mir gerade einfällt. "Tja, ich würde sagen du hast es im Blut." Ich sehe Mom verwirrt an. "Was denn? Das sieht richtig gut aus. Wenn du Lust hast können wir zusammen mal ein Kleid entwerfen und herstellen." "Echt jetzt?" Mom nickt. "Das ist ja richtig krass! Gerne!" Ich springe vom Stuhl auf direkt in ihre Arme. "Ich will, dass Sie das Haus rund um die Uhr bewachen! Wenn so etwas noch einmal passiert, sind Sie ihren Job los. Halten Sie uns diese Leute vom Hals!" Dad legt auf und feuert sein Handy auf den Schreibtisch. Anschließend zieht er sich wütend die Krawatte vom Hals und öffnet den oberen Knöpfe. "Ist alles okay?" fragt Mom vorsichtig. "Nein." faucht Dad und verlässt das Arbeitszimmer. "Wir sollten ihn etwas in Ruhe lassen. Ich glaube es gibt Stress mit den Sicherheitsleuten." Ich nicke. "Können wir beide vielleicht einmal in den Stall fahren? Ich möchte gerne reiten aber ich will nicht alleine hin." "Na gut. Dann zieh dich um und dann fahren wir in den Stall." Ich nicke lächelnd und laufe in mein Zimmer, um mich umzuziehen.
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