Kapitel 25

Die Tür knallt auf und er steht im Türrahmen. "Warum heulst du?" "Tu ich nicht." versuche ich es. "Red keine Scheiße! Hast du schon wieder von deinen scheiß Kindern geträumt? Soll ich dir mal was sagen? Ich habe herausgefunden, wer deine Tochter ist. Mein Sohn hat sich um sie gekümmert." er grinst mich dreckig an. "Was hast du getan?" schreie ich ihn an. Er holt auf und schlägt mir mit dem Handrücken gegen die Schläfe. Ich falle zu Boden und weine weiter. "Du hast sie gefunden. Richtig?" knurrt er. "Nein." sage ich und schüttle den Kopf. "Hör auf mich anzulügen!" brüllt er und tritt nach mir. Ich hasse ihn! "Du versuchst dich als Reitlehrerin, um an sie heranzukommen, richtig?" Ich schüttle den Kopf. "Lüg nicht, du dumme Schlampe!" Wieder tritt er nach mir. Ich schluchze und krümme mich vor Schmerzen. "Wenn du nicht willst, dass deine Kinder und dein Mann sterben, dann gehst du jetzt weiter anschaffen und wirst nie wieder versuchen Kontakt zu ihnen aufzunehmen!" brüllt er noch lauter, noch bedrohlicher. Ich nicke schluchzend. "Dann los!" Ich rapple mich auf und mache mich auf den Weg zu meinem nächstem Kunden.

-

Ich schrecke hoch, als ich eine Hand auf meine Schulter legt. "Hey, alles gut, mein Schatz, ich bin es nur." beruhigt Dad mich. Ich sehe mich um. Ich halte immer noch die Hand meines Bruders. Draußen ist es schon hell. "Wie spät ist es?" "Schon 10." Ich setze mich auf und gähne. Dad hockt sich neben mich und nimmt mich in den Arm. "Es wird doch alles gut werden, oder, Dad?" Er sieht mich verzweifelt an. Wenn sogar er verzweifelt ist? "Dad?" hake ich nach und Tränen sammeln sich in meinen Augen. "Hey, nicht weinen, mein Schatz." Ich kuschel mich an seine Brust und schluchze. "Lilly, wir schaffen das schon." Ich klammere mich an ihn. "Ich liebe dich, Daddy." "Ich dich auch, mein kleiner Engel." flüstert er und küsst meine Haare. "Komm, du musst dir etwas anziehen und etwas essen. Wollen wir in die Cafeteria gehen? Ömer und Chris sind auch da und warten schon auf dich." Ich nicke schluchzend und wische mir die Tränen weg. "Na los, dann gehen wir in dein Zimmer zurück."

In Jogginghose und Hoodie schiebt Dad mich in den Aufzug und drückt auf den untersten Knopf. Der Arzt meinte, dass ich immer noch im Rollstuhl bleiben soll, damit mein Kreislauf langsam wieder in Schwung kommt und nicht gleich von 0 auf 100. Als sich die Türen öffnen schiebt Dad mich aus dem Aufzug und direkt in Richtung Cafeteria. Ömer und Chris sitzen an einem Tisch und unterhalten sich angeregt über irgendetwas. Und das normal und friedlich! Dass ich das nochmal erleben darf! "Hallo." Ich lächle leicht. "Hey, Lilly." lächelt Chris und steht auf. Er kommt auf mich zu und seine Lippen landen auf meinen. Ich schnappe vor Schreck nach Luft. Wieso küsst er mich? Er lässt von mir ab und ich sehe ihn erschrocken an. "Äh. Reflex?" Er kratzt sich verlegen am Hinterkopf. Dad sieht ihn böse an und ich kann nicht anders und verdrehe die Augen. Wie konnte er mich ins einfach küssen? Wieso? Ich atme tief durch und versuche gelassen auszusehen. Ich bin es aber definitiv nicht! Chris, verdammt! Ich bin dafür noch nicht bereit! Stumm vor mich hin fluchend sitze ich ruhig un meinem Rollstuhl. Dad schenkt Chris einen vernichtenden Blick und geht los, um uns etwas zu essen besorgen. "Wieso sitzt du im Rollstuhl?" fragt Ömer. "Laut Arzt habe ich Puddingbeine und daher unfähig zum Laufen." Er lacht. "Puddingbeine also, ja?" Ich nicke kichernd. Chris legt seine Hand auf mein Knie und streichelt es vorsichtig. Ich lächle ihn an und er schenkt mir sein atemberaubendes Lächeln. Ich schmelze dahin. Wie kann es sein, dass er mich will? Ich bin doch völlig uninteressant. Und vor allem schüchtern und... verklemmt. Ja, das bin halt ich. "Kakao?" fragt Dad und lächle liebevoll. "Ja, dankeschön." antworte ich lächelnd und lege meine kalten Hände um die heiße Tasse, die er vor mir auf den Tisch gestellt hat. Es ist ein schönes Gefühl, wie die Wärme langsam durch meinen Körper wandert. Ich schließe die Augen und konzentriere mich so noch mehr auf diese Wärme. Es ist toll. "Wie geht es Nick?" höre ich Ömer leise fragen. "Naja, es ging ihm schon mal besser. Aber seine Werte sind wohl okay." antwortet Dad genauso leise. Unverändert trifft es wohl eher. Er hat die gleichen Werte wie in der Nacht, als ich zu ihm bin. "Und ihr?" Scheinbar meint er mich. Denken sie ernsthaft, dass sie nicht höre? "Siehst du doch. Lilly ist komplett fertig." Ja, das bin ich wohl. Ich bin müde und hungrig. Durstig noch dazu. Am liebsten würde ich jetzt ins Bett gehen und schlafen aber Dad würde wollen, dass ich zuerst etwas esse und trinke. Leise seufzend öffne ich die Augen und sehe ein Tablett mir einer kleinen Schale Müsli und Milch, einen Teller mir einem Brötchen und Rührei und Speck. Dazu noch eine kleine Plastikverpackung mit Nutella. Ich lächle Dad dankbar an und beginne langsam mein Müsli zu essen. Auch Dad, Ömer und Chris fangen zu essen an. "Möchtest du noch mehr?" fragt Dad hoffnungsvoll, als ich aufgegessen und meinen Teller weggeschoben habe, doch ich schüttle den Kopf. Er nickt etwas geknickt, gibt sich aber damit zufrieden und sagt nichts mehr. "Ich muss los." sagt Chris nach weiteren 10 Minuten. Ich sehe ihn traurig an. "Tut mir leid, aber ich habe nicht was zu erledigen." Aha. Was zu erledigen also, ja? Ich weiß, dass er kriminell ist, das muss mir niemand sagen. Aber dieser Satz »Ich muss noch was erledigen« macht mich jedes mal aufs Neue stutzig. "Ich ruf dich an." sagt er und küsst meine Schläfe, ehe er Dad und Ömer höflich die Hand gibt und dann verschwindet. "Ich mag ihn nicht." haut Ömer raus und sieht ihm hinterher. "Reicht doch, wenn ich ihn mag, oder?" fauche ich. Er sieht mich traurig an, nickt dann aber. Oh Ömer. Ich mag ihn total gerne aber dann gibt es da auch noch Chris, der mir ordentlich den Kopf verdreht hat. Ich seufze und trinke den letzten Schluck meines Kakaos. "Willst du schlafen?" Ich nicke und sofort erhebt Dad sich, um mich nach oben in mein Zimmer zu bringen. "Fährst du wieder nach Hause?" frage ich ihn. "Nein, ich werde eine Weile zu deinem Bruder gehen, okay?" Ich nicke. "Tschüss, Ömer." sage ich leise. Er geht vor mir in die Hocke und umarmt mich fest. "Pass auf dich auf, Kleine." haucht er mir in mein Ohr. Ich nicke und erwidere seine Umarmung. Dad schiebt mich zum Aufzug und drückt den Kopf. "Ömer ist ein toller Kerl." Ich nicke einfach nur. Die Türen gleiten auf und Dad schiebt mich hinein. "Ich hasse das Teil." "Ich weiß. Morgen brauchst du den sicher nicht mehr. Ruh dich gleich aus und dann ist alles gut." Ich nicke lächelnd. In meinem Zimmer stehe ich vorsichtig auf und lege mich in mein Bett. Dad deckt mich zu und küsst liebevoll meine Stirn. "Lilly?" fragt er vorsichtig. Ich sehe ihm fragend an. "Wer ist eure neue Reitlehrerin? Sie kommt mir bekannt vor." Ich sehe ihn überrascht an. Mit dieser Frage habe ich nicht gerechnet. "Ich weiß nicht, ich habe sie gestern zum ersten mal gesehen." Er nickt nachdenklich. "Gefällt sie dir?" frage ich schmunzelnd. Er lächelnd verlegen und kratzt sich am Hinterkopf. "Schmeiß dich ran, Dad." kichere ich. Er lacht. "Mal sehen." schmunzelt er und küsst meine Stirn noch einmal, eher er dann von meinem Bett aufsteht. "Richte Nick liebe Grüße von mir aus, ja?" "Aber natürlich." lächelt er und dann verlässt mein Papa mein Zimmer.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top