Kapitel 21

Marco's Sicht:

31.05.2016

"Guten Morgen ihr zwei. Habt ihr denn gut geschlafen?" grinse ich, als ich die Tür zum Kinderzimmer öffne. Nick quiekt erfreut auf. "Na, mein Stinker? Alles Gute zum Geburtstag." Ich nehme ihn aus seinem Bett und er sieht mich an. "Wir müssen uns jetzt ganz schnell anziehen und dann fahren wir zu Oma." "Oma!" quiekt er und strampelt. Ich lege ihn vorsichtig auf dem Wickeltisch ab und ziehe ihm seinen Schlafsack aus. "Papa!" quetscht es hinter mir. Ich drehe mich um und sehe Lilly an, die noch müde in ihrem Bett liegt und mich anlächelt. Ich nehme sie auch schnell aus dem Bett und lege sie neben Nick. Ein Bild für die Götter. Ich liebe die zwei einfach so sehr. Da die zwei, und auch ich, heute Geburtstag haben und meine Eltern aber nicht herkommen können werden wir heute hinfahren. Ich jetzt ein paar Monate nicht dort aber meine Kinder sollen an ihrem Geburtstag auf keinen Fall alleine sein. Sie sollen heute im Mittelpunkt stehen. Nachdem ich Nick fertig gewickelt und angezogen habe setze ich ihn auf den Boden ab und er krabbelt los. Lilly ziehe ich auch noch schnell an und dann schnappe ich mir beide und lege sie in ihren Maxi Cosi. Allerdings gefällt Lilly das überhaupt nicht, weshalb sie zu schreien beginnt. Seufzend ziehe ich mir meine Schuhe an und gehe mit den Kindern nach draußen zum Auto. Eigentlich will ich nicht nochmal nach Dortmund aber ich habe keine andere Wahl. Ich muss auch zusehen, dass ich das Haus verkaufe aber ich kann es einfach nicht. Alle sagen ich soll los lassen, doch es geht nicht. Ich schnalle die Sitze der Kinder fest und setze mich dann hinters Lenkrad. Tja, neues Haus, neue Stadt, neues Auto. Alles neu. Und trotzdem scheine ich in Trauer zu versinken. Vielleicht liegt es daran, dass ich jetzt genau das haben, was Jen immer haben wollte. Ein Haus an der Ostsee, einen Porsche Cayenne. Ich mache es mir selber schwer aber was soll ich tun? Ich kann nicht anders. Meine Mutter sagt immer, dass ich mir eine neue Frau suchen soll, dass ich ausgehen soll. Aber ich kann eben nicht. Lilly beginnt wieder zu schreien, doch ich kann nichts tun, da ich jetzt auf der Autobahn bin. Ich rede ruhig auf sie ein und irgendwann ist wirklich Ruhe und sie scheint eingeschlafen zu sein. Nick hingegen brabbelt fröhlich vor sich hin. Ich glaube, dass Lilly krank wird oder sie hat einfach einen schlechten Tag.

In Dortmund angekommen parke ich auf dem Trainingsgelände. Wenn ich schon mal hier bin kann ich auch gleich mal alle besuchen. Erst Stelle ich den Wagen auf und dann setze ich Nick hinein. Lilly hingegen weigert sich, sich zu setzen. "Willst du laufen, Lilly?" frage ich und setze sie auf dem Boden ab. Sie hält meine Hand fest und läuft los, während ich noch zusätzlich den Wagen vor mi herschiebe. Als wir dann nach einer gefühlten Stunde den Platz erreichen werden sie langsam alle auf uns aufmerksam. "Marco!" ruft matsch grinsend und kommt zu uns gelaufen. Ich nehme Lilly auf den Arm und lächle etwas. "Warum hast du nicht bescheid gesagt?" "War eine spontane Idee. Lilly und Nick haben ja heute Geburtstag und deswegen bin ich auf dem Weg zu meinem Eltern. Ich will nicht, dass sie heute alleine sind." erkläre ich. Langsam stößt nun auch der Rest zu uns und ich begrüße alle. "Willst du mal zu Onkel Mars kommen?" Er grinst Lilly an und wackelt dabei mit den Augenbrauen. "Papa." sage sie und hält sich an mir fest. "Tja, Mats." lacht Erik und streckt die Arme nach Lilly aus. Erik war schon ein paar mal bei uns und deswegen kennt Lilly ihn ganz gut. Er nimmt sie auf den Arm und beschäftigt sie ein Wenig. "Wie geht's dir?" will Mats wissen. "Es geht schon. Die Kinder halten mich am Leben." er sieht mich geschockt an. "Guck nicht so. Ich meine das ernst. Schließlich hat meine Frau mich nicht verlassen sondern ist gestorben. Das ist nicht einfach Liebeskummer." Er nickt verständnisvoll. Ich sehe an ihm vor bei zu Erik und Lilly. "Oh nein!" rufe ich und dann ist es schon zu spät. Lilly ist von oben bis unten nass und dreckig. Ich werfe Erik einen vielsagenden Blick zu, während Lilly sich auf den Po setzt und grinst mich an. "Ihr gefällt's." lacht Erik und nimmt sie hoch. Ich verdrehe die Augen. "Und? Was hast du jetzt so vor?" "Gleich muss ich zu meinen Eltern und dann fahre ich wohl wieder nach Hause." "Wollen wir nicht ein trinken gehen? So unter Männern?" Ich zucke mit den Schultern. Lust habe ich dazu nun wirklich nicht. "Geht mal lieber eure Autogramme schreiben ich überlege es mir." sage ich und zeige auf die Menschenmasse. "Na gut. Wartest du?" fragt Mats. "Ja." antworte ich und nehme Lilly wieder hoch. Ich setze sie in den Wagen und gehe schon vor. Tja, beim öffentlichen Training ist immer noch gut was los. Ich muss kurz lächeln. Ich vermisse den Fußball sehr. Es juckt mich manchmal richtig in den Füßen. Aber ich kann nicht mehr spielen. Meine Kinder brauchen mich und als Fußballer wäre ich zu viel unterwegs und sie zu viel alleine. Das will ich nicht. Auf keinen Fall. "Herr Reus! Herr Reus!" ruft jemand. Ich drehe mich in die Richtung aus der die Stimme kommt und sehe eine Reporterin mit ihrem Kameramann. Ich bleibe stehen und sehe sie erwartungsvoll an. "Hätten sie kurz Zeit?" Ich seufze und nicke. "Sie haben vor Monaten mit dem Fußball aufgehört. Warum?" "Es gibt ein paar private Probleme, weshalb es mir nicht mehr möglich ist Fußball zu spielen. Jedenfalls nicht professionell und hauptberuflich." "Sie haben sich noch nie zu diesem Thema geäußert. Wieso nicht?" "Ich konnte nicht. Auch ein Fußballer wie ich hat Gefühle." Sie sieht mich überrascht an. "Wo sie gerade von Gefühlen sprechen. Sie haben im Dezember geheiratet und danach waren sie wie vom Erdboden verschluckt. Wo waren sie?" "Ich bin umgezogen. In eine andere Stadt." "Was war der Grund dafür? Es wurden gemunkelt, ob Sie und Ihre Frau sich getrennt haben." Ich verkrampfe mich. "Das stimmt nicht ganz." Sie legt verwirrt den Kopf schief. "Meine Frau ist gestorben. Sie hatte Krebs." sage ich und lasse sie einfach stehen. Jetzt wird es bald jeder wissen. Wir alle hatten es so gut es geht versucht kein Wort darüber zu verlieren aber jetzt ist es raus. Natürlich wusste ich von den ganzen Gerüchten aber ich habe sie immer ignoriert. Ich werde das Bild meiner toten Frau niemals vergessen. Ich werde nie wieder heiraten. Nie wieder. Selbst, wenn ich irgendwann eine neue Freundin haben werde. Niemals werde ich meinen Namen noch einmal weiter geben. Nur Jen hat diese Ehre. Keine andere. Ich setze die Kinder zurück in ihre Sitze, verlade den Wagen und fahre los. Ich kann hier nicht länger bleiben. Und feiern gehen werde ich auch nicht. Ich kann nicht mehr...

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