Kapitel 2

Marco's Sicht:

"Reus." melde ich mich, als mein Handy klingelt. "Hey. Ich bins, Marcel." "Oh, Hey." Ich gehe zur Terrasse und setze mich. "Wie geht's dir?" Ich seufze. "Es geht." sage ich ehrlich. "Du solltest dir eine neue Frau suchen." Ich schnaube und schüttle den Kopf. "Marco. Ich wette Lilly und Nick würden sich über eine neue Mom freuen. Vor allem Lilly braucht eine weibliche Bezugsperson." "Sie hat meine Mutter und meine Schwestern. Ich will keine neue Frau, wann schnallt Uhr das endlich alle?" Ich reibe mir mit meiner Hand die Stirn. Marcel seufzt. "Wollen wir mal wieder was trinken gehen? Du, Robin und ich? Wir kommen zu euch hoch und machen ein Drauf." "Ja, vielleicht hast du recht. Wann wollt ihr kommen?" "Morgen? Also wir würden nach der Arbeit losfahren und sind dann abends irgendwann da." "Geht klar. Nick und Lilly werden am Wochenende bestimmt schon was vor haben. Seit einer Weile trifft sie sich immer öfter mit Ömer. Der soll bloß seine Finger von ihr lassen." "Wieso? Ömer ist doch ein anständiger Kerl." "Ja aber sie ist meine Tochter." "Ach Marco. Sie ist 16 Jahre alt." "Ja eben! Gerade mal 16! Da hat sie noch Jungfrau zu sein." Er lacht und es tut gut seine Stimme zu hören. Ich vermisse meine besten Freunde. "Nick ist doch garantiert auch nicht mehr Jungfrau, oder?" "Nein, ist er nicht. Er ist so wie ich vor Jen war." seufze ich und sehe zu meinem großen Segelboot. Ich habe es schon ganz lange, etwa 14 Jahre. Ich bin damals auf diese Idee gekommen und natürlich sofort mit dem segeln angefangen. Als ich das Boot dann hatte bin ich an den Wochenenden immer mit den Kindern rausgefahren aufs Wasser. Wir haben uns dann dort immer einen sehr schönen Tag gemacht. Lilly liebt es immer noch mitzukommen, Nick hingegen nicht. "Ich muss jetzt Schluss machen. Wir sehen uns dann morgen?" "Ja, bis morgen. Und grüß deine Frau von mir." "Mache ich. Bis dann." Er legt auf und ich seufze. Ich habe keine Lust jetzt zur Arbeit zu fahren. Vielleicht sollte ich das Meeting absagen. Ich nicke und wähle die Nummer meiner Assistentin. "Herr Reus." begrüßt sie mich. "Guten Abend, Judie. Sagen sie bitte meine restlichen Termine für heute Abend ab und auch das Meeting. Mir ist etwas dazwischen gekommen und ich schaffe es nicht." "Okay, das werde ich, Herr Reus." "Vielen Dank, Judie." Ich lege auch und seufze erleichtert. Schon praktisch, wenn man sein eigener Chef ist. Ich könnte von zuhause aus arbeiten aber da habe ich auch keine Lust drauf. "Helena?" rufe ich ganz laut. "Ja?" fragt sie und kommt zu mir. "Wo sind die Kinder?" "Lilly ist mit Ömer in ihrem Zimmer und Nick ist mit André in seinem Zimmer." "Okay, Dankeschön." lächle ich. "Äh, dürfte ich sie kurz sprechen?" "Aber natürlich." Ich setze mich aufrecht hin und deute auf den Stuhl mir gegenüber. Sie setzt sich nervös lächelnd. "Was kann ich denn für sie tun?" Ich atmet tief durch. "Vorhin hat André geklingelt und Lilly hat die Tür geöffnet. Sie war sichtlich eingeschüchtert und er hat sie beleidigt. Sie hat sich daraufhin auf das große Sofa im Wohnzimmer gelegt und Ömer angerufen. Ich mache mir sorgen um das Mädchen. Es ist mir bereits öfter aufgefallen aber heute war es wieder extrem. Sie wirkt sehr traurig." Helena sieht mich traurig an. "Dass sie traurig wirkt ist mir auch schon aufgefallen. Allerdings hatte ich nie den Grund dafür herausgefunden. Das ganze läuft bereits seit einem Jahr. Als sie noch in der 10. Klasse war, war sie nicht so." Helena nickt zustimmend. "Vielleicht hat sie Probleme in der Schule. Nicht mit den Lehrern und dem Schulstoff aber vielleicht mit den Schülern?" Ich kratze mir über mein Kinn. "Ich sollte mir ihr reden. Danke, dass sie mir das gesagt haben." "Das doch eine meiner Aufgaben, Herr Reus." lächelt sie und geht wieder rein. "Holly! Rocky!" rufe ich und sofort kommen sie angelaufen. "Na los, rein mit euch." Wir gehen rein und ich schließe die Terrassentür. Ich liebe diese wundervolle Aussicht und die Panorama Fenster hier im Wohnzimmer sind perfekt. Ich gehe nach oben und höre schon das eigenartige Lachen von diesem André. Ich klopfe an der Tür fön Lillys Zimmer und gehe gleich darauf rein, ohne auf eine Antwort zu warten. Ich bleibe geschockt stehen, als ich Lilly vor ihrem offenen Kleiderschrank stehen sehe. In Unterwäsche. Und Ömer liegt auf ihrem Bett. "Was geht denn hier ab?" rufe ich entsetzt und ziemlich laut. Ömer wendet den Blick von seinem Handy ab und sieht mich an, während Lilly erschrocken herumfährt und mich mit aufgerissenen Augen ansieht. "Was denn?" fragt Ömer verwirrt. "Lilly!" knurre ich. "Dad, kannst du mal bitte rausgehen? Ich will mich umziehen." "Aber doch nicht, wenn er hier ist!" Sie verdreht die Augen und dreht sich wieder zu ihrem überfüllten Schrank. "Was hast du da überhaupt an?" "Unterwäsche?" fragt sie verwirrt. "Das kann man doch nicht Unterwäsche nennen! Da kannst du auch gleich gar nichts anziehen. Seit wann trägst du so was?" "Ja soll ich so'ne hässlichen Omaschlüpfer anziehen? Alle in meiner Klasse ziehen so was an." Ich schüttle verärgert den Kopf. "Du bist 16 Jahre alt." "Ja eben. Ich bin 16!" Ich seufze und fahre mir mit den Händen durch mein Gesicht. "Und Ömer darf die zugucken? Beim umziehen?" "Er guckt mir doch gar nicht zu er spielt mit seinem Handy." "Ömer? Gehst du bitte kurz raus?" "Na klar." lächelt er und steht von Bett. Ohne Lilly anzuglotzen verlässt er ihr Zimmer und schließt die Tür hinter sich. Na gut, ich muss sagen, dass er ein guter Kerl ist. "Können wir beide mal reden?" "Klar." nickt sie und zieht sich einen Pullover über den Kopf und eine Leggins an. "Dieses Thema ist mir wirklich unangenehm und dir sicher auch aber ich muss dich das nun mal fragen, da ich dein Vater bin und ich mich im dich sorge." "Ich bin noch Jungfrau, falls du darauf hinaus wolltest." Ich atme erleichtert aus. "Na ein Glück." Sie lächelt mich an. "Du bist halt ein sehr hübsches Mädchen und ich möchte nicht, dass du verletzt wirst, hörst du?" Sie nickt und senkt den Blick. "André hat dich beleidigt, oder?" Sie sieht mich mit großen Augen an. "Egal was er gesagt hat. Er lügt. Vermutlich ist er einfach nur eifersüchtig, dass er nicht so ein schönes und schlaues Mädchen wie dich als Freundin hat." Ich lege meine Arme um sie und küsse ihre Schläfe. "Soll ich André mal zurechtweisen?" "Um Gottes Willen, nein!" ruft sie panisch. "Wieso nicht?" "Das ist peinlich und vor allem würde er mich dann nur noch mehr fertig machen." "Er macht dich fertig?" Sie sieht mich unsicher an. "Lilly!" "Ja." flüstert sie. "Jeden Tag." fügt sie hinzu und beginnt zu weinen. "Aber wieso sagst du mir denn nichts?" "Ich wollte nicht, dass du dir unnötig Sorgen um mich machst. Du hast doch so viel zu Arbeiten." Ich schließe gequält die Augen. "Wir kriegen das hin. Nur du musst doch mit mir reden." Sie nickt und kuschelt sich an mich. "Musst du nicht zur Arbeit?" "Nein. Ich habe alles abgesagt." Sie strahlt mich mit ihren wunderschönen Grünen Augen an und ein paar ihrer hellbraunen Strähnen fallen ihr ins Gesicht. Das ist das einzige, was mich nicht an Jen erinnert. Nick hat die dunkelbraunen Haare von ihr geerbt. Lillys hingegen hat sind Mischung aus meinen und Jen's. "Das mit Ömer und dir gefällt mir nicht. Ich weiß zwar, dass ihr schon einige Jahre befreundet seid aber ich habe das Gefühl, dass es immer mehr wird. Bitte sei nicht leichtsinnig, okay? Er ist ein hübscher und kluger Junge aber auch älter und sicherlich keine Jungfrau mehr. Ich habe Angst, dass du es überstürzt und dann bereust. Sie schnieft und wischt sich mit dem Handrücken die Tränen weg. "Soll ich euch allein lassen? Oder wir drei kochen zusammen etwas. Onkel Anthony kommt ja auch gleich." Sie nicht begeistert. "Und über die Unterwäsche reden wir noch, Fräulein." Sie stöhnt genervt auf und hüpft aus ihrem Zimmer raus. Ich nehme ihre Bettdecke und schüttle die einmal aus, um sie dann wieder richtig hinzulegen. Dabei flattert ein Bild zu Boden. Ich bücke mich und hebe es auf. Auf dem Bild ist Jen. Es ist ein Hochzeitsbild. Sie, dir Kinder und ich. Ich lächle und versuche die Tränen zu unterdrücken die sich in meinen Augen ansammeln. Meine kleine Familie.

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