Kapitel 1
"Dad! Ich bin Zuhause!" rufe ich, als ich Zuhause ankomme. Es kommt keine Antwort. Ich verdrehe die Augen und kicke meine Schuhe Richtung Schuhregal. "Schrei hier nicht immer so rum! Ich habe Besuch!" "Man Nick du nervst!" seufze ich und gehe in die Küche. "Bist du nicht fett genug?" fragt er, als er ich an den Kühlschrank gehe und reinsehe. "Und hast du nicht Besuch?" frage ich schmunzelnd, als ich sehe, dass sein Besuch gerade versucht unbemerkt das Haus zu verlassen. "Fuck." sagt er und läuft ihr hinterher. "Ey! Wo ist Dad?" "Ich glaube im Garten." ruft Nick zurück. Garten. Also ist er auf seinem Boot. Ich ziehe mir meine Gummischuhe an und gehe über die Terrasse Richtung Steg, wo die Jennifer liegt und sanft im Wasser wiegt. "Papa!" Er sieht hoch und beginnt zu lächeln. "Hallo, mein Schatz. Warum bist du denn erst jetzt Zuhause?" "Ich war mit Freunden unterwegs." lüge ich. Er lächelt mich sanft an. Ich liebe meinem Vater. "Wo hast du die Hunde gelassen?" "Äh, ich glaube, dass sie noch im Zwinger sind." Ich nicke und klettere zu ihm auf das große Segelboot. "Wie war dein Tag, mein Engel?" "Gut. Habe heute 14 Punkte für meinen Vortrag bekommen den ich halten musste." "Glückwunsch." lächelt er. "Ich wünschte dein Bruder würde mir auch solche Nachrichten überbringen. Wo steckt der überhaupt?" Ich seufze. "Der rennt seinem Besuch hinterher." "Besuch?" Ich nicke. "Ach Mäuschen. Ich muss in einer Stunde los ich habe noch ein Meeting. Helena wird dafür sorgen, dass ihr etwas warmes zum Abendessen habt." Ich presse die Lippen aufeinander. "Ich mag Helena nicht." "Das weiß ich aber im Moment ist sie die einzige, die mir im Haushalt hilft. Ihr helft mir ja nicht." "Wie denn auch? Ich lerne den ganzen Tag und Nick hat keinen Bock. Eigentlich müsste der genauso viel lernen. Aber wieso ist den Anna nicht mehr hier? Sie war viel netter." "Anna ist zu ihrem Papa gezogen, da der sehr krank geworden ist und konnte nicht weiter hier arbeiten. Bitte Freunde dich mit Helena an. Für solch einen Job findet man heutzutage nicht mehr viele Leute." Er hat ja recht. Aber lieber wohne ich in einer verdreckten Villa als sie zu akzeptieren. Es wird Zeit, dass er endlich eine Freundin findet sonst heiratet er eines Tages noch sein Boot. "Hey, ist alles in Ordnung?" "Ja." lächle ich. "Wann kommst du wieder?" "Es wird wohl spät werden. Aber ich werde mich beeilen, versprochen." Ich nicke. Manchmal wünschte ich, dass er arbeitslos wäre. Er arbeitet sehr viel. So weit ich weiß hatte er früher mal eine Ausbildung begonnen und dann aber mit Fußball angefangen. Scheinbar war er sehr gut allerdings wollte er nach Moms Tod nicht weiter spielen und ist von Dortmund hierher gezogen. Obwohl ich mich nicht an Sir erinnere liebe ich sie sehr. Immerhin ist sie meine Mom. Dad erzählt nicht viel von ihr, es tut ihm immer noch sehr weh. Und das, obwohl es schon 16 Jahre her ist. Er sagt immer, dass ich aussehe wie sie. Jennifer Elizabeth Cromwell. Naja, eher Reus. Sie hatten ja noch geheiratet, bevor sie starb. Ich verlasse das Boot und gehe zum Zwinger, um Holly und Rocky rauszulassen. Holly ist ein Rhodesian Ridgeback und Rocky ein Bull Mastif. Nachdem Holly vor einigen Jahren eingeschläfert werden musste, da sie einfach zu alt und schwach war wollte ich, dass diese schicke Hündin hier ebenfalls Holly heißt. "Lilly?" ruft Dad und ich sehe ihn an. "Onkel Anthony wird heute Abend gleich kommen und den Abend hierbleiben." Ich grinse. Ich liebe meinen Onkel abgöttisch! Er lernt immer mit mir Englisch und Italienisch. Ich liebe beide Sprachen. "Okay!" rufe ich und gehe rein. Ich liebe unser Haus und ich liebe die Ostsee. Allerdings würde ich gerne mal Dortmund sehen. Nick und ich wollten immer mal hin, doch Dad wollte es nie. Ein paar seiner ehemaligen Kollegen sind auch hier her gezogen und Oma und Opa auch. Und natürlich Tante Melli und Tante Yvonne. Meine Cousine Mia ist fast ein halbes Jahr älter als Nick und ich aber leider gehen wir nicht in eine Klasse. Naja, zumindest nicht mehr. Sie macht jetzt schon eine Ausbildung, während Nick und ich versuchen unser Abi zu erreichen. Es ist hart aber machbar. Zumindest für mich. Mein Bruder hält es nicht für nötig sich anzustrengen, was Dad ziemlich in den Wahnsinn treibt. Es klingelt an der Tür und ich laufe hin, um sie zu öffnen. "Ausgerechnet du musst mir aufmachen, kleine Superjungfrau? Wo ist dein Bruder, Schweinchen?" Ich senke den Blick und lasse ihn rein. "Also, wo ist er? Ich zeige mit dem Finger die Treppe hoch. "Zunge verschluckt, du dickes, dummes Kind?" lacht er und zieht sich die Schuhe aus. Ich traue mich nicht ihn anzusehen. Ich gehe schnurstracks ins Wohnzimmer und schmeiße mich auf dir Couch. Ich höre wie André nach oben geht und seufze erleichtert. André Hennings macht mir seit etwa einem Jahr das Leben in der Schule zur Hölle. Meinen Bruder interessiert das alles nicht. Er macht da zwar nicht mit aber er sorgt auch nicht dafür, dass André mich in Ruhe lässt. Er sucht sich jeden Tag neue Namen für mich aus und der Rest der Klasse macht da natürlich mit. Da bin ich die Tochter eines ehemaligen Fusballers und bin nicht arm und dann sowas. Papa weiß davon jedenfalls nichts. Er tut so viel für uns und arbeitet so hart, obwohl wir das gar nicht nötig haben. Meine Oma hatte mir mal erzählt, dass er nach dem Tod unserer Mutter ein anderer Mensch geworden ist. In wie fern sie das meint weiß ich allerdings nicht, da ich gerade mal ein halbes Jahr alt war, als sie starb. Ich nehme mir mein Handy und suche in meiner Kontaktliste nach Ömer. Er ist der Sohn von Nuri und Tugba Sahin und der beste Freund den man sich wünschen kann. Damals hat Dad von dieser Stadt hier so geschwärmt, dass Die Familie auch hergezogen ist, als Nuri mit dem Fußballspielen aufgehört hat. Ömer sieht wahnsinnig gut aus allerdings ist er 4 Jahre älter (Nur geschätzt. Keine Ahnung, wie alt er jetzt ist :D) und daher geht er auch nicht mehr auf meine Schule. Er war mal aber er hat vor zwei Jahren bereits seinen Abschluss gemacht. Er hat mich immer beschützt. "Na Zwerg? Was haben wir denn diesmal?" meldet er sich. "André ist hier." Ich höre ihn seufzen und dann legt er auf. Was? Na ganz toll. Ich stehe auf und gehe nach draußen zu meinem Vater, der gerade auf der Wiese herumliegt und mit den Hunden kuschelt. "Sehr süß, wenn du mich fragst." kicher ich und schmeiße mich neben ihn ins Gras. Papa zieht mich in seine Arme und ich liege meinen Kopf auf seine Brust. Er riecht so gut. Nach meinem Papa eben. Früher, als ich immer nicht schlafen konnte, musste er mir mein Kuschelkissen mit seinem Parfum einsprühen. Ich habe es immer geliebt! Manchmal mache ich das sogar heute noch, allerdings heimlich. "Habe ich dir eigentlich schon mal gesagt, dass du einer Mutter wahnsinnig ähnlich siehst? Du bist ihr wie aus dem Gesicht geschnitten." "Das ein oder andere mal vielleicht, ja." lache ich. "Geht es dir auch wirklich gut, meine Kleine? Du ziehst manchmal so ein trauriges Gesicht." "Es ist alles super, Dad." lächle ich. Er nickt und streichelt mit durch die Haare. Wir sehen in den Himmel und betrachten die Wolken, die vorbeiziehen. "Hallo?" ruft jemand. "Was läuft bei ihm und dir?" fragt Dad. "Nichts. Wir sind Freunde." flüstere ich und stehe auf. Ömer entdeckt uns und kommt auf uns zu. "Na kleiner." sagt Dad. "Ich bin nicht mehr klein." lacht Ömer und gibt Dad die Hand. "Den Namen wirst du bei mir nicht mehr los." Ich verdrehe die Augen und lasse mich von ihm in den Arm nehmen. "Gehen wir hoch?" Er nickt. "Wann kommt Onkel Anthony?" "In einer Stunde." antwortet Dad mir, nachdem er auf seine Uhr geguckt hat. "Ich mache mich jetzt fertig und dann fahre ich los, okay?" Ich nicke und küsse seine Wange, ehe ich mit Ömer reingehe.
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