~2~


Part 2
~*~

Am nächsten Nachmittag, zur selben Zeit wie am Tag zuvor, kehrte Hermine alleine zu ihrem Lieblingsort auf dem Dach zurück. Die Sonne neigte sich langsam dem Horizont zu und der Himmel glühte in warmen Orangetönen.
Als sie die Umgebung betrachtete, bemerkte sie plötzlich, eine schlanke Silhouette, kaum wahrnehmbar in der Dämmerung, die den Blick auf die untergehende Sonne gerichtet hatte.

„Du schon wieder", sprach sie.

Hermine erkannte sofort die vertrauten Züge von Draco Malfoy, der am Rand des Dachvorsprungs saß, seine Beine lässig über die Kante baumelnd, während er die Szenerie betrachtete.

Draco drehte langsam den Kopf und sein Blick traf den ihren. Das schwache Licht der untergehenden Sonne betonte die geheimnisvolle Aura, die ihn umgab.

„Granger", antwortete er schlicht.

„Wieso tust du das Malfoy", fragte sie.

„Was".

„Mit mir reden. Hast du vergessen, dass ich muggelstämmig bin", erinnerte sie ihn.

Malfoy's Lachen klang überraschend leicht und frei. „Wie könnte ich das vergessen", antwortete er und ließ seinen Blick über die untergehende Sonne schweifen. „Aber was hat das damit zu tun, dass ich mit dir rede?"

„Tu nicht so Malfoy, du weißt genau, was ich damit meine."

„Ja Granger, ich weiß. Aber es muss nicht so sein. Wir müssen nicht so sein."

Hermine runzelte die Stirn, nicht sicher, ob sie seinem plötzlichen Sinneswandel trauen konnte. „Warum diese plötzliche Freundlichkeit, Malfoy? Nach all den Jahren?"

Draco zuckte mit den Schultern. „Vielleicht habe ich erkannt, dass die alten Feindseligkeiten uns nirgendwohin führen. Vielleicht ist es an der Zeit für einen Neuanfang."

„Du? Einen Neuanfang? Ach, komm schon, Malfoy! Du hast mich all die Jahre lang tyrannisiert, mich 'Schlammblut' genannt und dich wie ein arroganter Snob benommen. Und jetzt erwartest du ernsthaft, dass ich dir einfach glaube, wenn du behauptest, du hättest dich geändert?"

Malfoy seufzte.
„Weißt du Granger...es wäre so einfach."

Er ließ seine Füße am Abgrund baumeln und blickte in die Tiefe.

Hermine spürte, wie sich ihr Herz zusammenzog, als Draco die Worte aussprach. Ein eisiger Schauer lief ihr über den Rücken, als sie die Bedeutung seiner Worte erfasste. Sie kämpfte mit einem Kloß im Hals, unfähig, die richtigen Worte zu finden, um seine düsteren Gedanken zu beantworten.

„Du...du meinst springen", traute sie sich voller Unglauben zu fragen.

Hermine blickte tief in Dracos Augen und sah die Verzweiflung darin. Trotz ihrer eigenen Ängste und Unsicherheiten wusste sie, dass er es ernst meinte. Diese Erkenntnis traf sie wie ein Schlag ins Gesicht.

Draco Malfoy, normalerweise so stolz und unnachgiebig, wirkte nun gebrochen und verletzlich. Seine typisch scharfen Züge waren von einem Schleier der Traurigkeit überschattet und seine Augen, bis vor wenigen Sekunden noch so mysteriös und durchdringend, waren jetzt trüb und leer. Die Last seiner Gedanken und Gefühle schien ihn zu erdrücken und selbst in seinen zuckenden Händen konnte man die Anspannung spüren. Sein übliches Selbstbewusstsein war einem traurigen, fast verzweifelten Blick gewichen, als ob er in einem undurchdringlichen Nebel gefangen wäre, aus dem es kein Entrinnen gab. Trotz seiner Bemühungen, eine Fassade der Stärke aufrechtzuerhalten, war die Schwere seines inneren Kampfes unübersehbar und es war klar, dass er tief unter den selbstzerstörerischen Gedanken litt, die sein Herz und seinen Geist quälten.

Wieso hatte sie es nicht schon früher bemerkt? Gesehen, dass er schwer litt. Sie hätte ihm gestern schon helfen können. Ein Schleier der Traurigkeit umfasste sie, als sie daran dachte, was wohl geschehen wäre, wenn sie gestern nicht hier aufgetaucht wäre...hätte er sich...nein.

„Ich hätte das nicht sagen sollen. Nein, ich wollte dich nicht damit belasten Granger."

„Mich belasten? Dass tust du nicht. Malfoy ist weiß, dass wir keine Freunde sind und es vermutlich nie sein werden, aber ich bin hier. Also falls du darüber reden willst, dann..."

„Danke Granger, wirklich. Nur brauche ich gerade kein Mitglied, alles, was ich gerade brauchte, ist hier zu sein in...Gesellschaft ".

Hermine nickte langsam, ihre Augen erfüllt von Mitgefühl und Entschlossenheit. Es war keine einfache Geste des Zustimmens, sondern ein stilles Versprechen, das sie ihm gab. Ein Versprechen, dass sie dasein würde, egal ob sie sich nun mochten oder nicht. Das war im Moment nebensächlich.

~*~

Nach einer kurzen Stille, in der sie über Dracos Worte nachdachte, begann Hermine langsam zu sprechen. Ihre Stimme war ruhig, aber mit einem Hauch von Traurigkeit gefärbt.

„Der Krieg hat uns allen so viel abverlangt. Es war eine Zeit voller Verluste, Schmerz und Unsicherheit. Ich kann mir nicht einmal vorstellen, wie schwer es für dich gewesen sein muss, besonders mit allem, was in deiner Familie vorgefallen ist."

Sie hielt einen Moment inne, bevor sie fortfuhr.

„Aber du hast es geschafft, das durchzustehen. Wir alle haben es geschafft. Und auch wenn es schwer war, müssen wir uns daran erinnern, dass der Krieg vorbei ist."

„Es war meine Schuld- weißt du. Das alles, der Krieg ist verdammt nochmal meine Schuld. Hätte ich das Verschwindekabinett nicht repariert, wären die Todesser nie nach Hogwarts vorgedrungen. Nichts von all dem wäre passiert Granger...ich".

„Du kannst dir nicht für etwas die Schuld geben Malfoy, dass nicht in deiner Hand lang. Das alles hat schon viel früher angefangen. Bevor wir geboren wurden. Nur leider mussten wir es zu Ende bringen."

„Ihr drei habt das getan. Ich bin davongerannt. Anstatt an eurer Seite zu kämpfen, habe ich mich der falschen angeschlossen", antwortet er.

„Ich verurteile dich nicht dafür Malfoy. Das habe ich nie. Wir waren alle nicht viel älter als siebzehn. Noch Kinder. Denkst du Harry, Ron und ich haben alles richtig gemacht?"

„Bestimmt nicht nein". Er schnaubte verächtlich, als er über Harry und Ron weitersprach. „Potter und Weaslebee, die beiden tollkühnen Helden", spottete er. „Sie sind reingestolpert, haben alles durcheinandergebracht und sind trotzdem am Ende als die Großen gefeiert worden."

„Sind wir das nicht alle? Wir sind alle in dieses Geschehen hineingestolpert, jeder auf seine eigene Weise. Und wir alle haben dazu beigetragen, dass wir am Ende hier stehen, inmitten von Herausforderungen und Triumphen, die uns geprägt haben."

Draco nickte bloß betreten, ehe er neben sich deutete und Hermine sich zu ihm auf die Dachkante setze.

„Weißt du Malfoy", fing sie nach einer Weile des Stillschweigens an, „Jeder hatte einen eigenen Kampf zu verrichten. Sei es nun auf dem Schlachtfeld oder im Inneren. Beides ist genauso bedeutungsvoll."

„Okay Granger, lass uns das Thema wechseln. Auf Dauer kannst du ziemlich nervig sein", erwiderte er dann plötzlich wieder mit einem Grinsen auf den Lippen.

„Wow und das kommt ausgerechnet von dir. Schön ich werde versuchen weniger zu nerven, wenn du dafür mehr lachst", schlug sie vor.

„Abgemacht".

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