Kapitel 6
Lisas POV
„Liebe Lisa, meine Cinderella,
Nichts, was ich sagen oder schreiben könnte, kann gut machen, was ich dir zugemutet habe. Das weiß ich heute. Das weiß ich, weil Ryder und auch Hunter es mir klar gemacht haben. Ryder mit Worten, Hunter mit Taten. Zu sehen, wie er dich küsst war kaum zu ertragen.
Was bin ich für ein Idiot?
Wie konnte ich auch nur eine Sekunde annehmen, dass ich dich vergessen könnte.
Das ich über dich hinweg kommen könnte?
Du bist alles, was ich jemals wollte.
Als ich dich das erste Mal gesehen habe, wusste ich es.
Kannst du dich an den Abend erinnern? Ich bin grad erst mit meinen Eltern aus Hamburg zurückgekommen und Patrick war mein erster Freund in der Schule. Wir haben uns alle bei ihm getroffen und als du ins Wohnzimmer gekommen bist, wusste ich es. Du bist es!
Du bist die Eine!
Die Eine, die fortan meine Gedanken bestimmen würde.
Die Eine, der mein Herz gehören würde.
Die Eine, für die ich ans Ende der Welt und durchs Feuer gehen würde.
Jahre später bestimmst du meine Gedanken,
gehört dir mein Herz,
bin ich bis ans Ende der Welt
und durchs Höllenfeuer gegangen.
Und trotzdem bist du nicht an meiner Seite, weil ich es verbockt habe. Ich habe alles in den Sand gesetzt, weil ich Angst vor mir selbst hatte. Vor der Zeit, die wir uns nicht gesehen haben.
Ich bitte dich um diesen einen Abend um dir zu zeigen, dass ich genau der bin, in den du dich damals verliebt hast. Ich bin immer noch der gleiche Philipp. Ein paar Jahre älter, ein paar unschöne Erlebnisse später, aber immer noch derselbe.
In Liebe
Philipp"
Ich lasse den Brief sinken und wische mir mit dem Unterarm die Tränen weg. Hat dieser Kerl auch nur im Ansatz eine Ahnung, was er mir mit seinen Briefen antut? Wie sehr mich seine Worte berühren? Wie sollte ich etwas anderes tun als auf mein Herz zu hören, wenn er mir seines so präsentiert? Aber wo ist er?
Ich blicke mich um und höre mit einem Mal ein Surren hinter mir. Was ist das? Eine Drohne? Ja, eine Drohen schwebt über mir, dreht einen Kreis um mich herum und schwebt dann an mir vorbei. Ich sehe ihr nach, wie sie in Richtung der Bäume hinter dem Teich, See, was auch immer, fliegt. Vorbei an den Kerzen und ich folge ihr. Sie wird mich zu Philipp bringen, dass ist mir klar. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, aber es ist ein gutes Gefühl.
Kaum bin ich bei der Drohne angekommen, fliegt sie weiter. Ich kann einen Weg erkennen, ein Trampelpfad auf der Wiese, auf der ich laufe. Vor mir, direkt unter der Drohne, gehen plötzlich kleine Lichter an und weisen mir den Weg. Als ich weiter gehen und die ersten Bäume erreiche, fliegt die Drohne davon und immer mehr Lichter gehen an und beleuchten den Weg durch die Bäume.
Nach wenigen Metern komme ich auf eine zweite Lichtung und traue meinen Augen kaum. Dort steht eine riesige Leinwand, davor auf dem Boden unzählige Kissen und mittendrin... Philipp. Die einzige Lichtquelle ist der Mond.
Philipp, in Jeans und T-Shirt, mit nackten Füße und wirren Haaren. Er blickt zu Boden und ich kann meinen Blick nicht abwenden. Er sieht so traurig aus, so unsicher. Als er mich bemerkt, habt er den Kopf und in seinem Blick liegt unfassbar viel Liebe. Langsam gehe ich auf ihn zu, vor dem Kissenlager streife ich meine Schuhe ab und stelle mich vor ihn.
Philipps POV
Ob sie wirklich kommt?
Was mache ich, wenn sie nicht kommt?
Was mache ich, wenn sie kommt?
Meine Gedanken spielen in meinem Kopf verrückt. Ich weiß ja, dass sie kommt, das sie auf dem Weg ist.
Ally hat sie an den Teich gebracht und ihr meinen Brief gegeben.
Alec hat die Drohne gestartet und ich konnte das Surren bis hierher hören. Mittlerweile ist die Drohne nicht mehr da und somit ist Lisa auf dem Weg hierher, zu mir. Gibt sie mir die Chance, mich zu erklären? Zu Entschuldigen?
Ich kann fühlen, dass sie da ist, hebe meinen Blick und sehe, wie Lisa auf mich zu kommt. Sie hat geweint, dass kann ich auch auf diese Entfernung erkennen. Sofort meldet sich mein schlechtes Gewissen, ständig bringe ich sie zum Weinen. Langsam kommt Lisa auf mich zu und streift ihre Schuhe von den Füßen und schon steht sie vor mir und ich kann ihren Geruch in mich aufnehmen. Am liebsten würde ich meine Nase in ihren Haaren vergraben und soviel Cinderella-Duft einatmen, wie nur irgendwie möglich.
Cinderella! Ok, jetzt sollte ich was sagen.
„Cinderella" sage ich leise.
„Philipp" kommt es ebenso leise von ihr.
„Ich hatte Angst, dass du nicht kommen würdest" gestehe ich, weil ich es einfach sagen muss.
Sie lächelt.
„Ich möchte dir gerne alles erklären und mit dir über alles reden" wage ich mich mutig einen Schritt vor.
„Und deswegen sieht es hier so aus?" fragt sie und macht eine ausladende Handbewegung.
„Oh, ähm, nein, nicht ganz" stottere ich.
Lisa fängt an zu lachen und legt ihren Kopf in den Nacken. Ich brauche ein paar Sekunden, bevor ich es verstehe.
„Oh, ich hab gedacht, du kannst dir aussuchen, ob wir erst reden oder erst den Film gucken. Oder nur eins von beidem heute machen" sage ich und fühle mich total unsicher. Mache ich es grad richtig oder ist es total daneben?
„Du hast es nicht vergessen" stellt sie fest und sieht mir in die Augen.
„Natürlich nicht, wie könnte ich?" antworte ich ihr.
„Ok" sagt sie leise und setzt sich auf die Kissen, „ich hoffe, es ist der richtige Film".
„Cinderella von 2015 mit der einzigartigen Lily James in der Titelrolle. Alles andere ist Pillepalle, hat mir jemand mal gesagt" antworte ich und setze mich neben sie.
„Danke" sagt Lisa und lächelt mich an.
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