Eine Geschichte ohne Namen (Teil 4)

Flora wurde von Sisko in den Konferenzraum geführt und begann die neue Konferenz mit einer ausführlichen Begrüßung. Nach diesem Redeschwall begann sie ihr Anliegen zu erläutern.

„Ich möchte mich zunächst einmal im Namen von ganz Kroptan für das Fehlverhalten der Kommandantin der Spesa Noves entschuldigen. Ich hoffe dies wird unsere zukünftige Zusammenarbeit nicht überschatten... Aber gleichzeitig habe ich zu diesem Punkt eine Bitte an Sie: Die Tanara bittet Sie Mirka der kroptanischen Gerichtsbarkeit zu überführen. Es mag zwar sein, dass sie diese Tat im Territorium der Föderation auf einem romulanischen Schiff an einem Romulaner begangen hat. Allerdings wurde Mirka nach kroptanischem Rechtsverständnis geschult und deswegen sieht die Tanara das so, dass somit auch Kroptan und seine Regierung für die Überwachung der Funktion dieses Rechtsverständnisses zuständig ist."

Der Romulaner hatte sich aufmerksam angehört, was Flora zu sagen hatte. Nun erhob er sich mit einer unerschütterlichen Ruhe.

„Mit anderen Worten: Sie versuchen die für Mirka bestmögliche Variante zu erreichen. Wenn ich Sie so ansehe kommt mir nur ein Wort in den Sinn um dieses Vorhaben zu bezeichnen: Vetternwirtschaft. Sie nehmen sie in Schutz und das nicht nur, weil sie zu ihrem Volk gehört, sondern auch, weil Sie mit ihr ganz offensichtlich verwandt sind."

Er sah Sisko und den Klingonen an „Ich nehme mal ganz stark an dass meine Kollegen dass auch schon bemerkt haben. Ich bitte Sie alle auch dabei zu beachten, dass Mirka einen hochangesehenen und für uns sehr bedeutsamen Mann wahrscheinlich auf Dauer dienstunfähig gemacht hat. Und das in einer kaltblütigen Vorgehensweise, die wir bis zu diesem Zeitpunkt nicht verstehen. Die beiden Zeugen haben angegeben, dass er wie aus dem Nichts gegen die Wand geschleudert wurde. Allen Anschein nach haben die Kroptaner eine Fähigkeit oder eine Technologie zu verbergen. Sie sind also wenig vertrauenswürdig und äußerst aggressiv. Ich bin im Augenblick auch gar nicht mal so sicher ob die Arrestzelle, in der sich Mirka befindet ein ausreichender Schutz gegen sie ist."

Er blickte noch einmal alle an und setzte sich wieder. Für einen Augenblick herrschte Stille im Konferenzraum. Sisko und Flora schienen beide nachzudenken.

***

Ilia wollte nicht bei der Konferenz dabei sein. Stattdessen machte sie sich auf den Weg in Odos Büro.

Odo war gerade mit einem Stapel Schreibarbeit beschäftigt, als sie an seinen Schreibtisch trat. Er blickte kurz auf und wandte sich wieder seiner Arbeit zu während er mit ihr sprach.

„Kann ich was für Sie tun?"

„Ja. Ich würde gerne Mirka besuchen."

„In Ordnung, aber ich glaube nicht, dass sie sonderlich gesprächig ist."

Er führte Ilia zu Mirkas Arrestzelle.

„Da wären wir."

„Gut, aber ich möchte zu ihr hinein!"

„In diesem Fall muss ich sicherstellen, dass sie nichts dabei haben was Mirka nicht erhalten soll."

Sie dachte einen Augenblick nach. Schließlich sagte sie „Gut." und zog ihre komplette Uniform aus. „Wollen Sie auch nachsehen, ob sich vielleicht etwas in meinen Kiemen befindet oder so?"

„Soll das eine Respektlosigkeit sein?"

„Keinesfalls. Aber so ist es doch am besten sichergestellt, dass ich nichts bei mir habe." Sie sah an sich herab. „Habe ich denn etwas an mir, das ich verbergen müßte?"

„Ich denke nicht. Aber bedenken Sie dass diese Zellen überwacht werden. Rufen Sie mich, wenn Sie wieder raus wollen."

Er ließ sie in die Zelle und ging dann zurück in sein Büro.

***

Mirka freute sich ihre Intima zu sehen. Der erste vernünftige Besuch den sie bisher erhalten hat. Und endlich die Möglichkeit zu erfahren, was ihre Familia und der Rest der Welt so machen.

Als Begrüßung fiel ihr nichts besseres ein, als sie zu umarmen und zu küssen.

Ilia antwortete ihr zunächst mit einem kleinen Lächeln. Dann sagte sie. „Wir konnten über das Kollektiv keinen Kontakt zu dir aufnehmen. Bist du verletzt?"

„Nun, der eine Romulaner schlug direkt in meine Birha, aber es tut schon längst nicht mehr weh. Mach dir keine Sorgen um mich. Wie geht es dir und den anderen?"

„Wir würden dich gerne wieder bei uns auf dem Schiff haben. Ich wusste gar nicht, dass deine Schwester so schrecklich ist. Sie bedient noch nicht einmal den Replikator selbst. Außerdem, was sollst sie besser machen als du?"

„Hat man schon entschieden, was mit mir passiert?"

„Nein, Flora befindet sich gerade in der Verhandlung. Eigentlich hat niemand das Recht dich zu bestrafen."

„Sicher ist es auf Kroptan mein Recht, meine Familia zu beschützen, aber ich weiß nicht ob die Terraner das verstehen."

„Sie werden dich als etwas minderwertiges betrachten, weil du einfach nur, wie jede vernünftige Kroptanerin, deinen Instinkten freien Lauf gelassen hast. Aber glaub mir, ganz egal was die Tanara auch befehlen mag steht wohl jeder auf der Spesa Noves voll hinter dir... bis auf Flora natürlich."

Mirka passte es weiterhin nicht, nichts tun zu können. Sie war jetzt auf die Hilfe ihrer beschützten Intima angewiesen, eigentlich sollte es andersherum sein. Sie beide setzten sich hin.

Ilia sah Mirka besorgt an. „Es muss schlimm für dich sein keinen Kontakt zum Kollektiv zu haben. Soll ich dir für eine Weile den Kontakt ermöglichen?"

Mirka nickte, entspannte sich und schloss die Augen. Ilia legte ihre Hand auf Mirkas Stirn.

Nun wusste Mirka endlich, wie es ihrer Familie ging. Sie wussten beide nicht genau, wieviel Zeit vergangen war, aber irgendwann stand Odo vorm Kraftfeld und bat Ilia, die Arrestzelle zu verlassen, sie sei lange genug mit Mirka zusammen gewesen.

Bevor Ilia ging sagte Mirka ihr noch, dass sie auf Flora acht geben soll und aus diesem Grund besser bei den nächsten Konferenzen dabei sein soll. Ilia versprach ihr, dass sie oder Paxus sie so bald wie möglich wieder besuchen werden.

***

Die Stille im Konferenzzimmer wurde durch den Romulaner unterbrochen.

„Ich denke, wenn die Kroptaner nichts zu verbergen haben sollten," sein Tonfall wies darauf hin, dass er daran nicht glaubte „dann sollte es Ihnen nichts ausmachen, der Föderation und ihren Alliierten Ihre gesamte Technologie, Ihre Anatomie, sowie den Standort Ihrer Heimat offen darzulegen."

Dieser Satz brachte Flora nur weiter ins Grübeln. Einerseits hatte sie die Aufgabe die Föderation und ihre Alliierten zur Mitarbeit zu bewegen, andererseits sollte sie es vermeiden Informationen über Kroptan preiszugeben. Für zweiteres kannte sie zwar keinen Grund, doch es war nun einmal der Befehl der Tanara, den sie zu befolgen hatte.

Die neuerliche Stille wurde diesmal durch den Klingonen unterbrochen.

„Allerdings müssten dann auch die Romulaner ihre Technologien offen darlegen, oder wollen sie behaupten, dass sie dies schon längst getan haben?"

***

Er hätte damit rechnen müssen, dass ihm dieser Einwand entgegengebracht wird. Dies hätte er allein schon aus dem Wesen der Romulaner schließen sollen.

Hinzu kommt die Tatsache, dass Romulaner und Klingonen sich nicht freundschaftlich gegenüber stehen.

Der Botschafter hat die Gelegenheit genutzt, gegen die Romulaner auszuteilen. Gut, dann wird es eben schwieriger, die Föderation auf unsere Seite zu bringen, aber nicht unmöglich. Bis dahin werde ich mich wohl damit begnügen müssen, meine Forderungen einzuschränken.

„Ich denke es wäre zumindestens sinnvoll, zu wissen, wie diese Kroptanerin unseren Botschafter an die Wand schleudern konnte. Somit könnten wir verhindern, dass sie weitere Menschen angreifen kann. Das läge im Interesse der Sicherheit der Station."

Flora holte tief Luft und sagte schließlich „In Ordnung, ich werde Ihnen sagen, wie sie Mirka unschädlich machen können. Die meisten Kroptaner beherrschen die Telekinese. Sie kann aber durch ein spezielles Gerät außer Kraft gesetzt werden. Vorher würde ich gerne überprüfen lassen, ob Mirkas Telekinese nicht ohnehin schon durch eine Verletzung außer Kraft gesetzt wurde, in diesem Fall wäre das Gerät unnötig."

„Sie haben sicher nichts dagegen, wenn sich Doktor Bashir Mirka und dieses Gerät ansieht?" Fragte Sisko.

„Ich habe Verständnis dafür, dass sie uns Kroptanerinnen misstrauen, deswegen muss ich Ihnen in diesem Punkt wohl freien Lauf lassen."

Sie unterbrachen die Konferenz, damit Flora die notwendigen Vorkehrungen treffen konnte und damit Bashir Zeit hatte Mirka und das Gerät zu untersuchen.

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