Part III - A Long Lost Friend
Written by Schocklat
Art by Schocklat
Co-Reading by julislifestyle
~◇~
~Am nächsten Tag, in einer kleinen Hütte~
>>Glaubt ihr, dass es eine gute Idee ist, mich heute wieder heimlich nach draußen zu schleichen?<<, fragte der kleine Blondschopf, die Maus und das Rotkehlchen, neben ihm, mit schrägen Blick, als er wieder mal vor dem länglichen Spiegel stand und sich das zu große Hemd zuknöpfte, wie schon am Tag zuvor.
Es war dumm und vielleicht ein wenig Lebensmüde, das, was er erneut vorhatte zu tun.
Diesmal ganz ohne die Gefahr des Verhungerns, als Ausrede auf seiner Seite, mit der sich womöglich noch hätte rausreden können.
Allerdings wollte er seine Freundin, hmm, dieses Wort hatte einen wahrlich schönen Klang, noch einmal sehen und diesmal würden die beiden ja auch nicht nur allein sein.
Er dachte zurück an die Kindern, die er damals immer beim spielen, vom Fenster aus, beobachtet hatte.
Ob sie wohl auch da sein würden?
Von einem Moment auf den nächsten, waren die möglichen Konsequenzen seines Handelns vergessen, als er den Mäusen und dem rötlichen Vogel "Auf Wiedersehen" sagte, seinen Hut aufsetzte und, so schnell ihn seine Füße trugen, aus dem Haus verschwand.
++
Mit schnellen Schritten glitten seine Füße über den steinigen Kiesweg.
Fast schon sprintend lief er weiter und weiter. Eine Abmachung, wann genau er sich mit Rumi treffen sollte, hatte er nicht, dafür hatte es am Tage zuvor einfach nicht mehr gereicht. Deshalb könnte es auch sein, dass Rumi schon längst am Dorfplatz auf ihn wartete und sich fragte, wo er wohl bliebe.
Falls dies der Wahrheit entsprechen sollte, wollte er sie natürlich nicht länger warten lassen.
Den letzten Teil des Weges, vorbei an den immer dichter stehenden Häusern, rannte er.
Das immer präsenter werdende Stechen in seiner Seite dabei, so gut es ging, ignorierend. Seine Gedanken hatte er nur darauf fokussiert, so schnell wie möglich, am vereinbarten Treffpunkt anzukommen.
Er bemerkte dadurch gar nicht wirklich, wie sich, um ihn herum, immer mehr Häuser zu dem kleinen Dorf und zu dessen Mitte formten.
Er war seinem Ziel näher, als er vermutete, was er aber im rennen gar nicht zu bemerken schien. Dies tat er erst wenige Sekunden später.
Sein Blick von der strahlenden Sonne geblendet, wäre er fast schon an seinem eigentlichen Ziel vorbei gelaufen, wäre da nicht ein gewisser jemand gewesen, der sich, mit einem freudigen Hüpfer, geradezu auf ihn schmiss.
Er quietschte, als er zu Boden gerissen wurde und ein Körper ihm die Luft aus den Lungen quetschte.
Schock erfüllte ihn und ein ziehender Schmerzes jagte seinen Rücken und seine empfindlichen Flügel hoch. Benommen schaffte er es gerade noch seinen Hut festzuhalten, bevor dieser von seinem Kopf gefallen wäre. Kurz sprangen schwarze Punkte vor seinem inneren Augen hin und her, bis er wieder fühlte, wie Luft durch seine Lunge strömte.
Das erste, was er sah, war weißes Haar und sofort war der Schock in ihm verflogen und durch ein breites Grinsen ersetzt.
>>Da bist du ja endlich! Dachte schon, du hättest mich vergessen und kommst gar nicht mehr.<<, sprach Rumi, wobei sie sich aufrichtete und nun auf seinem Bauch saß.
>>E-Es tut mir leid. Ich wusste nicht, wann ich losgehen sollte. Wartest du denn schon sehr lang?<<
>>Ach Quatsch, wir sind auch gerade erst angekommen. Wahrscheinlich war ich selbst ein bisschen zu voreilig.<<
Sie erhob sich und zog ihn mit einem Ruck auf seine Beine. Dabei benutzte sie so viel Kraft, wie jemand in ihrem Alter nur haben konnte, sodass er gleich wieder umgekippt wäre, hätte Rumi nicht direkt vor ihm gestanden.
>>Warte, "wir"?<<
Er hatte es schon fast wieder vergessen, als er mit vorsichtigem Blick über Rumis Schulter lugte. Sofort schoss ihm die Röte ins Gesicht und das Gras unter seinen Füßen wurde doch gleich viel interessanter, als der Anblick vor ihm.
Nicht weit entfernt von ihnen standen zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen, die alles von Rumis kleiner Aktion neugierig beobachtet zu haben schienen.
Das Mädchen schien sich ihr Lachen nicht verkneifen zu können, auch wenn es nicht mal wirklich den Anschein danach machte, dass sie es auch wirklich zu versuchen schien. Der Junge neben ihr war dagegen das andere Extrem. Mit seinen gelben, beinahe goldenen, Augen sah er ihn nicht mal an, sondern blickte nur emotionslos in der Gegend umher.
>>Also Hawksi-lein...<<, begann Rumi und packte ihn am Handgelenk, um ihn ohne große Mühen hinter sich herzuziehen.
>>Darf ich vorstellen, das sind meine Freunde. Emi Fukuado, aber wir nennen sie meistens nur "Joke". Warum wirst du noch selber herausfinden.<<, erklärte Rumi und zeigte auf das Mädchen, wobei sie den letzteren Teil eher diskret in sein Ohr flüsterte.
>>Und das da...<<, sie deutete auf den desinteressiert wirkenden Jungen, >>...ist Kai Chisaki. Er ist heute ein wenig launisch, aber sonst völlig in Ordnung.<<
>>Hey! Das kommt nur davon, dass ich, im Gegensatz zu dir, nicht freiwillig hier bin.<<, erwiderte der Junge empört, doch Rumi zog nur skeptisch eine Braue hoch.
>>Ach wirklich? Ich dachte, ich hätte dich heute morgen noch sagen hören, wie gerne du doch von deinem seltsamen experimentier Zeug eine Pause nehmen würdest...<<
Der Junge wirkte daraufhin ein wenig verlegen, doch ließ es sich nicht nehmen, ein paar Widerworte abzugeben.
>>Wenn diese Worte jemals meinen Mund verlassen haben sollen, dann können Schweine von heute an fliegen! Und es sind keine seltsamen Experimete, sondern Forschungsarbeiten darüber, wie wir Menschen uns voneinander unterscheiden!<<
>>Also, hab ich doch Recht damit gehabt, dass du irgendwann ein böser Wissenschaftler werden willst, der mit Meschen experimentiert, wie aus den ganzen Märchen!<<
Diese Aussage ließ den Jungen einmal erschöpft seufzen und die goldenen Augen verdrehen.
>>Das sind Zauberer und keine Wissenschaftler. Und nein, ich will bestimmt keines von beiden werden!<<
Mit einem Schlucken betrachte Keigo das Hin und Her der beiden und wusste dabei nicht recht wohin mit sich selbst.
Sollte er sie davon abhalten, sich weiter zu streiten oder doch nur stumm zusehen, wie sie sich weiter austobten? Bei beiden Optionen war er sich nicht sicher, ob das Produkt daraus ein gutes wäre.
Seinen gebannten Blick auf die zwei Streithäne gerichtet, bemerkte er gar nicht, wie sich ihm jemand näherte.
>>Nah, du siehst ja ganz schön blass aus. Du bist ja fast weißer, als Rumis Haar und bei ihr dachte ich schon, dass sie sich für die Farbe jeden Tag Mehl über den Kopf schüttet. Mach dir keine Sorgen, um die beiden, die machen das öfters. Die sind, wie ein Schwein und ein Krake, zusammen ein Spektakel! Hahah, na gecheckt?<<, scherzte das Mädchen, das "Joke" genant wurde und redete dabei in einer Tour, ohne Punkt und Komma.
Wie eine Heuschrecke bei Gefahr, zuckte er zusammen, unwissend, was er zu dem Gewirr an Worten sagen oder antworten sollte. Perplex öffnete er seinen Mund und schloss ihn wieder, wie ein Fisch an Land.
Er schaffte es nicht, eine passende Antwort herauszubringen, so überrascht war er. Zu seinem Glück musste er das auch gar nicht mehr.
>>Leute, wir haben jetzt schon 4 Minuten und 36 Sekunden mit sinnlosem Kram verschwendet. Was ist denn mit unserem spaßigen Tag geworden?<<, erklang Rumis Stimme, mit einem Hauch von Ärger darin.
>>Tsk, und was genau gedenkst du bitte, den lieben langen Tag, mit uns unternehmen zu wollen?<<, fragte Kai mit hochgezogener Braue, während er die Arme vor der Brust verschränkte.
Auf seine Frage hin, wechselten die beiden Mädchen der Gruppe einen schnellen Seitenblick und nickten dann synchron.
Irritiert fragte Keigo sich, was sie wohl vorhalten, die Verwirrung ihm dabei buchstäblich ins Gesicht geschrieben, was Rumi direkt zu bemerken schien. In einer aufmunternden Geste wollte sie ihm auf den Rücken klopfen, was bei Keigo sämtliche Alarmglocken leuten ließ.
Mit einem hastigen Satz sprang er aus ihrer Reichweite und drehte seinen Rücken sicherheitshalber von ihr weg. Seine Augen hatte er weit aufgerissen und war bereit, sich gegen eine weitere Aktion dieser Art zu verteidigen.
>>Hey, hey, Hawks! Beruhige dich mal, du Vogel. Es ist doch alles in Ordnung, kein Grund gleich so in Aufruhr zu geraten.<<, versuchte sie ihn zu besänftigen, doch noch immer waren seine Schutzreflexe prägnanter.
>>Nicht jeder mag es eben ungefragt angefasst zu werden, du Hitzkopf. Vorallem von jemandem, die es nicht mal schafft, ihre eigene Stärke zu kontrollieren.<<
Seine Worte waren schroff und schienen ihr tatsächlich eine Grenze zu zeigen.
>>Entschuldigung...<<, murmelte sie leise und lugte verlegen zu Boden.
Keigo entspannte sich wieder und atmete erleichtert aus.
"Diesmal ist es noch gut gegangen. Wer weiß, ob es das nächstes Mal auch noch so sein wird?", flüsterte eine Stimme in seinem Unterbewusstsein, doch er ignorierte sie einfach und schenkte dem ganzen keine Aufmerksamkeit mehr.
Gerade, als er sich wieder auf die Personen vor ihm konzentrieren wollte, stieg ihm plötzlich ein bekannter Duft in die Nase.
Es war fast schon surreal, wie dieses Aroma seinen Geist und Körper beflügelte. Wie eine geborgene Umarmung, von der er nicht mal wusste, dass er sie gebraucht hatte, doch nun war es das einzige, an das er denken konnte.
Es störte ihn nicht, wieso sollte es auch, wenn er sich jedesmal so geborgen fühlte bei erneuten Aufeinandertreffen mit diesem Duft. Ausgelöst von den schönsten Blumen, die seine Augen je erblickt hatten und jemals würden.
Diesmal wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als er bemerkt, dass sich ihre kleine Truppe immer weiter vom Dorfplatz entfernte.
Joke zog ihn dabei unsanft am Handgelenk hinter ihr her, wie er erst jetzt bemerkte. Weiter voran in das Ungewisse.
Was Rumi wohl mit ihnen vorhatte?
Einmal sah er noch zurück.
Im Schatten einer der Häuser sah er eine Gestalt mit Hut und Anzug, die ihn an den älteren Mann, vom vorherige Tag, erinnerte und ihm geheimnisvoll zu lächelte.
Als er blinzelte und erneut an diese Stelle sah, war die Gestalt jedoch wieder verschwunden.
Keigo zuckte nur mit den Schultern und dachte nicht weiter darüber nach.
Er wollte heute Spaß haben und davon könnte ihn nichts abbringen.
++
Nicht nicht weit vom Dorf entfernt, lag ein kleiner Wald.
Keigo sah ihn zum ersten Mal. Er lag auf der anderen Seite des Dorfes, weshalb dies auch kein Wunder war.
Mit großen Augen bestaunte er die, bis zum Himmel reichenden Bäume, nun zumindest wirkte es von seiner Position aus so, von Stamm, bis zu den Baumkronen, welche sich elegant miteinander verflochten. Nur durch wenige Stellen schlich sich die Sonne hindurch und der Rest war in sanfte Schatten getaucht.
Es wirkte, wie ein Dach, welches die Bewohner vor jeglichen Gefahren schützen konnte.
>>Wow...<<, entfloh es ihm unbewusst.
>>Ja, ich finde es auch jedesmal wieder faszinierend hier.<<, murmelte Kai, der, wie, die anderen auch, neben ihm zu einem Halt gekommen war und sich umsah.
>>Man kann hier gut für einige Stunden Ruhe finden, wenn man lesen oder einfach nur einen Moment die Stille genießen möchte.<<
>>Da muss ich dich leider enttäuschen. Wir sind heute für keines von beiden hier.<<, kicherte Rumi hinter ihnen und Kai seufzte genervt, auch wenn der Blonde ihm ansah, dass es mehr aus Enttäuschung heraus war.
>>Da fällt mir ein Rumi, du hast mir vorhin nicht auf meine Frage geantwortet. Was genau haben du und die andere Durchgeknallte nun so übertolles geplant?<<
Eine von Kais Augenbrauen wanderte misstrauisch nach oben, als Joke und Rumi wieder synchron miteinander, um die Wette, grinsten.
>>Wer hat Angst vorm schwarzen Mann!<<
>>Das ist jetzt nicht euer Ernst?<<
>>Doch, das ist es, mein lieber Kai.<<, trällerte Rumi unschuldig.
Der Braunhaarige legte die Stirn in Falten und sah die beiden Mädchen aus zusammengekniffenen Augen an, wie ein Kater, dem man auf den Schwanz getreten war.
>>Ihr habt mich ernsthaft heute morgen aus meinem Haus und hier in den Wald geschleppt, nur, um mit uns ein altes Kinderspiel zu spielen? Wie alt seit ihr? Fünf?!<<, knurrte er die zwei regelrecht an, während Keigo wieder einmal daneben stand und nicht vor und zurück mit sich wusste.
>>"Wer hat Angst vorm schwarzen Mann"...Was ist das?<<, murmelte er eingeschüchtert, weil er wirklich keine Ahnung hatte, von was die anderen sprachen.
In den wenigen Büchern, die er besaß, stand nichts von so einem Spiel.
>>Waaass?<<, schrien die beiden Mädchen ihm, in je eines, seiner Ohren.
>>Du kennst dieses Spiel nicht? Wo hast du denn vorher gelebt? Hinter dem Mond?<<
"Nein, aber in einer heruntergekommenen Hütte, mit nur einem Fenster, zusammen mit meinem Vater, der mich, als persönliche Magd, benutzt.", dachte der Blonde, doch wagte es nicht, diese Worte laut auszusprechen.
Für einen Moment herrschte betroffene Stille, bevor man ihm einmal brüderlich auf die Schulter klopfte.
>>Ist doch kein Problem. Dann bringen wir drei hübschen es ihm eben bei, ist doch nichts dabei. Hehe, das hat sich gereimt.<<, kicherte Emi und im Hintergrund hörte man Kai seufzen.
++
Es vergingen Stunden, in den die vier Kinder zusammen im Wald spielten und die Sonne dabei ihre endlosen Kreise über dem Horizont drehte.
Sie alle hatten Spaß, sogar Kai. Er würde dies zwar niemals laut zugeben, doch sie wussten es so oder so.
Hechelnd und nach Luft ringend, aber mit einem Lächeln im Gesicht, lagen sie alle unter einem Baum und streckten ihre müden Glieder. Nach der langen Zeit, in der sie einander hin und her gejagt hatten, waren sie sich alle einig, dass eine kleine Pause, eine gute Sache wäre.
>>Habt ihr eigentlich schon das neuste Gerücht gehört?<<, fragte Kai nach einiger Zeit des Schweigens.
>>Nö, keinen Plan, was du meinst. Schieß los!<<, antwortete Emi und drehte sich neugierig zu ihm, gefolgt von Rumi, die es ihr gleich tat.
Nur Keigo blieb mit geschlossenen Augen auf seinem Bauch liegen und lauschte.
>>In einer Stadt, nicht weit von hier entfernt, soll man eine Person aus dem Meer gefischt haben.<<, begann er zu erzählen, doch wurde schon von Rumi unterbrochen.
>>Hää, aber es ist doch nichts Ungewöhnliches, eine, auf See über Bort gegangene Jungfrau in Nöten, oder so nen Scheiß, aus dem Meer zu ziehen?<<
>>Fall mir nicht ins Wort!<<, stöhnte der Braunhaarige genervt auf, bevor er weitersprach.
>>Also, erstens war es keine ,,Jungfrau in Nöten", sondern ein junger Mann und zweitens war dieses Geschehen alles andere, als gewöhnlich.<<
>>Mmmhh?<<
>>Es heißt, der Mann wurde nicht einfach von Seeleuten erspäht und gerettet. Nein, er wurde in einem Fischernetz gefunden, als die Fischer ihren Fang auf Deck bringen wollten. Berichten zufolge, soll er einen Fischschwanz, Kiemen und seltsame Tattoos, die an Herzen erinnerten, am Körper besessen haben.<<
Kai hielt kurz inne, aber zu seinem überraschen antwortete ihm niemand, weshalb er fort fuhr.
>>So stand es heute morgen in der Zeitung meines Großvaters. Darin hieß es auch, dass sie ihn wohl in die Stadt gebracht haben. Weiteres war nicht bekannt.<<
Eine bedrückende Stille legte sich über die Kinder, nachdem das letzte Wort Kais Mund verlassen hatte.
"Warum sagt den keiner was dazu?", fragte sich Keigo, dem eine seltsame Kälte den Rücken hinauf kletterte, wie Spinnen in ihrem Netz.
Es war ihm nicht wohl dabei und er wollte, dass dieses Gefühl wieder verschwand.
>>Wollen wir weiter spielen? Immerhin haben wir nicht ewig Zeit, bis es dunkel wird.<<
Rumi war die erste, welche wieder das Wort ergriff, ohne dabei auf das von Kai gesagte einzugehen.
>>Ja, da hast du Recht.<<, stimmte Emi ihr bei und erhob sich, während sie nach Kais Arm griff und ihn mit sich zog.
Rumi tat es ihnen gleich. Nur Keigo blieb noch mit einem mulmigen Gefühl im Magen liegen.
>>Hey, kommst du, Hawks? Wir wollen noch weiter spielen.<<
Sie hielt Keigo ihre ausgestreckte Hand entgegen, doch er zögerte kurz.
>>Was...<<, er schluckte und versuchte die richtigen Worte zu finden.
>>Was würdet ihr tun, wenn es jemanden, wie diesen Mann aus Kais Erzählung, in unserem Dorf gebe?<<, er sah Rumi, während des sprechens, direkt an.
>>Warum denkst du so viel darüber nach? Du glaubst doch nicht wirklich an diese Märchengeschichten, die diese alten Leute einem auftischen wollen, oder?<<
Er konnte es nicht genau deuten, aber er sah, wie sich etwas in ihren, sonst so lebensfrohen Augen, veränderte.
Sie wurden dunkler.
>>Ach bitte, Hawks. Das kann doch nun nicht dein Ernst sein, oder?<<
Ihr Blick wandte sich von ihm ab und sie lachte. Lachte ihn aus.
>>Jeder hier, sogar Emi, weiß, dass solche Märchen nicht der Wahrheit entsprechen. Meerjungfrauen, Zauberer, sprechende Tiere und weiß Gott noch was. Alles das ist nicht real, sondern einfach nur der Fantasy von völlig verrückten Menschen entsprungen. Genau wie das, von dem Kai uns gerade erzählt hat.<<
Ihr Blick wanderte zurück zu ihm und etwas hartes lag in ihren Zügen.
>>Das ist dir doch bewusst, oder Hawks?<<
Er war sich nicht sicher, wie er darauf reagieren sollte. Seine goldenen Seelenspiegel wanderten zwischen roten Augen und einer erwartenden Hand hin und her.
Es war also alles nur ein Märchen, ja?
Waren die Flügel auf seinem Rücken, die unwohl unter seinem Hemd feststeckten, die Hörner auf seinem Kopf und seine reine Existenz denn auch einfach nur erfunden?
Nein das war es nicht! Er atmete, besaß ein schlagendes Herz in seiner Brust und lebte.
Nur weil die Wesen aus Märchen Eigenschaften und Kräfte besaßen, die andere nicht hatten, hieß das noch lange nicht, dass das alles nur Spinnereien waren!
Würde er den anderen das sagen und ihnen die Beweise zeigen, dann würden sie ihm auch glauben.
Vielleicht...vielleicht würden sie ihn ja so akzeptieren, wie er war...
>>Ja...ja, das ist mir bewusst.<<
Noch war es jedoch zu früh dafür.
Dafür kannte er diese Kinder noch nicht lange genug, auch wenn er sie, nach den wenigen Stunden, schon ins Herz geschlossen hatte.
Mit einem Ruck verhalf ihm Rumi auf die Beine und das typische Strahlen kehrte in ihre Augen zurück, was auch Keigo fröhlich lächeln ließ.
~Zur selben Zeit an einem anderen Ort, nur wenige Kilometer entfernt vom Dorf~
Klick, Klack, Klick
Man konnte es bereits aus der Ferne vernehmen.
Klick, Klack
Ein Geräusch, welches sich seinen Weg immer weiter auf dem kleinen Feldweg voran wagte.
Klack
Ausgelöst, durch das stetige Drehen vierer Räder, die ihre Runden, zur Fortbewegung einer kleinen, von zwei Pferden gezogenen, Kutsche nutzten.
Das Getrappel der beiden Tiere war unverkennbar, während sie die Kutsche immer weiter in Richtung Ziel transportierten und dabei nicht eine einzige Pause einlegten.
Der Junge Mann, der "das große Glück" erworben hatte, diesen Job erledigen zu dürfen, gähnte ausgiebig und fuhr sich mit der freien Hand durch sein fluffiges, hellblaues Haar, welches wie Watte von seinem Kopf abstand.
Er wollte nicht hier sein. Dieser Job war ihm persönlich viel zu ruhig und langweilig, aber was sollte man schon machen, wenn die Bezahlung am Ende stimmte? Auch wenn die Auftraggeber entweder hochnäsige Arschlöcher waren oder so aussahen, als hätten sie drei Tage nur Regen erlebt.
Genau das letztere traf in dieser Situation zu und er warf einen schnellen Seitenblick zu seinem aktuellen Kunden, welcher ihn aus dem kleinen, runden Fenster der Kutsche heraus anstarrte.
Der Kerl erinnerte ihn ein wenig an einen seiner besten Freunde, nur mit dem Unterschied, dass man mit diesem immerhin noch reden konnte...jedenfalls manchmal.
Nichtmal ein: "Bitte" oder ein: "Könnten sie freundlicherweise ihre Zeit opfern, um mich nach Hause zu kutschieren?", hatte er bekommen. Bei der noch nicht alten Erinnerung, schmollte er, auch wenn es ihm allein bei der teuer aussehenden Kleidung, die der Kerl trug, nicht hätte wundern sollen.
Er wandte seinen Blick wieder auf den Weg vor sich. Es dämmerte schon leicht und es wurde allmählich kälter draußen.
Er fragte sich, ob es nicht besser gewesen wäre, dickere Kleidung mitzunehmen, als seine Augen, in der Ferne, etwas erspähten.
Ein erleichtertes Seufzen verließ ihn und er sank auf seinen Sitz zusammen.
>>Endlich...<<, murmelte er und sah erneut in die Ferne, auf das Antlitz einer Hütte, die vor einem Dorf zu liegen schien und schon etwas älter wirkte.
>>Habt ihr beiden hübschen das gehört? Nicht mehr lange und ihr seid wieder in einem warmen Stall. Bin mir sicher, dass Shota euch auch schon vermisst und es gar nicht mehr abwarten kann, euch wiederzusehen.<<, sprach er lächelnd zu den beiden Pferde und strich jedem von ihnen sanft durch das weiche, schwarze Fell.
Mit neu gewonnenem Ansporn und dem Ziel, endlich nach Hause zu dürfen, trieb er die Pferde an, noch etwas schneller zu laufen und die Kutsche ruckelte ein wenig stärker über den alten Kiesweg.
Aus dem Inneren konnte man ein erzürntes Fluchen vernehmen, was der Kutscher jedoch gekonnt ignorierte.
Sein Gefühl sagte ihm, dass sein Gast es nicht anders verdient hatte und wer war er schon, als das er gegen sein eigenes Bauchgefühl entscheiden würde?
So ließ er die Pferde noch etwas schneller laufen und betrachtete nebenbei den, sich orange färbenden, Himmel, während er dem Endziel seines Gastes immer näher kam.
+
Mit einem leisen Quietschen kam das Gefährt schließlich zum Halt, woraufhin der junge Kutscher vom Wagen sprang, um den Pferden ein paar Stücke Zucker und je einen halben Apfel zu geben, welchen sie sich redlich verdient und mehr, als nötig hatten.
>>Ja, ja, meine süßen. Ihr habt es für heute hinter euch und wir werden uns gleich eine wunderschöne Unterkunft für die Nacht suchen. Na wie klingt das?<<
Ein leichtes Schütteln und ein schwingender Schweif waren seine einzige Antwort, aber er deutete es einfach, als etwas positives.
Noch einmal fuhr er den Tieren durch die dichte, schwarze Mähne, bevor er sich zur Kutsche selbst wandte, in deren Innerem immer noch sein "wunderbarer" Gast saß.
Gerade wollte er seine Hand ausstrecken, um die Tür zu öffnen, als diese schon mit einem Knall aufgestoßen wurde. Er musste eilig aus dem Weg springen, um nicht getroffen zu werden und blinzelte perplex.
Zum Vorschein kam ein sichtlich erzürnter, reich bekleideter, blondhaariger Mann, welcher ihn mit seinem Blick durchlöcherte, wie ein Stück Käse.
>>Sagen sie, wie lange wollten sie mich bitte noch in diesem Ding warten lassen? Hätte ich nicht selbst gehandelt, dann hätten ich noch die ganze Nacht über hier drin sitzen müssen!<<, keifte er und besah den jüngeren angeekelt von Kopf bis Fuß, was ihn jedoch nur mit den Augen rollen ließ.
>>Ich glaube, jetzt übertreiben sie ein wenig, mein Herr.<<, sprach der Kutscher, mit aufgesetztem Lächeln, als der Mann aus der Kutsche stieg und ihm wortlos ein paar Goldmünzen in die Hand drückte.
>>Doch selbst wenn, können wir beide doch von Glück reden, dass sie bereits daheim sind.<<
>>Ich kann wohl eher von Glück reden, dass ich bei ihrem lausigen Fahrstil nicht noch an einem Herzinfarkt verendet bin, wie Ungeziefer am Wegesrand.<<, knurrte er und klopfte sich den aufgewirbelten Staub von seinem definierten Zylinder, bevor er ihn zurück auf sein Haupt setzte.
Jeder Schritt, den er auf sein Haus zu lief, wurde von den blauen Augen des Kutschers beobachtet, was ihn jedoch nicht sonderlich scherte.
Der Jüngere schüttelte nur den Kopf, bevor er sich mit einem Satz zurück auf den Fahrersitz der Kutsche schwang und noch beobachtete, wie der Mann im Haus verschwand und die Tür hinter sich zuknallte.
Er rümpfte nur die Nase und nahm die Zügel in seine Hände, bevor er die Pferde antrieb und ihnen verdeutlichte, weiter ins Dorf zu laufen, wobei er Gott anbetete, dass die Bewohner nicht genauso, wie der arrogante Blonde waren. Ein Großkotz, ohne jegliche Gefühle, wie eine Statue oder ein Baum.
Dies war das letzte, was ihm durch den Kopf ging, als er dem Sonnenuntergang weiter entgegen, in einen friedlichen Abend, zog und sich schon auf ein warmes Bett freute.
+
Er war mehr als nur empört!
Wer dachte dieser Kutscher eigentlich, wer er war?
Irgendein armer Bauer, der sich nicht mal die Butter auf dem täglichen Brot leisten konnte? Oder doch eher ein einfacher Angestellter mit einem mickrigen Gehalt und irgendeinem Hinterwältler, als Vorgesetzten? Das wäre ja noch schöner!
Mit mehr Kraft, als nötig, öffnete er die Tür, nur um sie dann, mit genau so viel Schwung, wieder zu zuschließen.
In seinen nicht vorhandenen Bart grummelnd, entledigte er sich seines Mantels und seines Zylinders.
Mit zwei Fingern rieb er sich über die angespannten Schläfen. Er war schon zu müde von der grausigen Fahrt, um sich jetzt noch über irgendetwas aufregen zu können.
Langsam ließ er seinen Kopf einmal von rechts nach links rollen, wobei ein leises Knacken und danach sein erschöpftes Seufzen zu hören war.
Ausgelaugt, so ließ sich sein Gemüt wohl am besten beschreiben.
Wenn doch nur seine Angestellten nicht so unfähig wären und auch mal anspruchsvollere Dinge, wie den neuen Arbeiter einzuweisen, alleine geregelt bekämen. Aber nein! Natürlich war das nicht der Fall.
Ein schweres Seufzen verließ seine Lippen. Fast schon von allein, bewegten sich seine Füße schleppend zu einem, der im Raum stehenden Stühle, in welchen er sich auch prompt fallen ließ.
Halb geschlossene Augen wanderten durch die menschenleere Küche. Alles war sauber und aufgeräumt, so viel konnte er schonmal sagen. Das Geschirr stand im Schrank und Spinnweben waren auch nirgends zu sehen.
Seine Pflicht, den Haushalt zu führen, hatte Keigo jedenfalls geleistet, stellte er zufrieden fest und lehnte sich weiter in dem Stuhl zurück.
Es hätten ihn nicht sonderlich wundern müssen. Immerhin tat der Junge immer genau das, was er von ihm verlangte, ohne jegliche Widerworte.
Der Knabe, wenn man ihn denn so nennen mochte, war gehorsam, auch wenn er es nie offen zugeben würde, vorallen nicht vor Keigo selbst, und besaß ein handwerkliches Können. Die Fähigkeiten des jüngeren ließen zwar noch viel Spielraum für Verbesserungen übrig, aber das, was dieser in seinem jungen Alter bereits zustande brachte, machte ihn schon ein wenig stolz auf den Jungen.
Es gab da nur etwas...eine Sache. Eine einzige Sache an Keigo, die ihn davon abhielt, ihn offen, als seinen Sohn zu bezeichnen.
Keigo war anderes. Und das nicht nur in einem Sinne.
Es war die Art von anders, bei der es einem kalt den Rücken hinunter lief.
Er trug diese zwei Hörner auf seinem Kopf oder die roten Flügel auf seinem Rücken, als wäre es das normalste der Welt.
Für ihn selbst, einen einfachen Hutmacher und Ladenbesitzer, war es das nicht!
Das galt auch bestimmt für jeden anderen normalen Menschen auf diesem Planeten, dachte er schweigend.
Es war nicht nur sein Äußeres, welches ihn beunruhigte. Nein, da war noch etwas anderes.
Kälte kroch seine Glieder empor, als er an schlaflose Nächte dachte, in denen er Keigo in seinem Zimmer Gespräche führen gehört hatte. Das erste Mal war er noch aufgestanden, um nachzusehen, was vor sich ging. Er hatte lautlos durch den Türspalt gelinst, um zu erfahren, mit wem oder in dem Fall eher was, sich der Junge unterhielt.
Es waren einseitige Worte, nur gerichtet an...
Allein bei dem Gedanken wurde ihm übel. Wie dieser Teufel eines Sohnes ganz normal in seinem Bett gesessen und mit den, schon halb verwesenden, Tier Kadavern gesprochen hatte, als wären sie seine Freunde.
Oder sein Blick! Wie er Stunden lang am Fenster sitzen konnte, ohne einen Muskel zu bewegen, geschweigedenn zu blinzeln.
Das alles war allein die Schuld dieser Frau!
Dieser miesen, lügenden, hinterlistigen, abgrundtief bösen, zum verlieben bildhübschen Frau! Die einzige Frau, die es geschafft hatte, ihn mit ihrer Sanftheit, um ihre zarten Finger zu wickeln. Nur, um ihn am Ende das Herz heraus zu reißen.
Unbewusst krallten sich seine Finger in seiner Hose fest. Erst, als er seine Nägel in seine empfindliche Haut bohren und rote Halbmonde hinterlassen spürte, kam er wieder zu Sinnen und fühlte sich, als hätte ihm jemand einen Schlag in den Magen versetzt.
>>Ich sollte aufhören, über all diesen Mist nachzudenken.<<, murrte er, denn allein das löste bohrende Kopfschmerzen bei ihm aus.
Aus der Vergangenheit gerissen, wollte er sich lieber auf das Hier und Jetzt konzentrieren und zumindest noch etwas sinnvolles machen, bevor er sich schlafen legte.
Ja, das war eine wahrlich bessere Idee.
>>Keigo!<<, rief er nach dem Knaben, wie er es sonst auch immer tat, wenn er etwas von ihm verlangte und seine Anwesenheit forderte.
Der jüngere würde schon innerhalb weniger Sekunden vor ihm stehen, wie es sich für ihn gehörte. Dieses Mal würde es nicht anders sein. Wieso sollte es auch?
Er sollte sich in seinen Gedanken irren.
Wartend schwankte sein Blick zwischen der Kellertür und der Treppe, des oberen Geschosses, hin und her. Er wartete und wartete.
>>Keigo!<<, rief er erneut, aber es geschah nichts.
Keine Zimmertür, die hektisch aufgerissen wurde und keine Füße, die über die alten Holzdielen eilten.
Rein gar nichts.
Unbehagen wollte schon in ihm aufkommen, aber er unterband es so schnell, wie das Gefühls aufflackerte und brachte sich dazu, Ruhe zu bewahren.
>>Vermutlich schläft er schon. Ja, genau das muss es sein.<<, murrte er und ging einen Schritt, nach dem nächsten, die Treppe hinauf.
Immerhin war es schon spät. Die Sonne war schon fast vollständig untergegangen und zu dieser Zeit war doch schon jedes Kind müde, oder nicht?
Oben, auf dem kleinen Flur, brannte kein Licht. Man konnte kaum die eigene Hand vor Augen sehen, was den alten Hutmacher veranlasste, die Öllampen an den Wänden zu entzünden, welche die Dunkelheit durch ein mildes orange ersetzten.
Seine Augen wanderten umher. Nichts schien außer Ordnung zu sein. Alles war, wie immer.
Irgendwas jedoch ließ Unbehagen in ihm aufkeimen, aber er wusste nicht genau was, als er einen Blick in sein Gemach warf und dort ebenfalls nichts verdächtiges vorfand.
Seine Beine trugen ihn hastig weiter und er blieb schließlich vor der Tür zu Keigos Zimmer stehen.
Er zögerte kurz, aber warum? Wegen des dummen Bauchgefühls, das ihm sagte, dass etwas nicht stimmte, auch wenn alles, wie üblich wirkte? Das gleiche Gefühl, welches ihm schon einmal zu etwas veranlasst hatte, das mit seinem gebrochenem Herz geendet hatte?
>>Nein, ich lass mich nicht mehr davon beeinflussen.<<, knurrte er und drückte mit einem Knarren die Klicke nach unten.
Seine Augen streiften durch das Zimmer. Sein Atem stockte und seine Hand krallte sich krampfhaft in den Stoff seiner guten Hose.
Leer.
Das Zimmer des kleinen Teufels war leer. Die Bettdecke unordentlich von der Matratze hängend, die Schubladen der Kommode noch halb offen und ein paar der Sachen, die er sonst immer trug, auf den kalten Holzdielen liegend. Von ihm selbst jedoch war keine Spur zu sehen.
Ruhig.
Er musste ruhig bleiben. Sicher war Keigo nur in ihrem Arbeitszimmer und hatte seine Stimme, von dort unten aus, nicht gehört oder war ganz einfach bei der Arbeit eingeschlafen.
Mit zusammengekniffenen Augen und in Falten gelegter Stirn sog er scharf Luft ein und ging noch schneller, als zuvor, den Flur und die Treppe nach unten. Er machte keinen Halt, als er die zweite Treppe hinab stieg und mit einem Ruck die Kellertür aufriss.
>>Keigo! Wehe dir, du bist nicht- <<, er verstummte, bevor er den Satz zu Ende gesprochen hatte.
Stille.
Im Licht, der noch immer angezündeten Öllampen konnte man es nur allzu gut erkennen. Zwischen den vielen neuen und alten Hüten, den Stoffen und deren vielen Resten war...
Nichts.
Nichts, außer einer weiteren Maus, die in einer Fallen ihr Ende gefunden hatte. Sonst gab es in dem Raum nur tiefste Stille und einen alten Hutmacher, der kurz davor war, seine Beherrschung, Nerven und Geist zu verlieren, weil es nur dieser eine Ort war, an dem sein Balg noch hätte sein können. Außer...
Draußen.
Im Freien, wo Menschen ihn sehen können. Er hätte es wissen müssen, dass Keigo bei der erst besten Gelegenheit, sich seinen innigsten Wunsch zu erfüllen, diese auch ergreifen würde.
Wut strömte durch seine Adern, wie Gift und verteilte sich krampfhaft immer stärker in seinem Körper, Geist und Seele, bis er nur noch rot sah. Ein Klirren und Scheppern zerriss die Stille, als der Blonde die alte Öllampe mit seiner Faust von der Wand schlug und nicht einmal zusammenzuckte, als das spitze Glas seine Hand aufschlitzte.
>>Ich wusste es! Ich hätte diese dreckige Missgeburt loswerden sollen, als ich die Chance dazu hatte! Aber nein, ich musste ja unbedingt den letzten Willen von dieser...dieser tückischen, nichtsnutzigen Hure erfüllen!<<, knurrte er und schlug mit seiner Faust erneut gegen die Wand, woraufhin ein Knacken ertönte.
Tief sog er Luft zwischen seinen Zähnen ein und presste seine Augen zusammen, als er versuchte seine wilden Gedanken zu ordnen.
>>Ich habe wirklich angefangen daran zu glauben, dass du besser, als sie, als deine Mutter, wärst, Keigo. Aber anscheinend hab ich mich mal wieder geirrt. Ihr beide seit euch ähnlicher, als du denkst. Ihr beide liebt es wohl, Menschen zu hintergehen und sie zu verletzen, wie die Monster, die ihr beide nunmal seit. Aber warte nur ab Keigo, deine Sünde wird ein großes Nachspiel mit sich bringen!<<
Mit diesen letzten Worten verschwand er aus dem Keller, aus seinem Haus.
Nur ein einziges Ziel vor Augen, als er mit schnellen Schritten den Kiesweg entlang zum Dorf lief.
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