Part II - The Tale Of The Winged Hatter
Written by Schocklat
Art by Schocklat
Co-Reading by julislifestyle
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Die Erinnerungen an sein damaliges Leben waren, wie ein Nebel, der sich durch sein Gedächtnis zog.
Das hieß aber nicht, dass sie nicht weniger da oder präsent waren. Sie waren immerhin das, was ihn zu der Person gemacht hatte, zu der er nun eben mal geworden war. Dass die meisten ihn vermutlich als, Psychopaten, Monster oder sogar Unmensch betiteln würden, interessierte ihn dabei nicht.
Warum sollte es auch, wenn er das nun eben nicht war? Menschlich. Wohl besser gesagt, bis zu einem bestimmten Grad nicht. Jedenfalls nicht mehr...
Es überrascht ihn, dass er sich gerade jetzt an seine Vergangenheit erinnerte, wo doch gerade alles so perfekt erschien.
Mit einem tiefen Seufzer schloss er seine Augen, dessen Farbe so manchen an flüssiges Gold erinnerte und füllte seine Lungen mit der Luft, in der sich ein starker Rosenduft befand, der seine Sinne benebelte und ihn ganz schummrig werden ließ. Wie eine unsichtbare Mauer, die alles und jeden, der sich in ihrem kleinen, magischen Reich befand, umgab und nicht mehr loszulassen schien.
Sie umgab ihn so fest, dass es ihm schon manchmal die Luft zum atmen raubte. Wie eine Schlinge, die man um seinen Hals gelegt und fest zugezogen hatte.
Er öffnete seine Augen wieder und ein Lächeln schlich sich auf seine Miene, als er seinen Liebling, "Bunny", wie er ihn so gern betitelte, dabei beobachtete, wie er mit der aschblonden Frau neben sich ein Gespräch zu führen schien und dabei glücklicher, denn je wirkte.
Dass die bildhübsche Frau, deren Haut wie gemalt aussah, seinem schwarzhaarigen Gegenüber, mit dem dazu passenden Puschelschwänzchen, nicht einmal antwortete und es auch niemals würde, blieb dabei außen vor.
Immerhin gehörte es sich doch, als guter Gastgeber, dass man sich mit seinen Gästen unterhielt, oder etwa nicht?
>>Ist alles gut bei dir, Keigo?<<, fragte Toya spontan, der den starrenden und leicht abwesenden Blick seines geliebten Hutmachers bemerkt hatte. Passend zu seiner Reaktion, ließ er seine Ohren leicht besorgt hängen.
>>Mach dir keine Sorgen, Bunny.<<, sprach der Blonde mit einem Lächeln und beugte sich ein Stück vor, um Toya durch sein schwarzes Haar zu streichen, bevor er fort fuhr.
>>Ich war nur kurz in Gedanken versunken. Mach also ruhig weiter und hab Spaß, ja? Du willst doch unsere werten Gäste nicht warten lassen, oder?<<
Der andere nickte daraufhin nur eifrig und wand sich mit Freude grinsend wieder ihren Gästen zu, wobei er der Frau noch mehr Tee, in die bereits beängstigend volle Tasse goss, die niemand bisher angerührt hatte, sodass die Flüssigkeit sich leicht über den Rand des Porzellans wölbte und auf die schneeweiße Tischdecke schwappte. Es erinnerte ihn fast schon an Hasenspuren im frisch gefallenen Schnee, als die Decke sich langsam mit dem dunklen Getränk vollsaugte.
Keigo lehnte sich weiter in seinem Stuhl zurück und rückte, von der Sonne geblendet, seinen Hut, einen Zylinder, den er vor Ewigkeiten eigenständig hergestellt hatte, ein Stück zurecht.
Ja, sein Leben war doch wahrlich ein schönes, musste er mit einem Lächeln feststellen, als er weiter die Teegesellschaft seines Geliebten und das Glänzen in seinen tief blauen Augen begutachtete.
Mit diesem Gedanken kam jedoch bereits ein neuer und ohne es kontrollieren zu können, tauchte er wieder in eine längst vergangene Zeit ein.
Eine Zeit, in welcher er erfahren hatte, dass doch jedes Exemplar, dieser einen Gattung von Lebewesen, von Grund auf gleich war. Das wohl bekannteste und leider wohl präsenteste Wesen von allen.
Der Mensch.
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Er fror, wie schon in vielen Nächten zuvor.
Auch wenn sein kleines, karges Zimmer, welches nur ein Bett und eine kleine Komode zu bieten hatte, kein Fenster oder Löcher in der Decke besaß, so tat er es trotzdem.
Mit leicht zittrigen Gliedern zog er seine Beine näher an seinen Körper und legte seine roten Flügel, soweit er konnte, beschützend um sich, wie ein Kokon aus weichen roten Federn.
Sein "Zuhause", das aus einer älteren Hütte mir vier Zimmern und einen Keller bestand, war nicht gerade das, was er sich unter einem Zuhause vorstellte.
Es war nicht geborgen oder warm, sowie es in den wenigen Märchenbüchern stand, die er besaß.
Er verstand nicht, warum er nie die Welt da draußen erblicken, durfte. Der Grund, wurde ihm nie genannt, wenn er eine Antwort erbittete. So gern, wollte er einmal in seinem Leben, nur ein einziges Mal, das Haus verlassen, die warme Sonne auf seiner bleichen Haut spüren und jemand neues kennenlernen. Vielleicht mal jemanden, in seinem Alter, der genauso war, wie er.
Wer weiß, vielleicht gab es da draußen ja wirklich jemanden, der auch so schöne Flügel, wie die seinen, besaß und dann könnten sie zusammen das Fliegen lernen...
Bei dem Gedanken schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht, welches aber schon nach kurzer Zeit wieder verschwand.
>>Ich darf das Haus doch sowieso nicht verlassen.<<, murmelte er seufzend und fuhr sich durch das blonde Haar und über seine, in diesem versteckten, roten Hörnchen.
Es war nicht so, dass er nicht schon mal darüber nachgedacht hatte, heimlich hinaus zu gehen. Das tat er schon so lange, wie er sich zurück erinnern konnte. Jedesmal wenn er vor der einzigen Tür stand, die ihn zur Freiheit bringen könnte, kreisten seine Gedanken nur darum, doch...er konnte es nicht.
Die Tür war abgeschlossen. Immer!
Das einzige Exemplar eines Schlüssels, von dessen Existenz er wusste, trug sein Vater immer bei sich. Er durfte ja nicht einmal in das Zimmer seines Vaters! Aus Gründen, die ihm vorenthalten blieben, wie so vieles in seinem Leben.
Das einzige, was er durfte, war seinem Vater bei der Arbeit, als Gehilfe zu dienen, für ihn zu Kochen oder das Haus zu putzen, wie ein Sklave oder ganz persönliches Hausmädchen.
>>Weil du nicht gut genug für die Welt da draußen bist!<<, hatte sein Vater ihm immer gesagt, wenn er wieder einmal nach dem gleichen "Wieso?" gefragt hatte, bevor dieser sich wieder an seine Arbeit gemacht hatte und ihn darauf hin ignorierte.
Immerhin bekam er eine Antwort.
Auf die Frage, wer oder wie seine Mutter so gewesen war, bekam er die nämlich nie. Er hatte seine Mutter nie kennengelernt und Bilder oder etwas dergleichen besaßen sie in ihrer kleinen Hütte nur wenige. Alle waren sie nur von Landschaften oder Tieren, weshalb er immer wieder sein Glück bei seinem Vater versuchte, doch immer wieder enttäuscht wurde.
Nur einmal glaubte er eine leise Antwort gehört zu haben.
>>Sie war genauso ein Monster wie du...<<
Aber das war sicher nur wieder seine Einbildung gewesen, die ihm einen Streich spielte...
Dennoch fragte er sich jedes Mal, nach der immer gleichen Enttäuschung, was genau es doch war, das nicht mit ihm stimmte. Ob es nicht normal war, dass auf seinem Kopf Hörner und auf seinem Rücken seine stolzen Flügel wuchsen? Sein Vater und die wenigen Menschen, die manchmal an ihrer Hütte vorbei, zum nicht weit entfernten Dorf liefen, besaßen sie nicht.
Welchen Grund sollte es schon sonst geben, dass er im Haus eingesperrt wurde, wie ein Tier in einem Käfig?
Weil er eben das nicht war.
Normal.
Aber wie wollte man dieses Wort überhaupt definieren?
Richtige Freunde besaß er auch nicht. Das, was er hatte, waren tote Ratten und Mäuse, die manchmal in eine, der im Keller liegenden Fallen tappten und dort verendeten. Er brachte sie manchmal mit zu sich aufs Zimmer und redete mit ihnen, wenn er sich, mal wieder, einsam und isoliert fühlte und jemanden zum zuhören brauchte. Einfach irgendjemanden...
Mit einem starken Zucken, fuhr er zusammen, als die donnernde Stimme seines Vaters in sein Gehör drang, die zu ihm hinauf rief und ihn aus seinen Vorstellungen riss.
Mit so einer Eile, als würde er von wilden Bestien verfolgt, sprang er hoch und rasste die Treppe nach unten, in die Küche, wo sich die einzige Tür nach draußen befand.
Sein Vater war mit Mantel und Zylinder bekleidet und dabei sich die feinen Lederschuhe zu binden, als der kleine Junge den Raum betrat.
Er würdigte seinen Sohn nicht mal eines Blickes, als er begann mit ihm zu reden.
>>Ich muss auf eine Geschäftsreise. Anscheinend gab es in einem meiner Läden Probleme.<<
Der jüngere nickte verstehend und wartete auf die nächsten Worte.
>>Bis ich wieder hier bin, passt du auf das Haus auf und arbeitest weiter an deinen Fähigkeiten, als Hutmacher. Währenddessen hältst du dich, egal was passiert, unter allen Umständen, fern von meinem Zimmer! Hast du verstanden, Keigo?<<
>>Ja, ich habe verstanden, Vater.<<, sprach er mit leiser Stimme und sah herab auf seine nackten Füße, um dem strengen Blick des älteren, der ihm jedesmal einen Schauer über den Rücken jagte, auszuweichen.
>>Wann bist du wieder- <<, wollte er noch fragen, doch ehe er zu Ende reden konnte, hatte sein Vater schon die Tür geöffnet, hinter sich zugeknallt, von außen abgeschlossen, und war so schnell, als würde jemand ihn jagen, verschwunden.
Nicht mal ein: ''Mach's gut!'' oder ein: ''Pass auf dich auf!'', bekam er zu hören.
Für einen kurzen Moment konnte Keigo die frische Luft von draußen auf seinem Gesicht spüren. Sie fühlte sich kühl an und brachte einen Duft mit sich, von dem er nicht genau deuten konnte, zu was er gehörte. Wie auch, wo er diese fremde Welt, aus allen bunten Farben, die man sich nur vorstellen konnte, noch nie selbst gesehen oder gar erlebt hatte? Es ließ die Federn seiner Flügel glücklich Zucken und in ihm breitete sich ein inneres Gefühl der Freude aus. Es war so, als ob er sein Leben lang nur darauf gewartete hatte, diesen besonderen Duft wahrnehmen zu dürfen, damit er sich daraufhin in seinen Verstand grub wie ein Maulwurf.
Das helle Gewieher eines Pferdes, riss ihn aus seiner Trance und sofort verschwanden der betörende Duft und das warme, innere Gefühl, als hätten sie nie existiert.
Mit schnellen Schritten wandte er sich von der Tür ab und kletterte auf einen der Holzstühle in der Küche, um aus dem Fenster heraus zu beobachten, wie sein Vater in eine Kutsche stieg und einige Momente später davon fuhr.
>>Dann bin ich jetzt wohl wirklich allein...<<, kam es als Flüstern über seine Lippen.
Er lehnte sich an den glatten Rahmen des Fensters und sah zum blauen Himmel empor, als ein Vogelschwarm entlang des Horizonts flog. Wehmütig betrachtete der Kleine die Tiere, bis sie schließlich von dannen gezogen waren.
>>Wenn ich doch auch nur so frei sein könnte...<<
Bei seinen eigenen Gedanken, schüttelte er nur irritiert den Kopf.
>>Hör auf, dir solche Sachen zu wünschen! Es wird Zeit, dass ich mich an die Arbeit mache.<<, wies er sich selbst zurecht und sprang dann in einem Satz von dem Stuhl herunter.
Mit langsamen Schritten lief er hinunter in ihre Werkstatt, falsch, die Werkstatt seines Vaters, wie dieser immer wieder selbst beteuerte, und versuchte nebenbei das wehmütige Gefühl in seinem Bauch zu ignorieren.
+++
Eine Woche war seither vergangen.
Seit sein Vater ihn zurückgelassen und sich für, wer weiß wie lange, auf eine Geschäftsreise begeben hatte. Ein, für ihn, wohl unwichtiges Detail, hatte er jedoch vergessen, welches für Keigo dafür umso bedeutender war.
So richtig wurde dem Blonden dies auch ernst einige Tage nach der Abreise seines Vaters bewusst, als sein Magen langsam aber sicher zu knurren begann, wie eine Raubkatze auf Diät.
Mit bitterem Ausdruck betrachtete er die, so gut, wie leeren Schränke, ihrer Küche, in denen sich schon Staub gelagert hatte und einzelne Spinnen beschlossen, ihr neues Heim zu errichten.
>>Ich hab so einen Hunger...<<, murrte er, mehr verzweifelt, als zornig, vor sich hin und abermals machte sich sein Magen bemerkbar, als er eine einzige Brotscheibe hervorholte und danach, mit einem Knall, den Schrank schloss.
Innerlich fragte er sich, ob es nicht der Plan seines Vaters gewesen war, ihn alle die Jahre, als Hausmädchen zu benutzen und ihm alles, was er brauchte, um ein anständiger Hutmacher zu werden, zu erlernen, nur damit der gleiche Mann ihn am Ende elendig verhungern ließ.
Es würde keinen Sinn ergeben.
Der Grund, warum auch er selbst an dieser Theorie zweifelte und lieber weiter an seinem trockenen Stück Brot knabberte, während er mal wieder sehnsüchtig aus dem Fenster blickte, war, dass es schlicht ergreifend keinen Sinn ergab. All die Arbeit für nichts. Nicht einmal sein Vater wäre so blöd, ihn all die Jahre großzuziehen, nur um ihn dann verhungern zu lassen...
Eine Weile saß er noch dort am Fenster und sah aus der Ferne ein paar Kindern beim spielen zu. Fröhlich lachten sie miteinander und hatten gemeinsam Spaß, während er vollkommen allein war.
Es fühlte sich an, als würde sich etwas um seine Brust schlingen und kräftig zupacken, bis sein Herz und Körper aufschrien vor Schmerz.
>>Ob ich wohl nach draußen könnte, um mit ihnen zu spielen?<<, schwirrte die eine Frage immer wieder und wieder durch seinen Kopf.
Immerhin könn-, nein, müsste er sogar nach dort draußen gehen, wenn er hier drinnen nichts mehr zu Essen fände.
Er seufzte nur und schüttelte den Kopf, wodurch ihm sein blondes Haar ins Gesicht fiel.
Er war nicht, wie die anderen Kinder und gehörte nicht dorthin. Seine Aufgabe war es, sich brav von den Freuden dort draußen abzuwenden und mit seinen Pflichten im Haushalt zu beginnen.
+
Es war zwei Tage später, als er nicht einmal mehr Brot im Haus fand.
Es war der Moment, in dem er wusste, dass er etwas unternehmen musste, wenn er nicht den Hunger Tod sterben wollte.
Unsicher wanderte sein Blick von der Haustür zur Kellertür. Es blieb eigentlich keine andere Wahl...
Außer natürlich, wenn er anstelle dessen vorzog, zu versuchen die Stoffreste, der bisher angefertigten Hüte zu essen, doch das wäre definitiv weniger gut für seinen Magen oder seinen Geschmack.
>>Gott, was soll ich nur machen? Gib mir doch bitte ein Zeichen, wenn du mich hören kannst.<<, flüsterte er, in sich zusammen gesunken, auf dem Küchenboden, während er seinen Kopf auf seine Knie legte.
Seine Arme hatte er dabei um seine Beine geschlungen und kam sich selbst, wie ein verschrecktes Tier vor. Sein Magen knurrte erneut und forderte, wieder einmal, gefüllt zu werden.
Es tat weh.
Seinen Lippen entfloh ein leises Wimmern und er krümte sich nur noch weiter zusammen. Es fühlt sich an, als wolle sich sein Magen schon daran machen, sich selbst zu verspeisen. Glasig wurde es vor seiner Sicht, als er seine Beine noch näher an seinen Körper zog und bettete von Gott oder irgendjemandem erhört zu werden.
Es war genau in diesem Moment, in welchem er einen lauten Knall von draußen hörte.
Hektisch sprang er auf und kletterte auf einen der Stühle. Sein Gesicht presste er dicht gegen die Fensterscheibe, um besser sehen zu können, was in der Welt, die so fremd für ihn erschien, vor sich ging.
Goldene Augen wanderten hinunter, nur um einen Vogel zu erblicken, der wohl gegen die durchsichtige Scheibe geflogen sein musste und nun bewegungslos im Gras lag. Sein Kopf war in einem seltsamen Winkel gedreht und von einer Stelle, sickerte dunkles Blut in das grüne Graß und färbte es rot.
Eine Weile betrachte er das leblose Tier, bevor sich ein breites Grinsen auf sein Gesicht stahl, welches von einem Ohr zum anderen ragte.
>>Also, wenn das kein Zeichen war, dann weiß ich auch nicht...<<, rief er aus und interessierte sich dabei kein bisschen dafür, ob er mit sich selbst redete.
Er war noch nie so fröhlich durch das leere Haus gestürmt, wie zu diesem Zeitpunkt. Wild flatterte er mit den roten Flügeln, während er hoch in sein Zimmer eilte und sich sein bestes Paar Hosen überstreifte.
Er war solange fröhlich, bis ihn die Erkenntnis in einem Schlag traf.
Er könnte nicht nach draußen gehen, wenn er die Tür nicht auf bekäme. Sein Vater hatte sie, wie immer, abgeschlossen.
Doch, warte, was wenn...
Goldene Augen wanderten langsam zur Tür, hinaus aus dem Flur, weiter zur Tür des einzigen Zimers dieser Hütte, welches er noch nie von innen gesehen hatte.
Das jedenfalls bis zu diesem Tage.
Mit vorsichtigen Schritten ging er zu der alten Holztür und besah sie von oben bis unten. Mit Bedacht legte er erst einen und dann alle Finger auf die goldene Klinke.
>>Bitte lass meinen Vater geglaubt haben, dass Worte allein reichen, um mich fern zu halten.<<, betete der Kleine in sich hinein, als er die Klinke schließlich herunter drückte.
Mit einem leisen Quietschen ging sie auf und Keigos Flügel zuckten freudig hinter ihm.
Das Zimmer seines Vaters unterschied sich nicht wirklich von seinem, was ihn und seine Vorstellungskraft schon ein wenig enttäuschte. Er hatte etwas mehr erwartet, wenn sein Vater schon so ein großes Geheimnis daraus machte...
Seine Aufmerksamkeit viel zu Beginn auf den breiten Holzschrank. Wenn es schon auf den ersten Blick nichts wichtigeres zu sehen gab, musste es doch bestimmt etwas interessantes in diesem Möbelstück geben. Er musste also unbedingt nachsehen, was sich in ihm befand, abgesehen von den wohl typischen Dingen, wie Unterwäsche. Seine Theorie wurde nur wenige Augenblicke später bestätigt, als er durch die verschiedenen Fächer stöberte. Mal schob er etwas zur Seite oder hob etwas an, aber dahinter verbarg sich auch nichts.
Zumindest nichts außergewöhnliches oder besonderes, aus seiner Sicht.
Das dachte er jedenfalls, bis er auf ein Fach voller eintöniger Socken stieß. Erst wollte er es, wie die anderen, wieder schließen, entschloss sich aber aus Gründen, die er selber nicht kannte, dagegen.
Er besah das Fach von vorn bis hinten. Nichts außer Socken.
Mit Vorsicht ließ er seine Hand zwischen die einzelnen Paare fahren, bis er das dunkle Holz unter seinen Fingern spürte. Weiter tasteten sich seine Finger voran, bis sie auf etwas ungewöhnliches stießen. Mit zusammengezogenen Brauen holte er das hervor, was er so eben erfühlt hatte und machte beinahe einen Freuden Hüpfer, als er realisierte, was genau er dort in seinen Händen hielt.
Einen Schlüssel, der genau so aussah, wie das Exemplar für die Haustür.
Er hätte nicht glücklicher sein können, als er in Windeseile zurück in sein Zimmer huschte, natürlich erst, nachdem er die Schranktüren wieder ordentlich geschlossen hatte.
+
Mit Vorsicht faltete er seine Flügel auf seinem Rücken zusammen und zog sich ein viel zu großes Hemd über, welches er ebenfalls noch aus dem Schrank seines Vater geklaut hatte und das ihm bis zu den Knien reichte.
Immer noch grinsend, betrachte er sich in einem der wenigen Spiegel. Sein Blick glitt zu seinen Hörnern und er begann noch breiter zu grinsen, als er neben sich griff.
In seinen Händen hielt er einen braunen Zylinder mit goldenen, schnörkeligen Verzierungen. Der beste Hut, den er in seinem bisherigen Leben erschaffen hatte. Bisher hatte es nie einen besonderen Grund, ihn auf sein Haupt zu setzten, gegeben, aber nun hatte er ihn. Den einen besonderen Grund.
>>Ich glaube, so kann ich los. Oder was meinst du, Susi?<<, fragte er eine der Mäuse, welche in einer Ecke seines Zimmers lag und ihn gekonnt ignorierte.
>>Ja, ich glaube so sollte es gehen.<<, gab er sich selbst die Antwort.
Mit Hoffnung in den goldenen Augen, ging er hinunter, schnappte sich einen Beutel für die Einkäufe und ein paar Goldmünzen, die er einmal in ihrem Keller gefunden hatte. Sein Vater hatte sie wohl einfach fallen gelassen und dann dort vergessen.
Er hatte zwar noch nie selbst eingekauft, aber hatte genug Bücher gelesen, in denen Leute genau das gemacht hatten. Das ganze sollte dann doch für ihn kein Problem darstellen...
Mit so viel Vorsicht, als wäre er aus Glass, steckte der Blonde den Schlüssel in das Loch und drehte.
Klick, das Schloss öffnete sich.
Er wollte gerade zu dem goldenen Türknauf greifen, doch er zögerte kurz.
War das wirklich eine gute Idee? Es gab sicher einen Grund, warum Vater ihn nie heraus gelassen hatte. Vielleicht war er auch noch nicht bereit, für die Welt dort draußen? Was wenn-, Nein! Er durfte jetzt nicht an sich zweifeln!
Mit leichten Druck schlug er sich gegen die Wange, um wieder klarer zu werden.
>>Stell dich nicht so an Keigo! Immerhin hast du ein Zeichen bekommen und wenn du länger hier bleibst verhungerst du!<<
Mit neuem Feuer in den Augen packte er den Türgriff und öffnete zum ersten mal in seinem Leben, ein Portal in eine Welt, von der er dachte, dass er sie nie betreten würde.
Draußen.
Er fühlte sich zum ersten Mal wirklich frei. Als der Wind ihm durch seine blonden Strähnen sauste und er den Kiesweg unter seinen Füßen spüren konnte, fühlte er sich frei.
Er spürte richtig, wie bei diesen Erkenntnissen das Adrenalin durch seine Adern floss. Er fühlte sich fast schon wie ein neuer Mensch, als er auf und ab sprang und sich im Kreis drehte. Er würde gerne noch so viel mehr erfahren und erkunden, aber erstmal musste er sein eigentliches Ziel erledigen...
Er kam, immer noch strahlend, wie die Sonne selbst, zum Halt und sah zu dem kleinen Rotkelchen, sein Zeichen Gottes, welches immer noch in ihrem Vorgarten lag. Mit vorsichtigen Schritten trat er näher und er musste leise Kichern, als das Gras unter seinen Füßen ihn kitzelte.
Mit Bedacht hob er das durchaus hübsche Tier hoch und betrachtete es erneut bedenklich.
>>Ich glaube ich nenne dich Aurora. Ja, ich glaube der Name passt gut zu dir.<<, beschloss er und legte den Vogel einfach in seinen Beutel.
>>Dann bin ich wenigstens nicht so allein.<<, summte er fröhlich und machte sich auch schon auf seinen Weg ins Dorf.
+
Das innere des Dorfes war noch besser, als er es sich hätte denken können.
Er war dem Weg weiter gefolgt, um zu sehen, wohin er ihn führte. Enden tat er im Zentrum der vielen Häuser, die in der Mitte eine Art runden Platz bildeten.
Überall waren Menschen. Viele unterhielten sich und trugen teuer wirkende Kleidung, von welcher er nicht mal wusste, wie manche von den Kleidungsstücken überhaupt hießen. Manche hatten sogar Stände aufgebaut an denen sie Käse, Obst und noch viele weitere Lebensmittel verkauften.
Es sah alles so bunt und farbenfroh aus, dass er gar nicht wusste, was er sich zuerst ansehen sollte und dann war da noch dieser Duft, der seine Nasenflügel verzückte.
>>Hey, wer bist? Ich hab dich hier noch nie gesehen. Bist du neu hier?<<, fragte plötzlich eine Stimme dicht neben seinem Ohr.
Wie eine verängstigte Maus zuckte er zusammen und verfluchte sich selbst dafür, so verdammt schreckhaft zu sein. Er wandte seinem Kopf, nur um Bekanntschaft mit einem roten Paar Augen zu machen, die ihn fragend mit ihrem Blick durchbohrten.
>>Äh...Hi?<<, kam es leicht eingeschüchtert über seine Lippen.
Vor ihm stand ein Mädchen, mit weißen Haaren und dunkler Haut. Sie war in eine braune Latzhose und ein blaues Hemd gekleidet und schien in seinem Alter zu sein, auch wenn zu erwähnen war, dass sie dafür ziemlich kräftig aussah.
>>Dir auch Hi. Mein Name ist Rumi und wer bist du jetzt?<<, fragte sie weit grinsend und strecke ihm ihre Hand entgegen.
>>Mein Name i-ist K- <<
Er zögerte kurz. Es wäre nicht besonders vorteilhaft, ihr seinen echten Namen zu verraten. Wenn er sicher gehen wollte, dass sein Vater nie von dem hier erfuhr, musste er so viele Indizien davon verschleiern, wie nur möglich und eines von diesen Indizien war nunmal sein Name.
Immer noch leicht verlegen, nahm er Rumis Hand und grinste zurück.
>>Mein Name ist Hawks.<<
>>Uhh, cooler Name! Klingt exotisch, aber nun sag schon, woher kommst du?<<
>>Ich bin gerade...gerade erst mit meiner Familie hergezogen. Ich konnte mir nur leider nie den O-Ortsnamen unseres ehemaligen Zuhauses merken, tut mir Leid.<<
Keigo hätte nie gedacht, dass es so leicht war, anderen Menschen Lügen aufzutischen, die diese, ohne sie zu hinterfragen, einfach glaubten. Dieses Mädchen bewies ihm aber gerade, dass es möglich war. Sie nickte nämlich nur verstehend, bevor sie ihn weiter mit Fragen bombardierte. Allein davon konnte er feststellen, dass sie ein sehr neugieriger Mensch war, vielleicht auch ein wenig über selbstbewusst, aber er kam nicht drum herum, sie trotzdem irgendwie zu mögen.
Sie half ihm sogar, nachdem ihr sein Beutel aufgefallen war und er daraufhin, mit einigen Ecken und Kannten, sein eigentliches Ziel, ein paar Einkäufe zu erledigen, erklärt hatte. Nun, helfen, in dem Sinne, dass sie ihn am Arm packte und ihn nach und nach zu, laut ihr, den besten Ständen zog.
So bestand sein erstes Einkaufs Erlebnis, anders als erwartet, einfach nur daraus, dass er von Rumi irgendwohin gezogen wurde, er ihr zeigte, was er gerne hätte und die Weißhaarige daraufhin mit den zugehörigen Händlern sprach.
Was er dadurch auch feststellte, war, dass die Weißhaarige durchaus hartnäckig sein konnte und eine ziemlich explosive Persönlichkeit besaß, was es für jeden, noch so erwachsenen Händler, schwer machte, mit ihr zu verhandeln. Die wenigen, die es versuchten, versagten jedesmal kläglich daran.
Wenn er ehrlich war, dann war es etwas ganz anders zu dem, was er, als erstes, von ihr gedacht, hatte.
Glücklich und mit vollem Beutel, saßen beide auf einem Heuwagen im Dorfzentrum und sahen dem retlichen Treiben des Alltages nach, während sie jeweils abwechselnd von einem reifen Apfel abbissen.
>>Du, wieso trägst du eigentlich solche schrägen Klamotten?<<, fragte Rumi mit einem Mal und warf den ungenießbaren Teil ihre Apfels in das saftige Gras.
>>Huh? Ich weiß g-gar nicht, was du damit meinst...<<, nuschelte der Blonde mit vollem Mund und schluckte.
Rumi lehnte sich ins Heu zurück, bevor sie weitersprach.
>>Ich will ja jetzt nicht gemein oder so klingen, bin ja selber nicht besser, aber wieso trägst du etwas, was dir viel zu groß ist? Hast du keine Klamotten in deiner Größe? Und dann wäre da noch dein Hut. Ist nicht hässlich das Teil, ganz im Gegenteil, aber die einzige andere Person, die ich kenne, welche so einen ähnlichen trägt, ist dieser alte gruselige Hutmacher, der ein wenig abgelegen von hier wohnt.<<
Es fühlte sich an, als würde das Blut in seinen Adern gefrieren, als er hörte was Rumi da sagte.
"Natürlich ist mein Vater der einzige, der immer so einen Hut trägt.", dachte er im Stillen und biss sich derweil so fest auf die Unterlippe, dass sie schon fast anfing zu bluten.
Er antwortete ihr nicht. Er hatte Glück, dass sie ihre Augen geschlossen hatte, sonst hätte sie bestimmt die Panik und den puren Horror in den seinen sehen können.
Er wollte sich gerade, abermals an diesem Tage, eine plausible Antwort zurecht lügen, als ihm erneut ein bekannter Duft in die Nase stieg und er seinen Mund wieder schloss, wie ein Fisch an Land. Anstelle einer passenden Antwort kam etwas anders aus ihm heraus.
>>Riechst du das auch? Mmmh, was ist das denn? Ist das Heu?<<
>>Nein, das ist doch kein Heu, du Dummerchen. Es ist etwas anderes...Wenn ich nur wüsste was?<<
Interessiert hob Rumi den Kopf, während Keigo, seine Augen schloss und den Duft tiefer einatmete. Ruckartig öffnete er seine Augen wieder und zeigte in eine bestimmte Richtung.
>>Ich glaube, es kommt von dort!<<, rief er noch, bevor er schon von dem alten Wagen sprang und los stürmte.
>>Ey, warte doch mal, du Vogel! Du hast deine Einkäufe vergessen!<<, rief Rumi, die, wie ein Blitz, hinter Keigo her sprintete.
Er nahm ihre Worte gar nicht mehr richtig wahr, sonder lief einfach weiter. Weiter. Und Weiter. Weck vom Zentrum und in eine Richtung, von der er nicht wusste, wo hin sie ihn bringen würde.
Ihm war in diesem Moment egal, wen er anrempelte oder durch welche Pfützen er lief. Er wollte einfach nur endlich wissen, was hinter diesem besonderen Duft steckte, welcher, je länger er rannte, nur umso stärker wurde!
Stehen blieb er erst, als er merkte, dass er am anderen Ende des Dorfes angelangt war.
Vor ihm lag ein weites grünes Feld, auf dem etwas zu wachsen schien.
Es waren Blumen.
Neugierig trat er näher an sie heran.
Sie waren anders, als die, welche er bisher vor ihrem Haus gesehen hatte. Die, die er kannte waren weiß, wie Schnee und klein, mit ebenso kleinen Blättern. Er glaubte sich zu erinnern, dass sie Gänseblümchen hießen. Zart und einfach vom Winde verwehbar.
Die jedoch, die seine Augen in diesem Moment erblickten, waren anders.
Sie waren Rot wie das Blut, dass durch seine Adern floss. Eine einzige Knospe hatte die Größe der Fläche seiner Hand und dann war da noch dieser betörende Duft, der ihn ganz warm und schummrig werden ließ.
Sekunden oder Minuten, er wusste es selber nicht mehr, stand er einfach nur da und betrachtete das Antlitz der ungewöhnlichen Pflanzen, die ihn vollständig in ihren Bann gezogen hatten.
>>Wow! Sie sind so...so...<<, er wusste nicht, wie er das ganze in Worten formulieren sollte.
Für diesen Anblick brauchte man mehr, als nur Worte.
>>Sie sind wunderschön, nicht wahr?<<, sprach eine tief Stimme plötzlich direkt neben ihm.
Diesmal erschrak er nicht, auch wenn er die Ankunft des, scheinbar älteren, Mannes nicht mal bemerkt hatte.
>>Ja...ja, das sind sie wirklich.<<
Er wandte seinen Blick von den mysteriösen und zugleich so schönen Blumen ab und besah stattdessen den älteren Mann neben ihm.
Er war in einen schwarzen Anzug gekleidet und trug einen farblich passenden Hut, der ihn ein wenig an die Zylinder seines Vaters erinnerte. Sein Haar war schneeweiß und wirkte genauso alt, wie ihr Träger selbst. Ein Lächeln war auf seinem Gesicht zu erkennen, was das einzige war, das er von seinem Gesicht sah, da der Rest vom Schatten seines Hutes verdeckt war.
>>Wissen sie, was das für Blumen sind?<<
Er wandte seinen Blick ab und betrachtete die roten Pflanzen erneut.
>>Aber natürlich doch, mein Junge. Es sind Rosen, welche wir gerade betrachten dürfen.<<
>>Woher wissen sie das?<<
Der Ältere schmunzelte bei der neugierigen Frage leicht.
>>Es ist doch immer von Vorteil, zu wissen, was man seit Wochen mit Sorgfalt und Geduld großzieht, oder nicht?<<
Keigo nickte verstehend und lauschte bedacht, als der andere weiter sprach.
>>Ich hab sie selbst gepflanzt, weißt du? Noch sind sie klein und leicht verletzlich...<<, der ältere Herr strich, während des redens leicht über eine der Knospen, >>...doch bald werden sie wachsen und gedeihen, bis sie ihre wahre Bestimmung erreicht haben.<<
Die folgenden Worte würde er nicht mehr vergessen, auch wenn er ihre wahre Bedeutung erst verstehen würde, wenn es bereits zu spät wäre.
>>Sie werden ein sicheres Zuhause für Kreaturen, wie uns, bieten.<<, sprach der alte, fast schon wie ein scharfes Flüstern.
Keigo zog fragend seine Stirn in Falten, entschied sich aber dagegen, nachzufragen. Er hielt es für bedeutungsloses Geschwätz.
Immerhin waren sie beide doch Menschen und besaßen ein friedliches Heim.
Man musste kein friedliches Heim erschaffen, wenn man doch schon eines besaß.
Das Lächeln des Mannes wurde nur noch größer, sodass es schon fast schmerzhaft aussah.
Er wusste nicht warum, aber Keigo tat es ihm gleich, als sie beide weiter vor sich auf das, noch junge, Feld hinab sahen und es bestaunten, wie einen wertvollen Schatz aus Gold.
+
Es war nicht viel später, als Rumi ihn endlich fand.
Sie musste ihn wohl in der Menschenmenge verloren haben, sonst hätte sie ihn bestimmt schon viel früher eingeholt.
>>Tu..das, huf, huf, ja nie...wieder! Weißt du eigentlich, wie lange ich rennen musste, um dich zu finden? Das nächste Mal, lass ich dein Zeug einfach liegen, du Hühnchen.<<
Keuchend kam sie vor ihm zum Stehen, bevor sie sich müde ins Gras fallen ließ und erstmal erschöpft nach Luft schnappte.
Verlegen kratzte er sich am Nacken.
>>Entschuldigung Rumi, aber da war dieser Duft. Ich musste einfach heraus finden, was hinter ihm steckt und dann war hier dieser alte Mann...<<
>>Was für ein alter Mann?<<, fragte Rumi, mit wieder mehr Luft, um ganze Sätze zu formulieren.
>>Na, der, der direkt neben mir ste- <<, wollte er gerade erwidern, nur um neben sich zu sehen und niemanden vorzufinden.
Der alte Mann war genauso schnell verschwunden, wie er erschienen war. Ohne auch nur ein Zeichen, dass er jemals da gewesen war.
>>Weißt du was? Ist jetzt ja auch egal.<<
Er grinste und sah, wie der Himmel sich am Horizont schon in warme Farben tauchte, wie ein Meer aus orange und rot.
>>Es wird schon langsam spät. Solltest du nicht lieber nach Hause gehen? Deine Familie macht sich bestimmt schon Sorgen, um dich, weil du solange brauchst.<<, wies ihn Rumi auf die späte Stunde hin und Keigo nickte bestätigend.
Es würde schon bald dunkel werden und er sollte wohl lieber nicht länger die Regeln seines Vaters brechen, als nötig. Auch wenn das zu diesem Moment schon ziemlich irrelevant geworden war.
Sein Ziel hatte er ja schon lange erfüllt gehabt.
>>Du hast recht. Ich sollte lieber Heim gehen.<<, stimmte er ihr zu, auch wenn er sich allein bei dem Gedanke, an sein einsames Zuhause, sofort wieder wie ein eingesperrtes Tier fühlte.
>>Danke übrigens für den schönen Tag. So viel Spaß hatte ich schon lange nicht mehr gehabt!<<
Mit einem letzten Lächeln wollte er sich schon umdrehen und von dem Feld verschwinden, als sie ihn abermals am Arm packte.
>>Warte noch mal kurz!<<
>>Hmm?<<
>>Kommst du denn Morgen wieder zum Dorfplatz? Dann könnte ich dir ein paar meiner Freunde vorstellen und wir könnten zusammen was unternehmen. Das würde bestimmt lustig werden.<<
Mit großen, funkelnden Augen sah sie ihn an und zog dabei sogar einen kleinen Schmollmund.
Er wusste nicht, wie er antworten sollte. Eigentlich hatte er gedacht, dass dieser ganze Tag eine einmalige Sache wäre, aber jetzt, wo er wirklich darüber nachdachte, wollte er gar nicht, dass es schon endete.
Er wollte nicht jetzt schon seinen ersten richtigen Freund verlieren und wer wusste schon, ob nicht vielleicht, wenn er wirklich am nächsten Tag erscheinen würde, er noch mehr machen würde...
Der Gedanke brachte ihn, ohne erst weiter nachzudenken, zum nicken und Rumi wiederrum zu einem freudigen Hüpfer.
>>Dann sehen wir uns also morgen!<<, grinste sie ihn, mit einem Funkeln in den dunklen Augen, an, bevor sie davon raste.
Er winkte ihr noch genauso strahlend nach, bis sie verschwunden war und er seinen Arm wieder an seinen Körper legte. Sein vorheriges Leuchten ersetzt mit einem unsicheren Blick, als er seinen Beutel nahm und langsam nach Hause lief.
Sein Vater war schon länger, als eine Woche verschwunden und das Risiko, dass er zu jeder Zeit zurückkehren könnte, wuchs stündlich.
Es war ein großes Risiko, aber er hatte es Rumi versprochen und dieses Versprechen wollte er nur ungern wieder brechen.
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