Spiritual Destiny

Dies ist meine Abgabe für den Wettbewerb von Tulaychi . Ich habe das Thema 1 gewählt, bei dem es Vorgabe war, dass ein magischer Fuchs ein zentrales Element in der Geschichte sein soll.

Nun, viel Spaß beim lesen! :)

Spiritual Destiny

Wie die wogenden Wellen des Meeres bahnte sich der kleine Fuchs seinen Weg durch das dichte Gras. Mit der Schnauze voran hechtete er in Richtung See. Der Mond beschien sein Fell und ließ es, in der ansonsten tintenschwarzen Nacht, funkeln. Seine kleinen Pfoten trugen ihn rasch über den Waldboden und so war er bald an seinem Ziel angelangt.

Ein allerletztes Mal reckte er seinen Kopf zum Himmel empor und ließ die leuchtenden Sterne auf sich wirken, die am Nachthimmel schwommen wie silberne Fische.

Daraufhin legte er sich nieder und schloss langsam die Augen, während das Plätschern des Sees und der Geruch der kühlen Erde seine Sinne beruhigten. Vielleicht will man es nicht glauben, doch der kleine Fuchs wusste, dass sein Leben nun ein Ende fand. Er wusste und akzeptierte es, denn seine Zeit war gekommen.

Als der kleine Fuchs das nächste mal die Augen aufschlug, blickte er auf seinen Körper hinab, der nun kalt und regungslos am See vor ihm lag. Seine Seele war alles, was von ihm geblieben war.

In schillernden Farben leuchtete seine Seele, als er durch den Wald huschte. Ihm war bewusst, dass er noch eine Aufgabe zu erfüllen hatte, bevor er endlich Frieden finden konnte. Also suchte er, suchte verzweifelt nach etwas, das er gerade biegen sollte, aber er konnte sich nicht erklären, was er noch zu tun haben könnte.

Er kehrte zurück zu seinem Bau. Dort fand er seine Jungen, die verängstigt auf den Ausgang des Baus sahen, in der Hoffnung, der kleine Fuchs würde zurückkommen. Aber er kam nicht wieder. Das würde er nie. Trotzdem sahen sie dem kalten Mondlicht, das von draußen herein drang entgegen und warteten geduldig, als wäre es nicht hoffnungslos. Hilflos versuchte der kleine Fuchs sich bemerkbar zu machen, doch keines seiner Jungen schien ihn wahrnehmen zu können.

Mit Kummer im Herzen verschwand der kleine Fuchs wieder aus dem Bau. Er konnte nur hoffen, dass die Fuchskinder sich selbst zurechtfinden würden.

Wieso war er noch hier? Weshalb sollte er noch nicht gehen, wenn er seinen Jungen nicht helfen konnte?

Die darauffolgenden Tage waren hart. Niemand konnte den kleinen Fuchs sehen oder berühren. Verzweiflung machte sich in ihm breit. Immer wieder kehrte er zum See zurück, in der Hoffnung, dort eine Lösung zu finden. Aber der See hatte auch keine Antworten für ihn. Nicht einmal das Wasser konnte er berühren.

Am vierten Tag nach seinem Tod gab der kleine Fuchs auf. Er blieb am See sitzen und beobachtete Stunde für Stunde, wie der Wind über das Wasser hinweg fegte und dabei kleine Wellen erzeugte.

Plötzlich erhob sich aus dem Wasser ein blau leuchtendes Licht, das regelrecht fluoreszierte. Die Energie, die vom Licht ausging, hatte eine so starke Sogwirkung, dass der kleine Fuchs, obwohl er Angst verspürte, von dieser Energie angezogen wurde, wie Motten vom Licht. Wie hypnotisiert steuerte er darauf zu. Das Wasser zog ihn nicht in die Tiefe oder etwas dergleichen, es berührte ihn gar nicht, da er selbst nun auch nicht mehr als Energie war. Die Energie seiner Seele.

Als er das Licht erreichte, schien es, als würde es mit ihm verschmelzen. Er nahm das Licht in sich auf - und hieß es willkommen. Nur noch gleißendes Licht war in seinem Blickfeld erkennbar, kurz bevor alles finster wurde.

Der kleine Fuchs schlug die Augen auf. Er blinzelte heftig und hievte sich langsam auf die Beine.

Er war wieder am See, dort wo er vor vier Tagen gestorben war. Aber er fühlte den Boden unter seinen Pfoten wieder. Er vernahm den Duft der Kirschblüten, die in diesem schönen Frühling blühten und konnte die Sonne warm auf sein Fell scheinen spüren. Er merkte, dass er wieder lebte.

Ohne dieses Ereignis oder die sonderbaren, blau leuchtenden Zeichen, die nun sein Fell zierten, zu hinterfragen, lief er gen Norden, in die Richtung, in der sein Bau lag.

Doch dort kam er nicht an, denn alles Leben, was seine Pfoten berührten, verlisch. Jeder Grashalm verglühte unter seiner Berührung und zerfiel kurz darauf zu Asche, jeden Baumstamm, den er streifte, ließ er gebrandmarkt zurück und jedes Tier, das er jagte, ging, sobald er es fing, in Flammen auf.

Er wusste nicht, womit er diesen Fluch verdient hatte, doch er quälte ihn. Er traute sich nun nicht mehr zu seinen Jungen zurückzukehren, denn was, wenn er auch sie verbrannte? Was, wenn er ihnen das Leben nahm?

Gepeinigt kam der kleine Fuchs erneut zum See. Er starrte auf die Stelle, an der ihm das Licht erschienen war, doch es kam kein weiteres Licht. Die Erde unter ihm war mittlerweile ganz verkohlt und glühte in unendlicher Hitze.

Manche würden das, was ihm widerfahren ist, als Wunder oder sogar Magie bezeichnen. Aber für ihn war es das nicht. Für ihn war es bloß ein einziges Leid.

Immer noch fragte er sich, warum ihn dieses grauenhafte Schicksal ereilt hatte und fand sich allmählich damit ab, als eine Stimme in seinem Kopf ertönte, die nur für ihn bestimmt war.

Du warst zu gierig, kleiner Fuchs, sprach die Stimme und schickte Furcht in all seine Glieder. Du hast dir das Licht einfach genommen, ohne etwas zu geben. Du wolltest nur dich retten, ohne dafür dankbar zu sein. Nun wirst du den Preis dafür zahlen.

Vielleicht war er gierig gewesen, doch was hätte er tun können? Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass das hier seine einzige Chance war.

Also nahm er seinen Mut zusammen und sprang in den See, in der Hoffnung, seinem Leiden ein Ende setzen zu können. Es zischte laut, als die ersten Wassertropfen verdampften und kurz befürchtete der kleine Fuchs, dass selbst der See ihn nicht überwältigen könnte. Doch dann riss das kalte Wasser die Kontrolle an sich und überwältigte seine Hitze.

Stück für Stück versteinerte der kleine Fuchs. Seine Pfoten wurden steif, danach sein Rumpf.  Langsam ließ das Wasser auch seinen Kopf starr werden, bis selbst sein Verstand nichts mehr taugte.

Irgendwann war der kleine Fuchs am Grund des Sees angelangt und bemerkte dies nicht einmal. Er war nur noch ein Mahnmal für alle, die glaubten, sie könnten den Tod, ohne einen Preis dafür zu zahlen, umgehen.

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Wortanzahl der Geschichte: 1009

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