Familie
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Familie
Asoka
Als ich aufwachte lag ich auf einer Liege. Ich wollte mich aufsetzten, doch meine Oberarme, Hand- und Fußgelenke waren mit metallenen Schnallen an eine Liege geschnallt. Ich hob meinen Kopf und schaute mich so gut es ging um. Die Liege stand in der Mitte eines ziemlich großen Raumes und war fast der einzige Gegenstand. Nur an der Wand vor der Liege stand ein großer Tisch mit einem Haufen von medizinischen Gegenständen. Spritzen, Zangen, Pinzetten, Messer, alles in verschiedenen Größen und Formen. Ich schaute an mir herunter und bemerkte erst jetzt, dass ich andere Kleidung trug. Zwar trug ich immer noch eine Jogginghose und sie war auch schwarz, aber es war definitiv nicht meine. Auch mein zuvor schwarzes T-Shirt war einem viel zu großem Pullover gewichen. Außerdem trug ich aus irgendeinem unerfindlichen Grund Handschuhe. Die Vorstellung, dass mich irgendein Fremder umgezogen hatte sorgte dafür, dass mir schlecht wurde. Ich ruckelte und zerrte an den Schnallen, doch ich konnte nichts ausrichten. Also wartete ich bis hinter mir eine Tür aufging und dann laut zu krachte. Ein Mann trat in mein Blickfeld er schien um die dreißig und war definitiv auch indonesisch. Er hatte braune Haut und schwarze Haare, die ihm ins Gesicht hingen. Das erschreckende an seiner Erscheinung war sein Gesicht. Vier lange Naben zogen sich von seiner Stirn bis zu seinem Kinn. Eine von ihnen zog sich durch ein Auge, dass milchig weiß war und blind schien. Er trug feste schwarze Kleidung, eine Lederjacke und eine Militärhose. Ich vermutete, dass sich auch auf seinem Rücken eine goldene Hyäne befand. Hinter ihm standen zwei Gestalten, ähnlich gekleidet wie er und bis an die Zähne bewaffnet. Jetzt stellte sich neben ihn noch ein Mädchen, etwa in meinem Alter. Sie hatte sehr helle Haut, fast weiß und rote, leicht gelockte, taillelange Haare. Ihr Ausdruck war der einer Statue, kalt und unberechenbar. Einer ihrer Hände, die linke, war schwarz. Ein Handschuh? „Na, was sagst du?", fragte der Mann, er hatte eine tiefe, emotionslose Stimme. Das Mädchen lächelte, jedoch keineswegs freundlich. „Sie ist groß geworden." „So wie du", antwortete der Mann. Das Mädchen machte ein verächtliches Geräusch. Ich schaute zu, als der Mann näherkam. Er packte an die Seite der Liege und hatte wohl irgendeine Art Schalter betätigt, da die Liege als nächstes hochfuhr, bis sie fast senkrecht stand. Der Mann musterte mich während ich versuchte ihn mit meinem Blick zu töten. Trotzdem lächelte jetzt auch der Mann und sagte: „Mein erstes Experiment, endlich heimgekehrt." Experiment? Was meinte er damit? Und warum heimgekehrt? Der Mann musste mir meine Verwirrung angesehen haben, denn er fragte: „Soll ich es dir zeigen?" Er hantierte ein weiteres Mal an der Liege und plötzlich öffneten sich die Schnallen. Überrascht fiel ich auf die Knie und ein merkwürdiges dumpfes Geräusch ertönte. „Wir wäre es, wenn du dein Hosenbein mal ein Stück hochziehst?" Seine Stimme machte klar, dass ich keine Wahl hatte, weshalb ich seiner Aufforderung folge leiste und schrie.
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Katniss
Ich stand in meinem Zimmer und schaute mich um. Ich und alle meine Geschwister, die alt genug waren, hatten den Auftrag bekommen, alles auszusortieren, was wir nicht brauchten. Meiner Meinung konnten wir die Hälfte unseres Besitzes wegschmeißen, wenn auch nicht aus meinem Zimmer, der einzige ordentliche Raum in unserem Haus. Ich ging die Bücher durch, doch da ich erst letztens alle alten Kinderbücher, die ich nicht unbedingt brauchte, aussortiert hatte, stand jetzt nichts mehr in meinem Regal, was ich nicht brauchte. Dann durchsuchte ich meine Klamotten und schmiss schließlich eine Hose und zwei T-Shirts weg. Alle Marvel-Fan-Sachen, auch die kleinen Sammelfiguren der Avengers, die ich und Maia früher gesammelt hatten und die ordentlich aufgereiht auf meinem Schreibtisch standen, waren mir zu wichtig, um sie wegzuschmeißen. Unsere Eltern hatten meine Geschwister und mich gefragt, ob wir das Haus schon auf Fotos sehen wollten oder nicht. Ich hatte mich dagegen entschieden, aber ich wusste, dass wir in ein nicht allzu großes Schifferdorf namens Jimbaran ziehen würde und, dass ich ein eigenes Zimmer bekommen würde. Plötzlich kam meine Mutter ins Zimmer mehrere Umzugskisten hinter sich her schleifend. „Wärst du bitte so lieb und räumst schon mal ein paar deiner Sachen ein?" „Klar." Mom lächelte dankbar und verließ den Raum. Zunächst räumte ich erstmal in alle Kisten ein paar Bücher, sodass nicht eine zu schwer wurde. Klamotten und Malsachen würden erst kurz vor dem Umzug weggepackt werden, doch alles andere, Poster, Fotos, Schmuck und jeden anderen Krimskrams räumte ich schon jetzt weg. Abgesehen von gelegentlichen kurzen Pausen und einem Telefonat mit Maia, die mir versprach morgen vorbeizukommen und zu helfen, arbeitete ich den ganzen Tag und abends war mein Zimmer fast leer. Die Möbel waren ausgeräumt und nichts, von den Kisten natürlich mal abgesehen, lag herum. Völlig erledigt viel ich in mein Bett und schlief direkt ein.
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Alexandra
Ich schaute in das leere und mit Schnitten verunstaltete Gesicht von Malik und versuchte das klaffende Loch in seiner Brust zu übersehen. Er war kalt sehr kalt. Ich nahm seine Hand und ein schwall Erinnerungen überkam mich. Malik, der mich an die Hand genommen hatte und mit mir durch die Stadt gerannt war als ich klein und wir zu spät gewesen waren. Malik, der lachte, als ich ihn mit Sand beworfen hatte. Malik mit seinen Kumpels in einer Gasse. Ich faste an die Kette, die er mir geschenkt hatte, als ich aufgebrochen war. „Du kannst nichts dafür, selbst wenn du hier gewesen wärst, hättest du nichts machen können, dann wärst du jetzt auch nicht mehr am Leben", hörte ich eine Stimme sagen. Eleonoras Stimme. Ich stand auf und drehte mich um. Hinter mir standen alle die den Absturz und das Gefecht überlebt hatten. Drei von ihnen bewachten die Sektenmitglieder, sie mussten sie überwältigt haben. „Es tut mir leid, dass wir dies nicht aufhalten konnten. Kommst du mit uns?" Ich wusste, dass ich nirgendwo anders hinkonnte und ihre Hilfe brauchte, jedoch wollte ich eigentlich nicht mit diesen Soldaten, ja diesen Mördern, mitkommen, auch, wenn sie nach dem Gesetzt handelten. „Ja, aber wie?", fragte ich dennoch. „Bevor wir deren", Eleonora nickte in Richtung der Sektenmitglieder, „Hubschrauber gestohlen haben, sind wir mit einem Wüstentruck hierhergekommen. Der steht noch in der Wüste, in der Nähe der Ruinen." „Was ist eigentlich mit den übrigen Sektenmitgliedern passiert?" „Wir haben sie ohnmächtig geschlagen und gefesselt in der Wüste gelassen. Selbst wenn sie sich befreit haben, sie haben keine Waffen und auch keine Kommunikationsmittel." Ich nickte und schaute in die Gesichter der anderen. Sie alle sahen erschöpft und traurig, sehr traurig aus. Natürlich, sie hatten gerade mehrere ihrer Kollegen, vielleicht sogar ihrer Freunde, verloren. Mir fiel auf, dass sie sich alle ein weißes Band um ihr rechtes Handgelenk gebunden hatten. Eleonora, die anscheinend meinem Blick gefolgt war, begann zu erklären: „Weiß ist in Indonesien, wie auch in vielen anderen Ländern, die Farbe der Trauer und des Todes. In unserer Organisation ist es brauch, dass wir uns die weißen Bänder umbinden, um unsere Toten zu ehren." Daraufhin hielt sie mir wortlos ein weißes Band hin. Auch, wenn ich die Agenten gar nicht oder nur sehr wenig gekannt hatte, so hatte ich selbst ebenfalls viele Tote zu beklagen. Schweigend band ich mir das weiße Tuch um mein Handgelenk. Schließlich machten wir, mich eingeschlossen sieben Leute, uns auf den Weg zurück nach Mariana.
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Asoka
Ich starrte wie entgeistert auf mein Bein, es bestand aus Metall. Jeden falls glaubte ich, dass es Metall war. Es schien die Konsistenz von Metall zu haben, jedoch war es schwarz und schimmerte, ich konnte nicht sagen, woher dieser Schein kam, dunkelrot. Ich zog meine Hose noch weiter hoch, mein Bein bestand bis zum Oberschenkel aus diesem Metall. Der Mann, der mich bis jetzt interessiert gemustert hatte erklärte: „Das ist Höllenmetall, es wurde schon vor Jahren von meinen Vorfahren entdeckt, jedoch haben sie die Welt im Unwissen gelassen. Es ist weder brech- noch verbieg bar." „Was haben sie mit mir gemacht", fragte ich entgeistert, meine Stimme zitterte wie Espenlaub. „Jetzt oder damals? Damals habe ich Teile deines Körpers mit Höllenmetallprothesen ausgetauscht. Jetzt habe ich lediglich die Simulatoren und Projektoren, die Haut und Knochen und alles weitere simulieren und projizieren haben, entfernt. Falls du dich jetzt also fragst, ob das schon immer so war, ja schon seit Jahren." „Wie viel von mir ist so?" „Deine Beine, jedenfalls vom Fuß bis zum Oberschenkel und dein rechter Arm von der Hand bis zum Ellenbogen. Ach, und am Rücken und ist unter der Haut eine dünne Metallschicht, die dich, wenn du stürzt, schützen soll." Deshalb habe ich mir bei den Kämpfen, oder generell in meinem Leben noch nie etwas gebrochen, dachte ich verbittert. Ich riss mir den rechten Handschuh von der Hand, der Mann hatte nicht gelogen, auch meine Hand bestand aus Metall. Ich versuchte ruhig zu bleiben und hoffte das der Satz, der jetzt aus meinem Mund kam, verächtlich klang: „Tja, sie haben die falsche Hand erwischt, ich bin Linkshänder." „Oh nein, keine Sorge, das war beabsichtigt. Es ist ja so furchtbar kompliziert mit einer metallenen Hand zu schreiben, nicht wahr? Außerdem weiß ich, dass deine rechte Hand die stärkere ist." „Weshalb habe ich trotzdem Schmerz empfunden und wie kommt es, dass ich, dass niemand das je bemerkt hat?", fragte ich verständnislos. „Nun ja, damit niemand das herausfindet, habe ich in das Metall sogenannte Simulatoren eingebaut, die, wenn du hinfällst und dich verletzt, Schmerzen simuliert haben. Du hast Schmerz empfunden, auch wenn du dich nie verletzt hast. Zu deiner anderen Frage, wie gesagt wurden damals Simulatoren und Projektoren in das Metall gebaut, die das jeweilige Körperteil projiziert haben. Der Mansch glaubt was er sieht. Niemand den du kanntest hatte je einen Grund, anzunehmen, dass irgendetwas an dir nicht menschlich ist, also haben sie es geglaubt. Selbst deine Eltern, Chirurgen, haben es geglaubt. Genial, nicht wahr?" Ich begann unkontrolliert zu zittern und mein Herz schlug schneller. „Aber warum wurde nichts davon je bei Untersuchungen von Ärzten bemerkt?", meine Stimme brach beinahe. „Die Simulatoren und Projektoren halten einer handlichen Untersuchung stand. Was die medizinischen Geräte angeht, wenn etwas nicht so ist, wie es sein soll, übergeht der Mensch das oft. Außerdem sind Ergebnisse ja fälschbar, nicht wahr?", er grinste. Mir wurde schlecht. „Sie sagen ziemlich oft „nicht wahr", vielleicht sind sie sich ja selbst nicht so sicher", erwiderte ich angewidert. Doch der Mann lächelte nur. „Aber warum, warum das alles?", fragte ich, selbst in meinen Ohren klang meine Stimme verzweifelt. „Denk doch mal nach, wie hilfreich Wesen wie du sind. Immer noch menschlich, intelligenter als ein Druide, aber so schwer zu zerstören wie einer. Ich habe dich erschaffen, der eine Teil meines ersten Experiments." „Ein Cyborg", stellte ich fassungslos fest und ich verlor das Bewusstsein.
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Alexandra
Sand, Sand und noch mehr Sand. Seit ich geboren war, also seit vierzehn Jahren lebte ich in der Wüste und ich hatte nie etwas anderes gesehen. Noch nie in meinem ganzen Leben war ich den Sand so statt gewesen wie jetzt. Seit einer halben Ewigkeit waren wir jetzt schon unterwegs. Mein Pulli, der wegen allem durchlöchert, zerrissen und blutgetränkt war schützte mich nur bedingt und meine schwarze Hose hatte sich so weit aufgeheizt, dass sie am liebsten von meinem Körper reißen wollte. Ich schaute auf meine zerkratzte Digitaluhr, sie war stehen geblieben. Während wir weiterkraxelten beobachtete ich die anderen. Eleonora und Yoyo liefen an der Spitze. Dann kamen Aziz und eine asiatische Frau namens Haruka. Hinter den beiden lief der blonde, meines Erachtens ein Deutscher, dessen Namen ich vergessen hatte. Schließlich war da noch Raphael der schweigend vor sich hin lief. Auf einmal hörte ich Eleonora etwas rufen. Ich trieb mich dazu an zu ihr zu rennen. Dann sah ich es. Mariana, oder das was davon übriggeblieben war. Die kleine Stadt war bis auf den Grund runter gebrannt. Ich fasste an das weiße Band an meinem Handgelenk und dachte an all meine Bekannten, die dort gewohnt waren und jetzt nicht mehr lebten. Alles was ich jetzt noch hatte war die Peitsche meiner Oma und das wenige Geld in meiner Tasche. „Geh ruhig nochmal zu dir nach Hause und sieh was du retten kannst, wir holen derzeit den Truck und treffen dich hier", sagte Eleonora. „Ich habe kein zu Hause mehr", sagte ich, trotzdem stimmte ich zu. Eleonora drückte mir einen Rucksack, der übrig geblieben war, meinen hatte ich verloren, in die Hand. Ich sah zu wie die anderen in der Wüste verschwanden und lief dann durch die Ruinen der Stadt. Als ich über den Markt lief dachte ich an die Stände, die hier immer gestanden hatten. An die Stimmen und das Treiben, die diesen Platz beherrscht hatten. Mein dem Anblick der verkohlten Skelette, die eins Menschen gewesen waren, wurde mir schlecht. So schnell ich konnte rannte ich über den Platz, vorbei an dem Wasserspeier, der aussah wie eh und je. Ich gab mir sehr viel Mühe mich nicht umzuschauen und, als ich schließlich bei den Überbleibseln meines zu Hauses angekommen war, begab ich mich direkt hinein und lief in mein Zimmer. Die wenigen Möbel, die ich gehabt hatte, gab es nicht mehr, nur noch schwarze Überreste. Ich suchte ein paar vielleicht noch mehr oder weniger brauchbare Kleidungsüberreste zusammen und stopfte sie in meinen Rucksack. Dann kniete ich mich hin und versuchte tief durch zu atmen, während mir die Tränen über das Gesicht liefen. Alles war so still, oder doch nicht? Ganz leise nahm ich ein Geräusch wahr, ein Tier? Ich stand auf und folgte dem Geräusch in das zerstörte Wohnzimmer. Unter einem Stapel Holz, der einmal unser Sofa gewesen war fand ich sie. Eine Streunerkatze. Sie hatte, wenn auch jetzt verrußt und zerzaust, honigfarbenes Fell. Ihre Augen waren fast golden und von schwarzen Ringen umgeben. Nur eine ihrer Pfoten war schwarz, die hintere linke. Eines ihrer Beine blutete und ihr linkes Ohr war etwas zerfetzt. Ich riss ein Stück von meinem T-Shirt, dass ich unter dem Pulli trug, ab und band es ihr vorsichtig um das Bein. Dann hob ich die kläglich maunzende Katze auf. „Hier hast du also gewohnt. Ziemliche Bruchbude, wenn du mich fragst." Ich drehte mich um, im früher-Mal-Wohnzimmereingang stand Raphael. Er hatte indonesisch gesprochen. „Wäre dein zu Hause angezündet worden, sähe das auch so aus", erwiderte ich bissig. „Ich habe kein zu Hause." „Das tut mir leid." „Warum, es ist doch nicht deine Schuld." „Ja schon, aber...", ich wurde unterbrochen, als die Katze ein weiteres Mal kläglich maunzte. „Was ist das?", fragte Raphael. „Was denkst du denn, ein Hamster natürlich", antwortete ich sarkastisch. „Hey alles gut, ja, alles wird gut", sagte ich zu der Katze. „Nein wird es nicht, so wie sie aussieht überlebt sie das nicht. Außerdem versteht sie dich sowieso nicht", sagte Raphael tonlos. „Ach halt doch die Klappe", erwiderte ich gereizt. Leider war der Streifen, den ich um ihr Bein gewickelt tatsächlich vollgeblutet. Schnell tauschte ich ihn aus, er färbte sich direkt wieder rot. „Verdammt", fluchte ich und nahm noch einen neuen. „So klappt das nie", sagte Raphael, er klang fast belustigt. „Findest du das etwa witzig?", fauchte ich ihn an. „Das die Katze stirbt? Nein. Wie du dich anstellst? Ja." Ich funkelte ihn wütend an. „Jetzt komm, die anderen warten." Ich folgte Raphael. Die anderen warteten tatsächlich. Außerhalb der „Stadt" stand ein Camouflage Truck. Er hatte ein Fahrersitzhaus und dahinter eine Ladefläche auf der bereits Yoyo, Haruka und der blonde und die Sektenmitglieder saßen. Auf dem Beifahrersitz saß Aziz und vor dem Truck stand Eleonora. Raphael sprang flink wie ein Affe auf die Ladefläche. Ich lief zu Eleonora „Bitte, kannst du ihr helfen?", fragte ich sie und zeigte ihr die Katze. „Ich kann", sagte Haruka. Ich reichte ihr die Katze hoch und kletterte dann ebenfalls auf die Ladefläche. Nicht so elegant wie Raphael, aber erfolgreich. Während Haruki mit den übriggebliebenen Sachen die Katze versorgte stieg Eleonora ein und fuhr los. Ehrfürchtig genoss ich die Fahrt. Ich war noch nie in einem Auto gefahren, nur auf einem Motorrad und das war etwas ganz anderes. Ich hoffte sehr, dass wir nach all dem hin und her endlich ohne Probleme in al-Charga, unserem Ziel, ankommen würden.
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Asoka
Als ich aufwachte lag ich in einem Bett. In einem Bett, nicht auf einer Liege. Es dauerte eine Weile, bis mir alles wieder einfiel. Ich fuhr hoch und schaute auf meine Beine, immer noch Metall, meine Hand, immer noch Metall. Um sicher zu gehen, dass das kein Traum war kniff ich mich. Es war kein Traum. Ich wollte weinen, ich dachte ich müsste weinen, doch ich tat es nicht. Ich hatte ewig nicht mehr geweint, nicht mal als mein Opa gestorben war. Vorsichtig setzte ich meine Füße auf. Selbst wenn sie vielleicht schon ewig so gewesen waren, war es etwas komplett anderes. Erst jetzt viel mir auf, dass ich wieder andere Klamotten trug. Eine kurze schwarze Sporthose und ein schwarzes T-Shirt. Ich stand auf, es fühlte sich gleich an. Es war ja auch gleich. Nur sah es anders aus. Ich atmete tief durch. Der Mann hatte Recht gehabt. Als ich gedacht hatte, dass meine Hand normal war, hatte sie sich angefühlt als wäre sie normal, sie hatte so leicht gewogen wie eine normale Hand. Jetzt, da ich wusste, da ich sah, dass sie es nicht war, war sie schwerer, wenn auch nicht so schwer wie Blei oder Kupfer. Ich bewegte meine Finger und das Handgelenk, es war als wäre sie echt, es war einfach, normal. Aber wie war das normal? Wie konnte ich meine Hand fühlen, wenn sie doch eine Prothese war, die aus Metall bestand? Das Ganze war unmöglich, genauso unmöglich wie das gekreuzte Wesen. Ich schaute mich um. Ich befand mich in einem kleinen Raum, ein Schlafzimmer. Neben dem Bett stand ein Nachtisch, auf dem eine Flasche Wasser und ein Glas entdeckte. In einer Ecke des Zimmers stand ein Schrank und daneben ein Sessel auf welchem Kleidung lag. Meine Klamotten. Sie waren frisch gewaschen Teils, weil ich das Metall nicht sehen wollte und teils, weil ich mich in der kurzen Hose etwas unwohl fühlte, zog ich mich um. Außerdem fühlte es sich gut an wieder die eigenen Anziehsachen an zu haben. In dem Raum waren zwei Türen. Ich öffnete die erste, sie führte in ein Badezimmer mit weißen Fliesen. Auch wenn ich fliehen wollte, wusste ich, dass direktes fliehen, nicht funktionieren konnte. Also zog ich mich aus und stieg in die Dusche. Auf einem Brett stand ein Shampoo. Ich duschte, froh über das kalte Wasser, welches mir klarere Gedanken verschaffte. Nachdem ich den ganzen Dreck und Schweiß der letzten Tage abgewaschen hatte, wusch ich meine Haare. Mithilfe einer gefundenen Bürste flocht ich meine Haare danach in einen langen Zopf. Wieder frisch verlies ich das Bad. Die andere Tür war nicht besonders überraschend abgeschlossen. Als ich an der Klinke rüttelte sagte jemand von außen, vermutlich eine Art Wache: „Lass es lieber." Ich dachte darüber nach, was sie davon halten würden, wenn ich die Tür eintrat, aber ich ließ es lieber. Ich begann das Zimmer zu durchsuchen. Der Schrank war mit Klamotten gefüllt. Einige von ihnen gefielen mir, aber da sie alle eine goldene Hyäne aufgestickt hatten und ich nicht so aussehen wollte wie die Sektenmitglieder zog ich keine davon an. Ansonsten war der Raum leer, bis auf ein paar schwarze Adidas Schuhe, die unter dem Sessel standen. Ich streifte sie über, dann zog ich sie wieder aus, da ich sie nicht brauchte. Zwar mochte ich schwarz, trotzdem war hier alles für meinen Geschmack etwas zu depri, alles war schwarz. Als die Tür aufging und ein Mann eintrat zuckte ich zusammen. Er war zweifellos Indonese und trug die anscheinend übliche Sektenkleidung. Auf seinem Rücken hing ein Gewehr und an seinem Gürtel ein Messer. „Streck deine Hände aus." „Oder was?" „Oder du hast ein paar Finger weniger. Und ich meine nicht deine Prothese." Ich fragte mich, ob ich es darauf anlegen wollte, aber hinter dem Mann entdeckte ich noch zwei weitere. Natürlich hatte ich schonmal gegen drei Leute gewonnen, aber die hatten keine Waffen gehabt. Das letzte als ich gegen bewaffnete Soldaten gekämpft hatte war ich durch eine Scheibe geschmissen worden. Obwohl das nicht an den Waffen gelegen hatte, sondern an einem übernatürlichen Monster. Aber trotzdem. Ich hielt dem Mann meine Hände hin und dieser fesselte sie mit Handschellen. „Wo geht's hin?", fragte ich. „Zum Boss." ***KatnissDer Wecker klingelte. Erschrocken fuhr ich hoch und schaltete ihn aus. Um mich herum standen die ganzen Umzugskisten. Ich dachte an den Morgen, an dem ich aufgewacht war und noch alles gut gewesen war. Der Morgen vor den schlechten Nachrichten. Ich stand auf und schlängelte mich durch die Kisten. Eigentlich hatte ich vorgehabt ins Bad zu gehen, doch die Tür war abgeschlossen. Genervt rollte ich mit den Augen. Wer kam auf die Idee ein Haus mit nur einem Bad zu bauen, in das neun Personen reinpassen? Wir bräuchten mindestens drei. Selbst bei Maia gab es zwei und die waren zu dritt. Ich ging zurück in mein Zimmer und fiel prompt über eine Kiste. Warum war ich nur so verdammt tollpatschig? Dieser Tag begann ja fantastisch! Ich suchte mir schonmal Klamotten heraus. Es sollte warm werden, deshalb entschied ich mich für eine kurze Jeanshose und ein olivfarbenes Top. Als ich die Badtür aufgehen hörte, verlies ich wieder mein Zimmer und machte mich fertig. Schnell duschen, Zähne putzen und der Tag kann losgehen. Im Wohnzimmer herrschte bereits reges Treiben. Mom kümmerte sich um Aaron und Ruth und Maia und Isabella streichelten Marquise. „Wir haben schon gefrühstückt, aber in der Küche ist noch ein Brötchen für dich", begrüßte mich Mom. „Ich habe eh noch keinen Hunger, ich bin gerade erst aufgewacht", antwortete ich und fragte mich wie viel Uhr wir hatten. Die Uhr, die in der Küche über der Einkaufsliste hing, gab mir die Antwort: 11:29Uhr. Gott hatte ich lange geschlafen. Als es klingelte schrieb ich noch schnell „Obst" auf die Einkaufsliste und öffnete dann Maia die Tür. Maia sah aus wie immer. Lässige Hose, offene Haare und ihr Skateboard in der Hand. „Hi", begrüßte mich Maia und stellte ihr Skateboard im Flur ab. „Maia, Maia, Maia!", rief Maria und kam den Flur entlanggerannt. Auch Ruth war auf dem Weg, wenn auch nicht so schnell. Hinter ihr kam Josh an gekrabbelt, denn auch für meine Geschwister war Maia wie eine Schwester. „Na ihr", Maia nahm Maria auf die Arme und lächelte Ruth und Josh an. „Mama", sagte Josh, der Probleme hatte Mama, Maria und Maia zu unterscheiden. Ich war für ihn „Tsss", Maia und ich hatten die Theorie, dass er versuchte „Niss" oder „Tiss" zu sagen, von Katniss. Maia setzte Maria ab und wandte sich mir zu. „Na wo brauchst du Hilfe?" „Mit meinem Zimmer bin ich schon mehr oder weniger fertig, Mom meinte ich soll in Marias und Isabellas Zimmer helfen, aber du musst wirklich nicht mitmachen." „Doch, klar, ich helfe gerne."
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Alexandra
„Keine Sorge, bald bist du wieder auf den Beinen", sagte Haruki zu der Katze. Raphael machte ein Gesicht was vermutlich etwas bedeutete wie: „Warum redet sie mit einem Tier?" „Übrigens", sagte Haruki, während sie mir das Tier in die Hand drückte, „es ist keine Katze, sondern ein Kater." „Na Honig", sagte ich und drückte den Kater an mich. Raphael rollte mit den Augen und schaute dann in die Wüste. Wir waren schon seit vielen Stunden unterwegs und Eleonora hatte gesagt, dass wir bald da seien. Bis jetzt war jedoch noch nichts zu sehen. „Wie soll sie äh er eigentlich heißen?", erkundigte sich Aziz. „Komm bloß nicht auf die Idee ihn Honig zu nennen", sagte Raphael und die anderen lachten. Ich fand die Idee gar nicht so doof. „Azizati, Honig", flüsterte ich in das Ohr des Katers. „Seht doch", rief der blonde, dessen Name ich immer noch nicht wusste. Ich schaute hinter mich und riss meine Augen auf. Vor uns tat sich eine riesige Senke auf, die Al-Charga Senke. Die Senke war riesig und gesäumt von unzähligen, kleinen Häusern. Sie waren sehr typisch für diesen Teil Ägyptens und ihre Fabre unterschied sich kaum vom Sand. Einige von ihnen waren kaum mehr als Ruinen, trotzdem schienen Menschen in ihnen zu leben. Eleonora hielt den Truck an und stieg aus. „Zieht eure Rüstungen aus und versteckt die Waffen, die Bewohner sollen keine Angst haben." ***AsokaDas Gebäude, in dem wir uns befanden, musste riesig sein und es hatte keine Fenster. Meine Eskorte wie ich sie nannte führte mich durch einen weiteren der vielen Gänge. Hin und wieder sah man Spinnenweben und Türen sonst waren die Gänge und die Steinwände leer. Keine Möbel, keine Teppiche, keine Bilder. Schließlich hielten wir vor einer doppelflügeligen metallenen Tür an. Rechts und links von ihr war jeweils eine Wache postiert worden, die beide aussahen wie Statuen. Als einer meiner Eskorte die Türen aufdrückte klappte mir der Mund auf. So trostlos die Gänge gewesen waren, so prachtvoll war diese Halle. Am Ende von ihr stand eine Art vergoldeter Thron, auf dem der Mann mit den Narben saß. Um den Thron herum saßen acht Hyänen, zu meiner Erleichterung waren sie angekettet. Der ganze Boden war von einem roten Teppich mit goldenen Verzierungen bedeckt und die Wände waren mit allerlei Waffen gesäumt. Manche waren Schusswaffen andere eher mittelalterlich, Armbrüste, Bögen, Messer, Schwerter und vieles andere. An den Wänden standen mit immer einem Abstand von etwa eineinhalb Metern Wachen, alle hatten denselben Militärhaarschnitt und der Thron war von mehreren Leuten umgeben. Zum einen das Mädchen mit den roten Haaren, zum anderen die drei die mich gefangen genommen hatten. Der mit der Glatze und der kleine ältere unterhielten sich gerade mit einem weiteren, der nach ihrem etwas zurückhaltenden Verhalten zu schließen, ihnen höhergestellt war. Die Frau saß nicht weit entfernt neben dem Monster, dass mich angegriffen hatten. Als wir eintraten schaute das Narbengesicht auf: „Asoka, welch ein Vergnügen dich zu sehen." „Von dir kann ich das nicht behaupten", erwiderte ich so eisig ich konnte. „Aber, aber, wieso denn so frech? Darf ich mich noch etwas verspätet vorstellen? Ich bin General Yang Anführer der „Goldenen Hyäne"." „Schön für dich." General Yang lächelte und machte dann eine Handbewegung worauf meine Eskorte mich durch die Halle führte. Sobald man vor dem Thron stand musste man unweigerlich hochgucken, um das Gesicht von Yang zu sehen. Der General machte eine weitere Handbewegung und der meine vorherigen Entführer stellten sich neben der rothaarigen auf. Dann stand Yang auf und lief die Treppen des Throns herunter. Er trug ein sehr aufwändiges, langes und besticktes Gewand aus Seide, dessen Ende er hinter sich her schleifte. Er hob eine Hand, um eine meiner Verletzungen in meinem Gesicht zu berühren, doch ich wich zurück. Er zuckte mit den Schultern und sagte: „Nehmt ihr die Handschellen ab, sie ist doch keine Gefangene." Nachdem das gemacht worden war, fuhr er fort: „Darf ich deine tapferen Retter vorstellen? Nio, Nursanti und Yuda. Nacheinander nickten die drei. Und das", er zeigte auf das Mädchen", ist Anastasia, der zweite Teil meines Experiments. Ich schaute mir das Mädchen genauer an und bemerkte, dass auch sie eine höllenmetallene Hand hatte, jedoch war ihre die linke. Sofort empfand ich Mitleid. „Als ich deine Retter losschickte wusste ich natürlich nicht, dass sie dich so zurichten würden. Aber wer kann ihnen verübeln, dass sie Eifersüchtig sind? Nicht jeder ist zu größerem bestimmt." Ich sah in dem Gesicht der Frau, Nio, einen Gesichtsmuskel zucken. „Du fragst dich sicherlich, warum du hier bist. Du bist hier, um ausgebildet zu werden. Du und Anastasia, ihr werdet die ersten Superkrieger meiner Armee, die ersten Cyborg Krieger." „Sie sind geisteskrank." „Wage es ja nicht den General zu beleidigen", zischte Anastasia. „Schon gut, sie wird es noch lernen. Schon bald wird sie wieder dazu gehören." „Nein, ich werde niemals hierhergehören. Ich gehöre zu meiner Familie!", rief ich. „Genau, deine Familie ist hier. Bring sie rein!", rief Yang. Eine der Türen an der Wand wurde geöffnet und zwei Leute, ein Mann und eine Frau, traten ein. Die Frau hatte lange schwarze Haare und war sehr groß. Der Mann hatte bereits graue Haare und war kleiner als die Frau, die an eine Diktatorin erinnerte. Anders als seine Frau war er dunkelhäutig. Verwirrt schaute zu dem General. „Das, Asoka", sagte Yang, „sind deine Eltern.
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Alexandra
Während wir zwischen den Häusern der Senke hindurch fuhren dachte ich an Mariana. Die Häuser hier sahen fast genauso aus. Alle hatten sie runde Dächer, wie eine Kuppel, waren nicht besonders groß und sandfarben. Während die meisten Erwachsenen besorgt zu dem Truck aufschauten, hatten sich viele Kinder angesammelt, um hinter dem Auto herzulaufen. Die meisten waren barfuß und deren Kleidung war zerschlissen und kaputt. Trotzdem waren sie fröhlich, sie erinnerten mich an mich selbst. Ich fragte mich was diese Kinder dachten, als sie mich sahen. Mich in meinem kaputten, blutbefleckten Pullover und dem Kater mit dem verbundenen Bein auf dem Arm. Schließlich parkte Eleonora den Truck vor einem etwas größerem Haus. Als wir von der Ladefläche sprangen öffnete jemand die Tür. Im Hauseingang standen zwei junge Männer. „Wir haben uns Sorgen gemacht, wo wart ihr? Wo sind die anderen?", fragte einer von ihnen. Haruki und der blonde, ich hatte inzwischen herausgefunden, dass er Emil hieß, halfen den Sektenmitgliedern aus dem Truck und führten sie ins Haus. Ich folgte ihnen und fühlte die Blicke der beiden Männer auf meiner Haut. Der Flur war sehr klein und führte in ein Wohnzimmer mit zwei Sesseln und einem kleinen Tisch. Dann ging es in die Küche, in der ein etwas größerer Essenstisch stand. Ich sah zu wie die anderen einen Küchenschrank weg schoben und ein Loch freilegten. Eine Leiter führte in einen Keller. Unten angekommen riss ich erstaunt die Augen auf. Der Raum war nicht nur doppelt so groß, wie alle anderen des Hauses, sondern sah auch so aus, wie ich mir ein Versteck einer Geheimorganisation vorstellen würde. Die linke Wand war zur Hälfte mit Regalen zugestellt, in denen sich Kisten und Koffer stapelten, allesamt laut ihren Beschriftungen, mit verschiedenen Waffen befüllt. In die andere Hälfte hatte jemand Nägel gebohrt, an denen die Ausrüstungen der Agenten hingen. In der Mitte des Raums stand ein sehr langer Tisch um den sich jetzt alle versammelten. Während die rechte Seite des Tisches von allerlei Papierkram, darunter auch Karten von Landschaften, verdeckt wurde, war die rechte vollständig freigeräumt. Das beeindruckende an dem Raum war jedoch, die hintere Wand. Auf einem langen Tresen standen bestimmt fünfzehn Computer nebeneinander und vor jedem saß ein Agent mit Hat Set. Für mich, die in ihrem ganzen Leben noch kein Smartphone, geschweige denn einen Computer gesehen hatte, war diese Einrichtung atemberaubend. Als nächstes umarmten sich alle untereinander und dann fasste Eleonora zusammen, was alles passiert war. Ich setzte mich auf einen leeren Stuhl und ruhte mich aus. In den letzten Stunden hatte ein markerschütterndes Ereignis auf das nächste gefolgt, soviel schreckliches war passiert, doch wir alle waren immer gezwungen gewesen weiter zu machen. Jetzt in dem Moment der Ruhe hatte ich das Gefühl, als würde alles auf einmal auf mich einstürzen. Maliks und der Tod meiner Oma, die Tode der anderen Dorfbewohner und die der Mitglieder der Jai-Organisation. Die Verfolgungsjagden und die Explosion des Hubschraubers. Das schreckliche Bild des Massakers, welches sich in mein Gedächtnis gebrannt hatte, das Blut und die leere in den Augen der Leichen. All das erschien mir erst jetzt real. Ich drückte den Kater, Honig, an mich und erst als ich wieder hochschaute bemerkte mich, dass mich alle anstarrten. Einer der Leute, die vorhin noch vor den Computern gesessen hatte fragte: „Weshalb jagt dich die goldene Hyäne eigentlich?" Ich dachte an den schwarzen, flachen Drachen, der rot schimmerte und sich noch immer an meinem Schlüsselbund in meiner Hosentasche befand. Ich schaute mich um und entdeckte in einer Ecke, bewacht von Aziz und Haruki, die drei Sektenmitglieder. Vielleicht sollte ich den Jais einfach den Drachen geben und dann versuchen auf mich allein gestellt zu Leben. Aber wie kam ich dann nach Indonesien? Wie konnte ich dann meine Verwandten finden? Vermutlich war es am logischsten den Tod meiner Oma zu melden. Zur Polizei zu gehen. Aber was würde dann mit mir passieren. Ich wollte auf gar keinen Fall in ein Waisenhaus. Konnte ich den Jais überhaupt trauen? Immerhin waren das alles Fremde. Ich öffnete die Hosentasche, riss den Drachen von meinem Schlüsselbund und legte ihn auf den Tisch. „Deshalb", antwortete ich. Hinter mir hörte ich einen der Sektenmitglieder scharf die Luft einziehen. „Was ist das?", fragte eine der Jais. „Und wie kommst du daran?", ein anderer. Ich holte tief Luft und begann zu erzählen. Alles, von Anfang an.
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Katniss
Ich stand fast Knietief in den Sachen von Isabella und Maria und hatte nicht die geringste Ahnung wie ich das hier machen sollte. Ohne Maia hätte ich die beiden bestimmt schon dreißig Mal angeschrien oder wäre ohnmächtig umgefallen. Wann immer ich vorschlug, irgendetwas auszusortieren schrien Maria oder sagte Isabella: „Nein, das brauche ich!" Isabella mochte vielleicht sehr intelligent sein und viel wissen, trotzdem war sie noch ein Kind. Nachdem wir es tatsächlich geschafft hatten ein paar ihrer Kuscheltiere und ein paar Puppen auszusortieren gingen wir jetzt zu den Schleichtieren über. „Braucht ihr das noch?", fragte Maia die beiden und hielt ein Schwein hoch. „Ja, das gehört zur Schweinchen-Armee", stellte Isabella klar und schaute uns mit großen Augen an. „Aber ihr habt doch so viele Schweine und wurde dieses nicht vom Drachen gefressen?", fragte Maia weiter. „Ja schon, aber das ist jetzt ein anderes", antwortete Maria. „Nein, ihr müsst das Schwein doch ehren, es muss begraben werden", sagte Maia so glaubwürdig, dass selbst ich es ihr fast abgekauft hätte." „Stimmt", sagte Maria und während sie und Isabella das Schwein begruben schmissen wir alles in den Mülleimer, von dem wir ausgingen, dass die beiden es eh nicht suchen würden.
***
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