Die Mission
Hallo ;-)
Ich weiß, dass ich lange nichts mehr hochgeladen habe. Ich hoffe, dass ihr nicht gedacht habt, dass ich die Geschichte abbreche, denn ich schreibe auf jeden Fall weiter. Hier ist das nächste Kapitel.
Viel Spaß
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Die Mission
Asoka
„Der Kontrollturm ist der einzige Weg in die obere Stadt. Er liegt genau in der Mitte der Stadt", erklärte Anastasia, während wir ein weiteres Mal den Aufzug des Kontrollturms benutzen. Nachdem wir die Halle des Generals verlassen hatten, waren wir erst noch einmal zurück in Anastasias' Räumlichkeiten zurückgekehrt. Dort hatte sie von ihren Computern Pläne des Krankenhauses, Fotos des Gerätes, welches wir klauen sollten und Einbruchspläne auf unsere Anzugsspeicher gespielt. Erzählt wurde mir nicht, warum wir jetzt in den oberen Teil der Stadt, der über Wasser lag, fuhren. Ich vermutete, um sie zu verlassen, aber wie? Mit einem Schiff? Dieses Mal hielt der Aufzug vor dem Kontrollzentrum und als sich die Türen öffneten konnte ich nicht anders, als zu staunen. Wir begaben uns in einen gläsernen Gang, der über der Wasseroberfläche in der Luft hing. Es war schwer auszumachen, wie hoch wir wirklich waren. Ich schätzte zwischen fünfzig und hundert Meter. Natürlich wurde er von den gläsernen Stützen gehalten. Dieser Gang war mit unzähligen weiteren Gängen und Räumen verbunden, die die obere Stadt bildeten. Erstaunlicherweise hörte man den Wind außerhalb des Glases, der zwischen den Gängen hindurchfegte, nicht. Unter uns bäumten sich die Wellen auf und schwappten gegen das Glas. Ich fragte mich, wie die Sekte es schaffte die Stadt sauber zu halten, ohne, dass das Glas von Algen überzogen wurde. Als hätte Anastasia meine Gedanken gelesen sagte sie: „Wir haben ein ausgeklügeltes Putzsystem. Ich habe eine Maschine erfunden, die außen am Glas entlangfahren und es putzen kann." Ich nickte nur und schaute mich weiter um, während ich hinter ihr durch den Gang lief. Wir bogen mehrmals ab und kamen an mehreren Räumen vorbei, bei manchen von ihnen waren die Scheiben getönt. In anderen entdeckte ich Computer oder einfach ein Aussichtszimmer? Schließlich entdeckte ich am Ende des Flures eine große Plattform, auf der einige Transportmittel standen. Ich entdeckte ein großes Flugzeug, mehre Schiffe und kleiner Boote und ... Kampfjets? Wir blieben vor einer Tür stehen. Neben dieser erschien ein elektronisches Feld mit Zahlen darauf. Ich sah zu wie Anastasia eine Zahlenkombination eingab. 5, 2, 8, 7, 3. Das musste ich mir merken. Die Tür öffnete sich von selbst und ein eisiger Wind schoss mir entgegen. Ohne zu zögern betrat Anastasia die Plattform und lief zielstrebig auf eines der Kampfjets zu. Die Luft hier draußen war eiskalt und man hörte das Rauschen der Wellen. Mich gegen den Wind stemmend begab ich mich in den Windschutz des Jets. Nachdem Anastasia eine weitere Zahlenkombination in ein weiteres Feld eingegeben hatte, fuhr die große Klappe, die das Jet hinten schloss, herunter und wurde zu einer Einstiegsrampe. Ich versuchte mich an die Zahlen zu erinnern. 6, 8, 9, 4, 5, oder 6? Verdammt. Auf jeden Fall war die Kombination der Tür eben 5, 2, 8, 7, 3. Wir betraten den Jet und die Luke hinter uns Schoss sich wieder. Es war als wäre ein Schalter umgelegt. Weder der Wind noch die Wellen waren noch zu hören. Der Jet war so vollgestopft, dass er mich an eine Rumpelkammer erinnerte. An der einen Wand hingen die verschiedensten Waffen, von kleinen Pistolen, über Gewehre bis zu Maschinengewehren und Bazookas. Auf der anderen Seite gab es mehrere Fächer, in denen ich unter anderem Fallschirme, Wurfanker und Militärrucksäcke entdeckte. „Hier", sagte Anastasia und drückte mir einen der Rucksäcke in die Hand. „Er ist bereits mit allem vollgepackt, was du brauchst." Ich nickte wieder nur und zog ihn mir auf den Rücken. „Eko, übernimm mal bitte die Kontrolle des Jets und stelle ihn auf Autopilot. Das Ziel ist das Northern Beaches Hospital in Sydney." „Warum fliegen wir nochmal nach Sydney? Gibt es kein anderes Krankenhaus, indem es dieses Gerät gibt?" „Doch, aber es ist das praktischste, um es anzugreifen, jedenfalls von denen, die einigermaßen nah sind. Außerdem muss ich in Sydney noch etwas anderes erledigen." Ich ersparte mir die Frage, was sie denn erledigen müsse, eine Antwort würde ich sowieso nicht bekommen. „Wie schnell können wie da sein?", fragte Anastasia Eko. „Ein normales Passagierflugzeug bräuchte circa sechs Stunden und vierzig Minuten. Dieser Kampfjet bräuchte bei guter Wetterlage circa drei Stunden." „Sehr gut. Schalte bitte die Tarnvorrichtung ein, die ich entwickelt habe, damit uns kein Satellit empfängt. Ich bezweifle das es der Indonesischen oder Australischen-Regierung gefällt, wenn sie ein unbekannter Kampfjet auf sich zufliegen sehen." „Vermutlich nicht. Diese Tarnvorrichtung, sorgt sie nur dafür, dass dieser Jet nicht empfangen werden kann oder ist das Schiff auch wirklich unsichtbar." „Beides", antwortete Anastasia und grinste teuflisch. Dann setzte sie sich auf den Pilotensitz und schnallte sich an. Nachdem ich auf dem Copiloten Sessel Platz genommen hatte, startete Eko den Motor. Kurze Zeit später raste der Jet über die Landebahn und ich schaute staunend durch die Scheiben auf die Spiegelstadt. Mit einem Ruck hob der Jet ab und segelte dann durch die gläsernen Gänge und Flure. In manchen entdeckt ich Sektenmitglieder, die und nachstarrten, als wir an ihnen vorbei flogen. Schon bald hatten wir die Stadt hinter uns gelassen und flogen über das offene Meer. Ich fragte mich welches Meer es war, wenn ich das wüsste, hätte ich den Standort der Gläsernen Stadt schon mal eingegrenzt. Ich vermutete, dass die Stadt in einem Meer um Indonesien herum lag. Außerdem musste sie sehr weit auf offenem Meer sein, damit niemand sie entdeckte. Vermutlich lag sie also im Indischen oder Pazifischen Ozean. Außerdem konnte sie nur drei Stunden Flugzeit von Sydney entfernt sein. „was macht ihr eigentlich, wenn ein Flugzeug die Stadt überfliegt?", fragte ich. Anastasias Gesichtsausdruck sah so aus, als würde sie sich fragen, ob sie mir das beantworten sollte. „Erstens fliegen nicht besonders viele Flugzeuge in der Gegend herum und zweitens ist die Stadt mit einer Illusionskuppel überspannt. Alle die darüber hinweg fliegen sehen nur Wasser. Von Scannern und Satelliten wird sie auch nicht wahrgenommen, da sie dieselbe Tarnvorrichtung, wie dieser Jet hat.
***
Katniss
Nach Stunden von Streitereien hatten meine Geschwister schließlich ruhe gegeben und waren allesamt eingeschlafen. Mein Bruder schrieb schon den ganzen Flug wie wild mit irgendjemandem und war somit auch ruhig, wenn man von den unruhigen Fingerbewegungen mal absah. Meine Eltern unterhielten sich auf der anderen Seite des Ganges leise, während meine Mom Josh sanft hin und her wiegte. Draußen war es bereits dunkel geworden und hin und wieder sah man zwischen den Wolken einen Stern aufblitzen. Endlich konnte ich Maias Geschenk auspacken. Ich hob das Geschenk hoch und las den kleinen Zettel, der daran hing. Auf ihm stand:
Für meine beste Freundin. Ich hoffe es gefällt dir.
Ly
Maia
Schließlich konnte ich es nicht mehr aushalten und riss das Papier auf. Heraus kam ein T-Shirt. Es war mindestens zwei Größen zu groß, wie ich es liebte. Das eigentliche T-Shirt war schwarz doch vorne drauf war ein Bild. Als ich es sah stießen mir die Tränen in die Augen. Als wir klein waren, hatten wir immer so getan, als wären wir Superhelden. Ich hatte immer Wanda Maximoffs Kräfte und sie die Elektrowaffen von Valkyrie gehabt. Auf dem T-Shirt waren wir beide mit unseren Kräften und Wunschklamotten drauf. Wir standen nebeneinander. Maia trug eine blaue Camouflage Hose, die zu den Elektrowaffen passten. Über einem schwarzen T-Shirt hatte sie eine dunkelblaue Lederjacke, deren Kapuze sie über ihren Kopf gestülpt hatte an. Ich trug einen Anzug, der Natasha Romanoffs aus The Avengers sehr ähnlichsah. Um meine Hände herum entdeckte ich Wandas rote Magie. Meine schwarzen Haare waren an den Spitzen rot gefärbt, sodass sie farblich mit der Magie übereinstimmten. Das Shirt war unglaublich weich und wie sich, nachdem ich mich auf der Toilette umgezogen hatte, herausstellte auch super bequem. Als ich wieder auf meinem Platz am Fenster saß, schaute ich hinaus. Der Himmel war klar geworden und die Sterne leuchteten unwirklich hell. Ich schaltete mein Handy an und öffnete meinen Chat mit Maia. „Danke für das T-Shirt, etwas Besseres hättest du mir nicht schenken können", schrieb ich und setzte noch zwei rote Herzen dahinter. Nur wenige Sekunden später antworte Maia mit einem Foto von ihr und demselben T-Shirt. „Ich konnte nicht wiederstehen." Dann etwas später: „Ich vermisse dich jetzt schon. Wie läufts mit den Plagebälgern?" „Ich sag dir, die ersten Stunden waren der Horror, wie kann man sich nur über so viel streiten? Jetzt geht es, alle, bis auf mein Bruder schlafen, sogar meine Eltern haben sich gerade nach ewigem Gerede schlafen gelegt. Apropos, Maik, schreibt schon den ganzen Flug mit irgendjemandem. Und ich habe dir doch erzählt, dass er vor ein paar Wochen angefangen hat, morgens immer weg zu sein, wenn alle noch schlafen?", schrieb ich weiter. „Vielleicht hat er eine Freundin", antworte Maia, gefolgt von einem Smiley mit hochgezogenen Augenbrauen. „Genau dasselbe habe ich auch schon gedacht. Ich schaffe es nur einfach nicht auf sein Handy zu schauen." „Mmmmh, warte, bis er einschläft und schnapp dir dann sein Handy. Du weißt zwar seinen Code nicht, aber vielleicht wird eine Nachricht angezeigt." „Gut Idee, ich versuche es. Noch sieht er jedoch hellwach aus." „Oh shit, Mom hat glaube ich bemerkt, dass ich noch wach bin." Ich sendete noch den Affen-Smiley, der sich die Augen zuhielt und warf mein Handy dann in meinen Rucksack. Seufzend starrte ich aus dem Fenster in die Nacht hinein und fragte mich wie es Marquise im Gepäckraum des Flugzeugs ging. In den letzten Wochen hatte sie durch den Umzug nicht besonders viel Aufmerksamkeit bekommen, was für sie sehr ungewohnt war. Ich nahm mir vor in Indonesien, wieder mehr mit ihr zu machen. Ich wartete noch ein paar Minuten, dann checkte ich mein Handy. Keine Nachrichten. Ich hoffte, dass Maia wegen mir keinen Ärger bekam. Eigentlich war ihre Mutter nicht besonders streng, nur manchmal, wenn sie schlecht gelaunt war, konnte sie sehr aufbrausend sein. Ich starrte auf den Sperrbildschirm meines Handys, der ein Foto von mir und Maia zeigte. Ich konnte mich noch genau an den Tag erinnern, er war sehr schön gewesen. Auf dem Bild standen wir Arm in Arm an der Travemünder Promenade, beide mit einem Eis in der Hand. Beide standen wir mit einem Fuß auf unseren heißgeliebten Skateboards und lächelten in die Kamera. Ich hatte vergessen, wer das Foto aufgenommen hatte. Neben mir saß Marquise. Der Tag war sehr typisch für uns gewesen. Wir waren über die Promenade geskatet, hinter uns her die vor Freude bellende Marquise. Bevor wir uns zu unserer Lieblingsstrandstelle begeben hatten, hatte wir noch bei „Eddies bestem Eis", haltgemacht. Es war zum verrückt werden. Ich saß gerade mal ein paar Stunden im Flugzeug und schon wurde ich beim Anblick eines Fotos von Mia und mir sentimental. Ich steckte mein Handy wieder weg, checkt, ob mein Bruder noch wach war, natürlich war er und schaute dann wieder aus dem Fenster zu den Sternen. Nur nach wenigen Minuten Ruhe, begann Josh zu schreien. Sofort wachte meine Mom auf und begann ihn vorsichtig hin und her zu wiegen. Doch nicht nur meine Mutter war geweckt wurden. „Halt die Klappe, Josh", sagte Isabella. „Issy, achte auf deine Ausdrucksweise", mahnte ich sie. „Genau achte auf deine Ausdrucksweise", äffte Maria, die ebenfalls aufgewacht war, mich nach. „Sei du bloß still", fauchte Isabella. „Nö", antwortete Maria und streckte Issy die Zunge raus. „Mädchen benimmt euch, bevor noch andere Passgiere aufwachen. Doch es war schon zu spät. „Könnt ihr bitte etwas leiser sein, andere versuchen hier zu schlafen", beschwerte sich ein Mann hinter mir. „Natürlich, Entschuldigung", antwortete ich und sah meine Geschwister mahnend an. Diese starrten zogen eine Flunsch und warfen sich, bevor sie versuchten weiterzuschlafen, beide gegenseitig böse Blicke zu. Zum Glück hatte auch Josh wieder Ruhe gegeben und es wurde wieder leise.
***
Alexandra
Nachdem ich mehrere Stunden auf dem Markplatz Ausschau gehalten hatte, hatte ich bereits drei Sektenmitglieder entdeckt. Schließlich hatte ich eine weitere Verdachtsperson. Einen Mann, der sich bereits genauso lange auf dem Markt aufhielt, wie ich und noch nichts gekauft hatte. Jedes Mitglied hatte, wie Raphael und ich herausgefunden hatten ein Tattoo einer Hyäne. Männer am Nacken, kurz unter dem Haaransatz und Frauen an der Innenseite ihres Handgelenkes. Ich folgte dem Mann durch die Menschenmassen. Leider trug er ein Kopftuch, wie auch schon die anderen Mitglieder, welche angehabt hatten, um ihr Tattoo zu verbergen. Die, ich-stoße-ihn-ausversehen- an-und-ziehe-das-Tuch-mit-Nummer würde ich wohl nicht noch einmal bringen können. Plötzlich blieb der Mann neben einer Frau, die ich bereits als Sektenmitglied enttarnt hatte, stehen. Beide drehte sich zu mir und starrten mich an. Verdammt. Ich lief so unauffällig wie möglich weiter, vielleicht war ich einfach nur paranoid. Die Wahrscheinlichkeit dafür verringerte sich, als sie sich in Bewegung setzten und mir folgten. Sie gehen mir nur zufällig hinterher, versuchte ich mich zu beruhigen und blieb vor einem Stand mit unglaublich vielen, bunten Tüchern stehen. Als die beiden am Stand neben mir anhielten wurde ich unruhig. Vorsichtig schaute ich zur Seite. Die Frau erwiderte meinen Blick und grinste. Ich zeigte ihnen ein Peace-Zeichen, dann sprintete ich los. Die Leute rechts und links drückte ich mit meinen Ellenbogen weg, worauf sich diese lauthals beschwerten, was mir gerade jedoch so was von egal war. Hinter mir hörte ich meine Verfolger näherkommen. Ich sprang über einen Wagen voller Obst und Gemüse, rollte mich ab und lief weiter. Vor mir erschien ein großer Stand, der mit Souvenirs vollgeräumt war. Ich schlitterte unter ihm durch und riss dabei die Decke und somit die ganzen Andenken mit. Als nächstes bog ich scharf nach rechts ab und rannte zwischen dem kleinen Abstand von Ständen hindurch. Mit Hilfe einer Hand schwang ich mich über einen weiteren Stand. Schnell wie der Wind flog ich über den Platz. Als sich vor mir eine Wand aus Kisten auftat, hob ich meine Arme vor mein Gesicht und rannte geradewegs durch sie hindurch, sodass sie in alle Richtungen flogen und ihren Inhalt überall hin verstreuten. Ich wagte einen Blick nach hinten und sah mit Genugtuung, dass meine Verfolger dadurch etwas aufgehalten wurden. Mein Blick wandte sich wieder nach vorne und ich sah gerade noch einen großen Tisch voller Porzellan, bevor ich auch schon mit ihm zusammenprallte. Ich flog über die Platte und krachte in mehrere Schüsseln. Eine Scherbe zerriss mein T-Shirt und schrammte über meinen Rücken, doch ich ignorierte den Schmerz und rappelte mich auf. Während ich über einen Stand lief und dabei einige Kinderspielzeuge platttrat rief ich eine Entschuldigung nach der anderen. Schnell sprang ich auf den nächsten Stand, der Samtdecken anbot und dann wieder auf den Boden. Meine Verfolger schienen mir wieder dicht auf den Versen zu sein, da ich die Leute hinter mir weiterhin schreien hörte. Es krachte laut und ich hatte gerade noch Zeit mich zu fragen, ob ich gerade beschossen wurde, als ich einen unglaublichen Schmerz in meiner rechten Schulter spürte. Ich fiel der Länge nach hin und krabbelte so schnell wie möglich zur Seite, als auch schon der nächste Schuss fiel. Die Kugel sauste an mir vorbei und schlug in eine alte Standuhr ein, die runtergesetzt von einem Mann angeboten wurde, der Antiquitäten anbot. Das Glas zersprang und ein Regen aus Glasscherben ergoss sich auf den Boden. Um mich herum, kreischten die Leute vor Angst und liefen alle durcheinander. Mir die Schulter haltend, versteckte ich mich hinter einem umgekippten Tisch. Ich zitterte vor Angst, als ich über den Rand hinweg schaute. Es war, als würde die Zeit in Zeitlupe vergehen und als hätte jemand den Ton ausgeschaltet. Durch die durcheinander rennenden Menschen, umgestürzten und zerbrochenen Dinge und den aufgewühlten Staub schienen meine Verfolger, es waren inzwischen alle fünf, ganz betont lässig mit erhobenen Pistolen auf mich zu zukommen. Ich schüttelte mich und alles war wieder da. Das Gebrüll der Menge, die Vibration im Boden, die durch die aufkommenden Füße verursacht wurde und das Aufprallen von Gegenständen auf dem Boden. Ich biss die Zähne zusammen und kratzte meinen übriggebliebenen Mut zusammen, ich rannte los. Geduckt lief ich zwischen den umgekippten Ständen und Verkaufsgegenständen hindurch. Plötzlich flog ein Schatten über mich drüber. Erstaunt schaute ich hinter mich. Dort auf einem der noch nicht umgestürzten Tische, landete ein Junge mit aschfarbenem Haar: Raphael. Er trug ein weißes T- Shirt und eine schwarze Hose. Seine Haare flogen ihm durch den Sprung ins Gesicht. Sprachlos sah ich zu, wie er sich abrollte und dann wieder von dem Stand in einen der Sektenmitglieder reinsprang. Raphael zog ihn mit sich auf den Boden und rammte seinen Kopf auf den verstaubten Asphalt. Blitzschnell wandte Raphael sich dem nächsten zu. Sein Sidekick traf diesen mitten in der Brust, worauf dieser rückwärts in die Überreste einiger Souvenirs krachte. Die anderen meiner Verfolger hatten ihre Überraschung überwunden und gingen zum Angriff über. Bevor eine der zwei Frauen schießen konnte, hatte Raphael schon ihren Arm nach oben geschlagen und ihr sein Knie in den Magen gerammt. Raphael machte einen Halbkreistritt, um das vierte Sektenmitglied, ein weiterer Mann, auszuschalten, doch dieser packte sein Fuß und fegte Raphael mit einem seiner eigenen Beine auf den Boden. Er krachte bäuchlings in den Staub und wurde jedoch direkt wieder aufgehoben und in einen Stapel Holz, der wohl mal ein Stand gewesen war, geworfen. Der Mann, der eben in die Souvenirs gefallen war, rappelte sich auf und wandte sich den anderen beiden zu. „Können wir ihn umbringen?", fragte er. „Ja", antwortete die Frau, „nur das Mädchen darf nicht sterben. „Warum hast du sie dann angeschossen?", fragte der dritte. „Eine Schulterverletzung wird sie ja wohl nicht töten", erwiderte sie. „Guter Punkt", sah der Mann ein und lief auf Raphael zu. Er hob Raphael, der nur noch knapp bei Bewusstsein zu sein schien und im Gesicht blutverschmiert war, aus dem Holz. Vor den anderen ließ er ihn fallen. Ich musste irgendetwas tun. Sie würden ihn umbringen. Ich rappelte mich auf und schrie: „Hey, ihr Flaschen!" Die drei wandten sich mir zu. Die Frau hob ihre Pistole. Ich sprang hinter weitere Überreste, vorbei meine Schulter höllisch schmerzte. Die Frau richtete ihre Pistole auf Raphael, doch dieser hatte in der Zwischenzeit nach der auf dem Boden liegenden Pistole der zweiten Frau, gegriffen und drückte ab. Die Kugel sauste durch die Luft und in das Bein der Frau, die ächzend auf den Boden fiel. Raphael selbst sprang auf und rannte auf mich zu. Er packte meinen unverletzten Arm und zog mich mit sich. Wir sprinteten davon. Weitere Schüssel fielen, doch sie schlugen neben uns ein. Kurze Zeit später wachte ich in meinem Bett bei Ri Shan auf. Wie ich hierhin gekommen war, wusste ich nicht mehr. Ich sah an mir herunter. Ich trug meine schwarze Jogginghose und nur mein Bustier. Meine Schulter war so weit ich sehen konnte von einem weißen Verband verdeckt und schmerzte nicht mehr ganz so stark. Ich schwang meine Beine über den Bettrand und stand auf. Mühsam stolperte ich auf den Spiegel, der an meiner Tür hing, zu. Ich besah meinen Rücken. Auch diese Wunde war verbunden und musste nach der Größe des Verbandes ziemlich lang sein. Beim Gehen schmerzte sie etwas. Nachdem ich mir eine viel zu große, aber sehr bequeme Jacke von Ri Shan übergezogen hatte, lief ich zu meinem Kleiderschrank und suchte mir von den Klamotten, die Ri Shan für mich gekauft hatte, ein paar aus. Dann verließ ich das Zimmer und machte mich auf den Weg zum Badezimmer. Ich wollte gerade nach der Türklinke greifen, als die Tür geöffnet wurde. Überrascht hielt ich in der Bewegung inne, mein Arm in der Luft. Im Türrahmen stand Raphael. Mein Blick wanderte von seinen nackten Füßen, über eine graue Jogginghose und bis zu seiner Brust. Seiner nackten Brust. Es sah aus als besäße er kein einziges Gramm Fett, seine hellbraune Haut zog sich straff über seine kräftigen Bauch- und Brustmuskeln. Raphael schaute mich überrascht an und zog die Augenbrauen hoch. Seine kinnlangen Haare waren nass und tropften auf seine Schultern. Er hatte das Blut in seinem Gesicht abgewaschen und übrig blieben ein Kratzer auf seiner linken Schläfe und einer auf seiner Wange, der sich bis zu seinem Hals erstreckte. In seiner Hand hielt er ein weißes Bündel, vermutlich sein T-Shirt. „Oh....äh...sorry", stammelte ich, unfähig mich zu bewegen. Meine Wangen glühten und waren wahrscheinlich knallrot. Gott, war das peinlich. Ohne ein Wort verschwand er im Wohnzimmer. Erkundigt wie es mir ging, hatte er natürlich nicht. Er war ein Idiot. Ein gutaussehender, Idiot, der mir das Leben gerettet hatte. Langsam lies ich meinen Arm sinken und fragte mich was gerade passiert war. Nach einer, durch meine Verletzungen etwas schwierigen Dusche, kam ich frisch wieder aus dem Badezimmer. Ich trug jetzt eine nicht mal knöchellange, schwarze Hose, die an der Taille etwas enger und sonst eher weit war und mit noch dunkleren Streifen versehen war. Dazu trug ich ein braunes T-Shirt. Die Klamotten waren für die Temperaturen draußen vermutlich viel zu warm, aber das war mir egal. Ich machte mich auf dem Weg zum Wohnzimmer und hielt dann vor der Tür inne. War es wirklich eine gute Idee ins Wohnzimmer zu gehen? Würde ich Raphael nach eben überhaupt je wieder in die Augen schauen können? Natürlich, dass war lächerlich. Ich öffnete die Tür und betrat den Raum. „Oh Gott, Alexandra meine Liebe, wie geht es dir?", fragte Ri Shan und stürmte auf mich zu, um mich vorsichtig zu umarmen. „Warum bist du nicht im Bett? Du hattest eine Kugel in deiner Schulter. Du musst dich dringend ein paar Tage ausruhen!" „Nein, dazu ist keine Zeit. Die Sekte weiß, dass wir hier sind und würde uns bald finden. Wir müssen hier weg. Die Verletzung ist nicht allzu schlimm, die Kugel ist nicht weit gekommen und hat nichts wichtiges getroffen", sagte Raphael, der vor dem Wohnzimmertisch stand und zwei Rucksäcke packte. „Warte, hast du mich behandelt?", fragte ich erschrocken. „Nein, mein Nachbar war mal Arzt, er hat dich behandelt und verspochen, niemandem von euch beiden zu erzählen und ich glaube ihm. Er ist ein guter Freund von mir", erklärte Ri Shan. Ich nickte erleichtert. „Also kann ich mich ohne gesundheitliche Gefahr bewegen?", fragte ich. „Nein", sagte Ri Shan, Raphael sagte: „Ja." „Du brauchst unbedingt Ruhe", fuhr Ri Shan fort. „Morgen früh brechen wir auf, bis dahin kannst du dich ausruhen." „Du hast mir nicht zu sagen was ich zu tun habe", fauchte ich den spanischen Jungen an. „Alexandra", sage Raphael mit weicher Stimme. Ich zuckte zusammen, so hatte ich ihn noch nie reden hören. „Wenn die uns finden und, das werden die bald, bringen die mich um und stellen mit dir wer weiß was an." Immer noch etwas verdattert über die Art, wie freundlich er sich anhörte, nickte ich. „Gut, morgen früh geht es los. Ich plane und packe, du ruhst dich aus." Damit war für ihn das Gespräch beendet. „Aber....", begann Ri Shan. „Er hat recht", sagte ich.
***
Asoka
Wir waren über Sydney angekommen und anders als man es im Sommer erwarten würde regnete es in Strömen. Es war schon sehr spät und der stockdunkle Himmel von dunklen Wolken überseht. Tatsächlich war es jedoch ziemlich warm. Als ich Quin nach der Temperatur fragte antworte dieser: „Wir haben noch immer 27°Celsius." Auch wenn ich es in dieser Höhe und durch die Wolken nicht sehen konnte, wusste ich, dass wir uns direkt über dem Krankenhaus befanden. Anastasia stellte sich neben mich und zog ihren Rucksack auf. Ich folgte ihrem Beispiel und atmete tief ein und aus. Was würde ich machen, wenn Anastasia irgendwen angriff und tötete? In Krankenhäusern war nachts immer etwas los. Zwar war diese Mission so geplant, dass wir nicht bemerkt wurden, aber was, wenn etwas schief ging? „Bereit?", fragte Anastasia und schaute mich an. Ich drückte einen Knopf an meinem Armschützer und schon fuhr meine metallische Maske aus meiner Kapuze, nachdem diese auf meinen Kopf geflogen war. Ich nickte. Was konnte ich anderes tun? Anastasia drückte ihren Daumen auf einen Schalter und die Klappe, die den Jet hinten zuschloss, öffnete sich. Warme Regentropfen wurden in den Jet geweht und duschten uns. Wir traten an den Rand. „Bereit zu springen?", fragte sie. Als sie mir ungefähr auf der Hälfte des Fluges gesagt hatte, dass wir ohne Feilschirm aus dem Jet auf das Dach springen würden und das aus etwa hundert Meter Höhe hatte ich gedacht, sie würde scherzen, doch wie sich herausstelle hatte sie es ernst gemeint. Das Metall konnte man nicht mal durch eine Bazooka zerstören, ein Aufprall aus hundert, wahrscheinlich nicht mal aus tausend Meter Höhe, würde ihm nicht mal einen Kratzer zufügen. Außerdem federte das Metall vermutlich bis zu einer Höhe von dreihundert Metern so gut ab, dass es der Aufprall nicht mal wehtun würde. Trotzdem wäre die Erschütterung für uns nicht ganz so gesund, weshalb Anastasia mir gesagt hatte, dass ich kurz vor der Landung meine Jets an den Füßen anschalten sollte, um die Schnelligkeit zu verringern. Mein linker Mundwinkel zog sich zu einem leichten Lächeln nach oben. „Ja", antwortete ich. „Gut, wir springen in drei, zwei, eins, jetzt!" Ich rannte los und schon flog ich mit rasender Geschwindigkeit abwärts. Ich riss meine Arme auf und flog bauchwärts nach unten. Ich fühlte mich wie die Jedi in Star Wars, die immer aus ihren Kanonenboten sprangen und genauso gen Erde sausten. Nachdem in einer kleinen Lücke zwischen zwei Wolken hindurchgesaust war, sah ich die Lichter der Stadt. Es war atemberaubend. Sydney bei Nacht war mindestens so beeindruckend, wie es wahrscheinlich bei Tag war. Ich hatte Städte bei Nacht schon immer gemocht. Musik, die von Clubs und Pubs am Strand kam, drang an meine Ohren. Ich musste grinsen und es fiel mir schwer nicht vor lauter Freude laut los zu schreien. Neben mir flog Anastasia. Auch sie sah ich lächeln. Dann schaute ich wieder nach unten und sah wie das Dach des Krankenhauses auf uns zu kam. Das Northern Beaches Hospital war ein großes Gebäude mit schwarz und weißen Flächen an den Wänden und viel Glas. Es war komplett erleuchtet und auf den Straßen, die das Krankenhaus umkreisten, war auch so spät in der Nacht viel Verkehr. Für mich, die in einem kleinen Fischerdorf aufgewachsen war und große Städte nur aus Filmen und von Bildern kannte, war es atemberaubend und überwältigend. Als ich nur noch mehrere Meter von dem Dach entfernt war machte ich zwei Salti und sagte dann: „Quin." Dieser wusste was ich meinte und aktivierte meine Jets. Diese steuerten gegen die Geschwindigkeit an und verlangsamten meinen Flug. Dann kam ich mit einem Knie und einem Fuß auf dem Dach auf. Meine rechte, metallene Faust rammte ich in das Dach, um nicht nach vorne zu fallen. Meinen anderen Arm streckte ich nach hinten in die Luft. Ich hoffte, dass meine Landung so cool aussah, wie ich mich fühlte. Als das Metall auf den Beton des Daches traf krachte es laut. Vor Allem, da neben mir auch noch Anastasia auftraf. Als ich zu ihr sah, bemerkte ich, dass sie mich mit ihrem gemeingefährlichen Lächeln anschaute, welches mir jedes Mal einen Schauer über den Rücken jagte. Sie sah immer so aus als wüsste sie etwas, was andere nicht wussten, was sie wahnsinnig freute. „Ok, Eko, scanne die Gegend und sage mir, ob irgendwer in der Nähe ist, der uns gesehen haben könnte, auch, wenn ich das bei diesem Wetter unwahrscheinlich finde", befahl Anastasia ihrer KI. „Natürlich" kam die Antwort direkt und ca. eine halbe Minute später: „Es hat euch niemand gesehen." „Sehr gut, dann hacke dich bitte in das System des Krankenhauses ein, und verhindere, dass niemand unser Eindringen mitbekommt." „Passiert sofort." „Super, danke." Ich lauschte dem Gespräch und machte mich dann auf den Weg zu dem Fenster, durch das wir eindringen wollten. Wir waren in der Mitte des Daches gelandet und planten vom Eingang ausgesehen auf der rechten Seite einzubrechen. Sowohl am Anfang als auch am Ende dieser Seite des Krankenhauses stand ein Teil der Wand nach vorne. Auf diesen hervorstehenden Teil des Daches konnten wir springen und von da durch ein Fenster eindringen. Plötzlich hörte ich Quins Stimme in meinem Ohr: „Achtung, hinter euch beiden kommt ein Rettungshubschrauber angeflogen, vermutlich, um auf der Landeplattform des Krankenhauses zu landen." Ich drehte mich um und entdeckte die Landeplattform, die sich auf der anderen Seite des Daches befand. Dann schaute in den dunklen Himmel. Vor meinen Augen sah ich in der Maske, wie der Hubschrauber, der auf uns zu geflogen kam, rot markiert wurde. „Ich habe ihn gescannt. In der Maschine befinden sich ein Verletzter, zwei Piloten und drei Helfer des Rettungsdienstes." „Anastasia", versuchte ich sie über meinen Comlink in der Maske, über welchen ich auch Quin hörte, zu erreichen. „Ja ich weiß, Eko hat ihn auch bemerkt. Ich komme", antwortete sie, bevor ich überhaupt irgendetwas anders gesagt hatte. „Gut", sagte ich nur und rannte dann über das Dach bis zum Rand. Ich schaute nach unten auf den tiefer liegenden Teil des Daches. Schnell checkte ich, wie weit der Hubschrauber noch entfernt war. Eigentlich dürfte er uns noch nicht bemerkt haben. Ich fixierte mich auf einen Punkt, auf dem ich landen wollte und sprang. Der Fall war so kurz, dass ich ihn kaum genießen konnte. So leise ich konnte kam ich auf und drehte mich dann zu den Fenstern um. Wenn man nach rechts schaute, erblickte man das Treppenhaus, links ging es steil in die Tiefe. Ich wandte mich den Fenstern vor mir zu. Drei Reihen großer, länglicher Fenster bildeten übereinander die Wand vor mir. Da Anastasia sich vermutlich anderswo verstecken musste und erst kommen konnte, wenn der Hubschrauber wieder weg war, war es vermutlich das Beste, wenn ich schon mal mit dem Lasern anfing. „Quin, Laser", flüsterte ich leise. Sofort öffnete sich mein Metallarm an der Innenseite meines Armes und das Lasergerät, was mich nach wie vor an einen gebogenen Strohhalm erinnere, fuhr heraus. „Senk die Konzentration, wir wollen ja nicht das das Fenster explodiert, dann starte den Laser." Ich richtete meinen Arm auf die Fensterscheibe und ein Laserstrahl schoss aus dem Gerät. Er schnitt durch die Scheibe und ich bewegte meinen Arm langsam im Kreis bis irgendwann ein großes rundes Loch vollendet war. Das Scheibenstück fiel mir entgegen und ich fing es auf, bevor es auf dem Boden auftraf und zersplitterte. Dem Plan folgend lies ich Quin meine Maske einfahren und die Illusion für meine metallischen Körperteile anschalten. Dann setzte ich meinen Rucksack ab und holte ein paar schwarzer Adidas Sportschuhe heraus. Schnell zog ich diese über und ignorierte das laute Dröhnen des Hubschraubers, der vermutlich gerade landete. Ich hörte Stimmen und das Rollen einer Liege. Es dauerte eine Weile, bis sich die Stimmen und das Geräusch von auftretenden Füßen entfernte. Wenig später erblickte ich Anastasia über mir. Nachdem sie neben mir gelandet war, aktivierte auch sie ihre Illusion und zog Turnschuhe über. „Eko hat die Videokameras ausgeschaltet und dein Lasern dürften sie eigentlich auch nicht bemerkt haben. Wir müssen uns jedoch beeilen, noch glauben sie vermutlich, dass das System einfach abgestürzt ist. Ich nickte und stieg durch das Fenster ein. Froh dem Regen entkommen zu sein, aber auch sehr nervös schaute ich mich um. Was ich hier machte war ein waschechter, illegaler Einbruch. Ich stand in einem nur durch Notlichter erleuchteten Gang mit weißen Wänden. „Ok, wie du weißt befindet sich das Gerät in dem Gehirnoperationssaal etwas weiter unten", erinnerte mich Anastasia. „Eko, du führst uns." Obwohl Eko und Quin uns warnen würden, wenn ein Mensch in der Nähe wäre, da sie Menschen durch Wärmesignaturen scannen konnten, waren wie vorsichtig. Wie liefen leise und bei jeder Abzweigung schauten wir erstmal vorsichtig um die Ecke und liefen erst weiter, wenn wir niemanden sahen oder hörten. Ein Stockwerk tiefer und unzählige Gänge weiter scannten Eko und Quin die ersten Leute auf unserem Weg. Zwei Krankenschwestern in weißen Kitteln liefen den nächsten Gang entlang und unterhielten sich auf Englisch. Da Indonesisch die einzige Sprache war, die ich konnte, hatte ich keine Ahnung, worum es in dem Gespräch ging, aber es war mir auch egal. Wir blieben vor ihnen hinter einer Ecke stehen und bevor Anastasia, die schon ihren Arm hob, die beiden jungen Frauen abschießen und vermutlich töten konnte, ließ ich Quin, nachdem sich meine Maske wieder ausgeklappt hatte, die beiden durch mein Zielsystem anpeilen. Dann hob ich meinen Arm und schaute zu, wie die Illusion verschwand und sowohl mein metallener Arm als auch der Unterarmschützer zum Vorschein kam. Dann zielte ich um die Ecke und zog mein Handgelenk ruckartig nach unten. Zwei der winzigen und mit Quins System verbunden Pfeile sausten durch die Luft und trafen die beiden in ihren Armen. Die Körper der beide zuckten und dann sanken sie beide ohnmächtig zu Boden. Wenn sie aufwachten, würden sie keine Ahnung haben, was passiert war. Ich lief auf die beiden zu und bückte mich, um die beiden Pfeile wieder einzusammeln. Als ich sie aus ihren Armen zog, blieben nichts weiter als kleine Wunden zurück, die auch durch eine Mücke verursacht hätten, sein können. Ich steckte die Pfeile, die nur einmal schocken konnten in meine Tasche und beobachtete fasziniert, wie die nächsten an meinem Arm in die Startlöcher fuhren, bevor ich Anastasia durch den Gang folgte. Mein Arm war längst wieder normal und meine Maske eingeklappt. Die meisten der Patientenzimmer waren auf der anderen Seite des Gebäudes und, da mitten in der Nacht sowieso niemand einen Grund hatte sich in den Sälen führ Gehirn- und Herzoperationen aufzuhalten, begegneten wir abgesehen von einem Doktor, der von Anastasia einen heftigen Schlag gegen den Kopf bekam, niemanden. Wenigstens hatte sie ihn nicht getötet. Als wir schließlich vor dem Saal für Gehirnoperationen ankamen überbrückte Quin die Passworteingabe über seine Kontrolle im System. Wir schlichen in den Saal. Als ich diesen Saal, vollgestopft mit leicht gruseligen, medizinischen Geräten sah, wurde ich schmerzlich an meine Eltern erinnert. Ich hoffte so sehr, dass es ihnen gut ging. Vielleicht sollte ich doch hier und jetzt abhauen. Aber sie würden mich nur wiederfinden. Irgendwie musste ich die ganze Sekte aufhalten. Aber wie? Ich wandte mich Anastasia zu, die gerade ihren Rucksack wieder aufsetzte. „Ich habe es", sagte sie. „Gut. Machen wir uns auf den Rückweg." Wie bereits auf dem Hinweg schlichen wir durch die Gänge und Flure. Wir hatten etwa die Hälfte des Weges hinter uns gelassen, als ich Quin in meinem Ohr sagen hörte: „Nicht weit entfernt sind vier Rettungsdienstleute mit einem Schwerverletzten auf einer Trage unterwegs. Sie halten direkt auf euch zu." Ein Blick zu Anastasia und es war klar, dass auch sie Bescheid wusste. „Außerdem kommen euch zwei Ärzte entgegen. Vermutlich die, die sich um den Patienten kümmern sollen. Ich sah wie Anastasia sich kampfbereit machte und ihre Arme hob. Ich drückte diese und sagte: „Wir können sie nicht ausschalten, wenn niemand diesen Verletzten versorgt, stirbt er vielleicht. Ihr Blick sagte deutlich: „Na und." „Dir mag das vielleicht egal sein, aber mir nicht", fuhr ich fort. Sie rollte mit den Augen und erwiderte: „Und was schlägst du vor?" „Ich...." In diesem Moment kamen hinter uns die Rettungsdienstleute mit der Trage um die Ecke. Ich war mir nicht sicher, ob es das schlauste war, aber wie aus Instinkt rannte ich los. Als ich um die nächste Ecke kam, stieß ich die Ärzte einfach zur Seite und sprintete den Gang entlang. „Hey", rief einer von ihnen, was soll das?" ich hoffte, dass die rennenden Schritte hinter mir Anastasia gehörten und nicht den Ärzten. Als sie neben mit auftauchte war ich erleichtert. „Hast du sie verletzt?", fragte ich japsend. „Nein", antwortete sie und lief schneller. Ich folgte ihr so schnell ich konnte. Nach wenigen Sekunden hörte ich den Schrillen laut einer Alarmanlage und um uns gingen die Lichter an und erleuchteten den Weg. „Nur fürs Protokoll, das ist deine Schuld", hörte ich Anastasia rufen. Ich wollte gerade etwas Schlagfertiges erwidern, als Quin mir etwas sehr beunruhigendes sagte: „Sie haben entdeckt, dass der Ausfall der Abwehr-, Warn- und Sicherheitsanlagen kein Zufall war. Ich musste aus dem System fliehen, die Kameras sind wieder an." So gut ich konnte versuchte ich meinen Kopf zu ducken. Mich auf einer Kamera zu entdecken war keine gute Idee, obwohl die Polizei und meine Eltern dann wüssten, wo ich war. Aber würde mich die Polizei überhaupt noch suchen, wenn ich mit einem Mitglied einer kriminellen Sekte unterwegs war? Und was würde die goldene Hyäne mir antun, wenn sie herausfände, dass ich mich absichtlich gezeigt hatte? Nein, ich musste der Sekte erst ein Ende setzten, bevor ich fliehen konnte. Als wir beim Treppenhaus ankamen, nahm ich immer drei Stufen auf einmal und jagte Anastasia dann durch einen weiteren Flur hinterher. Nach der nächsten Ecke konnte Quin gerade noch: „Achtung, da...", sagen als wir geradewegs in vier Polizisten hineinrannten, die uns entgegenkamen. Ich konnte mich kaum fragen, wo diese so schnell herkamen, als sie auch schon versuchten uns zu überwältigen. Ich wollte Quin gerade sagen, dass er durch mein Zielsystem die vier Politzisten anvisieren sollte, als auch schon vier Pfeile durch die Luft flogen und sich in die Brüste der Polizisten bohrten. Ich sah sie zucken und zusammenbrechen. Ich schaute zu Anastasia und sah diese grinsen. Mir wurde schlecht, waren sie etwa tot? Ich bückte mich und suchte krampfhaft nach dem Puls eines jungen Polizisten, als Anastasia mich packte. „Sind sie tot?", schrie ich sie an. „Komm mal runter, sie sind nur ohnmächtig", antworte sie und zog mich mit sich. Etwas später kamen wir bei dem Loch an, das ich in das Fenster gelasert hatte. „Warum hast du sie nicht getötet?", fragte ich als ich nach draußen und somit wieder in den Regen trat. „Damit habt ihr doch sonst auch keine Probleme." „Du bist dem General sehr wichtig und er möchte, dass du freiwillig bei uns bleibst und, wenn ich auf einer Mission mit dir jeden töte, wird das deine Einstellung zu uns nicht gerade verbessern, oder?" Bevor ich antworteten konnte hatte sie bereits auf dem kleinen Dachvorsprung Anlauf genommen und war gesprungen. Ich erkannte, wie die Jets unter ihren Füßen ansprangen und sich durch die Schuhe brannten. Der Schwung reicht gerade, um sie auf dem Dach über uns landen zu lassen. Ich schaute auf die durchgebrannten Überreste ihrer Sportschuhe, die neben mir gelandet waren. Sie stanken nach verbranntem Plastik. Ich rümpfte die Nase und nahm ebenfalls Anlauf. Besonders viel Platz war hier jedoch nicht und der Schwung meiner Jets reichte nicht ganz. ich bekam gerade so die Dachkannte zu fassen. Wie machte Anastasia das nur? Ich zog mich hoch und sprintete zu Anastasia, die in der Mitte des Daches stand. „Eko, zeige mir auf meinem Bildschirm den Jet an, sodass ich ihn nicht verfehle." „Wenn ihn sowieso niemand sehen kann, warum landet er dann nicht einfach?", fragte ich verwirrt. „Nicht genug Zeit", antwortete sie und nickte in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Von unten drangen Stimmen zu uns. Vermutlich weitere Polizisten. Ich befahl Quin dasselbe und holte wie Anastasia den Schusshaken aus meinem Rucksack. Dann zielte ich auf den Jet, den ich jetzt in meiner Maske, die sich wieder ausgeklappt hatte, sehen konnte. Schließlich drückte ich auf den Knopf und sah zu, wie das Seil hervorschoss. Als sich der magnetische Greifarm am Jet festgemacht hatte prüft ich das Seil und kletterte los, was eine sehr unangenehme Angelegenheit war, da das Seil durch den Regen schnell glitschig wurde. Anscheinend war der Jet etwas tiefer geflogen, da wir nicht so weit hochklettern mussten, wie wir runtergesprungen waren. Etwas nach dreiviertel des Seils, sicher war ich mir nicht, da ich den Jet nicht sehen konnte, kletterten unter uns Polizisten auf das Dach. Zum Glück konnten die Polizisten die Maske in dieser Höhe und in der Dunkelheit vermutlich nicht sehen. Wir kletterten schneller und als die Polizisten unter uns ankamen, stiegen wir bereits in den Jet. Das war etwas gruselig, da man nur einen schwebenden Innenraum sah. Wir lösten die Magnete und sahen zu, wie die Seile in die tiefe fielen. Dann schloss sich die Rampe und wenige Sekunden später sausten wir auch schon davon.
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