Der Höllenhund


Der Höllenhund                      

Asoka                                                                                                                                                                                          

Ich hatte gerade eine neue Folge angefangen, als es klingelte. Ich stand auf und wollte schon gehen und die Tür öffnen, als ich innehielt. Was wenn es wieder die Angreifer waren? Ich schlich leise an die Tür heran und schaute durch den Türspion. Mit Erleichterung stellte ich fest, dass es tatsächlich meine Eltern waren. Ich öffnete die Tür. „Hallo, Asoka, du glaubst nicht was das für eine Na..." Meine Mutter blieb stocksteif stehen. Dann stürmte sie vorwärts und untersuchte mein Gesicht. „Was ist denn mit dir passiert. Du hast dich doch nicht etwa geprügelt, oder?" „Ich..." „Ja?", fragte mein Vater. Die meisten Leute dachten, wenn sie meinen Vater, Setiawan, sahen, vermutlich an einen Athleten. Er war ein großer, drahtiger Mann mit langgezogenen Muskeln. Seine schwarzen Haare, die sich, obwohl seine Haut sehr dunkel war, stark von seiner dieser abhoben, waren an den Seiten seines Kopfes relativ kurz. Dafür waren sie in der Mitte lang und nach oben gekämmt, so dass sie ihm nicht ins Gesicht fielen. Außerdem hatte er einen leichten Drei-Tage-Bart, da er immer vergaß sich zu rasieren. Meine Mutter trug ihre langen dunklen Haare immer in einer aufwändigen Frisur, heute waren sie sowohl an der Seite als auch über ihren Kopf in viele dünne Zöpfe geflochten. Zum Glück hatte ich ihre Haare geerbt, sie wurden fast nie fettig und man konnte eine aufwändige Frisur lange tragen. Auch ich trug gerne solche Frisuren. Auch sonst konnte man meine Mutter als eine Schönheit bezeichnen, sie hatte mit ihren 1,73m eine perfekte Größe, wie ich fand und hatte, auch, wenn sie sonst dünn war, sehr schöne Kurven. Jetzt schaute sie mich aus ihren dunklen Augen besorgt an. Sie führte mich ins Wohnzimmer und wir setzen uns auf die Couch. Daraufhin erzählte ich meinen Eltern die ganze Geschichte, während meine Mutter meine Wunden versorgte. Wie ich vom Training nach Hause hatte gehen wollen, angegriffen wurde und geflohen war. Beide hörten aufmerksam zu, dann sagte mein Vater: „Jemand hat sie geschickt. Das war kein gewöhnlicher Überfall. Vermutlich wollten sie dich als Geisel nehmen und uns dann erpressen." Meine Mutter umarmte mich: „Keine Sorge, wir passen auf dich auf", sagte meine Mutter, ihre Stimme klang besorgt. „Natürlich, dir passiert nichts", versicherte mir auch mein Vater. „Vielleicht sollten wir doch in den Urlaub fahren, weg von hier", schlug mein Vater vor. „Nein", stieß ich aus, „ich habe doch Training." Und ich will Christopher treffen, dachte ich, sprach es aber nicht aus. „Sie scheinen ja zu wissen, wo und wann du Training hast, außerdem kannst du jetzt abends so wie so nicht mehr allein raus." „Aber, Training. Ich muss doch..." „Asoka", unterbrach mich meine Mutter, „ich weiß wie wichtig dir das Training ist, aber deine Sicherheit ist wichtiger. Du kannst doch hier zu Hause trainieren." „Aber.." „Asoka, bitte.", mein Vater sah mich flehentlich an. „Könnt ihr mich denn nicht zum Training begleiten?" Meine Eltern sahen sich an, dann seufzte meine Mutter. „Vielleicht, wir werden darüber reden. Aber wir müssen das auf jeden Fall der Polizei melden, weißt du wie diese Leute aussahen? Was sie anhatten?" „Ja. Es waren auf jeden Fall Indonesen, alle drei hatten schwarze Hoodies und schwarze Jogginghosen an. Außerdem hatten sie alle den gleichen Militärschnitt und einer war relativ klein. Die anderen waren ziemlich groß und nach ihrem Kampfstil zu urteilen, sind sie gut ausgebildet worden.... Ach und sie hatten alle eine goldenen Hyäne auf ihrer Kleidung. Auf dem Rücken." „Das ist doch einiges", sagte meine Vater hoffnungsvoll, „wir sollten zur Polizei." „Wann?", fragte ich. „Jetzt", antwortete meine Mutter. „Ok, ich gehe mich nur kurz umziehen." Ich sprintete die Treppe hoch und zu meinem Zimmer. Ich schnappte mir mein Handy und öffnete WhatsApp. Sorry, ich kann heute leider nicht. Können wir uns morgen um dieselbe Uhrzeit treffen? Aber nicht am Marktplatz, wir treffen uns am Rand von dem Privatstrand meiner Familie, ok? Hoffentlich war Christopher nicht sauer. Seufzend tauschte ich meine Jogginghose in eine kurze olivgrüne Hose um, die gut zu meinem Pulli passte und ging dann wieder nach unten.

***

AlexandraDie Leute, die wie sie sagten, sich zusammengeschlossen hatten, um die Sekte, „Die goldene Hyäne", zu stoppen hatten im Schutz des Hubschraubers ein Lager aufgeschlagen. Jetzt saßen sie auf Kisten oder einfach im Sand um ein Lagerfeuer herum, dass sie in einer Feuerschale entzündet hatten. Hätten sie nicht alle dieselben Klamotten und Waffen an ihrem Körper, hätten sie ganz normale Menschen sein können. Lachend und quatschend saßen sie da und hielten Würstchen und Stockbrot übers Feuer. Die meisten hatten ihre Helme abgenommen. Anscheinend kamen sie aus aller Welt. Es waren definitiv einige Ägypter und andere dunkelheutige dabei, aber auch Asiaten und Hellhäutige. Abgesehen von einem Jungen, der ungefähr so alt erschien wie ich, vielleicht ein bisschen älter, und etwas weiter weg auf einer Kiste saß, waren es alle Erwachsene. Da ich nicht so recht wusste, was ich unter all den Erwachsenen machen sollte, lief ich zu ihm. Es war inzwischen dunkel und hier, weg vom Feuer, brachten nur die Sterne Licht und die Stimmen waren zu einem leisen Getuschel geworden. Der Junge hatte hellbraune Haut, jedoch sah er nicht aus wie ein Ägypter. Zwar hatte er schwarze Haare, die sich an den Spitzen leicht kräuselten und ihm über die Augen fielen und dunkle Augen, trotzdem waren seine Gesichtszüge anders als die der Einheimischen. „Warum sitzt du so weit weg, von den anderen?", fragte ich. Der Junge schaute zu mir hoch. „No hablo egipcio.", sagte der Junge, er sprach leise, mit einer weichen melodischen Stimme. Natürlich, er war Spanier. Ich wollte ihn gerade fragen, ob er vielleicht Indonesisch sprach, was ich konnte, da meine Oma ursprünglich daherkam, als mir einfiel, dass ein Spanier kein Grund hatte Indonesisch zu sprechen. „Scusa", sagte ich. Irgendwann hatte ich mal aufgeschnappt, dass das „Entschuldigung" auf Italienisch hieß, ich hoffte er verstand was ich meinte. Der Junge lächelte leicht. Dann sagte er: „Se llama lo siento." „Oh", war das Einzige was ich sagte, da ich kein Wort verstanden hatte. Ich drehte mich um und ging davon, fast erwartete ich, dass der Junge noch etwas sagen würde, aber das tat er nicht. „Hunger?", fragte eine Stimme auf Ägyptisch. Vor mir stand die Frau mit dem Pferdeschwanz, eben hatte sie mich noch mit einer Pistole bedroht, jetzt hielt sie mir einen Teller mit Würstchen und Stockbrot drauf hin. Wie schnell sich doch alles ändern konnte. „Ja danke", ich nahm den Teller an und, da mir nichts anderes übrigblieb, setzte ich mich zu den anderen. Anscheinend besprachen die Leute gerade, was sie als nächstes machen sollten. Einer mit heller Haut und blonden Haaren sagte gerade: „Wir sollten hierbleiben und die übrigen Sektenmitglieder, die wir noch nicht gefangen genommen haben, schnappen. „Das halte ich für eine schlechte Idee", sagte ein anderer, auf die zwei, drei kommt es auch nicht an, wir sollten nach Indonesien und ihr Hauptquartier finden." „Die Sekte kommt aus Indonesien?", stieß ich hervor, bevor ich mich stoppen konnte. Um die zehn Gesichter wandten sich mir zu, manche neugierig und überrascht, manche genervt. „Ja", sagte die Frau, die mich bedroht hatte und, ich hatte mit meiner Vermutung wohl recht gehabt, eine Art Anführerin dieser Gruppe war. „Eleonora, wer genau ist dieses Mädchen nochmal?", fragte der blonde von eben. Offenbar-Eleonora warf ihm einen scharfen Blick zu und wandte sich dann ab. „Yoyo", begann sie, „was denkst du sollten wir machen." Ein junger, afrikanischer Mann, ich vermutete um die siebzehn Jahre, mit fast schwarzer Haut und kurzen krisseligen Haaren, schaute auf. Er sah sehr nett aus und lächelte freundlich. Ich fragte mich, ob Yoyo sein richtiger oder ein Spitzname war. Ich fragte mich, warum er mir nicht schon vorher aufgefallen war, da er der Einzige war, der afrikanischer Abstammung zu sein schien. Yoyo schluckte einen Bissen herunter auf dem er bis jetzt herumgekaut hatte und schien nachzudenken. „Vielleicht sollten wir eine Abstimmung machen", sagte er mit einer dunklen, aber keineswegs unfreundlichen Stimme. „Hat irgendwer Einwende gegen eine Abstimmung?", frage Eleonora. Alle schüttelten den Kopf. „Dann erhebt jetzt die Hand, wenn ihr dafür seid hier zu bleiben und die übrigen Sektenmitglieder zu schnappen." Nur eine Handvoll Soldaten, darunter auch der blonde von eben, hoben ihre Hand. „Dann ist es entschieden. Wir fliegen nach Indonesien!"

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Asoka1,2,3,4,5,6....1,2,3,4,5,6,... Ich hatte herausgefunden, dass die Zeit schneller zu vergehen schien, wenn ich immer wieder die Löcher in den Fliesen zählte. Laut meiner Uhr saß ich geschlagene fünfundvierzig Minuten vor dem Besprechungsraum in der Polizei. Die knarzenden, brauen, Plastikstühle waren unglaublich unbequem, und ich war mir sicher, dass ich morgen oder schon heute Abend Schmerzen haben würde, die ich durch den Kampf ja eh schon hatte. Am Anfang hatte ich zwischendurch noch Liegestütze gemacht, doch dann hatte ich einmal nicht bemerkt, dass ein Polizist um die Ecke kam und der war mit hochgezogenen Augenbrauen und einem missbilligen Blick an mir vorbeigelaufen. „Dabei trainiert ihr doch auch", hatte ich gedacht. Trotzdem hatte ich mich seitdem nicht mehr von diesem ungemütlichen Stuhl erhoben. 1,2,3,4,5,6...1,2,3,4,5,6... gelangweilt dachte ich darüber nach, was ich als nächstes zählen konnte. Als wir die Polizeistation erreicht hatten, waren wir von einem freundlichen, jungen Polizisten begrüßt worden. Ihm hatte ich erzählt, was passiert war, wie die Angreifer ausgesehen hatten und ihm ein paar Fragen beantwortet. Daraufhin hatte er mich aus dem Raum geschickt, da er nochmal kurz nur mit meinen Eltern hatte reden wollen. Kurz hatte sich als eine Dreiviertelstunde herausgestellt, die ich jetzt schon hier rumsaß. Endlich hörte ich wie in dem Raum Stühle gerückt wurden. Ich stand auf und streckte mich. Dann ging auch schon die Tür auf und meine Eltern traten heraus, gefolgt von dem Polizisten. „Ich verspreche Ihnen, wir werden alles tun, um diese Leute zu schnappen. Ihre Tochter ist bald in Sicherheit. Falls wir Fortschritte machen werden wir sie natürlich benachrichtigen", sagte dieser gerade. „Nochmals danke für alles", antwortete mein Vater. „Natürlich", der Polizist nickte und ging davon. Meine Mutter schaute mich an und sagte: „Lass uns nach Hause gehen." Ich nickte. Mom nahm meine Hand, als wäre ich wieder acht und wir liefen zu dritt nach Hause. Wieder zu Hause machte meine Mutter Abendessen, einen leckeren Auflauf aus den Überresten, die sie auf der Arbeit nicht aufgegessen hatten. Schließlich aßen wir an dem großen Ebenholz Tisch, der im Wohnzimmer hinter der Couch stand. Manchmal fühlte ich mich in diesem riesigen Haus mit dessen großen Räumen und Möbeln sehr allein, selbst wenn meine Eltern da waren. Wie gerne hätte ich Geschwister, jemanden der einen verstand und das Leben viel glücklicher machte. Auch wenn ich mich innerlich leer fühlte, tat der Auflauf gut. Eine Mischung aus Brokkoli, Nudeln und Schinkenwürfeln. Als wir fertig waren fragte meine Mutter: „Willst du noch etwas mit uns gucken?" „Nein danke, ich geh nach oben, ich bin sehr müde." „Ok, leg dich schlafen, das war ein harter Tag für dich." Ich lächelte und lief dann die dunkelbraune Treppe aus Nussholz hoch und in mein Zimmer. Mein Blick wanderte über das große Bett, die Waffen an den Wänden, den großen, weißen Schrank, den ebenfalls weißen Sessel und die Kommode der gleichen Farbe. Ich schaute mir den Schreibtisch, auf dem mein Computer stand, meinen Fernseher und den großen Balkon an. Nicht zum ersten Mal fragte ich mich, ob man das wirklich alles brauchte. Seufzend ließ ich mich auf mein Bett fallen. Ich hatte nicht gelogen, ich war müde, trotzdem hatte ich nicht vor zu schlafen. Ich nahm mir mein Handy und schrieb los: Ich kann heute doch noch. Du auch? Wir könnten uns am Rand des Privatstrandes treffen, falls du Lust hast. Nachdem ich mir eine neue Frisur gemacht hatte, die der, die meine Mutter heute gehabt hatte, ähnlichsah, zog ich mich um. Ich ließ meinen braunen Pulli an, aber für eine kurze Hose war es jetzt, es war zwar noch nicht wirklich kalt, nicht mehr warm genug. Ich entschied mich für eine schwarze High-Waist Hose mit vielen Knöpfen, die nach unten hin etwas weiter wurde und somit mehr oder weniger beweglich war und bis kurz über meine Knöchel reichte. Schließlich schlüpfte ich in meine olivgrünen Adidas. Als ich fertig war schaute ich wieder auf mein Handy, es war eine kurze Nachricht angekommen. Ok, bin in zehn Minuten da. Ich bemerkte wie sich ein leichtes Lächeln auf meine Lippen stahl, was jedoch bald wieder verschwand, da meine Lippen immer noch weh taten. Ich horchte nach meinen Eltern, von unten drangen die Geräusche eine Films nach oben, das war gut. Ich schlich leise auf meinen Balkon und kletterte dann die Wand nach unten. Das letzte Stück sprang ich und landete in gebückter Haltung im Sand. Ich wusste, dass ich auf den Kameras drauf war und hoffte, dass meine Eltern, diese heute nicht mehr checkten, bevor ich die paar Minuten löschen konnte. Ich rannte den Strand entlang, es war bereits dunkel und eine klare Nacht. Die Sterne leuchteten, jedoch kannte ich eigentlich keine Sternbilder. Der Strand machte eine Biegung, über die ich sehr froh war, da man dahinter vom Haus aus nicht mehr gesehen werden konnte. Hinter dem Zaun stand Christopher mit einem Rucksack. Mit Hilfe meiner Fernbedienung schaltete ich den Strom ab und wartete bis Christopher über die Barriere geklettert war. „Hi", sagte ich etwas unsicher, nachdem er vor mir gelandet war. „Hey", antwortete er. Ich bemerkte wie sich seine erst fröhliche Miene in blanken Horror umwandelte. Was ist dir denn passiert?", fragte er entsetzt. „Ich... also." Ich atmete einmal tief durch. Dann erzählte ich ihm alles was passiert war. Während ich redete sagte er kein Wort, doch sein Gesicht sprach Bände. „Deshalb können wir und leider nicht weiter treffen. Es tut mir leid, aber alle mit denen ich Kontakt habe sind möglicherweise in Gefahr." Ich sah in seinen Augen, dass er verletzt war. „Natürlich nur so lange, wie sie nicht geschnappt wurden. Wenn die Polizei sie hinter Gitter gebracht hat, dann können wir uns wiedersehen. Wir haben heute schon Anzeige erstattet", beeilte ich mich zu sagen. Falls ihm was passieren würde, wusste ich, wäre das alles meine Schuld. „Ich verstehe", sagte Christopher, aber ich wusste, dass er enttäuscht war. „Aber heute haben wir doch noch. Sonst habe ich dir ja ganz umsonst was mitgebracht." Überrascht aber auch verwirrt fragte ich: „Was?" Christopher griff nach seinem Rucksack und holte eine Tüte ungarische Chips heraus. Mir klappte vor Überraschung der Mund auf. Christopher riss sie auf und hielt sie mir hin. Grinsend nahm ich mir einige heraus. „Ich liebe die", merkte ich an. „Das freut mich, ich hatte eine 50/50 Chance. Anscheinend hatte ich Glück", er stellte die Tüte in den Sand und schaute auf das Meer. Ich tat es ihm nach. Die Sterne spiegelten sich im Wasser, das in der Dunkelheit fast schwarz aussah, wie Teer. „Warte", Christopher klang alarmiert, „wenn diese Typen dich suchen, bist du dann hier sicher?" „Erstens ist es nicht klar, ob die wirklich gezielt nach mir suchen, oder ob ich nur ein willkürlich ausgewähltes Opfer war und zweitens, ist dieser Privatstrand relativ gut gesichert." „Da bin ich aber erleichtert", er nahm sich noch mehr Chips. Als die Chips leer waren, nahm ich seine Hand, sie lag warm in meiner.

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KatnissIch starrte meine Mutter an und mit mir alle meine Geschwister. In meinem Kopf sausten hunderte von Fragen herum. Was ist mit Isabella? Was ist mit meiner Schule? Wo genau ziehen wir hin? Wie soll ich so schnell Indonesisch lernen? Zu meinem Erstaunen sprach Maik, Maik, der immer nur in seinem Raum saß, Maik, den nichts interessiert außer wie viele Monster er in einer Minute abknallen konnte, als erster: „Das.... Das geht nicht. Das... das könnt ihr doch nicht machen", stotterte er. Als nächstes schrien alle durcheinander. Maria und Maik schrien meinen Vater an, der zurückschrie. Meine Mutter versuchte den kleinen inzwischen weinenden Aaron zu beruhigen und Ruth quengelte, da sie nicht ganz verstand was los war. Ich schaute Isabella an, die einfach nur in die Luft starrte. Ich stand auf, nahm Ruth auf den Arm und Isabella an die Hand. Meine Mutter schaute mich dankbar an, als ich die beiden aus dem Wohnzimmer und in die Küche brachte. Nachdem ich Ruth auf den Tresen gesetzt hatte, hob Isabella hoch und setzt sie dazu. Danach holte ich für Ruth ein kleines Magnum Stil Eis aus dem Kühlschrank und drückte es ihr in die Hand. Isabella schaute mich an: „Lena", sagte sie nur. „Ich weiß", ich drückte sie an mich. Aus dem Wohnzimmer hörte man noch immer gedämpft die Schreie von Maik und meinem Vater. Dann hörte ich wie jemand, ziemlich sicher Maik, aufstand und wütend davonstapfte. Kurz darauf wurde eine Tür geknallt. „Bleibt hier ja", sagte ich meinen Schwestern und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Mom wiegte Josh hin und her, dessen Heulen in ein leises Schluchzen übergegangen war und mein Vater hielt Maria auf dem Arm. „Könntest du etwas mit Maria und Ruth machen? Ich werde mal mit Isabella reden", bat meine Mutter in einem fast flehenden Ton. Ich nickte und brachte dann Maia und Ruth in mein Zimmer. Nachdem ich Maria beruhigt hatte, las ich beiden etwas vor. Irgendwann kam dann mein Vater in den Raum und nahm meine Schwestern mit. Erst dann verkroch ich mich in mein Bett und ließ meinen Tränen freien lauf.

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AlexandraIch schaute aus dem Fenster des Hubschraubers, unter mir nichts als unendliche Weiten sandfarbener Wüste. Seit wir losgeflogen waren suchte ich die Dünen nach irgendwelchen Tieren ab, doch bis jetzt hatte ich kein Glück gehabt. Gestern Abend nach dem Essen, hatten diese Leute, die anscheinend einer sogenannten Jai Organisation angehörten, ein Schlaflager aus vielen Kissen und Schlafsäcken aufgebaut und sich, nachdem sie einen Wachdienst aufgestellt hatten, schlafen gelegt hatten. Da ich ihnen jedoch nicht so wirklich traute, hatte ich die ganze nicht geschlafen und den spanischen Jungen beobachtet, der sich auf das Dach des Hubschraubers gesetzt und in den Himmel geschaut hatte. Jetzt waren wir seit Sonnenaufgang zu ihrem „Lager" unterwegs. Eleonora hatte mir erzählt, dass Jai Organisation, wie auch die Sekte, aus Indonesien kam, da sie ein geheimer Teil der indonesischen Regierung waren. In Indonesien hatten sie auch ihren Hauptstützpunkt und den Rest ihrer Leute. Als sie Hauptstützpunkt gesagt hatte, hatte ich lachen müssen, es hatte sich sosehr nach etwas aus einem Buch angehört, von denen ich in Mariana so viel gelesen hatte. „Was ist so witzig?", hatte Eleonora gefragt, doch ich hatte nur den Kopf geschüttelt. Ich dachte an mein Motorrad was wir in der Wüste hatten stehen lassen müssen, jedoch hatte Eleonora versprochen, dass sie es später holen würden. Ich hoffte, dass sie die Wahrheit gesagt hatte. Trotzdem war ich froh, nach Indonesien zu kommen. Vielleicht fand ich Verwandte meiner Oma oder erfuhr, warum meine Oma Indonesien verlassen hatte. Ich schaute auf meine digitale Uhr, die ich von meiner Oma zu meinem vierzehnten Geburtstag bekommen hatte. 11:37Uhr. Da mein Magen angefangen hatte zu knurren, durchwühlte ich in meinen Rucksack. Schließlich fand ich einen Apfel, den ich schnell verschlang. Währenddessen schweifte mein Blick über die Agenten in ihren kugelsicheren Klamotten, die auf Kisten saßen und sich unterhielten oder Würfelspiele spielten, was mir, bei dem Ruckeln des Hubschraubers, sehr gefährlich erschien. Generell hatte dieser Hubschrauber weder Sitze noch konnte man sich anschnallen. In einer Ecke entdeckte ich den spanischen Jungen. Er trug eine feste schwarze Hose, eine die meiner sehr ähnlich war, und einen blaugrauen Hoodie. Jedoch hatte er seine Kapuze nicht auf und ich konnte sein Gesicht sehen. Jetzt bei Tag, waren seine spanischen Züge viel klarer. Trotzdem dachte ich mir: Vielleicht kann er ja doch Indonesisch, immerhin kam die Sekte aus Indonesien. Da ich nichts Besseres zu tun hatte, stand ich auf und lief vorsichtig zu ihm rüber. „Kamu mengerti?", fragte ich auf Indonesisch. „Ya", sagte er. „Siapa namamu?", erkundigte ich mich. „Raphael", antwortete er. „Ey Raphael, juegas con?", fragte ein junger Mann, der nach seinem Aussehen nach auch Spanier war. Ich fragte mich warum die Jai-Organisation so internationale Mitglieder hatte, wenn sie doch zur indonesischen Regierung gehörte. „Permisi", entschuldigte sich Raphael und stand auf, um sich zu den anderen zu gesellen. Der andere Spanier schaute überrascht, stellte jedoch noch eine Kiste dazu. „Spielst du auch mit?", fragte mich ein anderer, es war der afrikanische Mann, Yoyo. Ich ging zu ihnen, sie spielten Kniffel. Einer schaffte noch eine Kiste an und dann wurde mir ein Becher mit Würfeln in die Hand gedrückt. „Neue Runde, sie startet", sagte Yoyo und lächelte mich an.

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AsokaBam. Bam. Wieder und wieder sauste mein Bein in einem Halbkreiskick gegen den Boxsack. Nachdem meine Eltern noch einmal zur Polizeistation gefahren waren, hatte ich einen Sport-Bh und eine schwarze Sporthose, die an der Taille festsaß und sonst sehr locker war, angezogen und war in die Trainingshalle im Keller trainieren gegangen. Ich wechselte die Seite. Bam. Bam. „Drrrrrrrrrrrr." Von oben ertönte die Klingel. Ich zog mir schnell ein mattblaues T-Shirt von Champion über und machte mich auf den Weg. Während ich die Treppe hochlief überlegte ich, wer das sein könnte. Meine Eltern konnten noch nicht wieder zurück sein, außerdem würden die vermutlich nicht klingeln. Postboten und Lieferanten würden am Tor klingeln und nicht direkt am Haus. Vielleicht die Leute der Sekte? Wahrscheinlich machte ich mir einfach nur zu viele Sorgen. Möglicherweise war es ja Christopher. Ich schaute durch den Türspion, als die Tür aufkrachte und gegen mich knallte. Ich flog durch die Luft, landete und machte eine Rolle rückwärts in den Handstand. Durch die Tür traten drei Gestalten. Alle drei trugen schwarze Jogginghosen, wie die Angreifer in der Gasse, und schwarze Kapuzenjacken. Auch diese drei waren eindeutig einheimischer Abstammung. Zwei waren wieder Männer, jedoch hatten diese nicht denselben Haarschnitt. Einer war sehr jung und ziemlich groß, mindestens 1,80m und funkelte mich aus fast schwarzen Augen an. Auf seinem Kopf befand sich keine einzige Haarsträhne. Der zweite ein sehr kleiner, älterer Mann mit kurzem, kräuseligem schwarzen Haar. Die beiden bildeten ein witziges paar, der eine groß und jung, der andere klein und eher alt. Während der kleine zwei lange Messer in den Händen hielt, hatte der andere zwei Pistolen. Die dritte Person war eine Frau, sie hielt keine Waffen in den Händen jedoch führte sie ein Wesen an der Leine, was man am ehesten als Hund bezeichnen konnte. Das Viech hatte die Größe eines Löwen und schwarzes zotteliges Fell. Aus seinem Maul ragten zwei lange Fangzähne heraus und seine Augen waren unnormal gelb. Noch schlimmer war jedoch, dass seine Vorderbeine in schwarzen Tentakeln endeten, die über den Boden zuckten. Als er mich sah, fletschte er seine weißen langen Zähne und zog an seiner metallenen Leine. Ich ging Rückwärts und machte eine Rückwärtssalto auf den Tisch. Der große Mann richtete seine Pistolen auf mich, ich reagierte schneller, als ich gedacht hätte, dass ich reagieren könnte. Ich sprang rückwärts vom Tisch und zog ihn mit sich, sodass ich jetzt hinter ihm hockte, wie hinter einem Schutzschild. Doch es wurde nicht geschossen. „Hör zu, Mädchen. Wenn du einfach nur freiwillig mit uns kommst, muss es keinen Kampf geben." „Definitiv nicht." „Neraka, bring sie zu uns, lebendig", hörte ich die Frau sagen. Als das Viech lossprang hatte ich bereits eine Flugrolle in Richtung Treppe gemacht. Dann rannte ich, die Treppe herunter, den Gang entlang und in meine Trainingshalle, verfolgt von der Bestie. Blitzschnell knallte ich die Tür zu und durchquerte den Raum. Seit drei Jahren trainierte ich schon mit einer Sensenkette, eine Waffe, die aus einer metallenen Kette, an einem Ende war der Griff und an dem anderen ein Sensenkopf, bestand. Ich riss sie von der Wand und drehte mich in dem Moment um, als die Tür explodierte. Sie flog aus ihren Angeln und durch den Raum, bis sie krachend neben mir aufschlug und teilweise zersplitterte. Ich duckte mich, als die Holzsplitter in alle Richtungen flogen. Ich hatte mich grade wiederaufgerichtet, als die Bestie gegen mich krachte. Ich landete auf dem Boden, das Hundeartige Wesen auf mir drauf. Dessen Tentakeln packten mich und ich spürte wie hunderte von kleinen Stacheln, die sich an den Innenseiten der Tentakel befanden, in meine Schultern bohrten. Ich schrie auf und rammte meinen Kopf gegen den des Vieches, doch dieses knurrte nur und bewegte sich kein bisschen, während mein Kopf wie höllisch wehtat. Ich starrte in die gelben Augen des Wesens und versuchte so dessen Aufmerksamkeit auf mein Gesicht zu lenken, während ich meine linke Hand, in der ich die Waffe hielt, hochriss. Die Sense bohrte sich in die Seite des Tieres, welches zur Seite fiel. Ich machte ein Kick Up riss dabei meine Waffe aus dem Wesen. Dieses blutete stark und tränkte die dünnen Matten, die den Trainingsboden bedeckte. Das Blut war rot, wenn auch dunkler als das von Menschen und normalen Tieren. Ich starrte auf die Wunde und dann auf meine mit Blut beschmierte Waffe. Mir wurde schlecht. Ich hatte ein lebendiges Wesen verletzt. Vielleicht kein Tier, aber auch kein Ding. Mein Gehirn versuchte noch zu verarbeiten, was gerade passiert war und wir es so etwas geben konnte, wie das Wesen, was da vor meinen Füßen lag, als ich Schritte hörte. Ich schaute auf und zu der Stelle, an der einmal meine Tür gewesen war. Die drei Personen, die vermutlich die ganze Zeit an der „Tür" gestanden hatten, kamen jetzt auf mich zu. Der Riese mit der Glatze steckte die Pistolen ein und sagte, während er ein Schwert aus einer Scheide aus seinem Rücken zog: „Da du anscheinend nicht einfach mitkommen willst, muss es wohl einen Kampf geben." Ich dachte daran, wie die Frau dem Hundewesen befohlen hatte, mich lebendig zu ihr zu bringen und jetzt hatte der Mann seine Pistolen weggesteckt. Sie wollten mich nicht umbringen, nur zur Geisel machen. Die Pistolen waren nur zur Einschüchterung gedacht. Ich hob meine Hand, mit der Waffe darin, meine Schultern schmerzten höllisch. Ich musste wieder aus dem Raum herauskommen, vielleicht konnte ich sie irgendwie vom Ausgang weglocken. Während die zwei Männer mit erhobenen Waffen auf mich zukamen, rannte die Frau zu dem Hundewesen. Ich ignorierte den Schmerz in meinen Schultern und ließ meine Waffe kreisen, dann sprang ich und riss die Kette nach vorne. Der große wich aus und holte mit seinem Schwert aus. Ich duckte mich und wollte gegen sein Knie treten, doch er zog sein Bein weg. Von hinten näherte sich der Ältere mit seinen Messern, doch meine herumwirbelnde Waffe hinderte ihn am Angreifen. Erst als ich mit ihr den jüngeren Angriff, indem die Sensenkette sich um sein Schwert wickelte, holte er mit seinen Messern aus. Ich sprang weg und zog gleichzeitig an meiner Waffe, um dem anderen sein Schwert aus der Hand zu reißen, doch er ließ nicht los. Stattdessen zog er und ich flog nach vorne. Um nicht gegen ihn und seine Waffe zu knallen, musste ich meine Waffe loslassen. Ich warf mich zur Seite und rollte mich ab, dann sprintete ich aus dem Raum und die Treppe hoch. Hinter mir hörte ich meine Verfolger. Ich kam im Wohnzimmer an und rannte auf den Flur und die Tür zu. Ich sah bereits die Tür, als sich etwas Schleimiges um mein Fußgelenk wickelte und sich kleine Stacheln in meine Haut bohrten. Ich stolperte und fiel hin, als das Hundewesen an meinem Bein zog. Ich drehte mich auf meinen Rücken und trat dem Wesen ins Gesicht. Es knurrte und hob seinen Schwanz. Erst jetzt bemerkte ich, dass dieser in einem Stachel endete. Als der Stachel auf mich zu kam, rollte ich mich zur Seite, sodass sich dieser in das Parkett bohrte. Dann wurde ich plötzlich hochgehoben, meine menschlichen Verfolger waren eingetroffen. Ich spürte wie sich die Tentakel an meinem Fußgelenk löste. Der mit den funkelnden Augen, der mich auf dem Arm hatte, beugte sich vor und flüsterte mir ins Ohr: „Du wolltest es so." Als nächstes flog ich durch die Luft, über die Couch und durch das riesige Fenster, welches die eine Wand des Wohnzimmers bildete und einen wunderschönen Panorama Blick auf das Meer bot. Das Glas zerschnitt meine Haut, ich landete im Sand und hob schützend meine Arme, als die Scherben auf mich prasselten. Mein ganzer Körper schmerzte, sowohl die Knochen vom Aufprall als auch die Verletzungen, die die Scherben hinterlassen hatten. Ich spürte, wie etwas Warmes meine Wange herunterlief. Blut. Dann beugte sich der ältere über mich. Ich konnte mich weder bewegen noch sprechen, daher starrte ich ihn nur angewidert an. Er lächelte, es war kein freundliches Lächeln. Daraufhin packte er mich, ich flog ein weiteres Mal durch die Luft, landete auf der weißen Couch, rollte weiter und krachte auf den Boden. Ich sah Sternchen und fragte mich, warum ich mir noch nichts gebrochen hatte. Vielleicht hatte ich das ja. „Schlaf gut", hörte ich noch, dann verlor ich das Bewusstsein.

***

Aron rannte durch die brennende Stadt, neben ihm Nesrin. Die Flammen folgten ihnen, der Rauch behinderte die Sicht. Sie hatten das Mädchen nicht finden können, vermutlich war sie geflohen. Der Rauch lichtete sich, vor ihnen nichts als Sand, hinter ihnen Flammen über Flammen. Aron und Nesrin sprinteten in die Wüste, außer Reichweite der Flammen brachen sie zusammen. Aron hustete, seine Augen und Kehle brannten. „Alles ok?", fragte er krächzend und schaute Nesrin an. Ihre Frisur war inzwischen völlig hin. Ihre schwarzen, verschwitzten Haare hingen ihr ins Gesicht und ihr Gesicht war dreckig, verrußt und zerkratzt. Ihr schwarzes Tank-Top war teilweise zerrissen und wie auch ihre Hose über und über mit Asche versehen. Andere hätten sie so vielleicht als verwahrlost beschrieben, doch Aron mochte sie so. Denn das hier, alles um sie herum, verband er mit Nesrin, sowohl den Kampf als auch die Gefahr. „Nein, natürlich nicht. Wir sitzen nur zu zweit mitten in der Wüst ohne unser Team und Verpflegung. Wir haben nicht die geringst Ahnung, was mit den anderen passiert ist, wie wir von hier wegkommen sollen und außerdem haben wir unseren Auftrag vermasselt. Das Mädchen ist weg und mit ihr der Drache." „Naja, ich weiß, wo wir etwas Verpflegung und vielleicht auch Informationen herbekommen." Auf Nesrins Gesicht stahl sich ein leichtes Lächeln. „Die überlebenden Dorfbewohner." „Ganz ge...", Aron hörte auf zu reden, als er Nesrins Gesichtsausdruck sah: eine Mischung aus Unglauben und Erleichterung. Aron folgte ihrem Blick und schaute hinter sich, auf die brennende Stadt. Aus den Flammen stolperte eine Gestalt, ein paar Schritte später, sank sie in den Sand. „Tekhtmar", stieß Nesrin aus. Sie rappelte sich auf und rannte los, Aron auf den Fersen. 

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