Chapter 38

(Zwei Wochen später)

Pov. Maudado

"Maudado?"
"Hm?"
"Das ist doch kein Leben."
"Ich weiß."
"Wollen wir das wirklich für immer so durchziehen?"

Ich drehte mich zu Manu. Wir lagen in Schlafsäcken, die wir aus einem Müllcontainer raus gefischt hatten. Anfangs echt ekelig.

"Natürlich nicht, aber im Augenblick haben wir keine andere Wahl. Das weißt du doch."antwortete ich.

"Ja, weiß ich. Ich würde nur gerne wissen wann unser Leben normal wird."

"Das Thema haben wir doch schon durch gekaut. Mehr als einmal. Und du weißt, dass wir alle diese Antwort haben wollen. Wir hätten wissen müssen worauf wir uns einlassen."

Manu lachte traurig.

"Das hätten wir wirklich."

Ich drehte mich auf den Rücken.
Nachdem Bergi seinen Artikel als Rache oder viel mehr als Aufklärung hochgeladen hatte, war pures Chaos ausgebrochen. Ich war froh, dass die Leute nicht still geblieben waren. Das bedeutete, dass in ihnen noch Leben steckte.

Aber dennoch hat niemand eine faire Chance gegen die Cyberware. Es hatte Massenpanik gegeben, wie Dominik es voraus gesagt hatte.
Fensterläden waren zerbrochen worden, Statuen zertrümmert, Läden geplündert.
Der Tower war mit allem möglichen beschmissen worden. Überall fand man Graffiti. Das Ausmaß war dennoch überschaubar.

Die Cyberware hatte die Menschen schnell in den Griff bekommen. Auch wenn es mit Wasserschläuchen und Rauchbomben am Anfang noch friedlich zuging (leider war dies der friedliche Teil, denn die Cyberware hatte schlicht weg Zerstörung im Sinn), wurde am Ende die Luft mit Schüssen zerfetzt.

Tausende Morde und ein Aufstand für nicht mal ein klein wenig mehr Freiheit. Die paar Cyberware Leute, die dabei drauf gingen waren nur von ihren eigenen Leuten außversehen beschossen worden.

Wir waren nicht dabei gewesen. Wir waren hier unten und haben keinen Mucks mitbekommen. Erst Stunden später, waren wir kurz und leise über der Erde gewesen. Um in einem Laden um die Ecke heimlich Lebensmittel zu besorgen.

Dabei hatte Bergi sich die Nachrichten in einem Schaufenstern mit Flachbildschirmen und Hologramen angesehen und erschüttert festgestellt was passiert war.

Dafür gab er sich die Schuld.
Hätte er den Artikel nicht veröffentlicht, wäre das nie passiert, meinte er.
Daraufhin hatte Palle ihm eine Hand auf die Schulter gelegt und beruhigend gemeint, dass es für den Aufstand schon längst hätte Zeit sein müssen.

Es waren schwierige zwei Wochen seit dem. Wir schlugen uns gut. Das lag vor allem daran, dass die Agenten wussten was zu tun war. Dominik hatte dem restlichen Team Bescheid gegeben, dass wir fürs erste untergetaucht waren. Dominik meinte, dass er mitbekommen hätte, dass die Agenten korrupiert worden waren und, dass es sicherer sei nicht in einem Quartier unter zu kommen.

Wie auch die letzten Tage fand ich keinen Schlaf beziehungsweise sehr unruhigen schlaf.
Der Gedanke niemanden mehr zu schaden half mir wirklich.

Das Armband hatte ich seit jenem Tag nicht abgenommen. Dominik hatte es einmal ordentlich nach Wanzen und GPS inspiziert und als er nichts fand, durfte ich es schließlich auch behalten.

Ich legte die Hände unter meinen Kopf und starrte an die Decke des Tunnels. Es war so schrecklich dunkel. Das einzige Licht spendete die Lampe, die wir hier unten gefunden hatten. Sie gab grade so viel ab, dass man nicht über die Leute stolpern konnte und erkennen konnte, wer vor einem stand.

Selbst bei Tag war es hier so dunkel. Eigentlich nicht verwunderlich, denn von nirgendwo konnte Licht hier eindringen. Ich war mir auch überhaupt nicht mehr sicher, ob Tag oder Nacht war.

Ich war zu wach, um zu schlafen, aber zu müde, um die Augen noch lange aufhalten zu können.

Ich drehte meinen Kopf zu Manu. Er lag immernoch zu mir gedreht. Seine Augen hatten sich geschlossen. Das war auch Zeit geworden. Er hatte noch viel weniger Schlaf abbekommen als ich.

Ich vermutete, dass lag daran, dass er sich durchgängig selber Vorwürfe machte, auch wenn er das abstritt. Ich spürte seinen Atem gegegen meinen Arm, welcher immernoch meinen Kopf stützte.

Die Schlafsäcken lagen alle dicht bei dich, damit es nicht zu kalt wurde hier unten. Allerdings lagen grade nur Manu und ich hier und weiter hinten im Gang ein paar Agenten. Der Rest hielt in einem anderen Gang am Lagerfeuer Wache und die andere Gruppe war sicherlich auf der Suche nach Essen. Auch wenn Patrick uns ab und zu ein bisschen Gemüse herbei beschwor.

Wieder glitt mein Blick zu Manu. Ich war nicht wirklich sauer. Nicht so ganz. Ein bisschen nur, aber das war okay...schätze ich.

Er hatte sich wirklich versucht der Gruppe anzupassen und möglichst viel zu tun, sodass meine Freunde ihm irgendwann verzeihen würde. Er machte sich gut, aber bekam trotzdem nicht mehr ab, als herab lassende Bemerkungen und Blicke.

Gerechtfertigt war es natürlich, aber mir tat Manu trotzdem Leid. Es machte ihn fertig, das konnte ich spüren, aber anmerken lassen, ließ er sich nichts. Ich schob das auf eine Berufskrankheit.

Zombey hatte mir den Rat gegeben nicht zu viel zuerwarten. Aber das tat ich dennoch. Viel zu sehr freute ich mich, dass Manu in unserem Team war. Die anderen wollten mir die Freude nicht kaputt machen, also sagten sie nie etwas zu mir, doch blickten Manz ständig warnend an, wenn sie nicht grade herab lassend anschauten.

Keine schöne Mischung.

Manu war froh, wenn er dann nur mit mir alleine war. Warscheinlich der Grund, warum er sich grade entspannen konnte. Auch wenn er anfing sich im Schlaf hin und her zuwälzen.

Ich wollte auch endlich schlafen, also schloss ich meine Augen, aber meine Gedanken drehten sich weiter. Die eigentliche Frage war immer wo es nun hingehen würde mit uns.

Tatsächlich hatte einer der Gruppe schon vorgeschlagen, dass wir uns einfach stellen sollten, doch das war keine Option. Niemals. Die Gruppe hatte viel geopfert für mich. Das schätzte ich wert, auch wenn ich erst im Nachhinein begriffen habe, wie viel ich verlangt habe.

Ich wollte es wieder gut machen. Ich wollte den Leuten alles zurück zahlen. In der Theorie war alles möglich, aber in der Praxis gab es kaum Möglichkeiten. Der Hauptsitz war der Tower. Wir hatten einen Vorteil, der war Manu. Er kannte sich dort aus und konnte uns sicher eine Karte aus dem Kopf raus zeichnen von den wichtigsten Stockwerken natürlich nur.

Zusätzlich hätten wir mit seinen Kräften eine Armee. Zombey könnte dazu die Geister anheuern, damit wir möglichst viele tote Krieger hatten. Dominik hätte sicher die Möglichkeiten die Straßen abzusperren, wenn unsere Krieger gegen die Cyberware kämpfen würden. Zusätzlich würde Palle mit seinen Fähigkeiten ordentlich Kämpfen können. Vor allem jetzt, da er sie allmählich gut unter Kontrolle hatte.

Und ich? Ich könnte den Tower zerstören, in Rauch auflösen, einfach verpuffen lassen. Dafür würde ich das Armband abnehmen müssen.

Aber ich wollte doch den Leuten alles zurück zahlen, oder?
Aber auf diese Weise?
Und der Plan war doch verrückt. So verrückt, dass er klappen könnte?

Warscheinlich kaum.

(...)

Ich hörte Manu neben mir hoch Schrecken. Ich war schließlich doch noch eingeschlafen, doch jetzt wachte ich fast genauso schnell auf, wie Manu sich aufgesetzt hatte. Er rieb sich die Augen und wischte sich heimlich die Tränen weg.

"Manu?" fragte ich vorsichtig.
"Ja ja. Schlecht geträumt. Das ist alles."antwortete er mit brechender Stimme.

Jetzt setzte ich mich auch auf.
Er untertrieb ganz schön. Seine Augen waren rot und angeschwollen. Er sah aus, als hätte er 10 Kilometer lang geweint.

"Hey, ist schon okay. Du musst aufhören dir so viele Schuldgefühle zu machen." definitiv einfacher gesagt als getan, aber besser als nichts zu sagen.

"Tut mir Leid."murmelte er und windete sich aus der Decke.
"Nein, bleib ruhig liegen." beruhigte ich ihn.
Er tat mir Leid. Obwohl er es vielleicht ein bisschen verdient hatte.

"Unsere Wache hat noch nicht angefangen und wir sollten wirklich mal ausgeruht sein."meinte ich.
"Keiner ist hier ausgeruht. Alle sind rund um die Uhr müde."hielt er dagegen.

"Ich weiß doch, dass es dir nicht gut geht. Es geht keinem gut. Jeder sucht jemanden dem er die Schuld geben kann. Aber letztendlich hast du dich für uns entschieden. Und das ist doch der Punkt. Du hast deinen Fehler eingesehen. Und das ist das wichtigste."
"Schöne Worte, aber das nimmt mir nicht die Schuld weg." meinte er, dennoch legte er sich wieder hin und vorsichtig legte ich einen Arm um ihn.

Ich wollte ihm zeigen, dass er was Wert war. Und außerdem fühlte ich mich selbst so wohler. Manu zuckte überrascht zusammen, sagte aber nichts und wir schafften es tatsächlich nochmal einzuschlafen.
________

Für all die, die keine Ruhe um diese Uhrzeit finden. Ihr müsst schlafen! Ist wichtig für eure Gesundheit (:

~1408Wörter~

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