Chapter 16
Pov. Maudado
Mitten in der Nacht klopfte es wieder dieses Klopfzeichen an der Tür und ich prägte es mir ein. Konnte schließlich nicht schaden.
Bergi und ich saßen noch immer stumm an der Theke, starrten die Wand an, doch nun legten sich unsere Blicke an die Tür.
Auch Dario saß bei uns und blickte zur Tür. Während ich vor Müdigkeit meinen Kopf stützte, stand Bergi fast schon stürmisch auf, so dass der Hocker beinahe umkippte.
Die Tür öffnete sich nun zum ersten Mal in dieser Nacht. Bergi begrüßte den Kerl vor der Tür, der danach auch mir vorgestellt wurde.
"Das ist Sebastian, aber wir nennen ihn Rewi."erklärte Dario.
"Das ist euer Freund der uns helfen soll? Ein Cyberware-Mitglied?"fragte ich entgeistert und starrte Rewi an.
Ein Arm, beide Beine und selbst eines seiner Augen waren modifizierte Prothesen. So viele hatte ich noch nie ein einem Menschen gesehen.
Rewi wirkte ziemlich genervt.
"Ehemaliges."knurrte er.
"Wie?"fragte ich verwirrt, denn aus der Cyberware auszusteigen war unmöglich.
"Ein ehemaliges Mitglied."wiederholte er, aber diesmal ziemlich laut.
Beruihgend hob ich meine Hände und zog den Kopf ein. Es war ja nicht böse gemeint. Das war nur Misstrauen. War es nicht verständlich, wenn man der Cyberware nicht traute?
Rewi setzte sich zu uns und legte seinen Rucksack ab, den er wohl mitgebracht hatte.
"Und Palle ist wirklich bei denen?"fragte er dann Bergi, welcher niedergeschlagen nickte.
"Es wirkte, als hätte er nicht mehr aufstehen können. Ich weiß nicht, ob diese Fähigkeiten gut oder schlecht sind für ihn."er ließ die Schultern hängen.
"Vielleicht muss man das ganze auch erst trainieren, bevor man es für einen längeren Zeitraum aufrecht erhalten kann."überlegte ich laut.
"Vielleicht saugt es auch einfach die Energie aus dir. Vielleicht kannst du sterben, wenn du dich nicht rechtzeitig im Griff hast und es stoppst."zischte Bergi. Er war angespannt. Ich wusste, dass er diesen Ton nicht Ernst meinte. Er hatte bloß Angst. Ich konnte es verstehen.
"Das spielt jetzt keine Rolle. Es wäre sowieso besser, wenn ihr diese Fähigkeiten aus euch raus bekommt, sonst werden sie euch immer und immer weiter jagen."meinte Rewi.
Das würden sie wahrscheinlich. Die Frage war bloß, wie wir sie weg bekamen. Aber ich war trozdem neugierig was in mir schlummerte. Mittlerweile betrachtete ich es dennoch als gutes Zeichen, dass meine Fähigkeiten sich noch nicht blicken ließen. So hatte ich ein unkontrollierbares Problem weniger und konnte mich auf den Rest konzentrieren.
Und um erlich zu sein hatte ich auch Angst, wenn ich an meine Fähigkeiten dachte. Wer wusste schon was dieses Tattoo bedeuten konnte.
Zerstörung?
Genau das wollte ich vermeiden. Chaos hatten wir schon genug. Müde wischte ich mir über die Augen.
"Rewi, ich würde gerne wissen warum du entschieden hast zur Cyberware zu gehen."sagte ich zu ihm.
Vielleicht war das auch sehr aufdringlich, immerhin kannten wir uns überhaupt nicht. Dennoch began er zu sprechen.
"Hab ich nie entschieden. Ich wurde gezwungen. Die haben mich verschleppt uns mir das hier angetan."er klopfte gegen eines seiner Metalbeine,"Nach sechs Jahren der Qualen hatte ich einen Weg gefunden zu fliehen. Du musst wissen, dass man dort so einige Gehirnwäschen verpasst bekommt und man einfach nie man selbst ist. Irgendwas dort hat mich wieder zu mir werden lassen und ich hatte die Chance ergriffen zu laufen. Dabei lief ich Bergmann in den Arm und der Rest ist dann ne andere Story."
Ich wollte was sagen, bekam jedoch vor Überraschung kein Ton über die Lippen. Wer hätte erwarten können, dass jemand mit so einer Vergangenheit, so direkt damit raus haut und es einem Fremden zu drückt.
"Guck nicht so verdattert. Ich bin mehr Mensch, als so mancher je sein könnte."er sagte die Worte mit einer solchen Überzeugung und Glaubwürdigkeit und trotzdem zuckte er bloß kurz mit den Schultern, als wären sie nichts. Sie waren aber etwas großes.
Ich wendete mein Blick von ihm ab und starrte stattdessen starrte ich auf meine Finger, die sich um das Glas mit Wasser, vor mir, umschlossen hatten. Ich musste mich irgendwo festhalten, denn dieses 'Abenteuer', wie man so schön sagen konnte, war mir viel zu durcheinander und wild. Und vor allem zu gefährlich.
Das war auch der Grund meines Bürojobs. Alles andere machte mir zu viel Angst und erwies sich für mich schon immer, als nicht nachgehbar. Die Cyberware wäre für mich sowieso nie eine Option gewesen. Bei diesem Gedanken stahl sich mein Blick wieder zurück zur Rewi und dessen metallenen Arm.
Verrückt! Das war doch alles hier so abwegig. Im Augenblick wünschte ich mir nichts sehnlicheres, als einen normalen Menschen.
Dabei dachte ich an Manuel. Wie gerne ich jetzt eine Runde mit ihm zocken wollen würde, nur um mich abzulenken. Ein wenig aus den ganzen Ereignissen raus zu fallen und in etwas standhaftes rein.
Und genau da, wo ich schon überlegte nach irgendeinem Mobilgerät zu greifen, um zu telefonieren, klopfte es erneut an der Tür.
Wieder das Klopfzeichen und schon wurde die Tür geöffnet.
"Dominik."wurde der Fremde herzlich von Dario begrüßt und in den Arm genommen.
"Na Delay?"wurde er mindestens genau so herzlich von seinem Gegenüber begrüßt.
"Delay?"fragte ich verwirrt und reichte jedoch dem Fremden meine Hand und stellte mich kurz vor.
"Delay heißt, aus dem Englischen übersetzt, 'verzögern'. Er sagt das, weil Dario gerne die entscheidende Handlung heraus zögert."erklärte mir Rewi.
"Was?"ich verstand nicht worüber wir hier redeten.
Erst als Dominik alle begrüßt hatte und nun auch bei uns saß, began Dario oder Delay kurz zu erklären was es damit auf sich hatte.
"Er arbeitet in einer streng geheimen Organisation, gegen Verbrecher, die viel schlimmeres tun, als du dir vorstellen willst. Mehr kann ich nicht sagen. Ich hab ihm früher geholfen und da kam es schon zu sehr knappen Momenten."
"Aber du wurdest von der Organisation aus dem Labor geholt."erzählte Dominik noch hinterher.
"Ich dachte es wäre eine Menschenrechtsorganisation gewesen."meinte ich verblüfft.
"Nenn es wie du willst."Dominik zuckte mit den Schultern.
"Jedenfalls sind bei uns die Leute und die Ausrüstung bereit,"damit wendete er sich wieder an alle,"Wann immer ihr Palle raus holen wollt, wir sind dabei."
Tim nickte teils erleichtert, teils zuversichtlich.
"Ihr wisst ja, wie ihr mich erreicht. Aber ich muss jetzt weiter."damit hielt er zwei Finger salutierent an die Stirn und schon war er wieder aus der Tür raus.
Das war mir zu schnell, ich kam nicht mehr hinterher.
"Kommt da noch irgendwer?"fragte ich und bekam zur Antwort ein Nicken. Ich ließ meinen Kopf auf die Tresenplatte fallen und hielt das Glas weiter fest. Es war ja schon sehr spannend was hier passierte, aber mein Gehirn fühlte sich überladen an.
Dennoch würde ich jetzt nicht verschwinden. Und zu meinem Glück klopfte es nun zum dritten mal, und damit zum letzten mal, an diesem Abend an die Tür.
Wieder wurde die Tür geöffnet, wieder wurde sich begrüßt.
"Smurf, lang nicht gesehen."kam es von Dario.
"Freddie!"war wiederum die Begrüßung von Bergi.
Wie auch die letzten Male, reichte ich ihm meine Hand und stellte mich vor.
"Ok, warum gehörst du zu dieser Gruppe?"fragte ich dann etwas neugierig.
"Bin Wissenschaftler. Arbeite an Genveränderung."erzählte er.
Ich wurde leicht panisch.
"Aber nicht so, wie du jetzt denkst. Was ich mache ist nicht illegal. Zumindest jetzt nicht mehr."sagte er schnell.
"Auch ein Aufsteiger."erklärte Rewi.
"Ich suche nach einer Lösung, wie der Körper sich selbst heilen könnte in der kürzesten Zeit, wie möglich. Zum Beispiel bei inneren Blutungen."
Ich nickte. Das klang nach einer guten Sache.
"Bergi meinte ich soll versuchen die Fähigkeiten aus euch raus zu bekommen. Wenn ich fragen darf, was kannst du?"fragte Freddie.
Vorwurfsvoll und empört blickte ich zu Bergi und ohne ihn aus den Augen zu lassen antwortete ich:"Ich weiß es nicht."
Dann stand ich auf und zog Bergi kurz in ein anderes Zimmer.
"Wieso willst du uns die Fähigkeiten nehmen?"fragte ich und verschränkte die Arme,"Schon klar, die haben uns nichts gutes gebracht, aber du hättest uns wenigstens Bescheid geben können, immerhin ist es doch unsere Entscheidung."
Bergi guckte schief.
"Aber du willst sie doch nicht behalten."meinte er.
"Ich würde zumindest gerne herausfinden, was in mir schlummert."meinte ich.
Bergi seufzte.
"Tut mir Leid. Ich hab bloß Angst um Patrick. Ich will nicht, dass ihr auch noch entführt werdet."er schaute auf den Boden.
Beruihgend legte ich meine Hand auf seine Schulter.
"In ein paar Tagen ist die Geschichte hier gelaufen und du hast Patrick wieder. Kopf hoch. Alles andere bringt nichts."meinte ich aufmunternd.
Er nickte.
In Wirklichkeit hoffte ich inständig nicht zu sterben.
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Schwierig
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