Kapitel 15
„Was wollen wir heute machen ?", Michael hing wie eine Fledermaus von meinem Bett hinunter und hielt sich mit den Kniekehlen am Gestell fest. Seine schulterlangen Haare waren zu einem Zopf zusammengebunden und hingen ebenfalls hinunter.
„Naja wir können unsere Semesterferien planen ?", schlage ich fragend vor. Er sieht mich an. „Gar keine so schlechte Idee.", schnell klettert er vom Bett und setzt sich neben mir an den Schreibtisch. „Du willst Nachhause meintest du ?", ich nicke. „Und ich darf wirklich mitkommen ?", wieder ein Nicken meinerseits. „Meine Geschwister werden dich Lieben und Claus erst !", ein Lächeln stiehlt sich auf Michas Gesicht. „Klingt super.", lächelnd schielt er zu mir und es sieht so dämlich aus, dass ich nicht anders kann und laut lache. Auch er prustet los. Nachdem wir uns wieder beruhigt haben, überlege ich. „Naja du wirst die Schule von Colette und somit meine ehemalige sehen, den Kindergarten von Fabi und Eddy, Claus wundervolle Wohnung, mein Zuhause.... Wir können einen Waldspaziergang machen und ins Freibad, wenn es noch warm genug ist. Wir können ausreiten !", er wird bleich. „Ausreiten ?"
„Colette reitet in ihrer Freizeit und ich bin früher auch geritten. Ich hatte vor immer in den Semesterferien drei mal die Woche zum Unterricht zu gehen." „A-aber ich kann gar nicht reiten...", verlegen blickte er auf seine Hände. „Das können auch nicht so viele wie du denkst, in unserem Dorf kann es fast jeder, immerhin sind wir alle mit Pferden in der Umgebung aufgewachsen, aber wenn du es nicht kannst wird dich keiner dafür Köpfen.", schüchtern blickte er mich an. „Wenn du meinst.", ich grinse. „Wir können auch Sonntagmorgens auf den Markt am Dorfplatz gehen und Frühstücken, und wir gehen auf jedenfall Samstags zu den Tanzabenden im Rathaus.", beschließe ich und grinse ihn an. „NIEMALS !", kichernd schlage ich mir die Hand vor den Mund. „Ach komm schon, Claus und Colette gehen sicher auch hin !" „Ist mir doch egal ! Ich geh sicher nicht tanzen." „Werden wir ja noch sehen.", siegessicher Rappel ich mich auf und tippe die Ideen in die Notizen von meinem Handy.
„Wollen wir noch schwimmen gehen ?", fragend werfe ich einen Blick über meine Schulter zu ihm rüber. „Gerne.", kindisch lächelnd springt er vom Stuhl auf. „Wollen wir Patrick und Manu fragen, ob sie mit wollen ?" „Wenn du willst ?", ich schaue auf die Digitale Uhr die auf Osafts Schreibtisch steht. In drei Tagen sollte er wieder da sein. Etwas Unbehagen machte sich in mir breit. Ich wollte noch nicht, dass er wiederkam. Zombey und ich verbrachten jede Minute außerhalb der Vorlesungen zusammen und genossen jede Sekunde. Es fühlte sich an als müsse ich mich übergeben, so sehr kribbelte es in meinem Magen wenn ich an ihn dachte. Das war doch alles nicht normal... Etwas verunsichert schnappte ich meine Orangene Badehose und ein graublaues Shirt aus meinem Teil des Schrankes und ging ins Bad. Wobei das mit meiner Seite im Schrank nicht mehr wirklich existierte. Wir hatten uns angewöhnt einfach immer irgendwas zu nehmen, es war für uns beide gleich, ob er jetzt meine Shirts trug, oder ich seine. Das eine was wir nicht teilen konnten, waren unsere langen Hosen. Ich hatte wesentlich längere Beine als er und somit längere Hosen die ihm nicht passten, ja wir hatten es probiert. Schmunzelnd dachte ich daran, wie mein bester freund auf einem Bein durchs Zimmer hüpfte und vergeblich versuchte die graue Jeans über seinen Knöchel nach oben zu streifen bis er schlussendlich umfiel.
Kichernd begann ich damit mich umzuziehen und schaute mein Ergebnis im Spiegel an. Meine blonden Haare trugen leichte locken und hingen mir bis kurz unter die Ohrläppchen. Tausende Wirbel bestimmten die verschiedenen Richtungen in welche sie zeigten und in dem fall ein Kunterbuntes Vogelnest. Kurz wuschelte ich mir durch diese. Vielleicht würde Micha mich niemals so mögen wie ich ihn, doch... Vielleicht hatte Fabi ja recht und er empfand wirklich was für mich... Mit einem seufzen trat ich wieder aus dem Bad, Micha saß bereits auf der nackten Matratze von Fabians Bett, wir hatten es abgezogen nachdem wir festgestellt hatten, dass wir lieber gemeinsam oben in meinem Bett schliefen. „Manu und Pat kommen gleich zu uns.", berichtet er mir.
„Fabi kommt bald wieder.", stellt auch er fest. „Wirst du dann weiter bei uns schlafen ?", grinsend sieht er mich an. „Natürlich, du bist das beste Kuscheltier das man haben kann !", lachend stehen wir gemeinsam auf und suchen unsere Handtücher zusammen. „Ich Wette er hat viel zu erzählen, wenn er wieder da ist." „Haben wir auch, meinst du Tim erlaubt, dass er noch beim Theaterstück mitmachen darf ?", will er grinsend wissen. „Mit etwas flehen und wenn du vor ihm auf die Knie gehst, sicherlich.", im Gleichschritt laufen wir die Treppen hinab und bis zu dem kleinen Empfangspunkt im Eingangsbereich wo wie immer Simon lässig hinter dem Tresen steht. Auf dem Hocker neben ihm, seine Freundin Caty. „Na ihr zwei ?", begrüßt er uns lächelnd. „Wie können wir euch denn helfen ?", will nun auch Caty wissen.
„Zwei Fahrräder wären super.", verstehend geht Caty die Schlüssel holen. „Euch zwei kann man auch nicht mehr trennen, oder ?", stellt der Veganer schmunzelnd fest und trägt uns in eine Liste ein. Michas Blick wandert zu mir. „Niemals.", er lächelt sanft und schaut dann wieder Simon an. Dieser schüttelt grinsend den Kopf und übergibt uns die Schlüssel. „Viel Spaß," wir legen ihm noch schnell das Geld hin, ehe wir das Gebäude verlassen.
Als wir die Fahrräder aus der Garage geholt haben, stehen davor schon Palle und Manu auf ihren Rädern sitzend. Schwatzend fahren wir den ganzen Weg zum Freibad, schließen die Räder ab, bezahlen den gewünschten Eintritt und suchen uns einen Liegeplatz etwas abseits unter einem Baum. Manu zieht sich als erster sein Shirt aus und sprintet gemeinsam mit Patrick los, welcher beim durchstarten noch schnell sein Shirt wegwirft. In einer hohen Geschwindigkeit rennen sie zwischen den Decken durch, platschen durch das Becken zum Füße waschen und springen dicht hintereinander in das große Becken. Kopfschüttelnd schaue ich ihnen nach und ziehe ebenfalls mein Shirt aus, Micha tut es mir gleich und grinst. „Komm schon.", er schnappt meine Hand und zieht mich in einem angenehmen Tempo zum rennen den selben Weg entlang welche die beiden gerannt sind und Hand in Hand springen auch wir ins Wasser.
Als wir wieder entspannt auf unserem Platzt sitzen und Karten spielen kommt jemand zu uns hinüber. Es ist Tim, welcher sich in ein übergroßes Handtuch gerollt zu uns setzt. „Na Jungs ?" „Hey Tim.", begrüße ich ihn und auch die anderen drei murmeln ein Hallo. „Okay ich wollte wissen wie weit ihr mit euren texten seid. In vier Wochen beginnen die ersten Semesterferien für einige und wir wollten pünktlich zu beginn unsere erste Aufführung machen. Danach gäbe es selbstverständlich noch eine kleine Aftershowparty. Also trainiert nicht nur euren text, sondern auch das trinken.", er grinste. „Ich kann meinen fast auswendig.", lies ich ihn wissen Und die anderen drei nickten zustimmend. „Super, bei unserer nächsten Probe solltet ihr das also alle fast perfekt hinbekommen.", mit einem breiten Lächeln erhob er sich wieder. „Man sieht sich."
„Könnt ihr alle euren Text gut ?" „Naja es ist so ein Mittelding. Es gibt ein paar Stellen, da hapert es noch, aber bis zur nächsten Probe wird das bestimmt. Du hilfst mir doch beim üben, oder ?", will Micha von mir wissen. „Klar.", mit Manu im Schlepp stehe ich auf und wir machen uns auf den Weg zu dem kleinen Kiosk, wie immer wollen wir Pommes holen. Während er das Geld von einer Hand in die andere fallen lies, sah ich mich im Freibad um. Es waren weniger Gäste als sonst, immerhin hatte die Schule hier auch wieder angefangen. Bald würde der Herbst einziehen und darauf der Winter. Mein erstes Semester wäre damit geschafft. Nachdenklich starrte ich auf meine nackten Füße.
Im Augenwinkel sah ich wie Manu von Schattenfleck zu Schattenfleck hüpfte was ich mit einen Lachen quittierte. „ES BRENNT !", rief er wie gestört, als er daneben Sprang und einen in der Sonne liegenden Stein berührte. Hektisch sah er sich nach der nächsten Stelle um, doch hier waren keine Bäume mehr, panisch sprang er hoch und klammerte sich wie ein Äffchen an mich. Überrascht strauchelte ich. „Ahhhhh Manu geh runter !", rief ich quietschend. „NIEMALS !", noch immer brüllte er wie gestört und zwei junge Mädchen welche augenscheinlich entweder keinen Unterricht hatten, oder lieber ins Freibad gingen, liefen uns kritisch ansehend an uns vorbei. Schnell stand ich wieder auf beiden Beinen und musste nicht mehr mit den Armen rum rudern.
Genervt schleppte ich den quengeligen Manu also zum Kiosk. „Du bist so eine MASCHINEEEEEE !", rief er als ich ihn wieder am Kiosk absetzte wo Gottseidank Schatten vorhanden war. Mir den Rücken laut knacksend wieder einrenkend verdrehte ich die Augen. „Komm jetzt, Micha beißt Pat sonst einen Arm
ab oder so.", Manu hopste wieder zu mir rüber und grinste breit. „Trägst du mich denn auch zurück ?", mit einem kranken Grinsen stellte er sich auf die Zehenspitzen und kam meinem Gesicht näher. Verstört blickte ich zur Seite. „Vergiss es, da musst du warten bis die Sonne wandert." „NEEEEEEIN DAS KANNST DU NICH MACHEN !", erneut brüllte er wie gestört und ich trat Zehn Schritte zurück und tat als fände ich die Karte mehr als nur interessant und Manu würde nicht zu mir gehören. „MAUDADOOOOO NEIN WIESOOOO ?", es klang verstörend, traurig und mehr als nur krank was er von sich gab. „Ja ja is ja gut.", brummte ich und schmunzelte leicht. Glücklich wie ein kleines Kind schnappte er sich ein Tablett. „Ich Trag auch das Essen."
Als wir bestellt hatten, stellten wir das Tablett auf einem freien Tisch ab und Manu kletterte von einem Stuhl aus auf meinen Rücken. Lachend versuchten wir das ganze zu Managen, dass ich in die Hocke ging und er dann das auf dem Tisch stehende Tablett nehmen konnte ohne das alles hinunterfiel. Als wir es nach gefühlten Stunden geschafft hatten und mein Rücken schon fast am zerbrechen war, sprinteten wir zum Platz weil ich das echt nicht länger aushielt. Ich war noch nie der Stärkste gewesen und Manu offensichtlich auch nie der leichteste. Er war vermutlich immer nur der gruseligste und ich immer der größte. „LOOOOS ! SCHNELLER MAUDADOOOOO SCHNELLER !", mal wieder brüllte er durchs Freibad und dass wir noch nicht rausgeflogen waren schien wie ein wahres Wunder.
Als Micha und Pat uns anspringen sahen, sprang Patrick auf und kam mir entgegen um Manu das Tablett aus der Hand zu nehmen. Dieser fiel förmlich von meinem Rücken und blieb platt auf der Wiese liegen. „Ich. Kann. Nicht. Mehr." , schnaufte er. „WIE DU KANNST NICH MEHR ?! ICH HAB DICH DEN GANZEN WEG RENNEND GETRAGEN !", rief ich in unnatürlich hoher Stimmlage und lachend richtete Manu sich auf während ich keuchend meine Handflächen an den Oberschenkeln stützte.
Lachend ließen wir uns ins Gras plumpsen und begannen unsere Pommes zu verspeisen. „Ich glaube das war bisher einer der schönsten Sommer meines Lebens.", laut nachdenkend kaute ich auf einer etwas wabbeligen Kartoffel rum. „Der nächste Sommer wird bestimmt noch viel besser, stellt euch nur mal vor was wir da alles machen können !" kichernd sieht Patrick uns an. „Edgar ins Freibad schmuggeln ?", auch wir müssen lachen. Ich kenne die drei echt noch nicht lange, aber manchmal kommt es mir zu vor als würde ich bereits mein ganzes Leben mit ihnen verbringen. Das war vermutlich auch der Grund weswegen meine Mutter ihre Studiumszeit als die schönsten Jahre ihres Lebens bezeichnete. Inständig hoffe ich, dass meine Geschwister eine ebenso schöne Zeit wie ich erleben würden, sollten sie studieren wollen.
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