>> Entwarnung <<

Wie eine Schwerverbrecherin, die gerade ertappt worden ist, stand sie nun an meiner eben geschlossenen Wohnungstür. Donna versuchte Worte zu finden, die erklärten, was gerade geschehen war. Worte, um sich rechtfertigen zu können, warum sie ihre Abmachung gebrochen hatte. Worte, die nach weniger Wahrheit klangen, um ihre beste Freundin zu besänftigen. Doch sie wollten ihr nicht einfallen. Donnas Gedanken rasten, überschlugen sich und ein einziges Chaos herrschte gerade in ihrem Kopf.

Auf einem Mal fing Lexy an zu lachen. Ein lautes kehliges Lachen. Ein Lachen, das Donna an ihr liebte. Verblüfft sah sie sie an. Sie kam glucksend zu ihr und umarmte Donna. „Wie ertappt und verlegen du ausgesehen hast!", sie lachte noch immer, „Du kannst mir doch sagen, wenn du endlich einen männlichen Besuch über Nacht da hattest! Ich meine, wir hatten doch abgemacht, dass wir keine Geheimnisse voreinander haben!" Sie ließ mich los und setzte sich wieder auf die Couch. „Donna, hast du dich denn wenigstens wieder ausleben können?", fragte sie und machte sich über das selbst mitgebrachte Frühstück her.

Donna atmete erleichtert aus. Sie hatte ihn nicht erkannt. Die junge Frau strich sich über ihr Gesicht und ihr schlechtes Gewissen drängte sie in den Hintergrund. Lexy wusste wenigstens nun die halbe Wahrheit. Während Donna ihren Herzschlag und die rasenden Gedanken wieder unter Kontrolle gebracht hatte, setzte sie sich zu ihr und schnappte sich einen Muffin, genüsslich biss Donna hinein. Schokolade erfüllte ihren Mund und beruhigte sie sofort.

„Erzähl mal, Donna! Wer war dieser Kerl? Konntest du dich nach deinen Erlebnissen mit deinem Exfreund nun endlich wieder jemanden an dich heranlassen?", Lexy sah sie neugierig an. „Ach, alles halb so aufregend", spielte Donna die Situation herunter, „Er hatte mich nach oben getragen, da ich zu viel getrunken hatte. Das wars aber schon. Er hat dann nur noch bei mir übernachtet und ist eben schnell gegangen. Also nichts passiert." Wieder biss sie in den Muffin und versuchte Lexys neugierigen Blick auszuweichen. Hoffentlich würde Lexy ihr das Glauben. Donna wollte sie nicht anlügen, doch sie fand keinen anderen Ausweg.

Sie legte den Kopf schräg und schien über Donnas Worte nachzudenken. „Ach wie schade...", sie zog eine Schnute, „Ich dachte, bei dir gehts auch wieder in die richtige Richtung. Wir müssen einfach noch mehr ausgehen", sagte sie freudig und verschlang ihr restliches Croissant.

Den restlichen Vormittag verbrachten Donna und Lexy dann noch mit den Erzählungen über Lexys neuer Bekanntschaft, die dann auch anrief und Lexy entführte. Als die Tür ins Schloss fiel, atmete Donna erneut an diesem Tag tief aus.

Sie schielte auf die Küchenuhr. 13:00 Uhr war es schon. Müde und erschöpft räumte Donna die Sachen vom Frühstück weg und legte sich in ihr umgemachtes Bett. Sie sah auf ihr Handy. 5 Nachrichten und 3 Anrufe in Abwesenheit. Sie öffnete zuerst die verpassten Anrufe. Als Donna die Nummer erkannte, setzte ihr Herz einen Schlag aus. Es war die Kanzlei gewesen. Sofort setzte Donna sich kerzengerade hin, versuchte ihre Aufregung herunterzuspielen und drückte schließlich auf die grüne Taste, um zurückzurufen.

Nach einer kleinen Ewigkeit hatte sie Frau Ludewig am Telefon. Donna berichtete ihr, dass sie jemand aus der Kanzlei versucht habe, zu erreichen. Sie antwortete, dass sie von nichts wisse, es aber in Erfahrung bringen werde und sich dann zurückmelde. Ein wenig enttäuscht legte sie auf und schmiss das Handy beiseite. Wenn sie nicht wusste, dass angerufen worden ist, dann ist das wohl kein gutes Zeichen, dachte Donna. Himmel, hatte sie es wirklich so versaut? Sie vergrub verzweifelt ihr Gesicht in das Kissen und schloss die Augen.

Irgendwo vibrierte das Handy. Müde rieb die junge Frau ihre Augen und stellte fest, dass sie wohl eingeschlafen sein musste. Sie schnappte sich ihr Handy und sah auf den Display. Die Nummer der Kanzlei war wieder sichtbar. Tief durchatmend hob sie ab. „Ja?", fragte sie. „Mrs Wood?", fragte eine tiefe männliche Stimme, die ihr bekannt war. „Am Telefon", sagte sie wenig einfallsreich. „Sehr gut! Hier spricht Kiran Dietrich von der Kanzlei Lankford & Partner!", sagte er. Donna betete zu Gott, dass sie nun eine positive Nachricht bekommen würde. Herr Dietrich legte eine lange Pause ein. „Okay", sagte sie wiederum wenig einfallsreich. Ging's noch bescheuerter? Himmel, wenn die sie nicht nehmen würden, würden sie sich einen Gefallen tun, dachte Donna sich aufgeregt. Ein Lachen ertönte - männlich, kehlig und verführerisch. „Gut, also wir haben uns für Sie entschieden. Wir möchten mit Ihnen zusammenarbeiten. Ist es irgend möglich, dass Sie heute noch vorbeikommen, um den Vertrag zu unterzeichnen?", fragte er. Ihr blieb die Luft zum Sprechen weg und ein viel zu hohes „Natürlich" verließ ihre Lippen. Donna konnte sich nicht rühren - vor Freude und Aufregung. Hatte sie einen Schock? War sie komplett geistesabwesend? „Gut, dann erwarte ich Sie in den nächsten Stunden!", sagte er und legte dann auf. Unfreundlich, aber das war Donna in diesem Moment nicht wichtig.

Sie schmiss das Handy beiseite und hüpfte in dem Bett laut schreiend herum. Endlich hatte sie eine Festanstellung als Anwältin. Sie klatschte in die Hände. Als Donnas Freudenausbruch vorbei war, schickte sie Lexy eine Nachricht und verschwand im Bad, um sich zurecht zu machen. Sie war sichtlich aufgeregt, denn dieses Treffen konnte sie nicht vorausplanen. Sie hatte ein angenehmes Unwohlsein in ihrem Körper. Ihre Haut kribbelte bei den Gedanken nun wieder dort hin zu fahren.

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