Kapitel 42
„Was ist dann los?", fragte Chan seinen Freund. „Es ist nichts, sorry Chan. Können wir einfach mit Filmeanschauen weiter machen?" Irgendwas stimmt mit Hyunjin nicht. Chan spürte es. Besorgt schaute er zum schwarzhaarigen Jungen rüber. Seine Augen waren auf den Bildschirm gerichtet. Hyunjin tat so, als würde nichts passiert sein. „Angel, du kannst mir alles anvertrauen", sagte Chan liebevoll, während er ihm über die Haar strich. „Es ist nichts. Mach dir keinen Kopf, okay?" Hyunjin lächelte, doch nicht nur Hyunjin hatte gelernt zwischen ein Fakelächeln und einem ehrlichen Lächeln zu unterscheiden, Chan auch. Gerade versuchte Hyunjin etwas vor ihm zu verstecken. Wieso? Was war es, dass auf Hyunjins Herz ruhte? Chan wollte ihm helfen, weil Hyunjin ihm so oft in der Vergangenheit aufgeholfen hatte. Jetzt war es Zeit sich zu revanchieren und für Hyunjin da zu sein. Während der Klinikzeit hatte er viel über Hyunjin nachgedacht und fand seine Vergangenheit einfach nur traurig. Deswegen will er die Zukunft für ihn mit schönen Sachen füllen.
„Hyunjin, bitte sag was los ist." Hyunjin wurde reizbarer. So sehr er Chan liebte, er soll einfach jetzt damit aufhören. „Nichts, Chan. Alles okay." Chan kannte Hyunjin besser. Er glaubte ihm nicht. Ganz sicher nicht. Chan zog ihn zu sich. Vielleicht hat Hyunjins Vergangenheit überholt. Er wusste, dass man nicht immer stark sein kann. Irgendwann wird man fallen und je mehr man denkt, man sei stark, desto härter fällt man auf den Boden. Die Verletzungen sind weit aus qualvoller als bei Leuten, die es gewohnt waren, zu fallen. Hyunjin musste nicht immer den starken Kämpfer spielen, er darf auch seine schwachen Momente haben. Chan wird ihn auffangen. Erinnerungen. Chans vertrauensvolle Wörter. Seine Nähe. Hyunjin hatte die Entscheidung. Entweder er wird ihn seine Schnitt weiterhin verschweigen und Chans Misstrauen erwecken oder er würde es ihm zeigen und Chans Liebe riskieren. Was passiert, wenn er herausfindet, dass sein Freund sich wieder ritzt? Er würde sich verarscht fühlen. Als würde Hyunjin ein Verräter sein. „Versprich, dass nicht ausrasten wirst...bitte..ich fühle mich schon schlecht genug deswegen", sagte Hyunjin leise, während er an seinen Pulli zupfte. „Hast du...jemand anderen kennen gelernt, während ich weg war?", fragte Chan traurig. Hyunjin schüttelte den Kopf. „Nein, du bist der Einzige für mich." Er spürte wie Tränen in seine Augen wollten.
Hyunjin hasste sich selber. Er hasste sich, weil er Chan seine Schnitte zeigen musste. Er hasste es, weil er die Dunkelheit wieder in sich reingelassen hatte. Er hasste es, weil Chan jetzt traurig sein wird. „Wieso weinst du?", fragte Chan besorgt. „Wegen dem hier." Hyunjin zog sein Pulli hoch und zeigte Chan seine frischen Schnitte. Chan war schockiert. Hyunjin ritzte sich wieder. „Scheiße Hyunjin...wieso?!" Chan zog Hyunjins Pulli nach unten und drückte den weinenden Jungen an sich. „Wieso hast du das getan? War es wegen mir?" Hyunjin hasste die Wahrheit noch mehr. „Ja....ich hätte mehr für dich da sein sollen....dann würde es dir früher schon besser gehen."
"Du warst immer da für mich gewesen und jetzt bin ich für dich da sein. Angel, ich lasse nicht zu, dass du weiter mit den bösen Gedanken leben musst. Du hast mir geholfen und jetzt helfe ich dir, okay?" Sanft küsste Chan seinen hübschen Freund auf die Lippen. „Aber du hasst mich bestimmt deswegen", sagte Hyunjin leise. „Nein, ich könnte dich niemals hassen, dafür liebe ich dich zu sehr. Wie lange...ritzt du dich wieder?" Er wollte dem Gespräch entfliehen, denn jede Sekunde war unerträglich für Hyunjin. „Seit.... seit du mit mir Schluss gemacht hast." Das war so lang her! Chan wurde traurig. So lange konnte er seinen Freund vor dem Selbsthass nicht beschützen. Aber jetzt. Der Australier trauerte nicht wegen der Vergangenheit nach, sondern schaute in die Zukunft. Er konnte jetzt für Hyunjin da sein. „Wir gehen jetzt die Klingen wegschmeißen, okay? Du brauchst sie nicht mehr. Du hast mich." Sanft lächelte Chan seinen Freund an. Hyunjin nickte leicht. Er wusste, dass es nicht mehr so weiter gehen kann. Er wollte Chan nicht mit seinem Verhalten verletzen.
Hyunjin lief mit Chan in sein Zimmer und holte die Klingen hervor. „Hier...schmeiß sie weg.... ich kann es nicht", sagte er und schloss die Augen. Chan war nicht dumm und schmiss sie nicht in Hyunjins Mülleimer. Dort konnte Hyunjin sie noch rausholen. Er öffnete Hyunjins Fenster und schmiss sie so weit raus, wie er nur konnte. Jetzt wird Hyunjin sich nicht mehr ritzen können und Chan wird aufpassen, dass es nicht nochmal passiert. Er ging auf Hyunin zu und nahm ihn in die Arme. „Du musst das nicht tun. Dein Körper ist viel zu schön für sowas." Er zog Hyunjins Pulli nach oben und strich sanft über die Schnitte. „Ich liebe dich, Hyunjin." Chan wollte, dass er es hörte, damit er wusste, dass Chan ihn liebte. Damit er sich sicher fühlt und geliebt. „Und bitte hasse dich nicht. Du bist der beste Mensch, den ich je getroffen hab." Genau dieselben Wörter, die Hyunjin damals zu Chan gesagt hatte. Hyunjin musste lächeln.
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