Kapitel 4
Während der Pause aß Chan nichts, obwohl sein Magen knurrte. Er wollte spüren, wie er sich nach Nahrung sehnte. Wie es langsam schmerzte. Schmerzen sind schön. Egal welche Arten von Schmerzen. Schnitte, Blutergüsse, Kopfschmerzen vom Kopf an die Wand rammen, sich verbrennen lassen, sich beißen, hungern. Alles Arten von wundervollen Schmerzen. Der Australier wusste, dass es alles andere als gesund ist, seinen Körper so zu foltern aber es machte ihn wacher. Die Magenschmerzen, die langsam eintraten, machten ihn lebendiger. Auch wenn ihm leicht schwindelig wurde und das auch nicht mit Wassertrinken wegging. Egal. Es würde ihm nichts ausmachen zu verhungern. Vielleicht sollte er es ausprobieren. Nein, viel zu kompliziert. Kopfschmerzen gesellten sich zu seinen Magenschmerzen dazu. Sie hämmerten tief in seinem Kopf.
Chan ignorierte es und lächelte weiter. Lächelte, bis es weh tat. Die Art von Schmerzen waren aber nicht schön, als würden sie ihm sagen soll, er soll aufhören zu lächeln. Er soll aufhören, alles schlimme weg zulächeln, während es sich den Weg in Chans Kopf suchte. Dann war die Schule vorbei und Chan wieder auf dem Gehweg, wo er sich jetzt 'Lovesick' von Ftisland reinzog. Er liebte das Lied auch. Obwohl es von Liebe handelte. Während er lief, dachte er wieder an Selbstmord nach. Es begleitete ihn wie ein Schatten. Verlies ihn nie. Blieb bei ihm. Wartete, bis Chan zum Messer griff und sich erstach, zu den Schlaftabletten griff und alle auf einmal schluckte. Der Wunsch lauerte in der dunklen Ecke seines Verstandes wie ein abscheuliche Kreatur. Starrte ihn boshaft an, sprach aber mit sanfter Stimme: „Komm, Chan, bring dich endlich um." Und er wollte es so unbedingt. Der Australier war es so leid. So Leid immer Lächeln zu müssen, wenn ihm eher nach weinen war. Er darf nicht weinen. Weinen macht alles schlimmer. Lächeln überbrückt alles. Auch wenn gerade Tränen ihm in die Augen stiegen, als er sein Zuhause erreichte, so lächelte Chan einfach weiter und ignorierte seine brennenden Augen.
Zuhause warteten schon Lucas und Hannah auf ihn. Sie haben immer früher die Schule aus und solange seine Eltern beide arbeiten mussten, passte Chan immer auf die beiden auf. Lucas war erst 14 und Hannah zwölf. „Chaaaaan", rief sein kleiner Bruder freudig, als er seinen großen Bruder an der Haustür hörte. Auch Berry bellte lautstark und warf sich gleich in Chans Arme, als dieser in die Hocke ging, um seinen Freund zu begrüßen. Freudig schlabberte der Cavalier-King-Spaniel Chan über das Gesicht. „Was wollt ihr heute machen? Wollt ihr ins Kino?", fragte Chan seine Geschwister. Er machte oft was mit den beiden, weil er erstens die beiden über alles liebte und zweitens eh nichts zu tun hatte, weil er ja keine Freunde hatte. Seine Geschwister waren seine Freunde. „Oh jaaa. Der neue Avengerfilm kommt raus", sagte Lucas mit strahlenden Augen. Typisch Junge. Steht total auf Actionfilme. Hannah konnte da nur mit den Augen rollen. „Aber das ist langweilig. Können wir nicht in ein anderen Film rein?", fragte sie ihren großen Bruder. Chan streichelte Berry sanft über die weichen langen Ohren.
„Du musst ja nicht mitkommen. Wir können ja nach dem Film was gemeinsam machen. Was meinst du, Honey?" Hannah maulte. „Na gut. Dann warte ich halt auf Eomma und Appa." Chan lies Berry los. „Dann gehen Lucas und ich ein anderes Mal ins Kino. Wir können auch hier ein Film anschauen, wenn du willst."
„Wirklich, Chan?"
Er nickte und lächelte. Er liebte es, wenn seine kleine Schwester so strahlte wie jetzt. Die drei suchten sich einen Film aus und machten sich auf das Sofa gemütlich. Berry legte sich zu Chans Füßen nieder und schaute auch mit. Hannah rutschte zu ihrem großen Bruder rüber und legte die Arme um ihn. Völlig überrascht drückte er sie an sich. „Wofür ist das, Honey?"
„Ich hab dich lieb, Chan", sagte sie und küsste ihn kurz auf die Backe. „Ihhh Hannah", stieß Lucas neben ihr hervor. „Man küsst nicht seinen Bruder auf die Backe. Das ist total eklig!" Chan musste lächeln, als er Lucas angewiderter Gesichtsausdruck sah. Er wischte sich dort, wo Hannah ihn geküsst hatte, über die Backe rüber. „So besser?". Chan grinste. Lucas Gesichtszüge wurden weicher. „Heeey", sagte Hannah beleidigt. „Keine Sorge, in anderen Ländern ist das eine Begrüßung." Er beugte sich vor und küsste seiner Schwester ins Haar. „So besser?" Hannah nickte. "Wie kann man jemand küssen? Das ist widerlich!"
„Bald wirst du an nichts anderes denken als jemand zu küssen", meinte Chan grinsend. Lucas schaute seinen großen Bruder entgeistert an. „Was ist nur falsch mit dir Chan?" Chan warf das Kissen zurück und Lucas fing es auf. „Ist nur die Wahrheit und jetzt schau den Film an", sagte er grinsend.
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