[16]
Minho PoV
Laute Musik dröhnte in meinen Ohren, mein Mund war trocken und mein Schädel fühlte sich an, als würde er jeden Moment explodieren. Mir kam langsam wieder in den Sinn, was letzte Nacht passiert war und warum ich hier auf dem kalten Holzboden lag und nicht an meinen Freund gekuschelt im Bett.
Mein Freund. Jisung. Ich musste wissen, wie es ihm ging und ob er sich bei mir gemeldet hatte.
Gerade als ich versuchte aufzustehen, öffnete sich die Tür zum Studio und Hyunjin kam rein gelaufen.
"Hier steckst du also! Wir haben dich gesucht!", rief er besorgt und schaltete die Musik aus. "Du hast keine unserer Nachrichten bekommen, keinen Anruf angenommen und bist nicht nach Hause gekommen! Jisung wusste auch nicht, wo du bist."
"Wie geht es ihm?", fragte ich besorgt und kam ein wenig wackelig auf die Beine. "Ist er okay?"
"IHM geht es gut, aber dir ganz offensichtlich nicht. Warst du die ganze Nacht hier und hast getanzt?!"
"Erst ab ein Uhr morgens...", antwortete ich. "Kannst du nicht so schreien? Mein Kopf tut abnormal weh..."
"Setz dich hin und ich hole dir was zu trinken. Du siehst nicht so aus, als hättest du auch nur eine Kleinigkeit getrunken."
"Gibst du mir mein Handy?", fragte ich und setzte mich auf eine der Bänke am Rand. "Ich will Jisung schreiben, damit er Bescheid weiß."
Er gab mir mein Handy und ging, um mir etwas zu trinken zu holen. Sobald ich auf WhatsApp ging, klingelte sofort mein Handy und Jisung's Name tauchte auf dem Display auf. Ein wenig überrascht nahm ich den Anruf an.
"Wo bist du, du Arsch?! Ich hab mir verdammt große Sorgen um dich gemacht!", rief Jisung in den Hörer.
"Tut mir leid... Ich bin noch im Studio. Hyunjin hat mich eben gefunden. Ich wollte gestern nicht nach Hause. Deshalb bin ich hier hin gekommen."
"Bleib wo du bist. Ich komme auch."
"Bist du nicht noch im Krankenhaus?"
"Es ist 14 Uhr. Ich wurde vor zwei Stunden entlassen, aber muss alle drei Tage zum Psychologen. Soll mir nur recht sein."
"Dann ist ja gut..."
"Ich wollte dich eigentlich überraschen und mich entschuldigen, als ich entlassen wurde, aber du warst nicht zu Hause. Apropos: Deine Eltern machen sich auch Sorgen um dich."
"Ich wollte eigentlich gleich nach Hause, dann wissen sie Bescheid. Leistet du mir Gesellschaft?"
"Mach ich gerne. Wenn du mich noch bei dir haben willst..."
"Denk nicht an so einen Unsinn. Natürlich will ich dich noch bei mir haben.", sagte ich und Hyunjin gab mir eine geöffnete Wasserflasche, die ich in einem Zug aus trank.
"Dann bin ich in einer halben Stunde bei dir, ja?"
"Klingt gut."
"Dann bis dann, Min."
"Bis dann, Sungie."
"Ich liebe dich.", meinte er leise und verunsichert, was mich schmunzeln ließ.
"Ich liebe dich auch."
Dann legte er auf.
"Danke, Hyunjin. Fürs Suchen, Wasser und so... Ich sollte nach Hause."
"Ja, solltest du. Soll ich dich noch mit nach Hause bringen? Du siehst echt nicht okay aus..."
"Kannst du, wenn du willst, aber musst du nicht. Ich komme schon irgendwie an.", meinte ich und klang noch recht schwach.
"Okay, ich bringe dich besser mit nach Hause. Sonst brichst du unterwegs noch zusammen, ohne dass es jemand mitbekommt."
Hyunjin begleitete mich noch bis vor meine Haustür, ehe er ebenfalls zu sich nach Hause ging.
Kaum hatte ich den Schlüssel im Schloss herum gedreht und die Tür geöffnet, standen auch schon meine Eltern bei mir und hatten mich in die Arme genommen.
"Oh Gott, Minho... Wir haben uns solche Sorgen gemacht, als Jisung auf einmal meinte, dass du weg bist..."
"Es geht mir gut, keine Sorge."
"Wo warst du denn die ganze Zeit?"
"Im Studio... Hab getanzt."
"Und du hast im Studio geschlafen? Da ist doch überhaupt kein bequemer Platz zum Schlafen."
"Das überlebt man mal. Aber mir ist gerade echt nach einer warmen Dusche.", meinte ich. "Jisung wollte übrigens gleich vorbei kommen. Könnt ihr ihn einfach hoch schicken, wenn er kommt? Er kann von mir aus auch mit ins Bad, wenn er das will."
"Solltest du dich nicht besser ausruhen?", fragte meine Mutter besorgt.
"Das kann ich auch mit ihm. Das macht keinen Unterschied. Außerdem macht er sich auch Sorgen um mich."
"Okay, wir schicken ihn dann hoch. Geh ruhig duschen."
"Danke."
Ich verschwand im Bad und ließ das warme Wasser auf meine Haut prasseln, was mich entspannte. Jisung schaffte es ziemlich gut, mich komplett durcheinander zu bringen, mit dem was er sagte und tat, aber trotzdem konnte ich nicht anders, als ihn zu lieben.
"If you want love, you gon' have to go through the pain
I wish you woulda told me
If you want love, you gon' have to learn how to change
I wish somebody woulda told me
If you want trust, you gon' have to give some away
If you want love, if you want love
If you want love, if you want love...", fing ich leise an zu singen.
(A/N: Hab das Lied oben verlinkt, falls es jemanden interessiert)
"Du kannst echt schön singen, Min.", hörte ich auf einmal Jisung sagen, der eben das Bad betreten hatte. War ich wirklich schon so lange unter der Dusche gewesen?
"Danke."
"Es tut mir leid, Minho. Ich hätte dich nicht wegschicken sollen. Du wolltest mir nur helfen und beistehen, weil es mir schlecht ging und dafür bin ich dir sehr dankbar. Ich hab mich so nutzlos gefühlt und so angreifbar. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass ich schutzlos wäre und dann hab ich irgendwie abgeschaltet und dieser Teil von mir, der mich dich auch ignorieren lassen hat, hat übernommen und wollte mich verteidigen, obwohl er es nicht brauchte, und dabei wollte ich dich nie wegschicken, weil ich dich doch bei mir brauche.", erklärte er, während ich mich schnell abtrocknete und mir das Handtuch um die Hüfte Band. "Das ergibt überhaupt keinen Sinn, ich weiß. Tut mir leid."
"Jisungie...", sagte ich sanft und ging zu ihm. Er errötete leicht, als er meinen Oberkörper sah und drehte seinen Kopf weg, was mich leise lachen ließ.
"Du kannst mich ruhig ansehen, Ji. Du hast doch eh schon alles von mir gesehen."
"Das war aber was anderes...", nuschelte er und konzentrierte sich weiter darauf, mich nicht anzusehen, wobei er immer weiter errötete. Hatte ich mit meinem Satz etwa ein paar Erinnerungen in ihm geweckt?
"Sieh mich an. Bitte.", sagte ich und versuchte mit einer Hand seinen Kopf zu drehen, doch er hielt verkrampft dagegen an.
"Du bist so ein Sturkopf.", lachte ich und er sah mich endlich an. Auch wenn er ein wenig beleidigt war, weshalb er seine knallroten Wangen aufplusterte. "Aber ein sehr süßer Sturkopf. Und jetzt lass mich dir sagen, was ich dir sagen wollte."
Er nickte und sah mich erwartungsvoll an.
"Es tut mir auch leid. In dem Moment hab ich auch nicht richtig darüber nachgedacht, was ich sage. Ich wollte nie, dass du denkst, du wärst nutzlos oder könntest nicht auf dich selbst aufpassen, denn das kannst du. Ich wollte für dich da sein, weil ich dich liebe. Aber nur, weil du Hilfe brauchst, bist du noch lange nicht nutzlos, verstehst du? Und danach hast du einfach falsch reagiert und das ist okay. So etwas passiert nunmal jedem. Ich bin dir deshalb nicht böse. Ich war nur verletzt von dem, was du gesagt hast... Vor allem als du gesagt hast, dass du mich nicht brauchst. Am liebsten wäre ich zurück gerannt und hätte dich abgeknutscht, einfach nur, damit du sowas nicht sagen kannst."
"Also Schwamm drüber?"
"Schwamm drüber."
"Weißt du, ich glaube, du solltest das mit dem abknutschen mal probieren, bevor ich wieder irgendwas dummes sage.", grinste er und legte seine Arme über meine Schultern.
"Ich hab gehofft, dass du das sagst.", antwortete ich und küsste ihn. Es war mir relativ egal, dass wir immer noch im Badezimmer waren. Solange Jisung bei mir war, war es mir egal.
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