[13]
Jisung PoV
Minho blieb den ganzen restlichen Abend bei mir und sorgte sich um mich. Eigentlich hatte er mir nicht sagen müssen, dass er mich liebte. Jede seiner Taten sprach für sich. Es war, als würde er mir mit jeder kleinen Geste noch einmal "Ich liebe dich" sagen.
Auch wenn es mir immer noch nicht besonders gut ging, machte er vieles besser. Er redete viel mit mir, erzählte mir Geschichten von ihm und lenkte mich damit ab, während ich mich an ihn kuschelte, um seine Nähe und die Sicherheit, die er mir gab, zu genießen. Irgendwann schlief ich dann an seinen Brustkorb gekuschelt ein. Aufgeweckt wurde ich erst, als die Sonne wieder aufging. Jedoch lag Minho nicht mehr bei mir, weshalb ich mich in eines seiner Kissen kuschelte, das angenehm nach ihm und einem Hauch von Febreze roch.
Er würde vermutlich gleich zurück kommen. Wahrscheinlich war er nur kurz im Badezimmer oder so. Ich würde einfach liegen bleiben und warten, bis er wieder kam.
Als er allerdings eine ganze Zeit später immer noch nicht wieder kam, beschloss ich, das warme und bequeme Bett zu verlassen, um zu sehen, wo er blieb, da ich ungern weiter alleine sein wollte, was vermutlich auch noch teilweise der Situation gestern zuzuschreiben war.
Als erstes sah ich nach, ob er im Bad war, um zu duschen, aber die Türen zu den Bädern waren beide offen, also konnte ich das schon einmal abhaken. Mein nächster Anhaltspunkt war die Küche, aus der gerade ein unfassbar leckerer Geruch in den Flur zog.
Der Ursprung des Geruchs war mein Freund, der in Shirt und Jogginghose am Herd stand und etwas briet, was mir verdächtig nach Pancakes aussah, während im Hintergrund leise Musik lief.
Ich ging einfach zu ihm und umarmte ihn von hinten.
"Du bist der beste, weißt du das?", fragte ich ihn und drückte ihm, so gut es ging, einen Kuss auf die Wange. Minho war wirklich der beste. Er gab mir das Gefühl, richtig zu sein, so wie ich mich fühlte. Als würde er mich nicht für die kleinste Emotion verurteilen. Genau deshalb zeigte ich ihm auch alles von mir, was ich zuvor bei keinem zu 100% getan hatte. Ich wollte, dass er wusste, wie sehr ich das an ihm schätzte. Hyunjin hatte ich zwar auch einen Teil meiner Emotionen gezeigt, aber eben nur einen Teil. Der Rest war für ihn ebenfalls uneinsehbar.
"Bin ich das?", fragte Minho und grinste frech.
"Jap, bist du.", bestätigte ich nochmal. "Zumindest wenn die Pfannkuchen für mich sind."
"Nicht nur. Wenn ich die nur für dich mache, bringt mich meine Schwester um."
"Genau deshalb bist du so perfekt. Weil du immer an alles denkst. Vor allem an mich.", meinte ich, woraufhin er sich zu mir umdrehte und mich liebevoll küsste.
"Wie könnte ich auch nicht an dich denken?", fragte er und ich küsste ihn wieder.
Wir standen viel zu lange einfach nur da und küssten uns. Seine Hände an meinen Hüften, meine Hände an seinem Nacken und unsere Lippen aufeinander.
"Man, Minho, du Spast!", rief seine Schwester schockiert, die plötzlich in die Küche kam und zog so schnell wie möglich die brennende Pfanne vom Herd, ehe sie den Deckel drauf legte, um den Brand zu ersticken. Wir sahen sie beide entschuldigend an.
"Ich verstehe zwar, dass du deine Finger nicht von ihm lassen kannst, aber lass dabei doch nicht das Essen anbrennen!", schimpfte sie, doch dann wechselte ihre Miene zu einer traurigen. "Oh man... Das arme Essen... Rest in peace..."
"Macht nichts. War ja nur einer. Im Ofen sind noch die anderen und Teig ist auch noch da. Wo sind eigentlich Mama und Papa?"
"Die schlafen noch. Aber nicht mehr lange, wenn du das ganze Haus abfackelst."
"Ich passe ja besser auf...", grummelte er, "Jemand hat mich nur abgelenkt."
Auch wenn Minho das letzte eher scherzhaft meinte, löste es in mir Schuldgefühle aus. Ich wusste nicht genau wieso, aber Schuldgefühle waren für mich schon immer die schlimmsten Gefühle gewesen und ich war dabei ziemlich empfindlich geworden. Vermutlich weil ich immer alles richtig machen wollte. Und alles richtig machen musste.
"Tut mir leid...", murmelte ich und sah bedrückt zu Boden.
"Hey, Sungie... Das war nur ein Spaß. Es ist doch nicht deine Schuld. Du kannst doch nichts dafür.", meinte er und lächelte mich an, weshalb ich auch schwach lächeln musste.
"Ihr beiden seid so süß, dass einem schlecht wird. Und zu irgendwas zu gebrauchen seid ihr auch nicht.", meinte Minseo und übernahm die Aufgabe, Frühstück zu machen.
"Warte nur ab, bis du dich verliebst.", zog Minho sie auf und umarmte mich von hinten.
"Werde ich nicht so schnell, Bruderherz.", erwiderte sie.
"Was macht dich da so sicher? Denkst du, ich hätte erwartet, dass ich mich in den hier verliebe? Ganz sicher nicht."
"Hey!", beschwerte ich mich und bekam dafür einen entschuldigenden Kuss auf die Wange und ein leises "Hab dich lieb".
"Die Hälfte der Typen, die ich kenne, ist homophob oder dumm, ein Drittel ist einfach scheiße und der Rest steht auf Typen. Deshalb wird das in nächster Zeit eher nichts. Wie seid ihr beiden eigentlich zusammen gekommen?"
"Das ist eine witzige Geschichte.", lachte ich. "Schließlich sind wir noch nicht lange zusammen. Erst ein paar Tage."
"Aber... Ihr habt vor Wochen schon rumgeknutscht und miteinander geschlafen...? Ich hab euch quasi direkt am Morgen danach erwischt."
"Das ist der witzige Teil.", meinte ich und sah zu Minho.
"Ich fand ihn überhaupt nicht witzig.", grummelte Minho.
"Nicht beleidigt sein, Babe. Soll ich es ihr erzählen oder willst du?"
"Mach du ruhig. Und sag ihr die ganze Wahrheit."
"Okay, also das war so: Irgendwie hat mir Minho schon immer gefallen, aber er hat sich nie länger auf jemanden eingelassen und deshalb hab ich ihn einfach genauso ignoriert wie alle anderen auch. Ein Fick und dann war er wieder weg. Das war nicht das, was ich von ihm wollte. Ich wollte eine feste Beziehung und nicht nur eine schnelle Nummer. Trotzdem fand ich ihn so anziehend. Also hab ich ihn den Abend, bevor du uns in seinem Bett gesehen hast, angesprochen. Irgendwie hat mich ein Kumpel von uns auch dazu gezwungen... Aber naja. Das ist auch egal."
Minseo folgte gespannt und auch irgendwie geschockt meiner Erzählung, wobei Minho genauestens ihre Reaktionen verfolgte.
"Jedenfalls haben wir dann miteinander geschlafen, wie du dir ja wahrscheinlich denken konntest. Ich dachte erst, dass Minho mich spätestens am nächsten Tag wieder wegschickt, aber aus mir unbekannten Gründen hat er das nicht. Also haben wir das Wochenende zusammen verbracht. Das hast du ja alles mitbekommen. Er meinte, dass wir so tun sollten, als wären wir zusammen, damit er nicht als schlechtes Vorbild da steht, weil er so mit anderen Menschen umgeht. Und ich hab mitgemacht, weil ich seine Nähe mochte. Aber in der Schule bin ich wieder dazu übergegangen, ihn komplett zu ignorieren. Es war nicht so, dass ich nicht zu ihm wollte, denn das wollte ich mehr als alles andere, aber ich konnte nicht, weil dann alles kaputt wäre, was mich die letzten Jahre beschützt hatte. Das ging ein paar Tage so, bis ich mich dazu bereit erklären musste, ihm Nachhilfe zu geben. Allerdings hab ich mich ewig nicht bei Minho gemeldet, weil ich es einfach nicht geschafft habe. Ich wollte wieder Zeit mit ihm verbringen, aber ich wollte nicht, dass er mich von sich weg drückte und genau so behandelte, wie alle anderen, die er hatte. Deshalb ist es mir unfassbar schwer gefallen, ihm zu schreiben, aber ich konnte es auch nicht absagen. Den einen Tag, ich bin nicht sicher, ob es auch der Tag war, an dem ich ihm endlich geschrieben habe, hatte ich ziemlichen Stress zu Hause. Deshalb bin ich mit Hyunjin gemeinsam zum Tanzen gegangen, um ihm einfach zu zu sehen und von meiner Familie wegzukommen. Und dann war er wieder da und hat sich um mich gekümmert. Er hat meine Wunden verbunden, die ich schon ein paar Tage zuvor hatte und hat sich um mich gesorgt. Dabei haben wir miteinander geredet und sind irgendwie zusammen gekommen. Und hier sind wir jetzt.", erzählte ich zu Ende.
"Das ist... Wow...", kam es überfordert von Minseo.
"Bist du jetzt angeekelt von mir...?", fragte Minho vorsichtig. "Ich hab schließlich quasi unsere halbe Schule gevögelt."
"Nein, bin ich nicht. Ich bin nur ziemlich überrascht, wie das ganze zwischen euch gelaufen ist. Mit wie vielen du es treibst, ist deine Sache."
"Das bin ich auch immer noch.", lachte ich.
"Ihr beiden wirkt eher, wie als hättet ihr die schnulzigste Geschichte hinter euch und nicht 'Ich hatte halt Bock mich von deinem Bruder durchnehmen zu lassen'. Außerdem verstehe ich das mit Jisung's Wunden nicht ganz. Wo kamen die her und warum musste Minho sich darum kümmern? Wo sind die überhaupt? Man sieht sie ja nicht."
Ich biss mir auf die Unterlippe und zog wortlos mein Shirt hoch, wodurch die beiden Schnitte sichtbar wurden. Sie verliefen ziemlich gezielt übereinander und waren fast exakt gleich lang. Einer war ein wenig älter als der andere, was man auch deutlich sah.
"Kannst du dir denken, wie die dahin gekommen sind oder soll ich es erklären?", fragte ich und ließ das Shirt wieder runter.
"Ich verstehe schon... Es tut mir leid, dass ich gefragt habe. Das war respektlos.", meinte sie und sah mich traurig und schockiert zugleich an.
"Ist okay, sonst hätte ich es dir nicht gezeigt. Im Nachhinein bereue ich es ziemlich, aber ich wusste mir in diesen Momenten einfach nicht mehr anders zu helfen. Es war einfach zu viel."
"Jetzt hast du mich.", meinte Minho. "Und wann immer du Stress hast, gebe ich mein bestes, um dir diesen Stress zu nehmen. Ruf mich einfach an, wann immer du mich brauchst."
"Danke, Babe.", antwortete ich und küsste ihn.
"Darauf brauche ich erstmal Pfannkuchen.", kam es von Miseo und wir begannen alle zu frühstücken.
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