[08]
Minho PoV
Es dauerte eine weitere Woche, bis Jisung sich bei mir meldete. Eine weitere Woche, die mich immer weiter runter zog und mich zum Verzweifeln brachte. Jedes Mal wenn ich ihn sah, zog sich alles in mir schmerzhaft zusammen, aber trotzdem konnte ich nicht zu ihm. So waren seine Regeln. Und jetzt schrieb er mir, dass ich am Freitag nachmittags zu ihm kommen sollte. Das waren noch zwei Tage, die ich ohne ihn aushalten musste, auch wenn sich mein Körper immer mehr nach ihm verzerrte. Ich wollte, dass er meins war. Nur meins. Wollte ihn küssen, in den Arm nehmen und ihn einfach bei mir haben.
Chan und Jeongin wussten schon kaum noch, was sie machen sollten, da es ihnen immer schwerer fiel mich aufzuheitern und ich wartete eigentlich nur noch darauf, dass sie es endgültig aufgaben.
In meinem Gefühls-chaos hatte ich mich jeden Nachmittag ins Tanzen gestürzt, wie ein Irrer, weshalb es eigentlich verwunderlich war, dass Hyunjin oder Felix mich noch nicht vom Boden kratzen mussten, weil ich vor Erschöpfung zusammen gebrochen war. Heute wollten wir uns zu dritt treffen, um gemeinsam zu tanzen. Hyunjin wollte noch "jemand besonderen" mitbringen, weil er zu Hause wohl ein paar Probleme hatte und deshalb nicht da bleiben wollte.
Ich war bereits da, als Felix zeitgleich mit Hyunjin den Raum betrat. Hinter den beiden lief langsam und ein wenig verunsichert der Junge, der mir seit fast zwei Wochen tatsächlich Herzschmerz zufügte.
"Minho?!", fragte Jisung überrascht. Anscheinend wusste er ebensowenig wie ich, dass wir uns heute sehen würden.
"Ich freue mich auch dich zu sehen, Jisung.", sagte ich und lächelte schwach, ehe ich zu ihm ging und ihn umarmte.
"Hab dich vermisst...", nuschelte er und ich begann mit meiner Hand über seinen Rücken zu fahren.
"Ich dich auch. Sehr sogar."
Ich stoppte, als ich unter seinem Hoodie noch etwas anderes fühlte als Stoff und sofort kam mir sein blutiges Handtuch in den Sinn.
"Jisung, ausziehen.", meinte ich streng.
"Was zur-... Minho, kann ja sein, dass du untervögelt bist, aber ihr werdet es nicht hier treiben! Wir haben Fenster zum Flur hin.", mischte sich Hyunjin ein.
"Darum geht es überhaupt nicht. Baby, ich will, dass du deinen Hoodie ausziehst. Jetzt."
Er schüttelte seinen Kopf und ich meine tatsächlich eine einzelne Träne sein Gesicht runter laufen zu sehen. Doch kurz darauf war sein Gesicht wieder so ausdruckslos wie in der Schule. Er wollte nicht, dass ich sah, wie es ihm ging.
"Hör zu, mein Kleiner...", versuchte ich es dieses Mal sanft. "Ich werde nicht fragen warum, wenn du es mir nicht sagen willst. Ich will nur, dass alles richtig versorgt ist, damit sich nichts entzündet. Es ist immer schwierig, das bei sich selbst zu machen. Also lässt du mich das machen?"
"Okay. Aber keine Fragen."
"Einverstanden."
Ich holte schnell den Erste-Hilfe-Koffer, von denen hier in jedem Raum mindestens zwei waren, da man nie wirklich wusste, was beim Tanzen so alles passieren konnte, dann machte ich mich vorsichtig daran, die beiden Schnitte auf seinem Oberkörper zu verarzten. Jisung sah währenddessen gelangweilt im Raum um her und zuckte ab und zu leicht zusammen. Ich hatte ihm gesagt, dass er sich auf die Bank legen sollte, weil es so am einfachsten war.
"Hast du Minho je schon mal so gesehen?", hörte ich Felix Hyunjin fragen. "Er ist so besorgt um Jisung."
"Noch nie. Wenn wir uns verletzt haben, war er zwar da und hat sich gekümmert, aber nie so."
"Ich glaube, er hat von uns dreien einen Liebling und das sind definitiv nicht wir beide."
Oh ja, den hatte ich. Ich grinste Jisung kurz an und prustete dann in seinen Bauch, so wie manche Eltern es bei ihren Babys machten, weshalb der Jüngere anfing zu lachen.
"Minho, das kitzelt.", lachte er und vergrub seine Hand in meinen Haaren, doch ich machte weiter. Ich hätte nie gedacht, dass mich ein Lachen jemals so glücklich machen konnte. Ich war einfach nur froh, dass er mir wieder zeigte, wie es ihm ging, und dass er so nah bei mir war.
"Hör auf!", lachte er wieder.
"Warum sollte ich?", grinste ich und machte weiter.
"Sonst bekommst du keinen einzigen Kuss mehr von mir!"
Dagegen kam ich nicht an, also ließ ich von ihm ab.
"Geht doch. Kannst du mir meinen Hoodie geben? Mir wird kalt."
"Klar, hier."
Ich gab ihm den Hoodie und er zog ihn sich wieder über.
"Bekomme ich meinen Hoodie eigentlich wieder?", fragte ich. Es störte mich eigentlich nicht, dass er noch einen meiner Hoodies hatte, aber ich wollte das trotzdem wissen.
"Ich weiß nicht... Bekomme ich meine Jungfräulichkeit wieder?", grinste er frech.
"Hast du nicht gesagt..."
"Also?"
"Bekomme ich dann das hier wieder?", fragte ich und legte seine Hand auf meinen Brustkorb, ungefähr auf Höhe meines Herzens. "Du machst damit gerade irgendwie ziemlich viel und ich habe Angst, dass es kaputt geht."
Er sah mich mit großen Augen an und schien nicht fassen zu können, was ich ihm da gerade gesagt hatte.
"Du kannst doch nicht einfach so etwas Süßes darauf antworten und mich damit wie den Perversling darstehen lassen!", kam es entgeistert von ihm.
"Du hast immer noch die Chance etwas Süßes zu sagen."
Er sah aus, wie als würde er darüber nachdenken, was er sagen könnte, doch er schien nicht auf das Richtige zu kommen.
"Entschuldigung, Minho, aber hast du einen Boyfriend?", fragte er und ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. Das hatte ich nun wirklich nicht erwartet.
"Ich bin nicht sicher... Hab ich einen?", grinste ich und sah ihn erwartungsvoll an.
"Wenn du das willst, dann hast du jetzt einen. Ja."
"Ihr seid meine Zeugen. Sollte er jemals sagen, dass er etwas anderes als mein fester Freund ist, dann lügt er.", meinte ich zu Felix und Hyunjin, die sich bereits aufwärmten.
"Wir haben euch nicht zugehört, aber herzlichen Glückwunsch.", grinste Hyunjin.
"Glückwunsch euch beiden.", meinte auch Felix mit einem ehrlichen Lächeln. "Was sagt ihr dazu, wenn ich euch alle übermorgen auf eine Party entführe und ihr das ordentlich feiern könnt?"
"Klingt gut, oder nicht, Ji?"
"Klingt sehr gut.", antwortete er und küsste mich. Es war ein langsamer und liebevoller Kuss. Eben genau die Art von Kuss, die man nur mit Jisung genießen konnte. Allerdings wurden wir viel zu schnell von dem Klingeln meines Handys gestört.
"Ich hab dir gesagt nur gesagt, dass du Bilder machen sollst, nicht dass du sie auch schicken sollst.", motzte Felix den Älteren an.
"Sorry, ich bin davon ausgegangen, dass ich sie ihnen auch gleich schicken soll."
"Dann störst du sie doch nur! Ich hoffe wirklich, dass du noch lernst eigenständig zu denken, damit deine Eltern dich später nicht mit Geld vollstopfen müssen, weil du anders nicht klar kommst...", grummelte Felix. So kannte ich ihn eigentlich nicht. Er war immer unser Sonnenschein und heitere einen eigentlich grundsätzlich auf.
"Ohh... Ärger mit Changbin?", raunte Hyunjin und traf damit anscheinend ziemlich genau ins Schwarze, denn unser Sonnenschein sah aus, wie als würde er jeden Moment in Tränen ausbrechen.
"Ich weiß einfach nicht, was ich falsch gemacht habe, aber er ist so, so... abweisend?"
Hyunjin nahm ihn in den Arm und tröstete ihn.
"Das wird schon. Glaub mir. Irgendwann muss er mit dir reden. Außerdem... Wenn die beiden hier das hinbekommen, dann bekommt ihr das erst recht hin."
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